Mehr Ismen!

Hachja

WAS IST AGEISM?

Ein neuer Ismus. Diesmal nach dem englischen Wort für „Alter“. Da damit Altersfeindlichkeit und Jugendfeindlichkeit sprachlich zusammengelegt werden, wie bei Frauenfeindlichkeit und Männerfeindlichkeit in Sexismus, kann man demnächst sowohl die Karte ziehen: „Es gibt keinen Ageismus gegen Junge!“ als auch: „Es gibt keinen Ageismus gegen Alte!“ Beides nur echt mit Klatsch-Smileys!

„Snowboarden – bist du nicht ein bisschen zu alt dafür?“ – Das ist ein Satz, der verdächtig nach Ageism klingt.

vs.

 Christoph von Marshall … hat im TV über den Ukraine-Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock gesprochen und sie dabei als „diese junge Dame“ bezeichnet.

Aber, nachdem pinkstinks gerade auffällt, dass dieser hippe neue Hassismus ja nicht nur in beide Richtungen funktioniert, sondern dass pinkstinks ja gegen beide sein will, gibt es zum Glück noch den guten alten Sexismus:

Damit wertet er ihre Kompetenz gleich zweifach ab. Als „Dame“ kann sie aufgrund ihres Geschlechts nicht fähig genug sein, um ihre Rolle gut auszuführen. Als junger Mensch fehlt es ihr aufgrund ihres Lebensalters an Erfahrung.

„Dame“ heißt eigentlich „Frau aus der Oberschicht“, also ohne Kontakt zum „richtigen Leben“. Und Anfang 40 ist jetzt eigentlich auch nicht so jung, d.h., die Beleidigung hier ist, dass sie jünger gemacht wird als sie ist.

Im Umkehrschluss sind also nur ältere Männer gut und erfahren genug, um in Kriegs- und Krisenzeiten eine Führungsrolle zu übernehmen.

Es kann ja sein, dass Herr von und zu Marshall das genau so denkt, das eine Zitat reicht aber nicht aus, um das zu belegen. Dass, was man daraus schließen könnte, wäre, dass er Frau Baerbock für zu jung hält. Oder er kann sie aus politischen Gründen nicht leiden.

Und das zeigt klar, wer in unserer Gesellschaft das Sagen hat – oder gerne hätte.

Marshall hätte gerne das Sagen in unserer Gesellschaft? Kann ja sein, aber okeeee.

Wenn eine weiblich gelesene Person über 50 Jahren enge, knappe, bunte Outfits anzieht, dann gilt das als nicht mehr altersgemäß.

Manche Männer haben sich wirklich nicht gut gehalten.

Und altersgemäße Kleidung ist ja angeblich sehr wichtig, wie Frauenzeitschriften ständig betonen.

Ja, im Matriarchat würden Frauenzeitschriften sofort verboten. Kennt man ja.

Und jung bedeutet attraktiv, weil Jugend vor allem Fruchtbarkeit signalisiert. Denn im Patriarchat sind Frauen vor allem für Sex und Babys da.

Ähhh, das „signalisiert“ nicht Fruschbarkeit, dass korreliert stark damit. Bei Frauen jedenfalls. Ansonsten ja, dasselbe Patriarchat, wo Männer für Gefahr und Tod da sind. Wer will tauschen?

Das ist Ageism plus Sexismus pur.

Das ist 100% Baumwolle mit 50% Polyester.

Gut gemeinte Sätze wie „Du hast dich aber gut gehalten!“ oder „Du siehst viel jünger aus!“ schlagen übrigens in die gleiche Kerbe.

Oder: „Du siehst ja gar nicht so schwarz/jüdisch/weiblich aus.“ Über solche „Komplimente“ freut sich ja auch niemand.

„Was, schon 55? Du wirkst aber, als könntest du noch begattet werden. Toll!“

Der Mann von Welt glaubt der Frau das natürlich nicht. Oder lügt halt. Toll!

Ansonsten

  • Jüngere und ältere Menschen ernst nehmen und mit Respekt behandeln

aber Gleichaltrige nicht, oder wie?

  • Keine altersbezogenen Komplimente zu Aussehen oder Outfits machen

Am besten gar keine – wer braucht Komplimente?

  • Neugierig sein und offen zuhören – Perspektiven jüngerer und älterer Menschen sind genauso wertvoll wie die aller anderen

Jaaa, und

  • Keine herablassenden Annahmen anstellen, die mit dem Alter zu tun haben

hieße, nie mehr über alte weiße Männer herziehen. Das halten die nicht durch.

  • Niemanden bevormunden

Leute, die ständig erzählen, wie die Gesellschaft funktioniert, wie Männer sind und wie Frauen, schreiben anderen vor, dass die niemanden vervormunden sollen. Toll!

2 Gedanken zu “Mehr Ismen!

  1. Wir hätten noch das „Kompliment für die schwäbische Hausfrau“ anzubieten: „Du siehst heute aber arg abg’schafft (=erschöpft) aus!“
    Nicht altersbezogen, nicht das Outfit betreffend – Pinkstinks müsste doch jubeln, oder?

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  2. Also im Grunde rezitiert er mit viel zu vielen Worten Regel 9 von 12 fürs Leben? 😉
    („Assume that the person you are listening to might know something you don’t“ — in etwa: „Geh davon aus, dass die Person, die Dir was mansplaint, etwas weiß, was Du nicht weißt“)

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