Statistik für Fortgeschrittene

Ruhm und Ehre der tollen taz.

Bei Gewalt „in privaten Lebensbereichen“ offenbart Berlins Kriminalstatistik eine „deutliche Zunahme“: Rund 19.000 Menschen mussten in Berlin im vergangenen Jahr Gewalt in Partnerschaft und Familie erfahren.

Siehe auch ihn hier. Aber ja, es gab eine Zunahme…

Im Vergleich zu 2022 sind die Zahlen demnach noch gestiegen – rund 1.500 Übergriffe mehr registrierte die Polizei 2023.

19.000-1.500 = 17.500; 1.500/17.500 = 0,086 oder 8,6 %

70 Prozent der Betroffenen waren weiblich. 75 Prozent der Täter männlich.

Waren bei den 17.500 etwa noch 80% der Betroffenen weiblich, also 14.000? Also MEHR als 70% con 19.000, nämlich 13.300? Dann ginge die häusliche Gewalt gegen Frauen sogar zurück, theoretisch jedenfalls.

Das Dunkelfeld im Bereich der sogenannten Partnerschaftsgewalt ist groß. Es ist also unklar, ob der Anstieg der Zahlen bedeutet, dass die Gewalt im Familiären noch zugenommen hat.

Vllt ist es sogar zurückgegangen, und die Zunahme liegt einfach daran, dass mehr männliche Opfer Anzeige erstatten.

Oder ob mehr Frauen es wagen, sie anzuzeigen – vor allem, nachdem häusliche Gewalt während der Pandemie stärker öffentlich zur Sprache kam.

Wenn die offiziellen Zahlen in Berlin nicht grundsätzlich anders waren als die bundesweiten, war der Anteil der Frauen an den Opfern häuslicher Gewalt, die Anzeige erstatteten, 80%, und dann haben eben weniger Frauen es gewagt, Anzeige zu erstatten, und dafür sind die Männer mutiger geworden. Hurra.

Doch eins zeigen die Zahlen deutlich: Weiterhin üben Täter immense Gewalt gegen Frauen aus, weil sie Frauen sind.

Wohingegen Männer, die Gewalt erfahren, es nicht anders verdient haben. Schon klar.

Frauen sind in ihrem eigenen Zuhause sehr oft ungeschützt.

Wohingegen Männer tatsächlich häufiger bei Arbeitsunfällen sterben.

Das gleiche gilt für Kinder.

Ja, aber bei Müttern und Kindern geht das Machtgefälle ebenfalls zulasten der Kinder…

Beim Senat ist die Betroffenheit groß.

Selbst, wenn das Verhältnis 50/50 wäre, wäre die Betroffenheit groß, weil dann die Dunkelziffer mutmaßlich NOCH kleiner wäre und die gemeldeten Zahlen größer.

So unterstütze der Senat etwa auch die Initiative „Gewaltfrei in die Zukunft“, die eine App entwickelt hat, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bei der Vorstellung der Zahlen am Mittwoch.

Wenn man ein Handy hat, braucht man keine App, um Hilfe zu finden, sondern man macht es, wie Böhmermann – als er mal seinem Bildungsauftrag gerecht wurde – mit „Ich hab Polizei“ darstellte.

Die App soll gewaltbetroffenen Frauen helfen, Vorfälle zu dokumentieren und Anlaufstellen zu finden.

Für die 5.700 männlichen Opfer gibt es nicht genug Anlaufstellen, die materialisieren demnach auch nicht durch spontane Urzeugung, nur weil man eine App hat.

Die Täter verunsichern

Uneindeutigkeiten der dt. Sprache, #drölfzig4711: Verunsichern die Täter, oder sollen sie verunsichert werden?

Um das System der Gewalt einzureißen braucht es eine massive Verunsicherung der männlichen Täter.

Ahhh – generisches Maskulinum oder nicht, hier werden Täterinnen explizit ausgeschlossen. Das ist sexistisch. Und nicht die frauenfeindliche Art von Sexismus.

Und wer gewalttätig wird oder zu werden droht, muss andrerseits umgehend Hilfe bekommen. Bisher verstärkt zu vieles in unserer Kultur die Abwertung von Frauen. Und genau daraus erwächst Gewalt.

Jaja, die armen Frauen. Werden dauernd abgewertet. Kein Wunder, dass die dauernd gewalttätig werden. Dafür muss man Verständnis haben. Bla…

Das gilt auch schon im Kleinen: Beim sexistischen Witz in der Arbeitspause oder beim abfälligen Kommentar in den sozialen Medien.

Ähm, sorry, NEIN. Es gibt sicher Witze, die soo frauenfeindlich sind, dass man das kritisieren muss, aber weil Person A einen derart üblen Witz erzählt, fängt niemand deshalb an, seine Frau zu schlagen, egal, ob Person B dagegen etwas sagt oder nicht, einschließlich Person A selbst. Umgekehrt, wenn Person A seine Frau schlagen will, nutzen solche Einwände ja auch nichts.

 Gewalt gegen Frauen ist kein Frauenthema.

Das stimmt, aber Gewalt gegen Männer ist dann auch kein Männerthema. Und das Frauen niemals irgendwelche männerfeindliche Witze kennen, halte ich mal für eine Schutzbehauptung.

Es braucht Gleichheit und Selbstbestimmung beim Gehalt, bei Wissensvermittlung, bei politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Repräsentation.

Selbstbestimmung beim Gehalt – ich als Selbstständiger schreibe meine Lohnauszahlung selbst. Geil, oder?

Wer Frauen abwertet, muss auf Widerspruch stoßen.

Ja, macht doch.

Insbesondere Männer sollten endlich anfangen, hier deutliche Grenzen ziehen.

Das passiert doch. Also bei ursprünglich schätzungsweise 14.000 weibliche Opfer minus 13.300 sind das 700 weniger, 700/14.000 = 0,05; das wäre ein Rückgang von 5%. Feiert uns.

2 Gedanken zu “Statistik für Fortgeschrittene

  1. „70 Prozent der Betroffenen waren weiblich. 75 Prozent der Täter männlich“

    Häusliche Gewalt ist bei Lesben schlimmer, glaub ich gab es Studien, aber wen verprügeln denn die 5% Männer, zu denen das weibliche Opfer fehlt? Prügeln sich Schwule? Wo? Wann? Warum? Oder sind da dann immer beide Täter?

    An der Statistik stimmt was nicht.

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    1. An der Statistik stimmt eine ganze Menge nicht. Aber wenn man so eine Statistik nicht mal als ungenaue Wiedergabe der Wirklichkeit betrachtet, sondern mehr wie ein Rorschachtest verwendet, kommt halt sowas dabei heraus.

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