Siehe auch hier.
Zur Amazon-Leseprobe. Boris von Heesen: Was Männer kosten – Der hohe Preis des Patriarchats
Diesem Abschnitt will ich einen eigenen Eintrag widmen, weil ich hier finde, dass er komplett ins Schwimmen kommt mit seiner Argumentation. Unter dem Kapitel „Datenerhebung“ erklärt er nämlich, wie er die Mehrkosten ermittelt: wenn Frauen bspw. x € an Verkehrsunfallschäden verursachen, und Männer y, dann sind die Kosten, die „das Patriarchat“ verursacht, die Differenz y-x. Man (ich) könnte einwenden, dass das Patriarchat Frauen dazu bringt, vorsichtiger zu fahren, aber nehmen wir mal an, der Schaden/die Mehrkosten, die Frauen verursachen, seien der Normalfall, und die Kosten, die Männer mehr erzeugen, der „unnötige“ Überschuss. Ok.
Geschlagene Frauen – Kosten durch häusliche Gewalt
Kosten durch Strafvollzug hat von Heesen rausgerechnet, in Ordnung, und natürlich kann man das nicht komplett in € ausdrücken. Aber nuuun ja…
Im Deutschland sind 2019 114.903 Frauen zum Opfer von Partnerschaftsgewalt geworden.
Ohne Dunkelziffer und ohne Kinder.
Wieder einmal eine kalte Aneinanderreihung von Ziffern.
Das Leben ist schlecht. Ernsthaft.
Deshalb halte ich es für wichtig, die Zahl in ihre Einzelteile zu zerlegen.
Niemand hindert ihn. Aber das Motiv ist hier, nicht nur Fakten zu vermitteln, sondern Gefühle zu erzeugen. Weil es ja viel besser ist, über Gefühle zu reden.
Die Kinder leiden mit
Sicher tun sie das. Sie leiden aber auch, wenn sie selbst Opfer von häuslicher Gewalt werden. Wenn wir schon „Die Kinder!“ sagen. Also wir, mal ohne Gänsefüßchen.
Nur das Hellfeld wird abgebildet.
Das ist trivialerweise wahr. Und natürlich nimmt von Heesen an, alle Anzeigen wegen häuslicher Gewalt wären zutreffend. Ich bin tatsächlich zynisch und abgestumpft. Aber gut, für die finanzielle Einschätzung muss man das natürlich so zugrunde legen. Jedenfalls kommt er infolge direkter und indirekter Folgen von häuslicher Gewalt (man ergänze: von Männern an Frauen) auf jährlich:
5,77 Mrd. €
Ok, wird wohl so seine Richtigkeit haben. Nächstes Kapitel
Männer als Opfer von Partnerschaftsgewalt
Oh, es wird thematisiert, es wird thematisiert, freu! Doppelfreu!! Doppelplusultrafreu!!!
Partnerschaftsgewalt gegen Frauen ist ein strukturelles Problem, und in den meisten Fällen hat sie ihren Ursprung im Patriarchat.
Feministen sind so voller Hingabe und Eifer, sie würden lieber ihre rechte Hand abhacken, grillen und essen, als dass sie ein Kapitel über die Probleme von Männern beginnen, OHNE erstmal alle nochmal daran zu erinnern, wer die wahren Täter sind. Islamistische Selbstmordattentäter halten das inshallah für etwas übertrieben.
Ich schreibe das so eindringlich, weil ich verhindern möchte, dass die folgenden Zeilen zu Missverständnissen führen.
„Mitleid mit Männern“ ist der gesuchte Ausdruck, nicht „Missverständnisse“. „Mitleid„.
Denn, auch Männer können Opfer von Beziehungsgewalt werden.
Ach, was. Wie kommt es, dass Feministen, die das Klischee von Männern als „das starke Geschlecht“ kritisieren, daran selbst derartig fest glauben, dass man ihnen auf unglaublich komplizierte, ausführliche Weise begreiflich machen muss, dass das Klischee wirklich ein Klischee ist, wohingegen Maskulisten kein Problem darin sehen, genau damit zu argumentieren, dass Männer Opfer werden können? Rhetorische Frage.
Und es sind die Klischees in unseren Köpfen, die uns einflüstern, dass das doch eigentlich gar nicht sein kann und nicht sein darf.
Dann stimmt wohl was mit EUREN Köpfen nicht. Aber ja, Herr von Heesen, Sie sind da einer ganz heißen Sache auf der Spur. Zufälligerweise kenne ich die offiziellen Zahlen zum Geschlechterverhältnis der Opfer häuslicher Gewalt i.H.v. Frauen/Männer 4/1 auch. Kinder nicht mitgezählt. Es gibt Leute, die jetzt einen Vortrag hielten, das Gewalt gegen Kinder mehr von Frauen ausgeht, aber nunja…
Die Gründe, warum Männer ihre gewalttätigen Partnerinnen nicht anzeigen…
…sind eigentlich egal, sofern man die (unterschiedlichen) Dunkelziffern sowieso nicht berücksichtigt. Aber wenn man Frauen keinen Vorwurf macht, wenn die keine Anzeige erstatten, müssen sich Männer erst recht nicht rechtfertigen. Ansonsten: alle Gründe, aus denen Frauen bei sowas schweigen, treffen auch auf Männer zu, aber zusätzlich noch Scham, Angst vor Unglauben und Angst vor Opfer-Täterinnen-Umkehr. Das Dunkelfeld bei Männern sollte also daher größer sein als bei Frauen.
Warum aber fällt es so schwer, Beziehungsgewalt gegen Männer zu thematisieren?
Weil IHR eine Frauenlobby seid! Weil IHR voreingenommen seid! Weil IHR nicht mit EUREN Vorurteilen anfangt, wenn es um Klischees und Diskriminierung geht.
Die Arbeit für das eine Geschlecht wertet doch die für das andere nicht ab.
Naja, man kann einen Euro nur einmal ausgeben, entweder für ein Frauenhaus oder für ein Männerhaus.
Dass es keine belastbaren Kosten für das „neue“ und „tabubehaftete“ Themenfeld gibt, mag zwar stimmen, aber lassen wir Gewalt gegen Kinder außen vor und nehmen wir mal für die Rechnung an, dass beide Dunkelfelder tatsächlich gleich wären. Dann würden Frauen ein Viertel soviel Schaden durch häusliche Gewalt erzeugen wie Männer, also
0,25 x 5,77 = 1,44 Mrd. €
Diese müsste man vom Schaden durch die Männer abziehen, y-x, also beträgt der Schaden nur
5,77-1,44 = 4,33 Mrd. €
Jetzt muss man natürlich sehen, dass in den 5,77 Mrd. € 193 Mio €, oder 0,193 Mrd. € für Frauenhäuser und -beratung enthalten sind, und ganz sicher nicht ein Betrag, der ungefähr ein Viertel davon wäre, für Männerhäuser und -beratung investiert wird, aber egal: 50 gesparte Millionen Euro sind verdiente 50 Millionen Euro!
Gespart? Nun, von Heesen betreibt zum Glück selbst eine Beratungspraxis für männliche Opfer von Beziehungsgewalt. In Hessen gibt ein keine Finanzgrundlage dafür, und deshalb
… zahlt jeder das, was er beitragen kann. … So tragen Männer, die sich den vollen Satz leisten können, die anderen Männer mit.
Seht Ihr? Gewalt gegen Männer belastet die Gemeinschaft gar nicht, sondern nur die Opfer!
Aber sobald es eine Finanzgrundlage gibt, muss man das den Frauen in Rechnung stellen, klar.
Und wenn sich herausstellen würde, dass das tatsächliche Verhältnis männliche/weibliche Gewalt nicht etwa 4/1 ist, sondern vllt. 3/1, 3/2 oder gar 1/1 – weil Männer in einer geschlechtergerechen Welt genausoviel oder -wenig Probleme hätten, das zu Anzeige zu bringen – dann würden sich nicht nur die Frauenkosten an die Männerkosten bei häuslicher Gewalt angleichen (theoretisch auf plusminus Null), sondern auch bei den Gefängnisinsassen. Diese Ungleichheit ist nämlich auch heilbar, indem einfach mehr Frauen ins Gefängnis kommen, wegen Körperverletzung oder versuchtem Totschlag. qapla‘
Zur „offiziellen“ Leseprobe schrieb ich auch schon.
Ansonsten: Kritik #Kritik review #review
Zum Abschluss noch mal: Ich beziehe mich nur auf online lesbare Ausschnitte; da ich das Buch nicht gelesen habe, will ich nicht ausschließen, dass der eine oder andere Punkt noch besser begründet wird, z.B. kann ich nicht genau sagen, ob von Heesen die (unbekannten) Kosten weiblicher häuslicher Gewalt am Ende doch noch von der männlichen Gewalt abzieht. Es ist eine Ferndiagnose, wenn auch eine, die auf den Textausschnitten basiert, die als Verkaufsargumente dienten und daher zumindest nicht die unwichtigsten, schlechtesten oder untypischsten Teile sein dürften.
Die Trennung von „das Patriarchat“ einerseits, welches diese Kosten verursacht, und „das Gemeinwesen“ andererseits, welches diese Kosten zahlt, ist hier aber ein durchgehendes Thema, was daher sehr wahrscheinlich auch in den übrigen Kapiteln vorkommen dürfte.
Wenn die bemerkenswert spezifische Zahl von 5,77 Mrd. € stimmt – wieso geben wir so viel Geld für Gewalt gegen Frauen aus? Bei 40 Millionen Frauen in Deutschland und je einer handgeflochtenen Peitsche aus feinstem Büffelleder komme ich nur auf 5,2 Milliarden. Aber das macht doch nicht jeder?!
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Ja, dann sieht es nicht so gerundet aus…
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„Die Trennung von „das Patriarchat“ einerseits, welches diese Kosten verursacht, und „das Gemeinwesen“ andererseits, welches diese Kosten zahlt, ist hier aber ein durchgehendes Thema, was daher sehr wahrscheinlich auch in den übrigen Kapiteln vorkommen dürfte.“
Volker Pispers sagte mal, der Deutsche kenne immer zwei Staaten: einer der ihm Geld gibt und einer der ihm Geld wegnimmt. Nun, auf von Heesen scheint Pispers Beobachtung zuzutreffen und er hat es sogar so weit getrieben, diesen zwei Staaten ideologiekonforme Namen zu geben, was ihm in unserem frauenunterdrückenden Patriarchat wohlwollende Presseaufmkerksamkeit und Kohle einbringt. Sollten am Ende die Klügsten Menschen Der Welt (TM) in unseren Redaktionsstuben tatsächlich auch von derlei geistiger Einfachheit beseelt sein, wie von Pispers beschrieben, dass ihnen die geistige Flachheit von von Heesens Thesen nicht auffällt?
Naja, auf jeden Fall:
Go, Boris, go!!!
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Ich habe in den sauren Apfel gebissen und das Buch gekauft und gelesen und werde demnächst eine Rezension auf allesevolution veröffentlichen.
Dem was hier schon geschrieben wurde, habe ich dabei aber auch nicht so wahnsinnig viel hinzuzufügen.
Zu einer Aussage hier kann ich aber eine Anmerkung machen:
„will ich nicht ausschließen, dass der eine oder andere Punkt noch besser begründet wird“
Nach Lektüre des Buches kann ich das sehr wohl ausschließen.
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Ich freue mich trotzdem auf Deine Rezi!
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