Boy Crush

Was auch immer.

Ich würde diese Frage super gerne völlig spießig beantworten:

Männer, wer ist euer Boy Crush?

Aber mir fällt da absolut nichts ein.

Wir Frauen hätten ja ein paar Ideen, welche Typen heiß sind. Aber was denken Männer eigentlich?

Denken? Männer? Häh?

fragt man mich nach meinem Girl Crush, kann ich mich gar nicht entscheiden. Es gibt so viele tolle Frauen!

Gut. Genau DIE Antwort werde ich mir für die Zukunft merken – es gibt so viele tolle Frauen, ich kann mich gar nicht entscheiden.

Manchmal komme ich von Terminen nach Hause und schwärme eine halbe Stunde von einer besonderen Frau, die ich da getroffen habe.

Weibliche Privilegien – Männer, die nach hause kommen, und ihrer Freundin oder Frau von einer besondern Frau vorschwärmen, halten das vermutlich keine halbe Minute durch. Don’t try this at home.

So klug! So cool! So schön! So empathisch und, ach überhaupt!

„Dann heirate DIE doch!“

Ich habe dann dieses schöne, leichte, frohe Gefühl, das man sonst eben hat, wenn man verknallt ist.

Hat die das wohl auch schon mal bei Männern gehabt? Und wenn ja, ist das dann wohl nachhaltig, wenn das andauernd vorkommt?

Meine (übrigens sehr tolle) Kollegin Nadja Schlüter hat eine solche Frau, auf die man einen Crush hat, in einem älteren Text auf jetzt schon einmal so beschrieben: „Sie ist zwar kein Vorbild, wir eifern ihr nicht nach, aber sie ist ein weiteres, tolles Beispiel dafür, wie viele Versionen von Frauen, wie viele Arten von weiblicher Coolness und Schönheit und Intelligenz und Sexyness es gibt.“

Ok, man muss sie ja nicht direkt heiraten. Es gibt bei Frauen aber offenbar mehr als eine Art, intelligent zu sein, und mehr als eine Art, sexy zu sein. Muss man wissen.

„Frauen sind auch einfach schöner als Männer“, schreibt eine von ihnen, eine andere: „Ich habe immer Frauen in meinem Umfeld, die ich sehr toll finde“, eine dritte bezeichnet diese Crushes als „platonische Verliebtheit“. Denn sexuelle Anziehungskraft ist in den allermeisten Fällen nicht dabei.

Wohingegen Männer anderen Männern auch dann sehr sympathisch sein können, wenn sie dumm und häßlich sind. Ich bin mir nicht sicher, ob das so frauen-pro ist, wie diese Frauen denken, dass es das ist.

Das Auffällige: Ich höre so wahnsinnig oft Frauen von anderen Frauen schwärmen und so wahnsinnig selten Männer von anderen Männern.

Warum sollte ein Mann eine Frau vorschwärmen, wie toll ein anderer Mann ist? Welches Ziel sollte das erreichen? Welchen Grund sollte das haben? Oder, philosophisch gesagt, wo wäre der Sinn davon? „Oh, der Typ im Verein ist so witzig, cool, gutaussehend, intelligent und sexy, aber ich fühle mich sexuell nicht zu ihn hingezogen.“ – „Warum betonst Du das so?“

Habt ihr nicht auch mal einen Boy Crush?

Es fühlt sich jedenfalls nicht wie Verliebtheit an.

Findet ihr das Konzept total befremdlich?

In DER Form schon.

Oder kommuniziert ihr eure Gefühle einfach anders?

Hahaha. Lustig. Erstens ja, aber zwotens, selbst wenn nicht, nicht mit Dir.

Die Antwort:

Liebe Frauen,

Aua. Jetzt kommt’s.

Lukas Podolski war mein erster Boy Crush.

Okeee. Das nenne ich Fandom. Aber jut.

Man himmelt Menschen des eigenen Geschlechts platonisch an, man findet sie klug, cool, schön und sympathisch.

Ok. Ein Crush beeinträchtigt die Wahrnehmung. Es gibt evt. einige Gründe, Poldi für cool zu halten, und „sympathisch“ sind so gesehen die meisten Menschen. Der Rest ist rosa Brille.

Podolski wechselte dann irgendwann zum FC Bayern, was mich zum nächsten Punkt bringt. Ich hatte auch viele Boy-Heartbreaks.

Achwas? Ja, DAS ist halt das Problem. Aber wenn Frauen das machen, ist das natürlich IMMER empowernd und feministisch und toll, weil Frauen keine Fehler machen.

Heute empfinde ich auch Männer als crush worthy, die nicht nur den Klischees „cooler Rockstar“ oder „Starfußballer“ entsprechen.

Wohingegen Männer aus ihren Fehlern lernen. Jedenfalls ein bisschen. Immerhin, bei Jetzt zu sein war die bessere Alternative als bento. Nicht nur karrieretechnisch.

Neulich zum Beispiel JJ Bola, der ein unglaublich aufklärendes Buch über Männlichkeit geschrieben hat.

Als jemand, der eigentlich als der Prügelknabe von solchen Sportlertypen hätte enden müssen – Schwein gehabt – kann ich darauf nur eine Antwort geben: „Achwas.“

„Wahnsinn, der verwendet seine Zeit dafür, ein Buch zu schreiben, das Jungs, wie ich einer war, zeigt, dass sie keinem klassischen Männerbild entsprechen müssen, um gute Jungs zu sein.“

Also eben nicht wie Poldi? Eigentlich müssten da jetzt die Nerds aus BBT stehen – unsportlich, körperlich beeinträchtigt, Opfer von klassischen Männerbild-Typen. Aber ne, die gehen ja auch nicht, weil ja nicht klar ist, wieso es eine so tolle Frau wie Penny länger mit einem Versager wie Dr. Hofstadter aushält.

Dass durch JJ Bola vielleicht künftige Jungs-Generationen nicht nur Fußballer und Schauspieler als Boy Crushes haben.

Ach, jetzt fällt mir ein, Captain Future!

Wie zum Beispiel Benedict Cumberbatch, der nur noch Rollen annimmt, wenn seine weiblichen Co-Stars gleich bezahlt werden.

Ja, der Gewerkschaftsgedanke ist bei den Einkommensmillionären angekommen. Hurra. Nur, wenn man mit der Gerechtigkeitsdebatte anfängt, Cumberbatch ist ein toller Schauspieler, aber nicht 1000x besser als andere, die nur ein 1000stel seiner Gage kriegen. Wäre es nicht einfacher, Cumberbatchs Gage einfach zu kürzen? Oder ist das zu sozialistisch gedacht?

Dass wir Männer nicht so oft davon reden, hing bei mir früher immer damit zusammen, dass ich es mir selbst als Schwäche ausgelegt habe, jemanden anzuhimmeln.

Ach, das bildest Du Dir nur ein. Poldi ist klug und schön. Wenn man Dich dafür auslacht, ist das nur Neid und Bosheit.

Ich dachte, ich gebe mich dadurch in eine devote Position und mache mich angreifbar.

Das ist inzwischen aber egal.

Mittlerweile weiß ich, auch durch Männer, die ich hier meine Boy Crushes nenne, dass das Bullshit ist.

Das stimmt sogar ein bisschen – nicht die devote Unterwürfigkeit gegenüber Lukas Podolski ist das Problem, sondern die Bereitschaft, sich anderen Menschen überhaupt zu unterwerfen, die fehlerhaft sind und dann zu den Bayern gehen. Jedes Leben endet, jedes Herz wird gebrochen – boy crushes bieten keinen Vorteil.

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