Heteronormativität

Vllt. nicht beim Normal, aber beim Standard.

Heteronormativität: Häufig, nicht normal

Die umgangssprachliche Bedeutung von „normal“ hat sich inzwischen von der mathematischen – rechtwinklig auf einer Ebene – sehr weit entfernt.

Zwei Geschlechter, die einander begehren: Heteronormativität benennt ein gesellschaftliches Wertesystem

Jein. Ungeachtet, wie tolerant die Gesellschaft ist: wenn man alle Heteroas auf eine Insel sperrt, und alle anderen auf eine andere, welche der beiden Teilgesellschaften stirbt eher aus?

Warum sind Sie eigentlich heterosexuell?

Ich denke, dass das angeboren ist.

Auf diese Frage würden Menschen in der Regel verblüfft reagieren – oder sich sogar angegriffen fühlen, schreibt die deutsche Soziologin Nina Degele.

Dann bin ich wohl kein normaler Mensch, was? Nein, ich bin nicht verblüfft und würde dieselbe Antwort auch geben, wenn ich gefragt würde, warum ich diese Hautfarbe habe oder diese Hand benutze.

Heterosexualität gelte in unserer Gesellschaft schließlich als „normal“, sie ist nicht bloß häufig, sondern der Standard, wird erwartet und muss somit auch nicht erklärt werden.

Warum muss ein Standard nicht erklärt werden? Wenn jemand meinetwegen den Schulstoff für die 6. Klasse vorgibt, muss man das nicht mit mehr als „Das ist Standard“ begründen?

So können wohl auch die wenigsten Menschen den Moment benennen, der ihnen die eigene heterosexuelle Neigung bewusst machte,

Wenn das von der Gesellschaft vorgegeben wird, könnte man das festmachen, so wie man weiß, dass man als Kind erklärt bekam, dass man beim über die Staße gehen erst nach rechts sieht. Es gibt allerdings Leute, die wissen, dass sie mal zu Rechtshänder umgepolt wurden. Und ziemlich genau auch, wann.

oder sich daran erinnern, wann sie erstmals öffentlich über ihre Heterosexualität gesprochen haben.

Öffentlich war das wohl meine erste Online-Kontaktanzeige, wo man angeben konnte, welches Geschlecht man eigentlich sucht. Boah, habe ich ein gute Gedächtnis, wa?

Ganz anders sieht das für homo- und bisexuelle Menschen aus. Trotz fortschreitender rechtlicher Gleichstellung stellen sie nach wie vor die Abweichung der Norm dar.

Es gibt meines Wissens keine DIN-Norm für Sexualität. Nur für Kondome. Aber es ist nicht meine Schuld, dass die eine Minderheit darstellen.

Im heteronormativen Denken existieren nur zwei Geschlechter, Mann und Frau, die sich auf vermeintlich natürliche Weise aufeinander beziehen:

Wohingegen Bisexuelle von drei Geschlechtern ausgehen, von denen aber jeweils eines unattraktiv ist, so dass sie sich bisexuell nennen und nicht etwa trisexuell. Das „T“ in LBGT+ steht nämlich nicht für trisexuell, wie es in einer logischen Welt der Fall wäre…

Sie gehen heterosexuelle Paarbeziehungen ein.

Singles sind also nicht heteronormativ? Glück gehabt!

Glückliche Hetero-Paare lachen uns ganz selbstverständlich auf Werbeplakaten entgegen

Naja. Oder auch in Laatzen. Völlig glückliche Singlefrauen aus der Nähe von Hannover waschen auch DEIN Auto… ok, die sind vllt. gar nicht glücklich.

ist dort ein lesbisches oder schwules Paar zu sehen, handelt es sich meist um „spezielle“ Angebote für die LGBTIQ-Community.

Wieso überhaupt Paare? Warum keine Tripel? Haben die in der Werbung etwa etwas gegen Tripel? Was ist da los??? Nagut, das mit „Damit die Badewanne bald zu klein ist“ funktioniert schon mit zweien…

Eine zunehmende Sichtbarkeit von Lebensformen, die nicht der Norm entsprechen, birgt auch Sprengkraft in sich

Die passen nämlich nur in XXL+-Wannen.

denn das binäre Geschlechtersystem und die heterosexuelle Familie stabilisieren eine patriarchale Ordnung.

Dass Familien typischerweise von Heteroas gegründet werden, liegt nicht am Patriarchat. Das man keine drei Menschen braucht, um ein Kind zu zeugen, auch nicht.

So attackieren Rechte und fundamentalistische Christen auch Feminismus ebenso wie die Ehe für alle oder rechtliche Verbesserungen für Transpersonen.

Letzteres kommt auch von Feministinnen. Aber ja.

Lange Zeit galt Homosexualität als krankhafte Störung und wurde strafrechtlich verfolgt.

Und Totalverweigerer wurden mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bedroht. Wenn wir jetzt doch mit der Vergangenheit argumentieren dürfen…

Erst seit 1971 ist sie in Österreich keine strafbare Handlung mehr,

„Da war ich doch noch gar nicht auf der Welt!“, sagte das Lamm. „Dann war das Dein Vater oder Dein Großvater!“ sagte der Wolf und fraß das Lamm trotzdem.

bis 2019 sollte es dauern, bis gleichgeschlechtlichen Paaren auch die Ehe offenstand. Der Staat und seine Institutionen privilegierten also eine heterosexuelle Lebensweise.

Naja, eher subventionieren. Um Menschen mit Kinderwunsch zu ermutigen, wurde nach dem 2. WK eine juristische Sonderkonstruktion namens „Extrawürste hier entlang“ gegründet, steuerliche und juristische Vorteile sollten die Ausgaben für Kinder ausgleichen. Unter der prägnanten Abkürzung „Ehe“ wurde das Modell sehr populär.

Heteronormativität wirkt nicht bloß individuell, sondern ist auch strukturell angelegt, betont Soziologin Degele.

Tja. wie gesagt, die Bisexuellen alleine können die LGBT+Gesellschaft nicht mit ausreichend Nachwuchs versorgen.

Noch immer können sich die meisten Hetero-Paare sicher fühlen, wenn sie händchenhaltend durch den Park spazieren,

Kommt auf den Park an, würde ich sagen. Laut Gewissensprüfung musste man da immer ein Maschinengewehr gegen potentielle Vergewaltiger dabei haben.

während queere Paare regelmäßig Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen erleben.

Auch das kommt bestimmt auf den Park an.

Auch wenn es bloß darum geht, ein Familienticket zu lösen, müssen Regenbogenfamilien sich immer noch erklären

Ich kaufe ein Familienticket, und bei den Preisen geht der Fahrkartenautomat automatisch davon aus, dass ich dazu einen Grund habe.

Pärchen-Angebote werden mit „Für Sie und Ihn“ beworben.

Und die Nazis haben Schwule vergast. Alles gleichermaßen ungerecht.

Das Konzept der Heteronormativität hilft dabei, die machtvolle „Natürlichkeit“ von Zweigeschlechtlichkeit und heterosexuellem Begehren zu entlarven

Es gibt den „naturalistischen Fehlschluss“, wonach man alles, was „in der Natur“ vorkommt als richtig betrachtet und alles andere als falsch, aber das ist hier gar nicht das Argument, sonst wäre „Natürlichkeit“ nicht in Gänsefüßchen. Ich stehe auf Frauen. Das ist bei mir angeboren. Also ist es natürlich. Was sonst noch natürlich ist, und was „richtig“ oder „falsch“ ist, ist erstmal egal.

auch wenn der Begriff erst mal sperrig daherkommt.

Ihr habt Euch diesen Begriff doch ausgedacht!

3 Gedanken zu “Heteronormativität

  1. Erst seit 1971 ist sie [Homosexualität] in Österreich keine strafbare Handlung mehr

    Und erst seit 1971 gilt in der Schweiz das Frauenwahlrecht, und erst seit 1967 in Schweden der Rechtsverkehr – aber: inwiefern soll mir durch solcherlei Mitteilungen irgendein Informationsgewinn aus dem DieStandard-Artikel ersprießen?
    (Übrigens falsch: Homosexualität ist überhaupt keine Handlung, sondern eine Eigenschaft. DieStandard, setzen!)

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  2. „Wieso überhaupt Paare? Warum keine Tripel? “

    Ja genau, nicht die Polys vergessen.

    Warum sehen Menschen auf Werbetafeln immer gut aus, haben keine Zahnlücken, keine Halbglatze?
    Also echt, wer glaubt, dass Werbung den Standard darstellt, sollte mal erwachsen werden.

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