Männerarbeit 3: Kalendersprüche

Zum ruhmreichen Abschluss der Trilogie!

  1. Abschluss – Einfach Mann sein

Einfach Mann sein ist nicht leicht – aber in gewisser Weise auch einfach.

Er sorgt pro-aktiverweise dafür, dass man dazu auch einfach keine Lust mehr hat.

 Zum Abschluss möchte ich uns allen fünf Wünsche auf den Weg mitgeben:

Spoiler: es sind fünf Wünsche. Im gesprochenen Vortrag könnte man aber auch denken, es wären fünf Anwesende.

#1 Schluss mit Verdrängung: Den Schmerz sehen und liebevoll annehmen

Nur Weicheier und Jammerlappen benutzen Schmerzmittel! Ein echter Mann „sieht“ den Schmerz und leidet liebevoll.

ich wünsche uns die Stärke, aus dem Hamsterrad traditioneller Männlichkeitsentwürfe auszusteigen.

Stärke wäre doch nur eine Fassade, oder?

Kompetition und Konkurrenzkampf kann man(n) auch einfach sein lassen. Dort gibt es nichts zu gewinnen und nichts zu wachsen.

Ja, kann man sein lassen, aber doch, dort kann man was gewinnen (auch, wenn viele leer ausgehen) und man kann wachsen, um die Konkurrenz zu überbieten.

Machen wir das, wo Wachstum eine realistische Option ist. Wenden wir uns unserem Schmerz zu.

Wenn der Kampf aufhört, ist der Schmerz auch vorbei. Denn warum sonst höre ich auf damit? Aber ja, auch ohne Konkurrenzdruck kann man wachsen, wenn man das noch will.

Erlauben wir uns, zu leiden und zu hadern – vielleicht sogar mit Lust, aber nicht aus einer Haltung des Selbstmitleids, sondern der Selbstachtung heraus.

Hadern ist doch ein anderes Wort für (Konkurrenz)kampf, also genau der Mist, mit dem man aufhören will. Aber abgesehen vom buddhistischen Ansatz, dass Leben sowieso Leiden ist – sobald ich – in völliger Zustimmung zu Theunert, dass das „traditionelle Männlichkeitsbild“ jede Menge Schmerz und Leid verursacht – damit aufhöre, will ich kein anderes Männlichkeitsbild annehmen, das ebenso Schmerz und Leid beinhaltet.

#2 Schluss mit Selbstvorwürfen: Wir sind Opfer struktureller Macht, an deren Erhaltung wir als Täter mitwirken

Dieser Humor immer. Wie Erma Bombeck so schön sagte: „Ein Buch über Schuldgefühle, dessen Klappentext sagt, wer es nicht kauft, werde es ein Leben lang bereuen.“ Ernsthaft, soll das witzig sein, oder liest er sich den Quatsch nicht einmal durch, bevor er einen Vortrag hält?

Ich wünsche uns Entlastung im Wissen, dass das Gefühl des Ungenügens nicht Ausdruck individuellen Versagens, sondern Ausdruck struktureller Macht und kollektiver Verdrängung ist.

Die Erbsündentheorie war auch als Entlastung des Gefühls des Ungenügens gedacht, aber Feminismus ist ja keine Religion. Aber selbst die Kirche sagt nicht, dass man für alle Sünden auf der Welt verantwortlich sei, wohingegen Theunert so Männer per Schuldgefühle motivieren will.

 Keiner von uns kann das Bild des allzeitbereiten, omnipotenten, unfehlbaren Supermannes zu erfüllen. Keiner von uns ist umgekehrt einfach ein einfältiger testosterongesteuerter Trottel.

Ja, und das weiß ich auch so, und ich kann nicht für Dinge verantwortlich sein, die ich nicht verursacht habe und nicht ändern kann.

 Wir sind Männer, also Menschen, die unter den Männlichkeitsnormen leiden, die wir selber mittragen.

Welche Normen trage ich denn? Ich erwarte von keinem Mann, beim Daten den ersten Schritt zu machen. Ich erwarte von keinem Mann, kein Rosa zu tragen. Oder umgekehrt, wenn eine Frau gerne im Gerüstbau arbeiten will, stört mich das auch nicht.

#3 Schluss mit Faust im Sack: Wut ist ein Kompass, Generativität das Ziel.

Ich wünsche uns die Weisheit, unsere Wut – ja sogar den Hass – als Energie nutzbar zu machen, um sie zu überwinden.

Merke: kein Mensch ist toxisch, aber „toxische Männlichkeit“ ist genau dann gut, wenn man (jemand anderes) was davon hat.

#4 Schluss mit Isolationshaft: In Verbindung mit sich und Anderen kommen.

Ich wünsche uns die Kraft und den Mut, uns gegen alles zu wehren, was den Wächter in uns stärkt – egal, ob es der Chef, die Frau oder der Bankberater ist.

Chef, Frau und Bankberater stärken den Wächter in uns selbst? Sie sind nicht selbst die Wächter? Das mag ja von der Metapher her so richtig sein, aber vom Realismus her ist das gelinde gesagt kontraintuitiv.

Wehren wir uns gegen alle, die uns eine Erbschuld einreden wollen

Schenkelklopf. Vor-Lachen-Brüll. Das sagt der richtige.

Das ist unlauter. Das ist Manipulation.

Das! Ist! SPARTA!

Es gibt keine männliche Erbschuld. Es gibt nur die Verantwortung für die tatsächliche Teilhabe an der patriarchalen Dividende,

Frauen kriegen ihren Anteil auch ausgezahlt, und Männer müssen auch einzahlen.

 Verantwortung dafür, nicht aus Bequemlichkeit weiterhin etwas zu tun, obwohl wir es als falsch erkannt haben.

Joah. Er hat bis dato kein Beispiel genannt, was Männer aus Bequemlichkeit täten, obwohl sie es als falsch erkannten.

#5 Schluss mit brav: Kämpfen wir darum, mehr Mann und ganz Mensch sein zu dürfen.

Bzw., genau DAS ist doch das Narrativ, welches hinter diesem Männlichkeitsbild steht: „Männer müssen kämpfen!“ *Leonidas-Kick

Ich wünsche uns das Vertrauen in die Schönheit und die Liebenswertigkeit von all dem Ungeliebten, das in unserem inneren Gefangenen festgezurrt ist.

Hachja, Vertrauen in Schönheit. Aber wenn ich „liebenswert“ bin, dann müsste ich das nicht beweisen. Oder wenn ich es beweisen muss, trete ich wieder in den Konkurrenzkampf ein mit anderen Männern, wer von uns mehr Liebe wert ist.

«Warum, wenn Gottes Welt doch so gross ist, bist du ausgerechnet in einem Gefängnis eingeschlafen?», fragt der orientalische Mystiker Rumi (1207-1273)

Victimbläming.

Und ganz zum Schluss die Feststellung: Ich bin sicher, dass Sie wahrgenommen haben, weshalb ich glaube, dass die kirchliche Männerarbeit in diesen grossen Veränderungsbewegungen eine ganz besondere Rolle zu spielen hat

Taufe tilgt die Erbsünde (katholische Auffassung) oder auch nicht (evangelische Auffassung), aber beide betonen, dass man in erster Linie sich selbst zu einen besseren Menschen entwickeln soll, nicht die Gesellschaft zu einer besseren Gesellschaft.

Ok, das meint er nicht. Ich habe aber auch keine Ahnung, was er sonst meint.

Ein Gedanke zu “Männerarbeit 3: Kalendersprüche

  1. Schritt 1: Mit links auftragen und mit rechts polieren.

    Schritt 2: Von unten nach oben streichen. Den ganzen Zaun.

    Wer behauptet, Männer drückten sich vor der Care-Arbeit, sollte sich mal (wieder) Karate Kid (1984) anschauen. Übrigens ist es genau Pat Morita’s Mr Miyagi und sein besonnene, beherrschte, kompetente und für Widersacher gefährliche Art sich zu kümmern, die der neuen Serie fehlen, was sehr viel über den Zeitgeist aussagt.

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