Ja, Cameron hat aus seinen Erfolgen gelernt: Pandora ist super beliebt, sinkende Schiffe auch, also spielt der sein neuster Film auf Pandora und das Finale auf einem sinkenden Schiff. Außerdem: Kate Winslet. Die man so nicht erkennt.
Der Film macht etwas, was der andere Avatar auch mal besser getan hätte – unterschiedliche Populationen von Planetenbewohnern unterscheiden sich durch die Hautfarbe. Und die Augenfarbe. Und die Schwanzlänge. UND die Schwanzform. Die Haarfarbe ist aber immerhin die gleiche. Komischerweise sprechen die alle dieselbe Sprache…
Aber natürlich werden auch hier wieder rassistische Vorurteile reproduziert – die Bewohner des Archipels im Korallenmeer sind tätowiert. Weil – egal welche intelligente Spezies und egal auf welchem Planeten/Mond/sonstiger Himmelskörper sich das Meer, die Korallen und die Inseln befinden – die müssen tätowiert sein. So will es das Gesetz.
Außerdem frage ich mich jetzt, wenn auch Weiße als Ureinwohner gecastet werden, ist der Film dann weniger rassistisch, wegen: „Diversität!“, oder noch rassistischer, wegen „Türkisfacing“? Es kann nicht rassismus-neutral sein, wenn Weiße sich einfach mit der Hautfarbe anderer Leute schminken.
Immerhin, was ich mal sehr positiv finde: in ganz vielen Actionfilmen kommen Männer vor, die entweder keine Familie haben, wodurch dann der Mann zum Actionhelden ohne Rüchsicht auf Verluste wird, oder die gerade auf grausame Weise zu Tode kam, weshalb der Actionfilm überhaupt erst stattfindet.
Hier hat Sully Familie, und ist darüber auch froh und glücklich, und diese Familie ist die ganze Motivation, die er braucht, aber seine Kinder sind kein Anhängsel, sondern eigentlich wichtiger für den Film als er selbst (und seine Frau). Im ersten Teil erlebt man die Welt Pandora durch seine Augen, rennt mit seinen neuerworbenen Beinen, springt von Baum zu Baum und verliebt sich. In Teil 2 ist er zwar (anfangs) der Erzähler, aber seine Kinder sind die Charas, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, die im Verlauf etwas lernen und einen Charakterbogen haben, etc., pp…
Ist es eigentlich weniger sexistisch, wenn eine Männerrolle in einem Film mit „Vater von 1., 2., 3., …“ schon komplett beschrieben wird, weil das eine Aufweichung der „toxischen Männlichkeit“ darstellt (kein Mensch-Avatar-Klon-Avatar ist toxisch!), oder eher noch sexistischer, weil sie ihn auf seine Biologie (technisch manipulierte Biologie zwar, aber trotzdem) reduziert? Bei Frauen würden Feministinnen sagen, dass die „Mutterrolle“ sexistisch ist, aber gleichzeitig beschweren sie sich, dass so wenige Männer sich als Väter engagieren…