BILD Dir Deine Fresse!

Oder wie der Spruch geht.

Video von BILD

Wer das nicht unterstützen möchte, bitte bleiben lassen. Außerdem sind Video-Kritik-Blogbeiträge etwas unpraktisch, aber es ist mir ein Herzenswunsch.

Hochwasser in NRW: Wassermassen verwüsten Hagen (heftige Bilder!)

Was man jetzt als erstes wissen muss: das Video spielt in Hagen-Hohenlimburg. Zu Hohenlimburg Hagen zu sagen ist ungefähr so, wie zu Schotten Engländer. Früher wurde man für sowas auf offener Straße gelyncht. Oder jedenfalls in Schottland hat man jetzt damit aufgehört. Der Grund, warum ich dabei jetzt so pingelig bin, ist, dass Hagen-Mitte an der Volme liegt, und Hohenlimburg an der Lenne, UND dass die Hochwasserschäden in Hohenlimburg nicht durch die Lenne verursacht wurden, sondern durch recht kleine Bäche. Der Wesselbach liegt zwischen Nahmer und Holthausen und hat keinen eigenen Wikiartikel. Trotzdem wurde seinetwegen ein Altenheim evakuiert. Solche Bäche, die wegen des sehr heftigen Regens über die Ufer getreten sind, bzw., wie beim Wehringhauser Bach, ihren unterirdischen Kanal verlassen haben, um die Bachstraße zu überfluten und Wehringhausen unpassierbar zu machen, gibt es im Volme-Einzuggebiet natürlich auch. Der Unterschied ist, dass die Volme in der Nacht zum 15. tatsächlich auch über die Ufer getreten ist. Da das ein deutlich kleinerer Fluss ist, machen ein paar Zuflüsse mit deutlichem Hochwasser mehr aus als bei der Lenne, die zwar auch Hochwasser führt, aber nicht SO.

Die Bundeswehr ist da!

Ja. Die hagener, hohenlimburger, hasper usw. Feuerwehr ist nach 14 Stunden Dauereinsatz ein bisschen müde, Feuerwehrleute aus Arnsberg und Siegen können auch nicht hexen, und das THW war auch schon eingespannt. Es ist nicht so, dass NUR die Bundeswehr Schaufeln anmontieren kann. Aber so ein Kettenfahrzeug ist manchmal ganz praktisch.

Es bestätigt sich, dass es zu „Gaffertourismus“ kommt.

Ja, was stimmt nicht mit den Leuten – die sollen zu hause bleiben und ihre voyeuristischen Gelüste per BILD befriedigen!

„Und diese BILDer müssen wir einfach zeigen, was sich hier darbietet.“

Junge, wärest Du mal links die Straße hochgegangen…

„Es ist kein Fluss! Es ist ein ganz normales Wohngebiet, ein Hinterhof, was jetzt mit Wassermassen überflutet wird.“

Das ist die Nahmer. Die fließt da immer lang in einem Kanal, den man jetzt leider nicht mehr gut sieht, ein Stück weiter ist die Lenne. Und Industrie- und Wohngebiete gehen in Hohenlimburg halt fließend ineinander über. Sorry für Karl Auer. Diese Feststellung ist wichtig, weil es anderswo auch normale Straßen gegeben hat, die als Bäche funktionierten.

„Hinter mir befindet sich eine riesengroße Stahlfirma!“

Ja, wer kennt sie nicht? „Die Firma in Hohenlimburg, die was mit Stahl macht?“ – „Dreyer Feder, Walter Voss, Hesse und Co.?“ – „Nein, die große!“ – „Almetec?“ – „Die machen Alu!“ – „HBV, Bernhard Böcker“ – „Die RIESENgroße!“ – „CD Waelzholz, Thyssen-Krupp-Bilstein?“ – „Nein, BWS!“ – „Ach, sooo!“ Ernsthaft, jedes brutal misshandelte Kind wird unverpixelt und mit Klarnamen bei Euch veröffentlicht, aber HIER sorgt Ihr für Anonymität durch vage Beschreibungen. Ich bin ja so stolz auf Euch.

„Für uns ist es wirklich unmöglich, da dran zu kommen.“

Fun-Fact: ich war am 14. auf der anderen Seite von dem Platz mit genau dem rot-weißen Haus. Ich bin tatsächlich von der Autobahn aus gekommen, also wäre das auch für die BILD möglich gewesen. Aber andererseits, von der anderen Seite wäre man auch nicht viel näher gekommen. (ICH war auch beruflich da, aber ich wurde explizit zur Hilfe gerufen.)

„Das Wohngemiet, dass aussieht wie ein fließender,… wie ein Fluss mit starker Strömung, das aussieht, als würde da immer ein Fluss langgehen…

Wie gesagt, sonst sieht das wie ein Bach aus. Der fließt in einem hier sogar offenen Kanal. Und diese Wohnhäuser werden vermutlich sonst auch direkt von der Lenne überflutet. Aber im konkreten Fall, da, wo der Reporter steht, beginnt die Unternahmerstraße, nicht Unternehmerstraße, Unternahmerstraße, das Industrie/Wohngebiet stammt noch aus der Frühindustrialisierung, als solche Bachtäler als Energiequelle genutzt wurden. Und das Tal war früher tatsächlich stärker verbaut als heute. Trotzdem war die ganze Talsohle, Kanal, Straße, Wohnhäuser und Industriebetriebe flächig überschwemmt. Ich sage mal vorsichtig, allzuoft in den letzten mindestens hundert Jahren kann dergleichen nicht vorgekommen sein. Sonst würden die ganzen Fabriken nicht mehr darin stehen. Denn ein paar sind schon abgebaut worden, weil so enge Seitentäler eigentlich nach Erfindung der Dampfkraft nur noch als Wasserquelle, und seit der Erfindung des Stromes fast gar nicht mehr praktisch für Industrie sind. Jedenfalls ist der Platz der Talsausgang und diente daher als uneigentlicher Schlammfang.

Krieg Bundeswehr gegen Geröll

Geröll ist derzeit sehr auf dem Rückzug. Aber in der Nacht zu gestern ist das eigentliche Hagen überflutet worden.

Aber wisst ihr was? Aus der einen Seitenstraße im Nahmertal kam heute Nachmittag immer noch Wasser, aber der Schlamm trocknete anderswo schon zu Staub.

Eigentlich ist das ein schlechter Anlass, um das zu loben, aber ich fand es schön, wie alle beteiligten Personen, egal, wie stressig es war,  und wie viele Sorgen sie sich machen mussten, geduldig und koopertiv waren und sind.

edit: Link ergänzt

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