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Tagesspiegel

Neue Streaming-Serie „Die Ringe der Macht“: Die heilige Galadriel von Mittelerde

Eigentlich ist die nicht einmal katholisch. Uneigentlich vllt. doch per katholisch by proxy. („Aber, Mycroft, können nicht auch Protestanten…?“ – „Blasphemie!“)

Bei der Amazon-Serie handelt es sich um ein Prequel zu J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“.

Prequel oder Fanfiction.

Anders als in der Trilogie der Tolkien-Saga geben in „Die Ringe der Macht“ die Frauen den Ton an.

Was zumindest bei Galadriel daran liegt, dass in den vorherigen Krieg und Fehden praktisch alle ihres Dutzend von Vettern und Brüdern ums Leben kamen. Und ihre Cousine. Zwerge so: „Also, bei uns ist ja jedes dritte Kind ein Mädchen…“ Dass eine Frau solche gefährlichen Zeiten überlebt, warum nur? Schicksal, Glück oder soziale Strukturen?

Warum geht ein Stein im Wasser unter, ein Schiff nicht? Ganz zu Beginn der Fantasy-Serie „Die Ringe der Macht“ wird dies der jungen Elbin Galadriel (Morfydd Clark) von ihrem großen Bruder mit einem Gleichnis erklärt.

Echt jetzt? ECHT JETZT??? Ich bin mir extrem sicher, dass auch die allerersten Elben keine Schiffe aus Stein meißelten. Ansonsten denke ich gerade an Ron, der Hermine zeigt, wie man Steine über Wasser hüpfen lässt. LevIosa, LeviosA oder LeviOsa? Nein, Physik.

Es gibt jene, die nach unten schauen und versagen. Und jene, die den Blick nach oben richten und bestehen.

Das ist nicht der Grund, aus dem Stein nicht schwimmt. Das ist nicht der Grund, warum Holz schwimmt. Schiffe aus Stein würden prinzipiell zwar schon schwimmen, wenn der Hohlraum insgesamt mehr Wasser verdrängt, als der Stein wiegt, aber es ist halt leichter, Holz wasserfest zu kriegen und damit den Wasserdruck aufzunehmen, als mit Stein.

Galadriel spielt in den bevorstehenden Kämpfen zwischen den Kräften des Lichts gegen die dunklen Mächte in Mittelerde eine zentrale Rolle

Jaja, aber ich komme immer noch nicht über dieses völlig irre Gleichnis hinweg. Alter, ist das sinnlos.

Fans der Mittelerde-Saga wissen natürlich um die Zukunft von Galadriel als mächtigste Elben-Herrscherin in Mittelerde.

Ungeachtet dessen, was soll jetzt „nach unten sehen“ und „nach oben sehen“ bedeuten? Also nicht nur im Zusammenhang mit Seefahrt, sondern auch mit Erfolg und Misserfolg?

Als literarische Vorlage zum neuen Ringe-Zyklus … hat sich die Serie nicht nur beim Prolog zum „Herr der Ringe“ bedient, sondern auch bei Tolkiens „Silmarillion“.

Ja, aber das verfilmen sie nicht. Aus Lizenzgründen. Sind die jetzt Steine oder Schiffe?

 im Zweiten Zeitalter angesiedelt ist, spielt neben Sauron noch ein anderer dunkler Herrscher eine Rolle: Morgoth.

Jein. Es gibt einen Morgoth-Kult. Möglicherweise in dem großen Kuppelsaal, den man in den Trailern sehen kann. Ich will den Teil nicht  weiter spoilern, allerdings ist Morgoth nicht präsent. „Eine Rolle spielen“ ist in der vagen Bedeutung der Phrase trotzdem nicht falsch.

Sollten tatsächlich alle fünf Staffeln produziert werden, würden die Kosten die Eine-Milliarde-Dollar-Marke überspringen. … Zur Erinnerung: Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie brachte es auf 17 Oscars.

Warum kriegen Serien nie Oscars? Weil es die nur für Kinofilme Weil man Schiffe nicht aus Steinen schnitzt.

Allein der Umstand, dass Galadriel zu Beginn der neuen Serie als kleines Mädchen zu sehen ist, verdeutlicht den gewaltigen Bogen, den die Serie schlägt.

Ja, das ist cool und alles. Aber damals hieß die definitiv nicht Galadriel. Ernsthaft, die Geschichte, wie ein wichtiger Chara den Namen bekam, unter dem er berühmt wurde, ist nicht so wichtig wie eine völlig sinnlose Geschichte? Ja, möglicherweise tue ich der Serie Unrecht, Finarfins Tochter wird in der Szene gar nicht benannt, und alle anderen Metaphern sind besser, aber ECHT JETZT?

Einen Bogen zurück in eine Zeit, als die Ringe der Macht noch gar nicht existierten und Sauron nicht die Macht hatte, alle anderen Ringträger zu knechten.

Gaaanz vorsichtig formuliert: ich dachte, die Serie „Die Ringe der Macht“ handelt von der Zeit, in der die Ringe geschmiedet wurden. Wenn ja, hat Sauron diese Macht zu Beginn der Serie auch noch nicht. Wenn nicht – was zeigen die, wenn die nicht wenigstens DAS zeigen?

Allein der Prolog der ersten zehn Minuten würde genügend Stoff für eine eigene Serie bieten.

Hmm – die Serie vom Ersten Zeitalter (ab Sonnenaufgang)? Räusper, epische Erzählerstimme ON: „Ein Zeitalter, welches begann, als Fëanor und seine Söhne sich gegen die Valar empörten, und das endete, als die Länder Beleriands im Meer versanken!“ Epische Erzählerstimme OFF. Selbst eine Tolkienserie darf bei Conan klauen, den manche auch „den Barbaren“ nennen.

Im Zentrum steht Galadriel als junge Frau mit ihrem Kampf und ihren Konflikten, die sie nicht zuletzt mit dem Elben-Herrscher Gil-galad (Benjamin Walker) und ihrem Freund Elrond austrägt.

Kennt Ihr das, wenn die Kinder von Euren Vettern und Cousinen super altklug sind? Mit zwei: „Nachts muss man schlafen, weil es dann dunkel ist und außerdem die Sonne nicht scheint!“ oder so? Das ist die Verwandtschaftsbeziehung von Galadriel und Gil-Galad, nennen wir das mal Klein-Cousin. Und Gil-Galads Cousine, also eine weitere Klein-Cousine von Galadriel, ist Elronds Großmutter. Dass die beiden so aussehen, als wären sie gleich alt, liegt daran, dass sie nicht altern. Gutes Casting. Bis auf die Haarfarbe.

Mit ihrer silbernen Rüstung und ihrem beinahe religiösem Eifer erinnert die Elben-Kämpferin beinahe an die heilige Johanna von Orleans.

„Religion“ spielt bis auf den Melkorkult eigentlich keine Rolle in Mittelerde, und ganz sicher nicht bei Elben. Sie wissen, wohin sie kommen, wenn sie sterben, „Götter“ und „Engel“ reden mit ihnen in Träumen, wenn sie ihnen nicht persönlich begegnen, und wenn sie sie vermissen würden, könnten sie einfach hinsegeln. Insbesondere im 2. Zeitalter. Wozu also Religion? Aber gut, Fanatismus kann auch noch anders entstehen.

Elrond (Robert Aramayo) soll in die Dienste von Schmieden-Legende Celebrimbor (Charles Edwards) treten.

Ratet mal, wie DER mit Galadriel verwandt ist.

Seine guten Beziehungen zu Zwergen-Fürst Durin (Owain Arthur) können ihm dabei helfen.

Dass ausgerechnet Elrond gute Beziehungen mit Zwergen hatte, ist nicht überliefert. Wenn, dann hatte Celebrimbor gute Beziehungen zu Zwergen. „Ich, Narvi, machte sie. Celebrimbor von Eregion schrieb diese Buchstaben.“

In einem anderen Handlungsstrang ist das Hobbit-Mädchen Nori (Markella Kavenagh) die treibende Kraft.

Haarfußmädchen. Aber ok.

Und Elbensoldat Arondir (Ismael Cruz Córdova) hat sich in die anmutige Heilerin Bronwyn (Nazanin Boniadi) verliebt.

Ich habe die Trailer gesehen. Und ich muss sagen: Er ist definitiv anmutiger als sie. Dass ist natürlich kein Hindernis, aber vermutlich sind es mehr ihre inneren Werte als ihre Anmut.

Dass ein Elb schwarz ist und tragende Rollen weiblich besetzt sind, ist besonders bei Streaming-Produktionen nicht ungewöhnlich.

Nur die Haarfarbe ist exotisch. Also bei Arondir jetzt. Öfter mal was neues.

Neu ist, dass die Elben weniger ätherisch aussehen

Nagut, durchsichtig ist vllt. auch etwas schwierig zu filmen.

und auch die Hobbit-Vorfahren, Harfüsse genannt, sehen menschlicher aus.

??? Dreckiger? Ich glaube, das Wort ist dreckiger, nicht menschlicher. Wobei Menschen aus der Eisenzeit, die in Höhlen auf Rädern wohnten, vllt. auch so aussähen.

Die Orks hingegen wirken noch bedrohlicher, außerdem gibt es neue Troll-Arten.

Funfact: Tolkien-Fanboy-Troll ist jetzt auch eine neue Klasse. In allen MMORPGs. Auch solchen, die gar keine Trolle als spielbare Rasse haben.

Mit dem Start von „Die Ringe der Macht“ nimmt zugleich das Fernduell mit „House of the Dragon“ Fahrt auf.

„Die Macht dieses Ringes wird Westeros zerstören: Vasallen werden ihre Lehnsherren verraten und Lehnsherren ihre Vasallen im Stich lassen. Freunde und Verbündete werden einander hintergehen. Eheleute und Geschwister werden einander bekriegen. Eltern werden ihre Kinder töten und Kinder ihre Eltern. Jedes Band von Freundschaft oder Treue… was schaut Ihr so seltsam?“ – „Also alles wäre so wie jetzt, nur dass ich einen magischen Ring habe, mit dem ich tatsächlich siegen könnte? Yippieh!“

Ein Problem haben beide Produktionen: die weitere Zukunft von Galadriel und Sauron ist bekannt.

Von insgesamt drei Protagonisten aus den Trailern weiß ich, dass sie nicht sterben werden. Mindestens zwei weitere müsste es geben, die bisher nicht vorkamen. Und Sauron ist ein speziell gelagerter Sonderfall. Der Rest wird sterben. (Außer evt. noch Arondir…)

Einmal davon abgesehen, gibt es in „Die Ringe der Macht“ jedoch genügend mitreißende Protagonisten

Deren Tod völlig unvorhersehbar sein wird.

Die musikalische Untermalung könnte dabei direkt aus der Feder von Richard Wagner stammen.

Der Roman, den Tolkien nie geschrieben hat, zur Musik, die Wagner nie komponierte! Was ist mit dem Drama, das Shakespeare irgendwie verklüngelt hat?

Hinzu kommen die unverändert fantastischen Landschaften von Neuseeland.

Ich dachte, dass wäre Schottland? Aber, um Douglas Adams zu zitieren, wenn jemand Norwegen von allen Elchen befreien würde und auf die andere Seite der Erde verfrachten, wäre das ziemlich sinnlos, denn irgendwer hat das offenbar schon gemacht. (Aus: „Die letzten ihrer Art“, hier über Neuseeland.)

Heute geht es los.

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