Wer hätte das gedacht

Die taz evt. nicht

Urteil nach Tod von trans Mann

Transmann.

Angreifer schuldig gesprochen

Und ich dachte immer, Deutschland wäre ein rechtsfreier Raum, in der Transsexuelle straflos getötet werden dürften.

Anfang September starb Malte C. nach einem brutalen Angriff auf dem CSD Münster. Der Täter wurde nun zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren verurteilt.

Wie gesagt, gerade mein innerer Zyniker hat schon deshalb Mitleid mit Malte C., weil er männliche Rollenerwartungen so gut erfüllte: bei der Verteidigung von Frauen sterben, ist „Peak Männlichkeit“.

…ist der 20-jährige Angeklagte zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Das Landgericht sprach den Heranwachsenden am Mittwoch wegen Körperverletzung mit Todesfolge schuldig und ordnete eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt für suchtkranke Straftäter an.

20 ist eigentlich schon zu alt für Jugendstrafrecht, aber hier kommen ganz viele Dinge wohl zusammen. Suchterkrankung, psychische Probleme, und Pinkstinks wird es bestimmt für böse halten, dass Mädchen eher erwachsen werden.

Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag eine Jugendstrafe von fünf Jahren gefordert und sich für eine Entziehungsanstalt ausgesprochen.

Wohingegen die Verteidigung sagt:

Das Wichtigste für den Mandanten seien eine Therapie und ein Überwinden seiner Drogen- und Alkoholsucht. Im Jugendstrafrecht steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund, nicht die Strafe.

Eigentlich musste das Gericht nur noch einen Haken dahinter machen. Nebenbei, so wie die Sache beschrieben wurde, kommt mir das auch nicht wie Tötungsabsicht vor – Faustschläge ins Gesicht, Malte C. kippt um und landet sehr unglücklich mit dem Kopf auf einer Kante vermutlich…

Der Angeklagte hatte die Tat gestanden und Reue gezeigt.

… jedenfalls hätte jemand mit Tötungsabsicht vermutlich auch noch nachgetreten.

Malte C. … hatte sich zuvor schützend vor Menschen gestellt, die am CSD teilgenommen hatten und vom Angeklagten aggressiv beschimpft und beleidigt worden waren.

Vor (lesbische) Frauen, soweit ich anderen Medien trauen darf. Der internalisierte Sexismus, dass man Frauen beschimpft und beleidigt, Männer aber schlägt, wird natürlich nicht weiter hinterfragt.

Für eine homophobe, queer- oder transfeindliche Einstellung sahen die Prozessbeteiligten beim Angeklagten aber keine Hinweise.

Tja, wer Transmänner so behandelt wie Cismänner, nämlich mit Faustschlägen, macht offenbar keinen Cis-Trans-Unterschied und ist zumindest nicht transfeindlich. Aber das meinen die nicht. Im Radio kam, dass der Angreifer schwul sei, und er deshalb nicht als homophob etc. gelte, sondern zusätzlich zum Drogen- auch noch ein Gewaltproblem habe.

Ok, mein innerer Zyniker macht gerade Überstunden. Und man muss die Einschätzung der Prozessbeteiligten ja nicht übernehmen. Aber den (mindestens) einen Grund für diese Einschätzung verschweigt die taz, und das gibt der Geschichte so einen „wie bescheuert sind die eigentlich?!“-Spin.

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