Jaaaa, ok.
Als Zivi will ich mich nicht pro Krieg aussprechen, aber diese Argumentation ist hanebüchen. Wenn man als Ukrainer für Kapitulation ist, ok. Wenn man lieber das Land verlassen will, auch ok. Wenn man gegen die Russen will, auch ok. Bzw., ich bin nicht in der Position, Ukrainern diesbezügliche Vorschriften zu machen. Und die auch nicht.
Wir hoffen darum, dass Sie sich auf Ihre ursprüngliche Position besinnen und nicht, weder direkt noch indirekt, weitere schwere Waffen an die Ukraine liefern.
Irgendwie will ich nicht mit Scholz tauschen, weil er nur die Wahl zwischen verschiedenen Übeln hat. Aber hey, wenn er das als feministischen Waffenexport främt, stimmt Emma ihm bestimmt zu. Doppelplusmoralisch!
Wir bitten Sie im Gegenteil dringlich, alles dazu beizutragen, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können.
Ich denke nicht, dass es die Schuld von Scholz ist, dass das derzeit nicht klappt. Oder dass deutsche Waffen oder nicht Putin grundsätzlich beeinflussen. Bzw., ich halte das für sehr naiv…
Wir teilen das Urteil über die russische Aggression als Bruch der Grundnorm des Völkerrechts.
Ach? (Das Wort ist „Angriff“. Diese politische Korrektheit immer.)
Wir teilen auch die Überzeugung, dass es eine prinzipielle politisch-moralische Pflicht gibt, vor aggressiver Gewalt nicht ohne Gegenwehr zurückzuweichen.
Aber…? (Moment, heißt das, es gäbe die Pflicht, zurückzuweichen, nur eben mit Gegenwehr? Oder darf man sich auch einfach an Ort und Stelle wehren? Kant konnte zwar auch kompliziert formulieren, aber das war ein-eindeutig lösbar wie eine mathematische Gleichung.)
Doch alles, was sich daraus ableiten lässt, hat Grenzen in anderen Geboten der politischen Ethik.
Wenn man den Ukrainern grundsätzlich zugesteht, einen Krieg zu führen, den eine andere Partei ihnen erklärt hat, aber nur, wenn sie dabei nur Handfeuerwaffen benutzen, ist das etwas sonderbar. Gut, die Taliban haben auch keine Panzer, aber entweder ist man komplett gegen Kriege, oder man schließt Kriege nicht grundsätzlich aus. Kriege nur ausschließen, wenn sie nicht möglichst asymetrisch geführt werden – warum?
Zwei solche Grenzlinien sind nach unserer Überzeugung jetzt erreicht: Erstens das kategorische Verbot, ein manifestes Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen.
Wenn die Ukraine nicht aufgibt, kämpft Putin mit konventionellen Waffen weiter, anstatt eine Atombombe über Kiew abzuwerfen. Aber wenn Deutschland – und nicht als einziges – der Ukraine Waffen schickt, DAS ist für Putin das, was das Pulverfass zum Überlaufen, ähh, die kritische Masse erreicht. Ist klar.
Die zweite Grenzlinie ist das Maß an Zerstörung und menschlichem Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung. Selbst der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor steht dazu irgendwann in einem unerträglichen Missverhältnis.
Wer bestimmt, was „erträglich“ ist? „Wir“ ja wohl nicht.
Wir warnen vor einem zweifachen Irrtum:
Doppelpluss Irrrtumm! Muss verhindert werden! Weil: Intelllektuellleee!!
Zum einen, dass die Verantwortung für die Gefahr einer Eskalation zum atomaren Konflikt allein den ursprünglichen Aggressor angehe und nicht auch diejenigen, die ihm sehenden Auges ein Motiv zu einem gegebenenfalls verbrecherischen Handeln liefern.
Das ist, als würde wer sagen, dass die Gefahr einer Eskalation einer Vergewaltigung nicht allein vom ursprünglichen Vergewaltiger ausginge, sondern auch vom Opfer, das sich wehrt und damit ein Motiv liefert, es umzubringen. Dieses Argument, in der Emma.
…zum andern, dass die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der weiteren „Kosten“ an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung falle.
Wenn die ukrainische Regierung darum bäte, keine weiteren Panzer zu schicken, wäre das tatsächlich die zuständige Stelle, die über die moralische Verantwortbarkeit entscheidet. (Altenativ wäre das Argument, dass zwangsrekrutierte Soldaten nicht in den Krieg geschickt werden sollten, und dass daher die Ukraine auch nicht „besser“ sei als Russland – aber das Victim-Bläming oben hat die Emma schon genug Glaubwürdigkeit gekostet, die können jetzt nicht noch mit Männerrechten anfangen.)
Es gilt, bei allen Unterschieden, einen weltweiten Frieden anzustreben. Der europäische Ansatz der gemeinsamen Vielfalt ist hierfür ein Vorbild.
Scholz ist bestimmt nicht der, der diesen Krieg gewollt hat. Und um etwas weiter auszuholen, er hat auch nicht mehr Verantwortung für Putins Politik als Macron, Biden oder sonst ein Staats- oder Regierungschef. Deshalb ist es eher Geschleime zu sagen,
dass gerade der Regierungschef von Deutschland entscheidend zu einer Lösung beitragen kann, die auch vor dem Urteil der Geschichte Bestand hat.
Weil: Magic! Bei allen guten Wünschen, Deutschlands Nettigkeit oder Härte ist Putin vermutlich eher egal. Ich finde das auch schade, aber der Brief nutzt trotzdem nix. Schickt ihn doch Putin.