Gleichstellung für Anfangende

In Österreich.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) will mehr Frauen zum Bundesheer bringen.

Wehrdienst für alle! Gleichstellung! Feldjäger, die Dienstpflichtige in die Kasernen schleppen. Oder wie die Militärpolizei in Österreich halt heißt.

Dafür öffnet sie jetzt den Grundwehrdienst für Frauen.

Oder so halt. Meine Idee halte ich trotzdem für lösungsorientierter…

Am 1. April 1998 rückte erstmals eine Frau beim österreichsichen Bundesheer ein.

In grauster, unerinnertster Vorzeit. Nagut, meine Dienstzeit war da schon vorbei, aber ich lebe auch nicht in Österreich.

25 Jahre später soll jetzt die nächste Hürde fallen. Ab 1. April 2023 steht der Grundwehrdienst auch Frauen offen.

Ist das Datum eigentlich ernst gemeint? Und Grundwehrdienst ist kein Privileg. Bzw., historisch gab es Zeiten, wo eine Militärlaufbahn eine realistische, und oft die einzige, Methode war, seine soziale Schicht nach oben zu verlassen, so dass man vllt. nicht von einem „Privileg“, aber einem Vorteil reden konnte, aber diese Zeiten sind für Österreich vorbei.

Sie können sich freiwillig zur Stellung melden. Das soll die Schwelle für einen Eintritt beim Heer senken

Mal angenommen, es gäbe in einem Land eine allgemeine Wehrpflicht, aber realiter würde man feststellen, dass Weiße diese häufig umgehen können, und die, die sie nicht umgehen, machen überproportional oft eine Offizierslaufbahn. Schwarze hingegen werden praktisch immer gezogen, und landen überproportional oft auf Mannschaftsdienstgraden. Würde man das für Rassismus halten? Wenn nicht, warum? Wenn ja, gegen Weiße oder gegen Schwarze?

Für sie galt nämlich bislang: ganz oder gar nicht.

Soll heißen?

Bislang konnten sie sich lediglich für den einjährigen Ausbildungsdienst melden. Der Eignungstest hierfür ist ungleich schwieriger als die einfache Stellung.

Ich nehme an, als Österreicher weiß man jetzt, was „Ausbildungsdienst“ und „Stellung“ heißt. Aber der dortige Grundwehrdienst dauert nur ein halbes Jahr. Aber auch das wäre ja durch eine allgemeine Wehrpflicht, die allgemein im Sinne von allgemein im Allgemeinen wäre, auch erreichbar.

Über mehrere Tage wird dafür in Wels die physische und psychische Eignung für den Dienst an der Waffe getestet

Also mehr als die normale Musterung? Aber wenn man einfach nicht geeignet ist, stundenlang zu maschieren, Leute zu erschießen, halbwegs gut zu zielen, Leute beim Erschossen werden zuzusehen, morgens früh aufzustehen oder erschossen zu werden, dürfte man einfach gehen? Ohne Gewissensprüfung, Ersatzdienst oder sonstige weitere Maßnahmen? Ich bin beeindruckt.

Die Drop-out-Quote während der Ausbildung ist hoch. Auch das hält den Anteil an Frauen beim Heer niedrig.

Das wäre so, wenn die Drop-Out-Quote bei Frauen höher wäre als bei Männern. Sonst wäre die Frauenquote bei den Bewerberinnen so hoch wie die im Heer.

 Aktuell liegt er mit 645 Frauen bei vier Prozent. Die sechs Monate Grundwehrdienst sollen Gelegenheit bieten, sich das Bundesheer „von innen“anzuschauen und mit den Abläufen vertraut zu werden.

Tja – ich habe in einem Altenheim gedient, was mir die Gelegenheit gab, die Pflegebranche „von innen“ anzuschauen und festzustellen, dass das in jeder Hinsicht nichts für mich ist. Tja…

Danach können sich Frauen wie auch Männer immer noch entscheiden, beim Heer zu bleiben.

Ja, aber die einen können auch nach vier Monaten gehen, wenn sie nicht mehr wollen, die anderen müssen die sechs Monate bleiben.

Der Grundwehrdienst soll Frauen mit 1.250 Euro pro Monat vergütet werden. Das sind dieselben Bezüge wie im Ausbildungsdienst und damit deutlich mehr als ihre männlichen Kollegen erhalten. Diese verdienen in der Grundausbildung 321,22 Euro.

Bei uns hieß das „Sold“ und war ein ähnlich hoher Betrag, aber in DM. Außerdem fange ich gerade hart an, innerlich hysterisch zu lachen: Die einen könnten auch schon nach zwei Monaten gehen und haben dann schon mehr verdient als die anderen in sechs. Meine Begeisterung kennt keine Grenzen mehr.

Und jetzt mal gaaanz allgemein gesagt, trotz meines Zivitums, meiner Feminismuskritik, meiner Gleiches-Geld-für-Gleiche-Arbeit-Einstellung und noch ein paar Sachen – das ist jetzt nicht einfach eine Realsatire auf alles, was man sonst am zeitgenössischen Feminimus doof finde, oh nein. Das ist tatsächlich auch anti-emanzipatorisch. Wenn irgendeine Frau sagt, sie wolle beim Heer dienen, auch, wenn sie nicht muss, auch, wenn viele Dienstpflicht mehr als Strafe sehen als als Privileg, sondern weil das ihr Ding ist, weil sie sich beweisen will, sei es als Frau oder als Individuum, UND weil sie tatsächlich Kameradie gut findet, wäre das ja im Sinne der Gleichberechtigung, denn wenn es genug Freiwillige für etwas gibt, muss man niemanden zwingen. Sie käme für mein Beispiel gut mit Männern klar, ohne zu flirten oder angeflirtet zu werden, sie will keine Extrawürste gebraten oder „mitgeschleppt“ werden, und sie ist psychisch, physisch und generell so drauf, dass sie diesen Anspruch auch umsetzen könnte. Ok?

Und DANN wird sie in eine Kaserne geschickt, wo alle ihre männlichen Kameraden wissen, dass sie nicht einfach freiwillig dabei ist, sondern deutlich besser bezahlt wird? Welche Chance hat sie denn, als gute Kameradin auf Augenhöhe akzeptiert zu werden? Ich sehe diese Chance eher gering. Sicher ist die Einstellung gegenüber Frauen, die so im Heer aufgebaut wird, auch nicht gerade die, die man sich für Frauen allgemein wünschen sollte.

Weiterführende Literatur hier entlang.

Ein Gedanke zu “Gleichstellung für Anfangende

  1. „Und DANN wird sie in eine Kaserne geschickt, wo alle ihre männlichen Kameraden wissen, dass sie nicht einfach freiwillig dabei ist, sondern deutlich besser bezahlt wird?“

    Keine Sorge, Herr Pickert wird uns bald erklären, warum das die Frsuen unterdrückt und warum sie noch BESSER vergütet werfen müssen.

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