Cancel-Kanzler der Uni Köln

Hachja.

taz: Frau Fraser, Sie sollten im Mai an der Universität zu Köln eine Gastprofessur antreten. Die wurde jetzt kurzfristig abgesagt. Wie kam es dazu?

Warum befragen die nicht Joybrato Mukherjee? Oder meinetwegen beide? Sind die etwa rassistisch?

Nancy Fraser: … Im Juli 2023 wurde ich offiziell eingeladen. Vor etwa zehn Tagen erhielt ich dann eine E-Mail, in der es hieß, dass der Rektor über eine Erklärung, die ich vergangenen November unterschrieben habe, besorgt sei und dass er gerne meine Ansichten über den Staat Israel hören würde.

Über „eine“ Erklärung? Waren das etwa mehrere? Nagut, jetzt klingt es so, als suchte er nur eine Ausrede und hatte seine Entscheidung bereits getroffen.

Die Universität sagt, Ihre Antwort habe „keine neuen Erkenntnisse zum Sachstand und zu Ihrer Position gegenüber Israel erbracht“.

Es wäre im Sinne von Transparenz, diese Antwort zu zitieren, damit wir mündige Medienkundschaft uns selbst ein Bild machen können. Oder zumindest die Erklärung verlinken.

Ich hielt diese Anfrage für unangebracht. Aber ich schrieb, zu diesem Thema gebe es verschiedene Meinungen und viel Schmerz auf allen Seiten, auch für mich als Jüdin.

Das klingt nach einer Wischi-Waschi-Politiker-Aussage. Will man so jemanden an einer Uni Vorträge halten lassen?

Aber ich hätte gelesen, dass sich der Rektor für einen freien und offenen Dialog einsetzt, und darauf könnten wir uns alle einigen.

Nagut, wenn die auch nur in Allgemeinplätzen reden, wayne?

 schon am nächsten Tag erhielt ich eine Mail vom Rektor selbst, in der er mir mitteilte, dass er angesichts meiner Unterstützung des offenen Briefs „Philosophy for Palestine“ leider keine andere Wahl habe, als seine Einladung zurückzuziehen.

Philosophen für Palästina. Mal für Kontext, ich bin gegen den Ukraine-Krieg, ich halte Putin für den Schuldigen, ich rede gerne über Fehler und Versäumnisse anderer Parteien, aber halte keine von denen für eine Rechtfertigung, yadda-yadda, aber ich spare mir irgendwelche Völkermord-Vorwürfe gegenüber Putin und seine Truppen.

Haben Sie mit dem Rektor der Uni Köln, Joybrato Mukherjee, gesprochen?

…damit die taz das nicht machen muss?

Nein

Weil sie nicht will, weil er nicht will oder weil beide nicht wollen?

aber ich sehe, dass er mit deutschen Medien spricht und Nebelkerzen wirft, um davon abzulenken, dass das ein unverfrorener Angriff auf die akademische Freiheit ist

WER hat Fraser denn eingeladen? Oder hat sie sich einfach selbst eingeladen? Wessen Freiheit wird eingeschränkt, die der Uni oder die von Fraser?

die Autonomie der Wissenschaftler, die mich als Gastprofessorin ausgewählt haben

Namen? Haben die dazu Stellung bezogen? Sprechen die mit dt. Medien? Nebenbei, diese Wissenschaftler bezahlten Frasers Gastprofessur ja nicht aus eigener Tasche, oder?

Wie jeder Bürger habe ich das Recht, mich am politischen Diskurs zu beteiligen, ohne um meinen Job fürchten zu müssen.

Jein. Je nach Kombination aus Job und Meinung gibt es Konflikte, die sich nicht anders lösen lassen.

Wenn ich mich nicht irre, ist dieses Recht auch in Deutschland in der Verfassung verankert.

Sicher hat sie die Möglichkeit, vor ein Arbeitsgericht zu ziehen.

In der „Frankfurter Rundschau“ ist zu lesen, Herr Mukherjee würde gerne öffentlich mit Ihnen über die Gründe für seine Ausladung diskutieren. Was halten Sie davon?

Nun, das habe ich auch gelesen, aber ich habe keine solche Einladung erhalten, das ist eine Lüge.

Er hat nicht gesagt, dass er sie auf privaten Kanälen eingeladen hätte. Aber ja, klingt komisch – was gäbe es da zu diskutieren.

warum sollte ich mit ihm überhaupt über die Gründe für meine Kündigung diskutieren?

Eben. Sie findet die Kündigung falsch, er richtig.

Er hat ein PR-Problem.

Bis vor kurzem wusste ich noch nicht einmal, wer er ist!

Der Rektor wirft Ihnen vor, Sie hätten mit Ihrer Unterschrift unter diesen Brief den Angriff der Hamas relativiert, das Existenzrecht Israels infrage gestellt und zum Boykott israelischer Institutionen aufgerufen.

Aber…? (Dieselbe Frage könnte man ihn auch stellen, einfach, um zu sehen, woran er das festmacht.)

Was sagen Sie dazu?

Gar nichts?

Ich bin keine Kriminelle, die angeklagt ist und sich rechtfertigen muss.

Gar nichts.

Ich habe nur von meinem Recht als freier Bürger Gebrauch gemacht, meine Meinung in Form einer Unterschrift unter einem offenen Brief kundzutun.

Die so erfolgte Unterschrift bedeutet, dass sie sich die Aussagen darin komplett zu eigen macht. Wenn sie das getan hat, kann sie die Aussagen sicher mit eigenen Worten wiedergeben, und dabei erklären, ob damit das Existenzrecht Israels in Frage gestellt werden soll oder nicht.

Der Brief drückt Solidarität mit den Menschen in Palästina aus, und ich würde sagen, dass das heute noch dringender ist als damals, als er veröffentlicht wurde.

Davon können die sich leider nix kaufen. Sorry, dass ich das so formuliere. Aber isso.

Er stellt die aktuelle Krise in den Kontext einer breiteren Geschichte von Gewalt und Besatzung, Enteignung und Vertreibung, und er verurteilt ausdrücklich die Ermordung von Zivilisten, sowohl in Israel als auch in Palästina.

Das sind Gemeinplätze. Die Vertreibung von Juden aus arabischen Ländern, und zwar praktisch aller Juden aller arabischer Länder, fand statt, nachdem diese ihre Unabhängigkeit erlangten, und sind sicher nicht die Schuld der Kolonialherren. Sie waren auch kein Fall von „Dekolonisierung“, weil die fraglichen jüdischen Gemeinden teilweise über 2.000 Jahre alt waren. Wo war ich?

Um das Leben aller Menschen, die in der Region leben, zu schützen, müssen die Bedingungen, die Gewalt hervorbringen, beendet werden – das steht in dem Brief.

Weg mit der Hamas? Weil die Hamas das größere Problem ist als die Regierung Netanjahu. Netanjahu kann abgewählt werden, die Hamas nicht.

Kein Wort darüber, dass Israel kein Existenzrecht hätte.

Das stellen Sie nicht infrage?

Ich und die rund vierhundert Menschen, die diese Erklärung unterschrieben haben, werden durch solche Behauptungen verleumdet.

Ja, da stand auch, dass die Besatzung („occupation“) enden müsse, was etwas albern ist, da der Gazastreifen von der Hamas verwaltet wird. Und nicht von einer Marionettenregierung der Israelis.

Der Rektor und die Kräfte innerhalb der deutschen Regierung, die ihn unterstützen, sollten mit ihren Falschdarstellungen des Briefs konfrontiert werden und für diese Verzerrungen zur Rechenschaft gezogen werden.

Der Brief gibt das akute Problem falsch wieder. Bzw., die Situation der Menschen im Gazastreifen ist keine Rechtfertigung für die Attacken am 7.10., und ich habe auch keine Ahnung, wie so eine Rechtfertigung aussähe.

Wenn es für Stipendien und andere Formen des akademischen Austauschs jetzt diese Art von McCarthyhaften Anforderungen geben sollte, wäre das sehr beunruhigend.

Also, wenn z.B. kein Austausch mehr mit israelischen Unis zustande käme? Bspw.?

Wer für einen Boykott ist, der dürfe sich nicht beschweren, wenn er selbst boykottiert wird, sagen manche.

Nun, ich werde nicht boykottiert.

Ach, dann ist ja gut.

Ich werde im Grunde gefeuert von einem Job, den zu übernehmen ich vertraglich vereinbart habe.

Achille Mbembe hat das mal für eine Frau aus Israel durchgesetzt. Sie wird sich sicher freuen, dass das kein Boykott war.

Wer fordert, Israel zu boykottieren, will nicht andere Menschen für ihre Meinung bestrafen oder andere Menschen feuern, sondern einen Staat sanktionieren, dem er Menschenrechtsverletzungen und Schlimmeres vorwirft.

Das ist eine haarspalterische Ausrede. Wer Produkte aus Israel nicht kauft, straft zunächst die israelischen Produzenten und erst in zweiter Linie den Staat. Wer Künstler oder Wissenschaftler auslädt oder nicht einlädt, straft diese Menschen, und zwar nicht mal für ihre persönliche Meinung, sondern für ihren Staat. Bzw. für die Meinung der Mehrheit ihrer Mitbürger, wegen Demokratie und so, die die bestraften Israelis dann  vllt teilen oder auch nicht.

Das ist etwas völlig anderes und der Vergleich so absurd wie Äpfel und Birnen.

Wer keine israelischen Äpfel mehr isst, isst auch keine Birnen aus Israel.

Aber es ist bezeichnend, mit welchen Argumenten die Leute versuchen, vom eigentlichen Skandal abzulenken.

Brutale Vergewaltigungen, die teilweise mit dem Tod endeten, oder begannen, oder irgendwo dazwischen sind nämlich nicht der eigentliche Skandal.

Wie stehen Sie zur Boykottbewegung BDS?

Ich habe den Aufruf zu einem wirtschaftlichen Boykott Israels zur Beendigung der Besatzung immer unterstützt, hatte aber Zweifel an einem akademischen Boykott

Was sie natürlich immer genau SO kommunizierte?

nicht aus prinzipiellen Gründen, sondern weil ich meinen Kolleginnen und Kollegen an israelischen Universitäten, die gegen die Besatzung sind und die sich heute mutig gegen den Krieg im Gazastreifen stellen, nicht schaden wollte.

Prinzipielle Gründe wären, dass das McCarthy-Methoden sind.

Aber ich habe den Boykott der akademischen Einrichtungen in Südafrika unterstützt, und ich würde auch nicht an eine israelische Universität gehen, um dort einen Vortrag zu halten.

Dann soll sie bitte mal annehmen, dass Köln leider, leider von den Israelis annektiert worden ist, und deshalb jetzt eine israelische Uni hat. Der Rektor hat zwar einen indischen Namen mit englischer Transkription, aber keks. Internationales Israelitentum und so.

Judith Butler wird in Deutschland angefeindet, eine Preisverleihung für Masha Gessen wurde abgesagt. Die Direktorin des Einstein-ForumsJudith Butler wird in Deutschland angefeindet, eine Preisverleihung für Masha Gessen wurde abgesagt. Die Direktorin des Einstein-Forums Susan Neiman sagt, sie will Deutschland verlassen. Ist Ihr Fall symptomatisch?sagt, sie will Deutschland verlassen. Ist Ihr Fall symptomatisch?

Wohlgemerkt ist der gemeinsame Faktor, dass sie eine einseitig israelfreundliche Politik kritisch sehen. Also statt zu viel Antisemitismus zu wenig. (Man kann gerne darüber streiten, wo da die gesunde Mitte ist, aber ich lasse „mir“ als Kollektiv höchstens entweder Antisemitismus oder Philosemitismus vorwerfen.)

Sehen Sie die Meinungsfreiheit in Deutschland bedroht?

Ich bin zu selten in Deutschland, um mir ein Urteil zu erlauben.

Naja, wie oft ist sie in Israel und/oder Gazastreifen, um sich über diese Orte ein Urteil zu bilden?

Aber in den Vereinigten Staaten und in vielen anderen Ländern entsteht der Eindruck, dass Deutschland von einer Art McCarthy-Fieber befallen ist.

Ausgerechnet dem Land, das das McCarthy-Fieber überhaupt erfunden hat, kritisiert andere ja nur, um von der eigenen Schuld abzulenken und so. Das habe ich gestern erst bei der Zeit gelernt.

Kritiker der israelischen Staatspolitik werden des Antisemitismus beschuldigt und das Existenzrecht Israels zu leugnen.

Das kommt sicher vor. Vllt. nicht gleichzeitig „Kauft nicht beim Juden!“ rufen, oder Vergewaltiger als Freiheitskämpfer bezeichnen.

Die meisten dieser Vorwürfe sind völlig aus der Luft gegriffen und werden benutzt, um eine rechte politische Agenda voranzutreiben.

Welche rechte Agenda soll das sein? Rechte Parteien sind global eher antisemitisch eingestellt – die Rechten in Israel sind da die einsame Ausnahme – was hätten die davon, ausgerechnet Israel zu unterstützen?

Viele Deutsche fühlen verständlicherweise eine besondere Verantwortung gegenüber Juden. Aber man darf diese Verantwortung nicht mit der Unterstützung einer rechten, hypermilitaristischen, expansiven israelischen Regierung gleichsetzen.

Entweder „fühle“ ich diese Verantwortung, dann bin ich nicht rechts, oder ich bin rechts, dann will ich mich vor dieser Verantwortung drücken.

Sondern?

Die jüdische Erfahrung ist sehr reich und sehr tief. Warum empfindet man nicht mehr Verantwortung gegenüber der jüdischen Tradition, die von Spinoza, Heinrich Heine, Sigmund Freud bis hin zu Albert Einstein reicht?

Weil, bei allem Respekt, lebendige Menschen meine Verantwortung dringender brauchen als tote? Weil die Hamas die Relativitätstheorie nicht töten kann? Und Heine ist genauso jüdisch wie Marx gewesen, aber das hätte beiden nicht viel genutzt.

Das ist der Teil der jüdischen Tradition, mit dem ich mich persönlich als Jüdin identifiziere.

Schön für SIE, Frau Fraser, aber haben Sie irgendwie das Gefühl, dass dieser Teil der jüdischen Tradition irgendwie in Gefahr sei?

Er hat nichts mit israelischem Nationalismus und schon gar nichts mit dieser schrecklichen Regierung zu tun, die Palästinenser als „Tiere“ bezeichnet.

Um Heinrich Heine zu zitieren:

„Jedwedem fühlenden Herzen bleibt
Das Vaterland ewig teuer –
Ich liebe auch recht braun geschmort
Die Bücklinge und Eier.“

Ob er sein Essen oder seine Landsleute mit „Bücklingen“ meinte, sei mal dahingestellt. Aber ja, mehr Heine, weniger Netanjahu.

Es gibt in Deutschland ein großes Missverständnis darüber, was es bedeutet, der deutschen Verantwortung gegenüber Juden gerecht zu werden.

Jaaaaa, Nibelungentreue ist sicher dämlich. Andererseits hat Deutschland den Gazastreifen jahrelang finanziert.

Sehen Sie Parallelen zu aktuellen Campus-Debatten in den USA?

Die Parallele besteht darin, dass der Vorwurf des Antisemitismus als Waffe eingesetzt wird, und es steht außer Frage, dass die Ergebnisse sich am Ende ähneln:

Dass in D. Antisemitismus als Waffe einsetzbar ist, belegt zunächst einmal, dass das keine Position ist, die man unwidersprochen einnehmen kann. Wäre es anders besser?

Die freie Meinungsäußerung und die politische Debatte werden abgewürgt. Unsere Universitäten, vor allem unsere berühmten Ivy-League-Universitäten, werden aber weitgehend privat finanziert.

Wer den Angriff, den brutalen, menschenverachtenden Angriff auf Zivilisten, als „Dekolonialisierung“ verteidigt, ist nicht ganz auf dem hinreichend hohen moralischen Ross, sich über mangelnde Meinungsfreiheit zu beschweren. Nebenbei, wenn die Meinungsfreiheit an Elfenbein-Unis begrenzt wird, kann man ja bestimmt auch wechseln. Die können nicht ALLE Unis schmieren.

Was wir hier erleben, ist ein Aufstand eines Teils der großen Geldgeber, die versuchen, die akademische Freiheit der Fachbereiche, der Studierenden, der Verwaltungen, der Universitätspräsidenten, der Dozenten und anderer Mitarbeiter einzuschränken.

Diese Ostküsten-Finanziers, die Ooooostküsten-Finanzärs! Wenn ausgerechnet die richtig teuren Unis von Spenden abhängig sind, läuft da aber was anderen schief, kann das sein?

…jetzt hat es einen neue Stufe der Dreistigkeit erreicht: Sie tun es ganz offen und ohne Scham.

Wirklich? Wenn jeder weiß, wer welche Uni bezahlt und was soe dafür haben will, ist der Sinn der Aktion doch begrenzt, weil das dann eine Gegenreaktion auslöst, oder?

Sehen Sie an US-Universitäten kein Antisemitismus-Problem?

Es steht außer Zweifel, dass es in den Vereinigten Staaten und an vielen anderen Orten Antisemitismus gibt.

Das war nicht die Frage. Die Frage war, ob es Antisemitismus an US-Unis gäbe, und wenn, in problematischer Menge? Ein antisemitischer Student und ein antisemitischer Hausmeister zählen mMn in Summe noch nicht als „Problem“.

Zu sagen, dass er als Waffe eingesetzt wird, bedeutet nicht, das anzuzweifeln.

Auch das ist richtig – nur, wie gesagt, wenn er als Waffe einsetzbar ist, muss es doch eine hinreichende Menge Anti-Antisemiten geben, sonst wäre es egal, ob man so bezeichnet wird.

Aber ich würde sagen, dass es arabische, muslimische oder palästinensische Studenten und Kritiker der Gaza-Invasion auch nicht einfach haben.

Wird gefordert, dass man aus Protest gegen die Hamas keine palästinensischen Produkte mehr kaufen soll? Keine Wissenschaftler und Künstler aus Palästina mehr einladen? Also unabhängig von deren politischen Positionen?

Und auf der anderen Seite gibt es in den Vereinigten Staaten eine wichtige Kraft, welche die israelische Politik der Zerstörung in Gaza ohne Vorbehalte unterstützt, und das sind die christlichen Evangelikalen.

Gibt es auch nicht-christliche Evangelikale? Also abgesehen von den sehr engen Definitionen gewisser anderer Christen? Ich bezweifle dies. Aber gut, evangelikale Christen unterstützen die Politik der Zerstörung Gazas.

Sie glauben, dass der Messias erst dann kommen wird, wenn alle Juden im Staat Israel versammelt sind und Israel vom Fluss bis zum Meer reicht.

Geographisch gesehen erreicht Israel sowohl das Meer als auch den Fluss. Allerdings wissen viele Amerikaner gar nicht, welches Meer und welcher Fluss gemeint sei. Daher die Erklärung, es ist „von der Etsch bis zum Belt“, also „from the edge to the belt“, gemeint ist der Rand des Universums und der Gürtel des Orion.

Dann werden die Christen in den Himmel aufsteigen und die Juden, die nach Israel gegangen sind, werden in der Hölle brennen, zusammen mit den Muslimen und allen anderen.

Brillianter Plan. Warum Gott das nicht einfach so tut, wissen nur die Evangelikalen.

Wie stark prägen solche Stimmen den Diskurs?

Was sich in den Vereinigten Staaten geändert hat, ist, dass es mehr Sendezeit für palästinensische Stimmen und Stimmen der Solidarität mit den Palästinensern gibt.

Diese Sendezeitkontigente sind bekanntlich abgezählt. Keine Ahnung, von wem. Aber wenn die Palästinenser mehr Unterstützung bekommen, ist ihr Vorgehen im letzten Jahr umso weniger gerechtfertigt.

Wir hatten viele Jahre lang eine sehr einseitige öffentliche Sphäre. Das ändert sich jetzt, und ich glaube, dass das die israelische Rechte in Angst und Schrecken versetzt.

Wer ist „wir“, bzw. „wo“ ist diese „einseitige Sphäre“ verortet? Dass das die israelische Rechte mehr in Angst und Schrecken versetzt als Mord, Vergewaltigung und Raketenbeschuss, halte ich dessenungeachtet für Schwachsinn.

Denn sie ist es nicht gewohnt, ihre Position in der Öffentlichkeit verteidigen zu müssen.

In der israelischen Öffentlichkeit, demokratischer Staat und so, sollten die dortigen Rechten ihre Position nicht verteidigen müssen, aber JETZT schon. Wegen eines Briefes von 400 Intellektuellen, die überwiegend keine Israelis sind?

Zurück zu Ihrer Gastprofessur: Welche Folgen hat die Absage für Sie?

Im Moment habe ich keine Zeit, meiner eigentlichen Arbeit nachzugehen, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, E-Mails zu schreiben und Interviews zu geben.

Ich bekomme regelmäßig gesagt, dass Cancel Culture keine Cancel Culture sei, weil deren Opfer ja immer auf den Füßen landeten, Interviewanfragen bekämen, sonstige Wege in die Öffentlichkeit fänden, whatever. Aber sie kann nicht einmal arbeiten (ich dachte, sie wäre jetzt arbeitslos?), wegen: Öffentlichkeit.

Vielleicht müssen Sie Ihren Flug also nicht stornieren?

Ich denke schon. Und ich erwarte, dass ich dafür entschädigt werde.

Es gibt bestimmt auch Kündigungsfristen.

Erwägen Sie rechtliche Schritte gegen die Uni Köln?

Derzeit bevorzuge ich es, eine öffentliche Debatte zu führen. Aber wir werden sehen. Es kann durchaus sein, dass ich mich irgendwann dazu entschließen werde.

Ok, hierzu ist eine ausweichende Antwort gerechtfertigt. Aber schön, dass sie Deutschland für einen Rechtsstaat hält.

Ein Gedanke zu “Cancel-Kanzler der Uni Köln

  1. Man könnte Frau Faeser ja aus sehr guten Gründen aus ihrem aktuellen Job rausschmeißen, und dann könnte ihr die Uni Köln einen Job anbieten, den sie auch kann. Putzfrau oder so.

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