Cro und Pontra

Bei der taz.

Pro und Contra Wehrpflicht für Frauen

Wehr“pflicht“ ist derzeit noch kein Thema…

Stillen und gestanden?

Jaaa, Wortspiele können die auch.

Männer sollen künftig einen Fragebogen zum Wehrdienst ausfüllen und ihn verpflichtend zurücksenden.

Kommen sonst die Feldjäger? So ein Fragebogen ist natürlich eine viiieeel größere Eingriffigkeit als die Musterung. Die auch für Wehrdienstverweigerer galt.

Frauen müssen nicht antworten. Ist das gerecht?

Wer den Fragebogen entsprechend antwortet, bekommt eine „Einladung“ zum Bund. Auf dem Level halte ich die Einteilung in „gerecht“ und „ungerecht“ für hinfällig.

JA

Frauenrechte müssen gern mal dafür herhalten, irgendwelche Absurditäten zu begründen, 2001 zum Beispiel den Krieg in Afghanistan.

Die Frauenrechte bzw. deren Fehlen in Afghanistan werden insbesondere von Feministinnen kritisiert. Klar kann man es absurd finden, für Frauenrechte in Afghanistan zu kämpfen, zu töten und zu sterben, es ist trotzdem ein feministisches Thema.

Und auch jetzt, in der Debatte um den neuen Wehrdienst, wird die Gleichheit der Geschlechter zum Argument, die Pflicht scheinbar gerecht für alle durchzusetzen.

Die Pflicht, Mehrwertsteuer zu zahlen, wird ja auch, und nicht nur „scheinbar“, durchgesetzt.

„In der heutigen Zeit“, so Unionsfraktionsvize Johann Wadepuhl, könnten zwischen Frauen und Männern „keine Unterscheidungen“ mehr gemacht werden. Das passiere in anderen Bereichen ja auch nicht.

Oh, es gibt schon Gesetze, die Frauen bevorzugen, bzw. Männer benachteiligen. Aber das ist nur das halbe Argument; weil es sexistische Gesetze gibt, muss man nicht noch ein sexistisches Gesetz dazu kriegen.

Ein paar Zahlen: Sechs Monate soll künftig der Grundwehrdienst in Deutschland dauern, in dem junge Männer nicht vollständig über sich selbst verfügen könnten.

Okeee. Dass der konsequent durchgesetzt wird, ist erst noch Zukunftsmusik; aber, WENN er mal durchgesetzt werden wird, schießt man auf andere Menschen oder wird selbst beschossen, und man verliert vllt mehr als nur sechs Monate…

Neun Monate allein dauert eine Schwangerschaft, in der Schwangere hierzulande einer staatlich auferlegten Austragungspflicht unterstehen.

Schon, aber dank medizinischer Fortschritte einerseits und andererseits den Fortschritten in der Waffentechnik ist die Gefahr, wegen einer Schwangerschaft zu sterben, deutlich geringer als die, als Soldat im Einsatz zu sterben, selbst wenn der Einsatz keine neun Monate dauert.

Vier Monate nehmen Männer durchschnittlich Elternzeit, 15 Monate Frauen – obwohl sie Einkommen, Karriereoptionen und oft auch spätere Rente damit einbüßen.

Das stimmt einerseits, andererseits ist das nicht die Schuld des Gesetzgebers. Und man hat mehr Möglichkeiten, eine Schwangerschaft zu vermeiden, als einen Krieg zu vermeiden.

Neun Stunden unbezahlter Arbeit mehr als Männer leisten Frauen derzeit pro Woche, das sind rund 20 Tage im Jahr, unabhängig davon, ob Kinder im Spiel sind oder nicht.

Wenn das nicht an den Kindern liegt, ist das nun wirklich keine Entscheidung, die der Gesetzgeber irgendwie trifft oder erzwingt. Allerdings wäre das der Gegensatz Care-Arbeit und Zivildienst.

Oh doch also: ganz sicher werden Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht.

Die Passivkonsturktion verschleiert aber, von wem: NICHT vom Gesetzgeber. Es ist nicht die Schuld des Gesetzgebers, also kann es nicht der Gesetzgeber sein, der das zu korrigieren hat.

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, so steht es im Grundgesetz. Das heißt jedoch nicht, dass Gleichheit im Alltag annähernd verwirklicht wäre.

Ne, das heißt nur, dass Gesetze für beide Geschlechter gelten. Und genau das „scheint“ hier ja nicht so zu sein.

Frau zu sein, bedeutet im Alltag bis heute Benachteiligung und Reglementierung.

Sollten für Frauen demnach auch andere Vorschriften im Steuerrecht gelten, bspw.? Oder im Strafrecht? Ist es das?

Und das nicht nur in Bezug auf das Recht auf den eigenen Körper, sondern auch auf Arbeit, Geld, Steuern oder den Schutz vor Gewalt.

Das Recht auf den eigenen Körper von Soldaten? Seine Kameraden dürften schon darauf achten, dass man ihn möglichst vollständig beerdigt, aber das ist höchstens ein halber Trost. Und ein „Recht auf Schutz vor Gewalt“ ist dann irgendwie auch nicht so richtig umsetzbar, oder?

Der Gender Pay Gap liegt bei 18 Prozent: für gleiche Arbeit wird kein gleicher Lohn gezahlt.

Guggste.

Das Ehegattensplitting zementiert Ungleichheit.

Absolut freiwillig.

Und 331 Menschen starben 2023 durch Partnerschaftsgewalt, in der deutlichen Mehrzahl Frauen.

Ich habe „jeden dritten Tag“ im Kopf, also knapp ein Drittel von 331, aber hey.

Diese Missverhältnisse auszugleichen, ist Aufgabe des Staates.

Soviel ich weiß, ist es illegal, seinen Partner zu töten, m/w/d, und das wird staatlicherseits auch hart verfolgt und bestraft.

Solange sie bestehen, liegt Gerechtigkeit nicht nur in Gleichbehandlung, sondern vor allem im Bekämpfen elementarer Ungerechtigkeit.

Da diese Probleme entweder nicht durch ein Gesetz verursacht wurden, sondern durch staatlich unbeeinflusste Entscheidungen getroffen werden, oder tatsächlich durch ein Gesetz verboten sind, wen schert’s.

Frauen müssen Zugang zu ihren im Grundgesetz gewährten Rechten bekommen.

Haben sie ja auch.

Wenn sie also Pistorius‘ Fragebogen freiwillig ausfüllen, sich freiwillig verpflichten wollen, bitte.

Zum jetzigen Zeitpunkt würden sich auch Männer freiwillig verpflichten.

Aber Kinder, Küche und Krieg als Pflichtprogramm: Das ist keine Option.

Keine Frau ist gezwungen, Kinder zu kriegen. Bzw., keine Frau ist staatlicherseits gezwungen, Sex zu haben, bzw., wenn jemand anderer sie zwingt, ist das erstens illegal und zweitens wäre der Abbruch einer so verursachten Schwangerschaft nicht bloß straffrei, sondern legal. Ob der Soldat den Krieg wollte, in den er geschickt wird, interessiert niemanden.

3 Gedanken zu “Cro und Pontra

  1. Seit 30 Jahren höre ich dem gleichen Blödsinn. „Aber Frauen MÜSSEN doch Kinder kriegen…“ WO zum Geier steht das im GG?

    Auf dem Niveau der Autorin habe ich noch folgendes Argument: Frauen leben 5 Jahre länger, also können sie auch 5 Jahre der Allgemeinheit dienen.

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  2. Frauen werden nicht gezwungen. Frauen, die sich den Kinderwunsch erfüllen, betreiben Selbstverwirklichung und können nur deshalb das Privileg des Nichtarbeitens nutzen, weil ein Mann das Opfer erbringt, sein Leben lang zu malochen zu gehen und das hart erarbeitete Geld seiner Frau zu geben, wobei er von vornherein anders als die Frau gar nicht die Wahl hat, zu Hause zu bleiben, er muss sich den traditionellen Rollen beugen, will er eine Familie gründen, denn es gilt, was man eigentlich gerade bei der linken taz wissen sollte: Arbeit ist Scheiße.

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  3. Interessanterweise verreißen die meisten Kommentare unter dem Artikel bei der „TAZ“ die Argumente „pro Wehrpflicht für Frauen“. Bin gespannt, wann „Stern“, „Spiegel“, „Emma“ und „Freitag“ zumindest die „TAZ“-Leser (m/w/d) als (mindestens) AfD-nah oder sonstwie „rrräächts“ „rahmen“ („framen“ heißt ja laut Carolin Emke jetzt „Rahmung“, man will die deutsche Sprache wohl nicht den bösen Nazis und Konsorten überlassen).

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