KEIN PINK IST AUCH KEINE LÖSUNG
No shit, Sherlock. No. Shit.
Ich habe eine Schwäche für die Farben Pink und Rosa. Ich liebe Kirschblüten.
Ja, Pink ist nicht Rosa. Künstliche Farben können rosa oder pink sein, aber natürlich vorkommende Dinge werden stets rosa genannt, oder rosafarben: rosa Ferkel, rosa Granit und rosa Rosen. Es gibt insbesondere keine pinken Kirschblüten, außer als plastikimitat. Aber weiße, weshalb Pickert Liebe zu Kirschblüten nur so „semi-sequitur“ ist.
Meine große Tochter weiß, dass ich Jahre nicht nach Geburtstagen, sondern danach zähle, wie oft ich wohl noch Kirschblüten sehen werde.
??? Tausendmal je Kirschbaum ???
Deshalb plant sie mit mir irgendwann Hanami in Japan
Doch nicht irgendwann – Ende März bis Anfang Mai, je nachdem, wo in Japan.
Manchmal trage ich sogar einen pinken Anzug, wenn es etwas für Pinkstinks zu feiern gibt oder es ein paar Leute zu schockieren gibt.
Joa, ich bin völlig gefläscht. Ich hatte übrigens mal ein rosafarbenes Sakko. So definiert, weil der Stoff aus weißen und roten Fäden bestand. Feiert meinen Feminismus!
Seit ich vor mittlerweile 10 Jahren bei Pinkstinks als Bübchen für Alles angeheuert habe…
Hat er den Laden eigentlich übernommen. Bzw., er ist das „Gesicht“, er schreibt praktisch alle Artikel, die namentlich einen Autoren (m/w/d) darstellen, und – wenn das „für Alles“ stimmt – spült er die Tassen in der Teeküche, putzt nach Feierabend die Redaktionsräume, macht die Lohnbuchhaltung und entwirft das Merch.
… steht die Frage im Raum, wie das eigentlich zusammenpasst.
Äh, nein? Also auch als eher kritischer Leser habe ich mir diese Frage nie gestellt. Das rosa-blau-Schema wurde entwickelt, um bei kleinen Kindern (bis 3) das Geschlecht auch dann erkennbar zu machen, wenn diese bekleidet sind, also in einem Alter, wo das Geschlecht mal richtig egal ist. Und auf der metaphorischen Ebene steht das eben für das ganze Bündel an sinnlosen Rollenerwartungen, albernen Klischees und dummen Vorurteilen über Geschlechter, die man ja gerne kritisieren kann. Was mich stört, ist, dass hier so getan wird, als würden nur Männer diese Rollenerwartungen haben oder propagieren.
Seitdem haben wir ein ums andere Mal erklärt, dass Pinkstinks einfach nur die knackige Form von „Diese verdammte Pinkifizierung, mit der Mädchen genötigt werden, im Spätkapitalismus ihre Geschlechtsidentität zu verifizieren, ist echt nicht in Ordnung, und das Gleiche gilt natürlich auch für Jungen und Hellblau“ ist
Das hatte ich insofern schon verstanden. Dass ist aber kein Widerspruch, dass Pickert in Pink auf Fotos posiert, wo er mit Bartschatten verächtlich in die Ferne starrt. Warum? Weil hier die Symbolfarbe für „weiblich“ an einem Mann hängt, so dass das rosa-blau-Muster durchbrochen wird. Wie man es von Gegnern desselben erwarten würde. Welcher Depp versteht das nicht? Und wieso erklärt Pickert das nicht genau SO wie ich jetzt? Versteht er das Prinzip seiner „eigenen“ Organisation etwa nicht?
aber so wirklich nicht auf T-Shirts, Visitenkarten oder in das Vereinsmelderegister passt.
Tja. ICH hatte das verstanden.
Pink und Hellblau an sich sind total super. Was könnte gegen die Farbe von Kirschblüten und gegen die Farbe des Himmels an einem warmen, sonnigen Tag sprechen?
Der Klugscheißer in mir betont weiterhin, dass Kirschblüten rosafarben sind und nicht pink. Aber egal – „wir“, also auch Menschen, die Pinkstinks Inhalten eher kritisch gegenüberstehen, verstehen, dass das nicht explizit gegen die Farbe an sich geht, sondern gegen die Rollenerwartung, dass weibliche Kleinkinder Frauen eben rosa tragen und männliche Kleinkinder Männer hellblau. Dunkelblau natürlich nicht. (Ernsthaft, mag ja sein, dass irgendwer – ob im Scherz oder Ernst, wäre die nächste Frage – das mal als „Pinkstinks ist gegen die Farbe als solcher“ gesagt hat, und dass Pickert denkt, dass das ganz viele Leute so verstehen. Aber echt jetzt? Jetzt echt???)
Tatsächlich kann ich mich aber nicht davon freisprechen, zumindest eine Zeit lang bei meinen älteren Kindern eine Vermeidungsstrategie gefahren zu haben
Tja. Einfach Mädchen hellblaue Sachen kaufen und Jungen pinke?
die heute sehr viel üblicher ist als vor zehn, zwölf Jahren. Ich rede von sogenannten „geschlechtsneutralen“ Farben: Gelb, Mintgrün, Beige, Braun, Orange, Grau.
Es gibt ein Babyfoto von entweder mir oder einer Cousine von mir, bei der man nicht mehr weiß, wer von uns das ist, weil sie mal meine Babysachen bekommen hat. Diese waren gelb. Und das ist jetzt etwas länger her als zehn oder zwölf Jahre, dass uns diese Babysachen gepasst haben.
Farben zu wählen, denen kein Geschlecht zugeschrieben wird, macht die Dinge zunächst einfacher. Allerdings umgeht man damit die Problematik, anstatt sie zu lösen.
Wenn DU, liebes geschlechter-klischee-kritische Elternteil, das Problem „lösen“ willst, lass Deine Kinder mal pinke und mal hellblaue Kleidung tragen. Alle Verwandten, Nachbarn und sonstwer werden erkennen, dass Du Dich dem Klischee nicht beugst.
Die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen bleiben und werden einfach auf andere, auf mehr Farben verteilt.
Ja? Wenn ich sage, gelb ist männlich, und meine Cousine sagt weiblich, wer hat dann Recht?
Khaki, Braun, Olivgrün und Grau für Jungen. Pastellfarben wie Eierschale, Creme, Beige und Flieder für Mädchen.
Ohnein! Die entsätzliche Geschlechterfarbhydra – hackt man eine Farbe ab, wachsen zwei neue nach! Auch dieses Problem ließe sich umgehen, wenn man iosen Kindern Anziehsachen in unterschiedlichen Farben kaufte.
Die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen werden aus anderen Bedeutungsräumen importiert, in denen sie noch einigermaßen intakt sind und nicht von Leuten wie uns ständig demoliert werden. Militär und Ballett zum Beispiel.
Wer ist gezwungen, dass zu tun? Die Väter oder die Mütter?
Als ich Mitte der 00er Jahre nach Kinderklamotten außerhalb des Rosa-Hellblau-Kosmos gesucht habe, waren die Ergebnisse eher dürftig.
Tja, 30 Jehre zu spät, würde ich sagen.
Heute gibt es ganze Einrichtungskonzepte und Bekleidungslinien, die bewusst auf Rosa und Hellblau verzichten.
Dass es „Einrichtungskonzepte“ und „Bekleidungslinien“ sind, sagt schon so einiges über die generelle Kommerzialisierung, und als Konsumkritik verstanden kann man ihn schon viel eher zustimmen. Aber nun gut.
Auf der anderen Seite gibt es Gender Reveal Partys, bei denen sich alles um Rosa und Hellblau dreht.
Niemand zwingt ihn, oder sonstwen, dabei mitzumachen. Dann schon eher sich beschweren, dass es keine gelben Babysachen gibt.
Und selbst wenn es zur Abwechslung mal Grau und Mintgrün sein sollten, sitzen die Zuschreibungen ja trotzdem.
Bei der Gender-Reveal-Party? DAS wäre doch mal ein Twist.
Langsam weiß ich echt nicht mehr wie ich das ganze Geld für den Druck der T-Shirt Motive verdienen soll, die mir dauernd einfallen.
Kommerzialisieren. Wenn die Motive so gut sind, wird schon jemand die T-Shirts kaufen wollen.
Letztendlich kommen wir nicht umhin, die eigentliche Arbeit zu tun.
Ist nicht meine Arbeit.
Und die besteht nun einmal darin klarzustellen, dass Farben eben genauso wenig ein Geschlecht haben wie Gerüche, Töne oder Formen.
Ähh, man kann das Geschlecht eines anderen Menschen durchaus am Klang seiner Stimme, der Form seines Körpers und gelegentlich an seinem Körpergeruches erkennen. Also – was?
Kein Pink ist folglich auch keine Lösung.
D’oh. Oder meint er jetzt wie in „kein Alkohol“?
Geschlechtsspezifische Zuschreibungen darüber, wie sich Frauen und Männer qua Geschlecht zu verhalten haben, finden trotzdem statt.
Was nur am Rande damit zu tun hat, wie man iose Kinder kleidet.
Gleichzeitig missachtet man immer noch wirklich relevante Unterschiede, wie beispielsweise in der Gender-Medizin. Frauen sind also nicht qua Geschlecht niedlich, lieb, friedlich und rosafixiert, dafür sehen die Symptome eines Herzinfarkts bei ihnen zumeist anders aus als bei Männern.
Heul doch. Rund die Hälfte aller Ärzte sind weiblich, das meiste Krankenhauspersonal auch, für Frauen wird im Gesundheitssektor mehr Geld ausgegeben und die Lebenserwartung von Frauen ist entsprechend höher. Wenn jemand einen Herzinfarkt bei einer Frau nicht erkennt, ist das wohl am ehsten jemand, der oder (ziemlich oft auch) die glaubt, Geschlechterunterschiede seien sozial konstruiert. Beschwere Dich bei denen.
Pink für alle. Hellblau für alle. Andernfalls drehen wir uns mit unseren leider allzu stabilen Vorurteilen nur im Farbkreis und kommen womöglich an einer anderen Stelle des Farbspektrums heraus, haben aber unser gedankliches Spektrum immer noch nicht erweitert.
Seht Ihr? Er durchschaut ein Problem, das sonst niemand hatte. Welch Epiphanie.
Allein schon wegen der Kirschblüten. Ach ja, Kirschblüten. Bald ist es wieder so weit. Kirschblüten vor einem strahlenden Himmel.
Kirschblüten sind übrigens zwittrig – Geschlechterklischees überwinden wie ein PRO. Aber ja, Pickert ist voll der Feingeist, ey. Jettet mit seiner Tochter um die Welt, um exakt die gleiche Baumart, die er sich auch zu hause beim Blühen ansehen könnte, in Japan anzusehen. Wegen Konsumkritik. Und Genderkritik.
„Manchmal trage ich sogar einen pinken Anzug, wenn es etwas für Pinkstinks zu feiern gibt oder es ein paar Leute zu schockieren gibt.“
Krieger in schwarz-rosa-gold oder doch eher Twisted Sister?
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Vor allem: Damit kann man noch jemanden schockieren?
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Dieses Gesindel will Mädchen und Jungen auch in Rollen pressen, nur in andere. Warum sollte das besser sein? Vor allem, weil es für Jungen keine Option ist, denn keine Frau ist bereit, ein Leben lang malochen zu gehen und mit ihre Arbeit einen Mann von der Arbeit freizustellen. Solche „neuen“ Männer bleiben einfach allein und können T-Shirts mit dem Aufdruck: „Ich habe den Feministen geglaubt“ tragen.
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Die Katastrophe ist auch: Was wenn sich eine Frau in der weiblichen Rolle wohlfühlt. Was, wenn das für die Mehrheit der Frauen gilt? Das Glücksgefühl der Frauen hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Warum? Weil sie mehr arbeiten
müssendürfen.LikeLike
Und was den Herzinfarkt angeht: Diese Uraltbeispiel zeigt, dass denen auch nichts neues mehr einfällt, um den Genderbefall der Medizin zur rechtfertigen. Und warum sprechen sie nie davon, dass Depressionen (tödliche Krankheit) bei Männern mit anderen Symptomen auftritt, für die sie als „toxisch männlich“ runtergemacht werden?
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Habt ihr mal jemanden gesehen, der gelbe Kleidung trug und nicht unweigerlich an eine Zitrone erinnerte? Gibt es sicher, aber die vielleicht fünf Damen sähen in einem dreckigen Kartoffelsack halt immer noch besser aus als Emilia Clarke mit 16.
Was raucht der Typ, und warum wird das nicht verboten?!
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Klar,und sah SEHR männlich aus damit: Der Träger des „gelben Trikots“ der Tour der France. Zugegeben: bis vor wenigen Jahren auf dem Podest meist umgeben von Menschen, die trotz ebenfalls gelber Kleidung nicht „männlich gelesen“ werden.
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