kam es zu meiner Kenntnis, dass Feministinnen auch gegen den Ukrainekrieg UND „Verhandlungen“ sind.
Krieg und Männlichkeit
Was wohl der Hauptkritikpunkt ist? Beides ist schlecht?
Im Krieg können Männer ihre „Mannhaftigkeit“ beweisen – bis die Gewalt eskaliert.
„Mannhaftigkeit“ ist eigentlich nicht dasselbe wie „Männlichkeit“. Ersteres ist für mich ein deutlich abgesenkter Selbsterhaltungstrieb – wenn jemand sich einer Situation aussetzt, in der er Schmerz, Leid und andere Nachteile erfährt, anstatt sich ihr zu entziehen, ist er „mannhaft“. Hat meistens gar nichts mit Sex zu tun. Deshalb kann man „Mannhaftigkeit“ auch dann noch beweisen, wenn die Gewalt eskaliert ist. Woauchimmer man diesem Punkt in einem Krieg sehen will…
Feministisch sind Appelle für einen Waffenstillstand in der Ukraine dennoch nicht.
Ja, weil Feminismus ja für Gleichberechtigung steht, und ein Waffenstillstand ja nicht „gleichberechtigt“ wäre.
Spaß!
Von Antje Schrupp
Der Soldat als Held: Wenn der bewundernswerte Mut von Menschen, die sich und andere unter Einsatz ihres Lebens gegen einen brutalen Aggressor verteidigen, in Heroismus umschlägt, droht die Gefahr der Menschenrechtsverletzung.
Diese Bildunterschrift trifft das Problem nicht ganz – Menschenrechtsverletzungen drohen bei militärischen Konflikten grundsätzlich, unabhängig von „Heroismus“, weil es eben ein graduelle Unterschied ist, ob man einen „brutalen Aggressor“ umbringt oder einen normalen Aggressor, oder jemanden, der in die Nähe des Aggressors gerät.
Die Debatten um den Krieg in der Ukraine fordern nicht nur die traditionelle Friedensbewegung heraus, sondern auch den Feminismus.
Wenn man so doof argumentiert wie die hier, ist der Feminimus auch selber schuld an dieser Herausforderung. Aber ja, es gibt friedensbewegte Feministinnen. (Der Zyniker in mir lässt wissen, dass er dies für die einzige Möglichkeit hält, gegen eine allgemeine Wehrpflicht zu sein ohne zuzugeben, dass diese Männer benachteiligt statt Frauen, aber gehen wir mal davon aus, dass das kein Pauschalurteil sein soll…)
Es ist kein Zufall, dass gerade Alice Schwarzer und ihre Zeitschrift Emma Appelle für einen schnellen Waffenstillstand und Verhandlungen veröffentlichen und dafür viel Applaus bekommen.
Schon, sie kriegen aber auch harte Kritik. Weil sich die Appelle nicht nur für Verhandlungen aussprechen, sondern auch gegen Unterstützung der Ukraine, UND wegen der sehr relativierenden Einstellung gewisser Protagonistinnen.
Frauenbewegung und Pazifismus gelten gewissermaßen als natürliche Verbündete, Krieg wird als inhärent männlich und patriarchal betrachtet.
Ja, dass die als Verbündete gelten, will ich nicht bestreiten. Aber dass sich Feministinnen zur Wehrpflicht äußern, berechtigt mich im Umkehrschluss, mich zu Abtreibungsfragen zu äußern.
Da aber die russische Seite in diesem Krieg nicht nur eindeutig der Aggressor ist, sondern auch mit ungeheuerlicher Brutalität vorgeht und sämtliche internationalen Gepflogenheiten missachtet, sind simple Friedensappelle keine Option.
„Gepflogenheiten“? Komische Bezeichnung. Aber ja, Tötung von Zivilisten (mehrheitlich männliche) Phosphorbomben auf Altenheime, Vergewaltigungen… Friedensappelle an Deutschland sind weniger „keine Option“, sondern völlig sinnlos, da Deutschland gar keine Kriegspartei ist.
Trotzdem kann eine genauere Analyse der Verwobenheit von Kriegskultur und Männlichkeitskonstruktionen dabei weiterhelfen, das Unbehagen vieler Feminist*innen an der gegenwärtigen Debatte zu verstehen.
Dazu braucht man keine Analyse – so eine Debatte ist nun mal unbehaglich. Da sterben Menschen. Da werden Menschen gequält. Andere werden schwer verletzt und traumatisiert. Wie kann das denn „Behagen“ auslösen? Ich bin persönlich froh, dass ich nicht in der Ukraine lebe und das mit so einem „Abstraktionsfilter“ debattieren kann. Klingt etwas feige, aber es ist, wie es ist.
Die italienische Feministin Clara Jourdan sprach bei einer Diskussion über das Verhältnis von Männlichkeit und Krieg kürzlich davon, dass Krieg häufig mit einer „voglia di stravincere“ einhergehe, also nicht einfach mit dem Wunsch, zu gewinnen, sondern mit einer Lust am Besiegen der anderen Seite.
Aka: „Wozu haben wir Phosphorbomben, wenn man die nie benutzen kann?“ Aber ja, das ist Teil des fließenden Überganges. So, wie der Agressor unterschiedlich brutal sein kann, kann auch der Verteidiger unterschiedlich brutal sein. Hat am Rande auch mit „Heroismus“ zu tun, aber ich vermute nicht, dass jemand ein ausgebranntes Altersheim als „heroische Tat“ bezeichnet.
Es genügt nicht, einen Angriff abzuwehren, man will triumphieren!
Bezogen auf die Ukraine hieße das: „Man will auch die Krim zurückerobern.“ Bzgl. Russlands hieße das: „Man will nicht nur die Ukraine erobern, sondern vernichten.“ Aber schön, dass Frau Schrupp zuerst an die Verteidiger denkt.
Diese Unterscheidung zwischen eigentlichem Kampfziel und dem Wunsch nach Vernichtung des Gegners ist schwer zu definieren.
„Die“ Ukraine hat vermutlich nicht nur nicht die Absicht, Russland zu vernichten, noch die Möglichkeit dazu. Insofern ist diese Unschärfe eher bei Russland das Problem…
Was aber gemeint ist, wird klar, wenn wir an Angela Merkel denken:
Wie die in Ihren Kriegen ja immer… äh… in sechzehn Jahren keine einzige militärische Sonderaktion???
Die Lust an der Unterwerfung der Gegenseite fehlte in der Politik der früheren Bundeskanzlerin völlig
Die „Gegenseite“ waren andere Politiker und ggfs. Staatschefs.
wohingegen der Friedensnobelpreisträger Barack Obama es sich nicht verkneifen konnte, öffentlich herauszustellen, dass Russland inzwischen nur noch eine Regionalmacht sei.
Und das ist vergleichbar mit der Zerstörung einer ukrainischen Geburtsklinik? Einschließlich Insassen? Mal abgesehen davon, dass Schrupp das mit der „Regionalmacht“ anscheinend für faktisch falsch hält. Die Region, an die Russland grenzt, ist ja nicht gerade klein, aber wenn Russland nichtmal ein Nachbarland erobern kann, was kann es denn sonst?
Ein solcher Triumphalismus erschwert es, diplomatische Beziehungen zu pflegen und Konflikte beizulegen.
Ja, das merkt man. Wie Russland einfach keinen Frieden mit der Ukraine schließen kann. Wegen des russischen Triumphalismusses, ganz eindeutig.
Und er hat etwas mit dem Faktor Geschlecht zu tun, denn Kriege dienen auch der Konstruktion von Männlichkeit.
Das stimmt, viele Dinge, die insbsondere Feministinnen als „typisch männlich“ bezeichnen, sind eigentlich Eigenschaften, die bei Soldaten gewünscht und gefördert werden. Weil Frauen einerseits irgendwie viel seltener Soldat werden, und soldatische Eigenschaften (Rücksichtslosigkeit sich selbst und anderen gegenüber, nicht über Gefühle und persönliche Probleme reden, Gewaltbereitschaft) Nicht-Soldaten andererseits wenig nutzen, treten diese Eigenschaften bei Frauen viel seltener auf.
Eine Teilnahme am Krieg kann die Funktion eines männlichen Initiationsritus einnehmen
Tja. Weiße Federn und so.
Das hat nichts mit biologistischen Zuschreibungen zu tun.
Hey, stimmt! Wenn man mit biologischen Zuschreibungen auskommen wollte, bräuchte man keine Initiationsriten.
Der Soldat war ja nie der einzige Typus Mann, es gab immer auch andere Konzepte von Männlichkeit, etwa den sensiblen Romantiker oder den vergeistigten Professor.
Stimmt so nicht. „Sensibler Romantiker“ ist vllt. ein Rollenbild insofern, dass zumindest einige Frauen das von einem Mann erwarten, aber „vergeistiger Professor“ nie im Leben. Und Risikobereitschaft ist eine „soldatische Tugend“, die auch sonst von Männern erwartet wird, weil die meisten Mann-Frau-Unterschied-Klischees auf der Risiko-Vorsicht-Achse liegen (Ausnahme ist Mathe und räumliches Vorstellungsvermögen).
Derzeit konkurrieren mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zwei ganz unterschiedliche Versionen kriegerischer Männlichkeit um die Sympathie des Publikums:
Ihr Ernst? Ihr ehrlicher Ernst? Nein. Klar inszenieren sich die beiden, aber in erster Linie für die eigenen Leute, zwotens für ihre Verbündeten und drittens für ihre potentiellen Verbündeten. Und niemals wird jemand denken „Ich bin eigentlich für Putin, aber Selenskyj sieht doch so sympathisch aus!“ oder umgekehrt. Was denkt Frau Schrupp, wie Menschen ticken?
der volksnahe Widerstandskämpfer und der über allem stehende Imperator.
Umgekehrt wäre das auch viel schwieriger, oder?
Beides ist, da sollte man sich nicht täuschen lassen, sorgfältig medial inszeniert
Und Merkels Hosenanzüge etwa nicht? Wobei man im Frieden mit Sympathiepunkten wirklich weiter kommt.
Im Krieg Kampfesmut zu zeigen, ist eine Möglichkeit, die eigene „Mannhaftigkeit“ unter Beweis zu stellen.
Ja, im Frieden ist „Kampfesmut“ eben viel weniger gefragt. Warum genau muss man als Mann diese „Mannhaftigkeit“ eigentlich unter Beweis stellen? Und wem? Anderen Männern oder Frauen? Man weiset net.
Aber, und das ist der entscheidende Punkt, der Krieg bietet keine Möglichkeit, die eigene „Weiblichkeit“ zu bekräftigen.
Ach, wieso? Wenn man hochschwanger die örtliche Geburtsklinik verbarrikadiert, weil der Termin in drei Monaten ist und man dann gerne einen funktionierenden Kreissaal hätte, besten Dank im Voraus…
Das heißt nicht, dass Frauen sich aus Kriegen heraushalten würden. Schon immer war die Unterstützung für männlichen Heldenmut genuine Aufgabe weiblicher „Patriotinnen“.
Weiße Federn und so halt. Und das Frau-Clinton-Zitat.
Auch Soldatinnen sind heute keine Seltenheit mehr. Seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 ist der Anteil von Frauen in der ukrainischen Armee stark angestiegen.
Trotzdem durften Frauen das Land verlassen. Männer nicht. Gleichstellung ist doch was tolles, was?
Auch Putin stellt sicher, dass Soldatinnen dabei sind, wenn er sich im Kreise von Armeeangehörigen zeigt.
Auch Putin zieht keine Frauen ein. Aber ja, ist doch nett von Putin. Sooo sympathisch.
Doch diese Präsenz von Frauen hat bisher nicht die militärische Logik geändert.
Warum sollte sie? Ob Männer oder Frauen oder Neutren in den Krieg ziehen, ist dem Krieg doch egal. Dieselbe Rücksichtslosigkeit, die von männlichen Soldaten erwartet wird, erwartet man eben auch von Soldatinnen.
Auch das ist ein Grund, warum so viele Frauen, und vor allem auch Feministinnen, jeden Ruf nach Frieden attraktiv finden
Wehrdienst ist KEIN Privileg. Und deshalb fordern Feministinnen keine Wehrpflicht für Frauen. Und wenn Russland oder die Ukraine diese einführen würden, hätten sie argumentativ noch mehr Probleme, weil dann „Das Patriarchat schadet manchmal auch Männern“ sogar noch hohler klingt als sonst.
selbst einen, der einem gefährlichen Aggressor in die Karten spielt.
Ich bin nicht überzeugt, dass die nicht tatsächlich auch pro-russisch sind statt bloß anti-krieg.
Weil der Krieg noch immer „männlich“ ist, besteht auch weiterhin die Gefahr der überschüssigen Gewalt, eben jener „Lust am Siegen“, die über das Notwendige hinausgeht
Das wäre auch so, wenn nur Frauen in den Krieg zögen. Warum sollte das anders sein, außer, um Schrupps Narrativ zu bestätigen?
impliziert, den Feind nicht nur in seine Schranken zu weisen, sondern zu unterwerfen
Wenn die Frauen von Soldaten wollen, dass diese plündern, wollten dieselben Frauen als Soldatinnen auch plündern. Das ist ein Kriegsverbrechen.
wie in dem ikonischen Bild des Helden, der den Stiefel auf die Brust des am Boden liegenden Gegners stellt.
Wie ikonisch ist das überhaupt? Normalerweise richten die Helden nur irgendwelche Fahnen auf und blicken heldenhaft in die Ferne.
In der russischen Armee wird dieses Ritual von Demütigung und Unterwerfung besonders brutal gepflegt, aber es ist auch in anderen Armeen präsent.
Man sollte fairerweise fragen, ob das an der „russischen Armee“ liegt, oder an der aktuellen Führung bzw. dem derzeitigen Krieg? Dass im Krieg nie Verbrechen geschehen, ist wohl eine sehr naive Hoffnung, aber wenn Regierung und Offiziere keine Kriegsverbrechen anordnen würden und Kriegsverbrechen, die trotzdem begangen werden, bestrafen, wären es deutlich weniger.
Trotzdem führen sich nicht alle Armeen gleichermaßen unmenschlich auf, wie es ein falscher pazifistischer Relativismus manchmal behauptet.
Ach, nee? Russland lässt auch eigene Soldaten erschießen, aber anscheinend nicht, um sie für Plünderungen zu bestrafen. Also, die Härte gegenüber den eigenen Leuten gibt es zwar, aber nicht, um sie zu „disziplinieren“. Hat ganz sicher mit der politischen und militärischen Führung zu tun, nicht mit dem Geschlecht.
Britische Soldaten waren zum Beispiel kaum an den Vergewaltigungen deutscher Frauen durch die Alliierten im Jahr 1945 beteiligt.
Verdammte Monarchie! Proletarier aller Länder, ähh… ok.
Armeekulturen unterscheiden sich auch in Bezug auf ihre Brutalität, und ein Faktor (von mehreren) ist dabei laut Lamb der Frauenanteil: Je mehr Soldatinnen in der Truppe, desto weniger menschenverachtend geht es zu.
Wie viele Frauen gab es bei den britischen Truppen und wie viele bei den sowjetischen? Ehrlich, das ist reine Behauptung. Wenn man den Mannschaften sagt, dass Vergewaltiger an die Wand gestellt werden, und dass dann auch durchzieht, selbst wenn der erste (erwischte) Vergewaltiger ein Offizier ist, hat das Konsequenzen – nicht, dass ich für die Todesstrafe bin, aber das ändert nichts am Sachverhalt.
Es ist keineswegs ein Naturgesetz, dass Armeen systematische Menschenrechtsverletzungen verüben.
Terror als Waffe. Eine Armee – bzw. deren Führungsoffiziere – kann auf die Idee kommen, dass sie die feindliche Moral am besten bricht, indem sie möglichst grausam und systematisch Leute foltert. Sexuell, physisch, psychisch. Genauso kann eine Armeeführung auf die Idee kommen, dergleichen nicht zu tun. Theoretisch mit denselben Soldaten.
Gleichzeitig ist aber auch keine Armee völlig davor gefeit, auch nicht die ukrainische.
Im eigenen Land ist diese Gefahr geringer, weil es die Ukraine sich nicht leisten kann, die Moral der eigenen Bevölkerung zu brechen. Aber nunja, „völlig gefeit“ ist das nicht.
Gerade weil der Übergang zur Menschenrechtsverletzung oft ein schmaler Grat ist. Er vollzieht sich zum Beispiel dort, wo das Recht auf Widerstand plötzlich zu einer patriotischen „männlichen“ Pflicht wird.
Würde Schrupp es grundsätzlich besser finden, wenn man das auch zu einer „weiblichen“ Pflicht macht? Oder NUR zu einer weiblichen Pflicht, wenn weibliche Soldaten doch so viel „menschlicher“ sind? Vermutlich nicht.
Wo das Recht auf politische Selbstbestimmung der Völker einen nationalistischen Sog annimmt, der das Zusammenleben von Menschen verschiedener ethnischer und kultureller Hintergründe unmöglich macht.
Also wie in der Sowjet-Union? Oder war die Selbstbestimmung der Ukraine und anderer Sowjet-Republiken also demnach ein Fehler? Naaa????
Oder wenn der bewundernswerte Mut von Menschen, die sich und andere unter Einsatz ihres Lebens gegen einen brutalen Aggressor verteidigen, in Heroismus umschlägt.
Heroismus ist die Verklärung, nicht die Brutalisierung von Menschen, die für andere kämpfen. Und ja, das kann sich überschneiden, aber nicht automatisch. Nur ist diese Gefahr, die Schrupp bei der Ukraine sieht, bei Russland doch schon verwirklicht. Das ist die Art von Priorisierung, die ich krasser bei Wagenknecht und Schwarzer sehe – die Ukraine ist definitiv nicht so schlimm, wird aber mindestens so hart kritisiert wie Russland.
Deshalb ist es gut, dass Feministinnen auch auf diese Gefahren hinweisen, wenn es um den Krieg in der Ukraine geht.
Ja, aber ich brauche definitiv keine Feministinnen, die auf diese Gefahren hinweisen. Ein Grund – und je, nachdem der Hauptgrund – um Zivi zu werden, ist, dass man dem Staat keine Blanko-Vollmacht über das eigene Gewissen erteilen will. Selbst, wenn man die aktuelle Regierung gewählt hat, Kriege teilweise als notwendiges Übel sieht, bereit ist, bei einem Krieg mitzumachen, den man selbst als „unvermeidbar“ betrachtet, und die jeweilige Armee auch nicht für ihre menschenrechtsverletzende „Kultur“ bekannt ist, die nächste Regierung könnte einen Krieg anfangen und eine Armeeführung einsetzen, bei denen all das anders ist.
Grundfalsch ist es aber, daraus einen bloßen Appell nach Verhandlungen und schneller Waffenruhe abzuleiten. Oder zu behaupten, die beste Politik gegen Krieg wäre es, einfach nicht „hinzugehen“
Der Appell – ich wiederhole mich – richtet sich außerdem gegen Waffenlieferungen. Bisschen mehr Kritik von Frau Schrupp wäre ja nicht schlecht an der Stelle. Da niemand von hier „hingeht“, ist der zweite Satz tatsächlich etwas komisch…
Die Unterwerfung unter das Recht des Stärkeren ist keine Friedenspolitik, erst recht nicht das Ausliefern der Opfer an den Aggressor.
Wenn Russland rein weibliche Brigaden aufstellen würde, wäre der russische Krieg kein Stück mehr gerechtfertigt. Frauen sind nicht grundsätzlich weniger grausam als Männer, d.h., wenn Russland will, würden die Kriegsverbrechen eben von Frauen begangen. Und die Ukraine wäre genauso im Recht wie vorher.
Unter solchen Umständen friedensstiftend unterwegs zu sein, bedeutet, die politische Aufmerksamkeit genau auf jenen Punkt zu lenken, an dem berechtigter Widerstand in Triumphalismus umschlagen kann.
Von diesem Punkt ist die Ukraine derzeit weit entfernt, würde ich sagen. Aber selbst wenn, läge das nicht am Männeranteil.
Skeptisch zu bleiben, wenn irgendwo die alten, Männlichkeit stiftenden Kriegsmythen und -rituale wach werden.
Wer ist denn bitte nicht „skeptisch“? Bzw., irgendwer ist bestimmt nicht skeptisch, aber die meisten Menschen, auch die, die sich für die Ukraine aussprechen, sind nicht gerade Militär-Fans.
Damit man in dem Moment, in dem die Gefahr für die Ukraine gebannt ist … der Versuchung widersteht, nachzutreten.
Ich weiß, es ist unpopulär, aber ich vergleiche die Ukraine militärisch öfters mit den Taliban. Die Taliban haben die Kontrolle über Afghanistan gewonnen, obwohl sie militärisch schlechter aufgestellt waren als die Ukraine. Trotzdem beschränkt sich deren Nachtreten auf die eigene Bevölkerung. Dass die Ukraine Ukrainer nach dem Krieg mit Verbrechen terrorisieren wird, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Eventuell meint Schrupp mit „Nachtreten“ die Rückeroberung der Krim?
Sondern nach Möglichkeiten sucht, ein dauerhaftes Zusammenleben in Frieden zu sichern
Naja, „Frieden“? Wenn der Krieg morgen vorbei ist, die russischen Truppen sich zurückziehen, die Krim bei Russland bleibt und was auch immer noch passiert – solange Putin an der Macht ist, wird es dabei keine normalen Beziehungen zwischen Nachbarstaaten geben. Und zwar nicht wegen militärisch-männlichen Rollenbildern, sondern wegen zivilen, menschlichen Erwartungen.
„wie eine Frau“, würde ich gerne schreiben, wenn nicht real existierende Frauen dieses Ideal leider auch oft verfehlten.
Achwas. Keine Frau bliebe in der Wohnung neben ihrem Vergewaltiger wohnen, oder? Wenn der Vergewaltiger aus dem Nachbarland kommt, ist das insoweit was anderes, aber wenn das Staatsoberhaupt dieses Nachbarlandes, dass diese Vergewaltigung gebilligt statt geahndet hat, Staatsoberhaupt bliebe – was will Schrupp uns jetzt erzählen.
Ein Bewusstsein für die geschlechtliche Konnotation von Krieg und Frieden hilft, diesen feinen Grat zu beschreiben: Es geht nicht um ein „Ja“ oder „Nein“ zu Gewalt, Krieg oder Stärke. Sondern darum, dass Gewalt, Krieg und Stärke, auch wenn sie manchmal notwendig sind, niemals dazu dienen dürfen, die eigene Identität zu definieren.
Die geschlechtliche Konnotation von Krieg und Friede beruht darauf, dass man Frauen nicht in den Krieg schickt, weil die mit Nahkampfwaffen gegen Männer typischerweise verlieren, und außerdem, weil Frauen der begrenzende Faktor sind, nach dem Krieg die Bevölkerungsverluste auszugleichen. Sorry. Ansonsten ist diese Konnotation einfach Aberglaube. Und die Identität der Ukraine beruht auf ihrer Sprache, ihrer Geschichte und aus gemeinsam erlebtem Unglück.
Die Welt braucht Menschen in verantwortlichen Positionen, die – egal welches Geschlechts – jegliche Gewalt sofort wieder beenden, wenn sie nicht mehr notwendig ist.
D’oh. Ja, dann… Obristin Antje Offensichtlich gibt ein Lagebild.