Männerhass ohne Zahlschranke

Nehme ich halt die hier. Siehe auch die.

Die will nicht nur spielen

Ja, hat auch keiner angenommen oder behauptet.

Die Jungs hassen die Mädchen und die Mädchen hassen die Jungs. So war das auf dem Schulhof.

Wie Hund und Katze, Elb und Zwerg, Westfale und Rheinländer – welchen naturgegebenen, geradezu gottgewollten dieser Gegensätze man als den größten betrachten will – so groß ist dieser auch.

Man wächst so hinein in die Geschlechterrollen. Das ist gefährlich, weil es die Entfaltungsfreiheit aller beschneidet.

Ein Stück weit ja. Aber das ist so wie mit dem Hardcore-Antirassismus, der sich jede Gleichsetzung von sogenannten Rassen verbittet.

Und es ist gefährlich, weil aus den Jungs Jahre später Männer geworden sind, die Frauen zuweilen wirklich hassen.

Das kommt tatäschlich vor, hat aber völlig andere Gründe als die Gräben auf dem Schulhof. Aber, da Hass bei Erwachsenen gefährlich ist, sollte man dem eine Platform liefern? Also ein entsprechendes Buch einigermaßen wohlwollend besprechen?

Der Begriff Männerhass hingegen beschwört zwar direkt die Mär von der freudlosen Emanze herauf, findet sich jedoch selten in strafrechtlich relevanten Berichten.

Was natürlich gar nicht an einer gewissen Voreingenommenheit liegen kann. Das Staat und Gesellschaft lieber Männer vorsehen, gewaltätig zu werden, heißt ja nicht, dass Frauen für Gewalt irgendwie zu dumm seien.

Die französische Autorin Pauline Harmange schickt sich an, den Männerhass salonfähig, wenigstens zum Gegenstand der Debatte um Gleichberechtigung zu machen.

Ja. Bisschen spät auf der Party, oder? Salonfähig ist Männerhass ja schon länger. Bzw. Raum-in-dem-die-Gleichberechtigung-diskutiert-wird-fähig.

„Ich hasse Männer“, heißt ihr Essay

Kein Manifest, na also.

Darin empfiehlt Harmange, Misogynie mit Misandrie, also Frauen- mit Männerhass zu begegnen.

Und Judenhass mit Nicht-Judenhass? Oder Hass auf Schwarze mit Hass auf Weiße?

Mit gutem Gewissen, eben, weil sich das eine mit dem anderen nicht vergleichen lässt.

Da steht „lässt“, nicht „ließe“, d.h., entweder gibt die die ntv-Journalistin die Autorin nicht wieder, sondern zieht ihre eigenen Schlüsse, oder sie gibt sie wieder, macht sich aber diese Ansicht zu eigen. Oder hat halt keine Ahnung vom Konjunktiv im Deutschen. Aber nein, Hass kann man mit Hass vergleichen.

Aktion, Reaktion: Männerhass nach Harmange bedeutet Widerstand.

Also, Sophie Scholls Widerstand bestand in Flugblättern. Ich mein ja nur.

Als gewalttätig, egoistisch, faul und feige beschreibt Harmange die Spezies Mann.

Schleppt sie ihre Möbel wohl selber?

Schon klar, nicht alle Männer sind so.

Wenn Trump sowas über Mexikaner raushaut (gewalttätig, egoistisch, faul und feige z.B.), und das landet in irgendeiner Zeitung, und irgendein Kommentator(m/w/d) schreibt dazu: „Schon klar, nicht alle Mexikaner sind so.“ würde man das als sinnvolle Einordnung betrachten oder einfach die Entlassung fordern?

Vielleicht ist es aber auch einfach nachrangig, sich permanent in vorauseilendem Gehorsam schon mal gegen den Verdacht der Generalisierung abzusichern.

Nein, das ist nicht nachrangig, das ist überflüssig. Wenn man keine generalisierenden Aussagen machen will im Stile von „xy sind a, b und c“, dann lässt man es einfach. Oder qualifiziert oder quantifiziert diese Aussage. Oder, man macht sie einfach, aber dann ist es kein Verdacht der Generalisierung.

Frauen sollen ja schließlich auch mitlachen, wenn wieder eine den Wagen nicht ordentlich in die Parklücke manövriert hat.

Sollen die das? Wer will das?

Da müsse man sich ja nicht direkt angesprochen fühlen, heißt es.

Wer genau ruft zum Hass gegen Frauen auf, weil diese angeblich alle nicht einparken könnten?

Wird das Spiel mal andersherum gespielt, grenzt das an Hochverrat.

„Kann nicht einparken“ vs. „Ist bösartig“ wären demnach zwei Versionen desselben „Spiels“.

Männer hassen klingt vielleicht erst einmal radikal …

Wieso „klingt“? Wieso „radikal“?

Aber sie hat einen Punkt: Vielleicht muss feministische Argumentation stellenweise weniger sanft formuliert sein.

Denn es kommt ja nicht auf die Argumente an, sondern auf deren Fromulierung. Männer sind Scheiße!

Man muss sich einfach mal vorstellen, wie viel Energie dabei verloren geht, eine eigene Haltung zu formulieren und dabei den Affront nicht nur direkt mitzudenken, sondern präventiv abzuwenden.

Wer nicht angegriffen werden will, sollte sich nicht angreifbar machen. Oder man versucht, den Angriff vorauszuahnen und sich darauf vorzubereiten. Wenn man dafür schon nicht genug Energie hat, hat man für den Angriff selbst erst recht keine.

Harmange beobachtet ganz richtig eine Tendenz innerhalb des feministischen Diskurses, sich mit Männern sicherheitshalber zu verkumpeln und sie unter Betonung des eigenen Humors sowie der eigenen Nettigkeit als Verbündete zu umwerben.

Okeeee. Männer, die sich mit Feministinnen verkumpeln, kommen mir eher selten humorvoll… ah, verstehe. Der gute, alte: „Du bist ja so humorvoll!“-Trick.

Diese Taktik führt de facto oft in eine Sackgasse.

Weil jede Taktik sich irgendwann totläuft, weil alle Gegenmaßnahmen entwickelt haben oder auf Linie sind.

Selbstredend wäre die Schlagkraft eine andere, zögen alle Geschlechter geeint in den Kampf um Gleichberechtigung.

Ja, das ist das Problem bei den meisten Kämpfen – wären alle Kämpfer(m/w/d) auf derselben Seite, wäre der Kampf in Nullzeit vorbei, aber neee.

Das scheint aber eher utopisch.

Achwas.

Es lohnt eine Umfrage unter selbsterklärt fortschrittlichen Herren im Freundeskreis: Wer denn bereit wäre, sagen wir ein halbes Jahr in Elternzeit zu gehen

Einige sind noch nichtmal bereit, Kinder zu kriegen, manche sind keine Arbeitnehmer, die das könnten, sondern Freie Mitarbeiter und Selbstständige. Das schränkt die Zahl der Kandidaten natürlich ein.

Oder wer den Nachnamen der Partnerin annehmen würde?

Ich kenne zwei. Aber gut, der eine hieß vorher Schröder, der andere Klein.

Und selbst diejenigen, die sich in derlei Punkten enthusiastisch zeigen: Brauchen sie nicht vielleicht nach jeder eingeräumten Spülmaschine ein Bier ans Bett?

Bah!

Fast schlimmer als Männer, die ihre misogyne Haltung offen vor sich hertragen, sind im Zwiegespräch ja oft solche Exemplare, die sich vor allem versichert wissen wollen, dass sie, ja, genau sie ganz speziell, auf der richtigen Seite der Geschichte stehen.

Tja, das liegt daran, wenn man derartig in Absoluten und in Gruppen denkt. Wenn Männer Müll sind, hat man als Mann die Wahl, seine Nichtmülligkeit dauernd unter Beweis zu stellen, oder aber zu sagen, dass man das eh‘ nicht beweisen kann, und darum lässt man es.

Männerhass kann im Sinne Harmanges auch einfach heißen,

Vorbehaltlich von Feinheiten der Übersetzung, die ich, des Französischen nicht mächtig, nicht nachvollziehen kann – nein. Hass ist Hass.

Männer nicht von vornherein in die eigenen Überlegungen einzubeziehen.

Wenn ich meinetwegen Weihnachten plane, beziehe ich das Wetter zu Weihnachten nicht von vornherein ein. Kein Mensch käme auf die Idee zu sagen, dass ich das Wetter zu Weihnachten hasse.

„Misandrie macht den Männern Angst, weil sie ihnen signalisiert, dass sie sich unsere Aufmerksamkeit erst verdienen müssen“, schreibt sie.

Schwachsinn. Männer müssen die Aufmerksamkeit von Frauen IMMER erst verdienen, und wissen das, und brauchen Misandrie nicht als Signal dafür. Wie viele Männer kennt sie?

Nur weil ein Diskurs auf einen spezifischen Ansprachemodus für Männer verzichtet, heißt das nicht, dass selbige sich nicht hinter den politischen Zielen der Akteur*innen versammeln dürfen.

Ja, das Sternchen symbolisisert hier auch diverse Feministen. Aber wenn ich mich hinter den politischen Zielen anderer Leute versammeln darf, kann ich es ja auch lassen. Ansonsten, liebe Kinder, versucht mal, diese Argumentation auf Afroamerikaner und den Ku-Klux-Klan zu übertragen.

Harmange schreibt, sie begreife Misandrie als negatives Gefühl in Bezug auf die Gesamtheit des vermeintlich starken Geschlechts.

Also erstmal dasselbe wie Misogynie, Antisemitismus, Schwulenfeindlichkeit, Rassismus, Islamfeindlichkeit oder den dringenden Wunsch, Belgien ins Meer zu werfen.

Man kann das vielleicht auch erst einmal als gesundes Misstrauen auslegen gegenüber einer Gruppe Menschen, von denen erfahrungsgemäß nicht zu erwarten ist, die Interessen von Nicht-Männern konsequent durchzusetzen.

Ja, dass sagen die Antisemiten, Islamhasser, Misogynisten, Homosexuellenphobiker und dergleichen auch immer. Nur gesundes Misstrauen.

Männerhass ist demnach eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Ja, nä? Gilt demnach auch umgekehrt.

„Ich stelle fest, dass hinter jedem Mann, der sein männliches Privileg zumindest ansatzweise reflektiert, mehrere Frauen stehen, die ihm in harter Arbeit die Augen geöffnet haben“, schreibt Harmange.

Hinter mir stehen keine Frauen. Nach über zwei Jahrzehnten bin ich mal auf die Idee gekommen, auszurechnen, was mich mein Zivildienst finanziell gekostet hat. Funfact, wäre ich nicht hingegangen, hätte man mich eingesperrt, so dass mein verdienstausfall geringer gewesen wäre und ich außerdem vorbestraft gewesen wäre. GPG, anyone?

Sie läuft zu Hochleistungen auf, er ist sich in seiner Mittelmäßigkeit gänzlich genug.

Manchmal ist das wirklich so. Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht etwas bess’res findet.

Ob sich daraus ein Vorwurf an einzelne Männer formulieren lässt? Wohl kaum.

Ach, ist das so? Warum ist das nicht Euer Hauptkritikpunkt?

Aber es geht ja auch um systemische Kritik am Patriarchat und nicht um Ingo oder Jürgen.

Systematische Kritik an Belgien hat ja auch nichts mit Gerald und Anton zu tun. Nebenbei, wenn man den Nationalsozialismus systemisch kritisiert, geht es auch um die SS-Leute Ingo und Jürgen.

Männerhass nach Harmange funktioniert als kritische Praxis, ein Gegenmittel für Passivität.

Merken wir uns diese Formulierung, wenn wir Belgien von der Karte putzen. Tod unseren Feinden, wuhuu!

Ob Hass gegenüber Männern im Umkehrschluss einer Liebe zu Frauen den Weg öffnet, wie Harmange es nahelegt, darüber kann und sollte man streiten.

Na, das ist Blödsinn. Also, noch mehr als der Rest. Man kann ja auch Franzosen und Niederländer hassen, obwohl man schon belgier hasst.

Man muss sich nicht hinter dem Konzept der Misandrie vereinen, aber man kann es nutzen als Vehikel einer Dekonstruktion des Ist-Zustands.

Diese Formulierung, und dieser Gedanke, der im Grunde heißt, dass man Männerhass als Mittel zum Zweck nutzen solle, um den Ist-Zustand zu verändern, angewandt auf irgendeine andere Gruppe, außer Nazis eventuell, wäre einfach nur eine Blanko-Legitimation für alles, was sonst unter „Hass“ subsummiert wird.

Wie kann sie aussehen, die politische Masse, für die Männer vielleicht erst einmal gar keine Rolle spielen?

Weiblich? D’oh.

5 Gedanken zu “Männerhass ohne Zahlschranke

  1. „Die Jungs hassen die Mädchen und die Mädchen hassen die Jungs. So war das auf dem Schulhof.“

    Schon das ist falsch. Die einzigen mit Hass auf ein ganzes Geschlecht, sind Feministinnen. „Jungs/Mädchen sind doof“ – das gibt es, aber das ist kein Hass.

    „Als gewalttätig, egoistisch, faul und feige beschreibt Harmange die Spezies Mann.“

    Sobald Frauen es mit Schwächeren zu tun haben, Kinder, alten Menschen, werden sie auch öfter Gewalttäterinnen. Egoistisch, faul und feige im Vergleich zu wen? Frauen? lol

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  2. Die Jungs hassen die Mädchen und die Mädchen hassen die Jungs. So war das auf dem Schulhof. [..] Und es ist gefährlich, weil aus den Jungs Jahre später Männer geworden sind, die Frauen zuweilen wirklich hassen.

    Was für eine blödsinnige Behauptung. So ein Schmarrn.

    »Es ist wahrhaft kein Schmarrn zu blöd,
    als dass ihn wer behaupten tät’.«
    (M. Krassnig)

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  3. „Es lohnt eine Umfrage unter selbsterklärt fortschrittlichen Herren im Freundeskreis: Wer denn bereit wäre, sagen wir ein halbes Jahr in Elternzeit zu gehen“

    Lustig. Bei meinen Bekannten ist da die Bereitschaft sogar relativ groß, aber es scheitert hier nicht an den jeweiligen Herrn selbst.

    Meiner persönlichen Erfahrung nach, haben die meisten Väter genau so viel Elternzeit/Elternteilzeit, wie es das weibliche Pendant dazu erlaubt. (Ich schließe mich da selbst mit ein, da ich mich zu dieser Sorte „fortschrittlicher“ Väter zähle.)

    Bei Sohn Nr.1 hatte ich die zwei Monate „Väterurlaub“ wie es im Volksmund so schön heißt, aber nicht weil ich nicht mehr machen wollte, oder mein Arbeitgeber da nicht mitgemacht hätte, sondern weil meine Frau auf 12 Monate bestanden hat. In der Zeit is ihr aufgefallen, dass ihr da die Decke auf den Kopf fällt, wenn Sie ständig mit dem Kind alleine ist…

    Jetzt bei Kind Nr. 2 hatte ich wieder die zwei Standardmonate, hab aber zusätzlich 8 Monate Elternteilzeit, die ich mit meiner Frau aufteile. Ich finds super, weil ich jetzt nur noch 20-30 Stunden Arbeite und nicht mehr 40-45 Stunden in der Woche :). Damit hätte ich im Prinzip dieses ominöse halbe Jahr Elternzeit erreicht, aber ich glaube kaum, dass der Author*IN diese Antwort gefallen würde, weil weder ich als Mann, noch mein Arbeitgeber hier der entscheidende Faktor waren, sondern meine Frau, die früher mit dem Arbeiten anfangen wollte beim zweiten Kind.

    Lustiger Weise konnte ich allgemein in meinem Bekanntenkreis feststellen, dass ab dem zweiten Kind die Elternzeit der Väter länger wird. Ich denke, dass viele werdende Mütter (zumindest beim ersten Kind) die Care-Arbeit etwas überromantisieren und einfach festlegen, dass sie länger zuhause bleiben wollen. Als Mann richtet man sich dann einfach nach der Frau und freut sich über die Monate die man tatsächlich machen kann (Wenn das mit dem jeweiligen Arbeitgeber möglich ist).

    Ich vermisse bei solchen Diskussionen oft den Punkt, dass viele Frauen auf lange Elternzeiten bestehen. Liegt nicht immer nur an „den Männern“ oder den Arbeitgebern…

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