von Heesen mal wieder

Schon etwas älter.

Experte aus Hessen mahnt: „Man muss auch Männern zugestehen, Opfer sein zu können“

Ja, Empathie-Gap und so abbauen. Herr von Heesen aus Hessen klingt zwar ausgedacht, ist aber echt.

Sozialexperte Boris von Heesen spricht über häusliche Gewalt, die von Frauen ausgeht,

Daumen hoch dafür! Auch, wenn er sie verharmlost und victim blaming betreibt.

und warum es mehr Beratungen und Schutzräume auch für deren männliche Partner geben muss / Ein Interview von Peter Hanack

Spoiler, Herr Hanack: es gibt praktisch keine Schutzräume für männliche Partner, also wäre die Formulierung „warum es Schutzräume und mehr Beratungen geben muss“ eindeutig.

Auch Männer leiden, wenn sie geschlagen werden. Das ist wenig überraschend.

Ja, aber wenn man mit Feministen spricht, muss man das dazu sagen.

Doch tatsächlich gibt es kaum Hilfsangebote für jene Männer, die unter häuslicher Gewalt leiden. Immerhin stellen sie 20 Prozent der Opfer.

Ruhm und Ehre der hessischen Jugendhilfe, die das Problem angehen will. Auch wenn sie es vllt etwas verharmlost dabei.

Herr von Heesen, Sie fordern vom Land Hessen den verstärkten Schutz von Männern, die unter Gewalt in Beziehungen leiden. Das hat man so nicht vor Augen.

Ja, komisch, was? Das ist jetzt tatsächlich nicht die Schuld von Herrn von Heesen, sondern die eigenen Vorurteile.

Männer sind doch eigentlich immer die Täter und Frauen die Opfer. Ist es nicht das, um was es bei häuslicher Gewalt in der Regel geht?

Offenbar nicht. Bzw., einschlägige Berichterstattung und Verharmlosung der umgekehrten Fälle – und das sind prominente Fälle – der Medien bestätigen die Medien darin, dass die Vorurteile, die sie selbst reproduzieren, wahr sind.

Das ist der erste Impuls, wenn man an häusliche Gewalt denkt.

Darum stimmt eben etwas mit Euren Impulsen nicht. Ganz einfach.

…die Männer, die eben auch immerhin 20 Prozent ausmachen. So zeigen es die veröffentlichten Zahlen des Bundeskriminalamts.

Aus Gründen, von denen er selbst einige weiter hinten im Interview nennt, besteht Anlass, an unterschiedlich hohe Dunkelfeldziffern zu glauben. Bzw., man muss die gar nicht glauben, inzwischen steigt auch der Hellfeldanteil.

Wir halten es für enorm wichtig, dass dieses wachsende Problem mit ins Blickfeld rückt, ohne deshalb die Gewalt gegen Frauen zu relativieren.

Ja, ohne Relativierungen. Ganz wichtig. Aber, um das mal positiv-optimistisch zu formulieren, dass die Anzeigen gegen Frauen zugenommen haben, liegt nicht daran, dass Frauen immer gewalttätiger werden.

Bei der Gewalt, die von Männern ausgeht, hat man einen prügelnden Partner vor Augen, es fallen einem die Femizide ein…

Ach, an wem liegt das jetzt? An den prügelnden Männern, oder an den Medien?

Ist das bei der Gewalt, die von Frauen in Partnerschaften ausgeht, ebenfalls ein Thema, diese körperliche Gewalt, oder sieht das dabei dann ganz anders aus?

Anders gefragt: Kann man das irgendwie schönreden?

Schon aufgrund der körperlichen Konstitution ist die Gewalt, die von Männern ausgeht, eine heftigere.

Sollte das etwa heißen, es gäbe körperliche, also physische, somit sogar biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Für sowas fliegt man aus den Gender-Studies-Kurs.

In der Untergruppe der gefährlichen Körperverletzung beispielsweise sind sogar mehr als 30 Prozent der Opfer männlich.

Das könnte natürlich auch daran liegen, dass DAS jetzt mal auch für den stoischsten Mann ein Grund wäre, doch mal zur Polizei zu gehen, im Unterschied zu „wegen einer Backpfeife“, was die Statistik verzerren könnte, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Man sagt, Frauen seien eher auf der verbalen und psychologischen Ebene gewalttätig. Ist das ein Klischee, oder bestätigt sich das bei Ihren Beobachtungen?

Er ist nicht dabei. Er zitiert auch keine eigenen Erhebungen, sondern die Polizeistatistik. Da allerdings bei Befragungen, ob Frauen Gewalterfahrungen machen, häufig auch verbale und psychologische Gewalt erfasst werden, müsste man die bei Gewalt gegen Männer ebenso gelten lassen. Oder gegen Frauen eben auch nicht.

Diese sogenannte psychische Gewalt hat viele Formen wie zum Beispiel Bedrohung, Beschimpfung, Abwertungen oder das Erzeugen von Schuldgefühlen.

Auch, wenn ich von Heesen an anderen Stellen kritisiere, immerhin dafür muss ich ihn loben: er beschreibt geschlechtsunspezifisch, was gemeint ist, bevor er die eigentliche Frage beantwortet.

Aber auch die Kontrolle der Kommunikation oder der Finanzen gehört dazu.

80% aller Kaufentscheidungen, so teilt man mir mit, werden von Frauen getroffen. Wer kontrolliert demnach die Finanzen? (Und wer jetzt „die Juden“ denkt, fliegt raus!)

Leider gibt es keine belastbaren Zahlen zur psychischen Gewalt. Deshalb finde ich es schwierig zu sagen, ein Geschlecht macht das häufiger als das andere.

Eine ehrliche und redliche Antwort. Da habe ich nichts zu meckern, ich zitiere das nur als Beweis, dass ich nicht nur am Meckern bin. Und um zu Zeigen, wie das geht.

Welche Hilfsangebote brauchen Männer Ihrer Überzeugung nach?

Überhaupt welche? Nur so als Idee.

Der erste Schritt wäre der Ausbau der Beratungsinfrastruktur. Es braucht Fachkräfte, die in männerfokussierter Beratung fortgebildet sind und männliche Opfer geschlechtssensibel begleiten können. Ein solches Angebot muss dann auch publik gemacht werden.

Weil ich das auch bei anderen kritisiere, will ich es hier nicht unerwähnt lassen – hier beschreibt jemand seinen eigenen Arbeitsplatz. Aber dessenungeachtet.

Wie findet denn ein Mann, der unter häuslicher Gewalt leidet, solche Angebote?

Gar nicht? Mangels Existenz? Oder jedenfalls muss er dazu oft sein Bundesland verlassen.

Also in Hessen tatsächlich noch gar nicht, außer vielleicht bei einigen ehrenamtlich getragenen Angeboten.

Ja, gut, ich kannte die Antwort schon, aber jede andere Antwort wäre einfach falsch gewesen.

In einigen anderen Bundesländern wie zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen gibt es das Netzwerk „Echte Männer reden“.

Da schreckt mich schon der Titel ab – alles im Schema „Echte Männer irgendwas“ ist dazu da, Schuldgefühle zu erzeugen, Schuldgefühle erzeugen ist psychologische Gewalt, und psychologische Gewalt ist doch das, was man bekämpfen will. Erma Bombeck war einfach die beste!

Für Frauen gibt es Frauenhäuser, wenn auch offenbar viel zu wenige. Wie sieht das mit Angeboten für Männer aus?

Männer beneiden Frauen, weil es ihnen diesbezüglich einfach viel besser geht. Neid kriegt man nachgeschmissen, Mitleid muss man sich verdienen.

Auch da gibt es in Hessen tatsächlich nichts. Eine weitere Forderung ist deshalb, dass hier zwei Gewaltschutzwohnungen eingerichtet werden mit jeweils zwei Plätzen in Nord- und in Südhessen.

Macht vier. In Zahlen: 4; das wäre eine bundesweite Steigerung von fast 10%! Knapp zweistelliger Zuwachs, wuhuh!

Nordrhein-Westfalen hat 20 solcher Plätze, und die sind aktuell überbelegt.

Gemessen daran, wie viele Männer und männliche Kinder/Jugendliche es in D. gibt (42+ Mio), und wie viele Männerhaus(wohnungs)plätze (42), kommen auf eine Millionen männliche Deutsche rund ein Platz. Mit den vier in Hessen 1,1 Plätze pro Millionen. Die sind nicht „aktuell“ überbelegt, sondern waren es immer und werden es bleiben, wenn die nicht massivst vermehrt werden.

Haben Männer möglicherweise ein größeres Problem, über Gewalt in ihrer Partnerschaft zu sprechen, als Frauen?

Fragen Sie das aus empathischen Interesse oder suchen Sie einen Grund, weiter victim blaming zu betreiben?

Ist es ihnen vielleicht besonders peinlich?

„Peinlich“ ist eine Verniedlichung. Wenn andere jede Vokabel zum Nachteil derer auslegen, die sie aussprechen, kann ich das auch.

Gewalt in der Beziehung ist tabubehaftet für beide Geschlechter.

Außer, man ist Charlotte Roche. Die vermarktet das als Podcast.

Auch Frauen leiden darunter, wenn darüber geredet wird, wenn die Nachbarn davon hören.

Ja, aber auch hier gilt: würde sie wegziehen, ist sie ihren Mann los und die Nachbarschaft gleich mit. Kennt ihr „Der Feind in meinem Bett“? Toller Film, und zwar völlig unironisch.

Bei Männern ist es aber auch so, dass wir hier dieses überholte Bild von Männlichkeit haben, die Annahme, dass Männer immer stark sein müssten, dass sie nicht schwach sein dürften, dass sie sich keine Hilfe holen, sondern ihre Probleme allein lösen müssten.

Das ist EIN Grund. Ein anderer ist, dass man dem Mann nicht glaubt. NOCH ein anderer ist, dass man zwar glaubt, der Mann werde geschlagen, aber er wäre selber schuld. Diese komplexe Gemengelage auf „peinlich“ zu reduzieren, ist wirklich peinlich, aber für die Zeitung.

Das führt dazu, dass manche Männer es gar nicht merken, es nicht wahrhaben wollen, dass sie Gewalt erleben, weil das gemäß dieser falschen Konstruktion von Männlichkeit eigentlich nicht sein darf.

Solche Verdrängung und Selbstbetrug kommen auch bei Frauen vor. Man will bei beiden Geschlechtern nicht wahr haben, dass man sich beim Verlieben einst so sehr geirrt hat. Aber ja, das ist noch ein weitere Grund, nicht zur Polizei zu gehen, oder einfach Schluss zu machen.

Wenn diese Männer dann einem Freund erzählen, dass sie geschlagen werden, heißt es vielleicht nur, hau doch einfach mal zurück, dann ist Ruhe im Karton?

Fürs Protokoll, dass ist immerhin „besser“ als „Traust Du Dich nicht?“, „Bist Du zu schwach?“ oder dergleichen, aber natürlich ein mieser Rat. Erstens ist Gewalt bei so etwas nie die Lösung. Zweitens stellt sich die Frage, ob sowas überhaupt eine Lösung „verdient“ hat, außer die, die Beziehung zu beenden, und drittens besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das eine Win-Win-Situation für die Frau ist. Schlägt er zurück, geht SIE zur Polizei. Schlägt er nicht zurück, macht sie einfach weiter.

Ja, das kann schon sein. Oft bleiben sie dann passiv und tragen es nicht in die Öffentlichkeit, weil sie Angst haben, der Einzige zu sein, weil sie sich schämen.

Wenn es doch nur Medien gäbe, die dergleichen öfters mal thematisierten!

Und ja, es ist so ein Reflex der Gesellschaft zu sagen, warum lässt du dir das gefallen, wehr dich doch.

Ja, das ist sexistisch. Einer FRAU würde die Gesellschaft (hoffentlich) sagen, dass sie doch besser Schluss machen solle. Also, ICH würde es ihr sagen.

Und ein solchen Zurückschlagen wäre dann auf jeden Fall das Falsche.

No Shit, Sherlock.

Aber ja, das wäre fatal, würde den Gewaltkreis immer weiter antreiben.

Ja, auch das.

Ich glaube, das ist auch eine Art und Weise, das Patriarchat zu dekonstruieren, indem man Männern Schwäche zubilligt und zugesteht, Opfer zu sein.

Leider ist das genau die Art und Weise, das Patriarchat zu dekonstruieren, die der Feminismus hasst, weil sie zwangsläufig voraussetzt, dass Frauen Täter werden können. Oder meinetwegen auch Täterinnen, ich habe nicht gegen Gendern. Einige meiner besten Befreundeten gendern.

Das ist ein Schritt hin zur Gleichberechtigung der Männer und stärkt unsere Gesellschaft insgesamt.

Natürlich tut es das. Aber Akteure wie die AAS främen dergleichen als antifeministisch, rassistisch und was denen noch so einfällt, denn lieber sollen männliche Gewaltopfer auf der Straße schlafen und/oder weiterhin geschlagen werden, als dass man irgendwelche frauenfeindliche, ausländerfeindliche oder sonstwie-feindliche Menschen aus der Sippenhaft entlässt.

Nebenbei, wenn man für Männerhäuser proportional so viel Geld ausgäbe wie für Frauenhäuser, würde sich auch diese Berechnung deutlich verbessern.

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