Oberst Offensichtlich schlägt wieder zu

Es ist keine Beleidigung, wenn die betreffende Person wirklich beim Bund war.

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53 Jahre ist es mittlerweile her, seit die Zeitschrift Stern mit der Titelgeschichte von 374 Frauen aufmachte, die sich zu Schwangerschaftsabbrüchen bekannten, die sie hatten vornehmen lassen.

Unter anderen Alice Schwarzer, die in der Hinsicht gelogen hatte. Was sie möglicherweise zu einer guten Aktivistin macht, aber definitiv zu einer erbärmlich schlechten Journalistin. Insbesondere, wenn sie andere dazu motiviert, über deren strafbares Verhalten zu reden, ihr selbst in der Hinsicht aber nichts passieren kann.

Am 06. Juni 1971 erschien diese Ausgabe, mit der Betroffene nicht nur zeigen wollten, dass sie in allen gesellschaftlichen Schichten existieren, sondern zugleich den Paragrafen 218 für überholt erklärten.

Der seither überarbeitet wurde. Ich wäre sehr gespannt zu erfahren, wie Schwarzer, Pickert oder sonst irgendwelche Feministen(m/w/d) über die gezielte Abtreibung von Mädchen denken. (Gezielte Abtreibung von Jungen ist ein anderes Thema…)

53 Jahre also. Mindestens so lange wird schon sehr nachdrücklich und öffentlich gefordert, dass Schwangerschaftsabbrüche aus der Illegalität gehoben werden müssen.

Im Alten Rom – patriarchale Gesellschaft – waren die schon deshalb legal, weil die Tötung des eigenen Kindes bis zum ersten Geburtstag (statt bis zur Geburt) legal war. Soviel zur Frage, ob es wirklich das Patriarchat ist, das Abtreibungen verbietet. Props gehen wie immer an dieser Stelle raus an Publius Claudius Pulcher senior. Der hatte als Patrizier sechs Kinder statt der üblichen drei. Man rate mal, wie das passierte…

Straffreiheit in manchen Fällen bedeutet nämlich nicht, dass Abtreibungen legal sind.

Wenn Männern Frauen etwas erklären, was diese typischerweise wissen müssen, nennt man das Mensplaining. Wenn Pickert anderen Menschen etwas erklärt, was diese typischerweise wissen müssten…

Es bedeutet lediglich Folgendes:

Wir sehen wohl ein, dass es unter gewissen Umständen notwendig ist, dir die Möglichkeit einzuräumen, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, bestehen aber darauf, dass es falsch ist.

Es ist in der Tat ein etwas fauler Kompromiss, weil man sich ja neben Vergewaltigungen noch auf andere Fälle einigen könnte, in denen Vergewaltigungen legal sein sollte, und für andere Fällen bräuchte man eine Genehmigung auf Antrag. Aber darüber empört er sich nicht, sondern:

Hörst du, es ist FALSCH. Wir finden, du solltest das wissen. Was du da machst, ist illegal. Du verstößt damit gegen das Gesetz, auch wenn wir dich dafür nicht unbedingt bestrafen. Ja, du solltest dich in der Tat was schämen und ein schlechtes Gewissen haben.

Also ungefähr so, wie früher bei Wehrdienstverweigerern, nur, dass DIE tatsächlich bestraft wurden, indem sie Zivildienst machen mussten. Außerdem war das Strafmaß für Totalverweigerer deutlich höher als das für Abtreibungen. Also: Keks.

Einfach alle Regierungsparteien, die 2021 unter anderem dafür angetreten sind, das Selbstbestimmungsrecht von Frauen zu stärken und Schwangerschaftsabbrüche als Teil der Gesundheitsversorgung zu begreifen.

Schwangerschaft ist keine Krankheit. Bzw., wenn es medizinische Gründe für eine Abtreibung gibt, dann kann man das natürlich in den Fällen per Krankenkasse abrechnen, aber das meint er ja nicht.

 So als wüssten sie nicht, dass die Alternative zu legalen Abtreibungen niemals »gar keine Abtreibungen« lautet, sondern nur illegale Abtreibung.

Die Alternative zu legalen Diebstählen sind illegale Diebstähle. Die Alternative zu legalen Morden sind illegale Morde. Die Alternative zu legalen Waffen sind illegale Waffen. Die Alternative zu legalen Drogen sind illegale Drogen. Die Alternative zu legalen Schwarzfahren…

So als hätten sie keine Ahnung, dass dieser Paragraf eben auch zur Bestrafung von Frauen existiert.

Ja, es gibt so viele Paragrafen, in denen Strafen definiert sind, aber keine, die Belohnungen definieren. Ansonsten ist Zivildienst natürlich auch nur eine Strafe gewesen.

Wo ist eigentlich die Titelgeschichte über 374 Männer, die »bekennen«, dass ihre Partnerinnen abgetrieben haben und sie diese selbstverständlich in ihrer Entscheidung unterstützt haben?

Selbstverständlich. „Ja, ich dachte mir, wenn ich alle Kosten übernehme, kommt mich das billiger als Alimente bis zum Ende der ersten abgeschlossenen Ausbildung oder zum 27. Lebensjahr des Kindes…“ Klingt richtig heldenhaft, was? Davon bekäme man – und zwar ohne zu lügen – bestimmt auch 37.400 Männer zusammen. Passen nicht alle aufs Titelbild, aber irgendein Problem gibt es IMMER.

Wo sind die Männer, die begriffen haben, dass ihre Freiheit unmittelbar und unwiederbringlich an die Freiheit von Frauen gekoppelt ist?

Diese Kopplung (Alimente) ist den allermeisten Männern klar. Dass Pickert das meint, irgendwem erklären zu müssen, sagt eher was über Pickert aus als über die Wirklichkeit.

Millionen Männer, die mit einstimmen in #WegMit218!

Diese Millionen Männer gibt. Wo waren die Millionen Frauen, die gegen die „allgemeine“ Wehrpflicht waren? Man könnte fast meinen, die Freiheit von Frauen sei an die Unfreiheit von Männern gekoppelt.

7 Gedanken zu “Oberst Offensichtlich schlägt wieder zu

    1. Insonders wenn die Artikelüberschrift lautet: “IMMER NOCH ÜBER SCHWANGERSCHFTSABBRÜCHE REDEN” – da käme ohne Triggerwarnung ja sonst niemand auf die Idee, dass es in dem Artikel womöglich um das Thema Schwangerschaftsabbrüche gehen könnte.

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  1. Wo ist eigentlich die Titelgeschichte über 374 Männer, die »bekennen«, dass ihre Partnerinnen abgetrieben haben und sie diese selbstverständlich in ihrer Entscheidung unterstützt haben?

    Wer sagt denn, dass die zur jeweiligen Schwangerschaft gehörenden Männer die jeweiligen Partner waren?

    Ja, ich bekenne mich dazu, ich bin auch grundsätzlich gegen Abtreibung. Daher gilt für mich: Verhütung, Verhütung, Verhütung. Hat übrigens funktioniert.

    Anmerkung: Ich meine „grundsätzlich“ im juristischen Sinn, also mit klar definierten Ausnahmen.

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    1. Ich hab da als libertärer Misanthrop so den Zwiespalt, dass ich ein Problem damit habe, die Grenze zwischen „nicht einmal Mama will das Kind“ und „was soll mich das interessieren“ zu finden.

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