Gemäß die Standard.
Männer verlassen Berufe mit wachsendem Frauenanteil
Wie Ratten sinkende Schiffe? Hmmm. Das könnte man mathematisch so erklären: wenn der Frauenanteil von 10% auf 20% steigt, sinkt der Männeranteil von 90% auf 80%. Ergo muss der Männeranteil sinken, um den Frauenanteil zu erhöhen. Aber bestimmt ist das wieder eine infame Intrige des Internationalen Patriarchäertums.
Die Wahrnehmung von Berufen kann eine Konsequenz ihrer Geschlechterzusammensetzung sein – und vertreibt Männer aus feminisierten Berufen
„Ich habe mich ganz bewusst gegen eine Karriere in der xy-Branche entschieden, um auch Frauen…“ – „Scheiß-Masku-Schwein!!!!“
Kommen die Frauen, gehen die Männer. Das gilt zumindest für den beruflichen Bereich, wie nun Forscher:innen der Universität Zürich herausgefunden haben.
In einer Branche arbeiten nie mehr als 100%. Bzw., 100% ist die Menge an Angestellten. Der Witz geht: „Herr Fabrikant, wie viele Menschen arbeiten denn in Ihrer Fabrik?“ – „Ungefähr die Hälfte.“
…in Pflegeberufen oder in der Elementarpädagogik sind etwa zu einem viel größeren Teil Frauen beschäftigt, Handwerksberufe hingegen von Männern dominiert.
Mein Mitgefühl.
Eine Theorie in der Genderforschung dazu lautet, dass Männer selektiv Berufe und Spezialisierungen verlassen, in die vermehrt Frauen kommen.
Stelle ich mir das so vor, dass ein männlicher Arzt nach 30 Jahren merkt, dass es immer mehr Ärztinnen gibt, und er genervt eine Umschulung zum Anwalt macht? Cooler Sache, so Umschulungen.
Per Block, Professor für Soziologie an der Universität Zürich, hat diese Theorie nun empirisch überprüft und herausgefunden, dass Männer mit geringerer Wahrscheinlichkeit in Berufen bleiben, in die mehr Frauen wechseln.
Und Meteore schlagen immer in Krater ein. Wenn Frauen in einen Beruf wechseln, in den auch Männer wechseln, weil sich dort die Zahl der Arbeitsplätze erhöhen würde, würde man das nicht als „Anstieg“ wahrnehmen, oder?
„Die Analyse zeigt, dass Männer mit doppelter Wahrscheinlichkeit den sich feminisierenden Beruf verlassen“
Zum Beispiel? Fürs Protokoll: da steht „Beruf“, nicht „Job“ oder „Arbeitgeber“, der gewechselt wird. Da steht auch nicht, dass weniger Männer (anteilig oder absolut) eine Ausbildung in diesem Beruf beginnen, da steht „verlassen“.
Für die Studie wurden zwei hypothetische Berufe verglichen, die in allen Berufsmerkmalen identisch sind.
Bitte was? Was ist bitteschön ein hypothetischer Beruf?
Der einzige Unterschied bestand darin, dass in einem 25 Prozent und im anderen 75 Prozent Frauen arbeiten.
Gibt es das im Echten Leben? Irgendwo???
Bisher wurde die unterschiedliche Berufswahl von Männern und Frauen oft mit genderstereotypen Kompetenzzuschreibungen begründet.
Ja, und mit geschlechterstereotypen Kompetenzzuschreibungen. Und mit der unterschiedlichen Risikobereitschaft, die je nachdem, wen man fragt, biologisch oder sozial bedingt ist, die aber stark mit dem realen Risiko in den jeweiligen Berufen korrespondiert.
Das würde Männer etwa eher in mathematische oder technische Berufen bringen und Frauen in soziale oder feinmotorische Berufe, heißt es in eine Aussendung.
Ist der Satz grammatikalisch korrekt? Egal, denn, wie wir sehen werden, kann das ja nur an etwas anderem liegen…
Eine weitere Begründung lautet, dass aufgrund der Arbeitsteilung bei heterosexuellen Paaren Frauen öfter Berufe wählen, in denen sie weniger arbeiten können und flexiblere Arbeitszeiten haben.
Aber, wie gesagt, ist meine Gegenthese die, dass der Frauenanteil eben nur dann steigt, wenn der Männeranteil fällt. Aber ich arbeite auch nur aus rein geschlechterstereotypen Klischees als Ingenieur, nicht, weil ich gut in Mathe bin.
Allerdings passt diese Begründung nicht auf die Veränderung der Geschlechterverhältnisse in Berufen wie dem Lehrberuf oder der Pharmazie, die im Gegensatz zu früher heute von mehr Frauen als Männern ausgeübt werden.
Lehrer müssen gar nicht „sozial“ sein? Ansonsten hätte sich nämlich die Wirklichkeit dem Klischee angepasst, weil das vermeintlich sozialere Geschlecht einen größeren Anteil am Lehrkörper hat. Pharmazie hat einerseits Naturwissenschaft, andererseits Umgang mit Menschen. 50:50, würde ich sagen, aber, wie gesagt, ich bin Mathemensch.
Offen ist auch, warum es innerhalb von Berufen geschlechtsspezifische Spezialisierungen gibt. In der Radiologie arbeiten etwa eher Männer und in der Dermatologie eher Frauen.
Gibt es eigentlich unterschiedliche Strahlendosen, denen Männer und Frauen ausgesetzt sein dürfen? Ach, tatsächlich.
„Die Berufslebensdosis darf 400 Millisievert nicht übersteigen (§ 77 Strahlenschutzgesetz).
Diese Dosisgrenzwerte gelten für Frauen und Männer gleichermaßen. Allerdings darf bei Frauen im gebärfähigen Alter die Organ-Äquivalentdosis (Organdosis) des Uterus nur maximal 2 Millisievert pro Monat betragen.“
Na, sowas! Ein technisch-mathematischer Grund? Der irgendwie was mit „Biologie“ zu tun hat. Dieser Einzelfall beweist nichts Grundsätzliches, aber offenbar ist hier der mögliche Grund innnerhalb einer Minute zu ergoogeln und niederzuschreiben.
Die Studie zeigt nun, dass „Geschlechtertrennung nicht nur von geschlechtstypischen Berufsattributen verursacht wird, sondern auch von Männern (und Frauen), die sich bewusst oder unbewusst gegen eine Durchmischung wehren“
Nuuun, wie kann man das an „hypothetischen“ Berufen festmachen?
Die Wahrnehmung von Berufen ist somit möglicherweise auch eine Konsequenz der Geschlechterzusammensetzung statt nur ihre Ursache.
Wie kann man einen hypothetischen Beruf „wahrnehmen“? Wenn sich das Geschlechterverhältnis in bestimmten Berufen ändert, kann es natürlich auch sein, dass sich der jeweilige Beruf ändert.
„Der Pflegeberuf wird eher mit stereotyp weiblichen Attributen beschrieben: sozial, empathisch, kümmernd. Wären die meisten Pflegepersonen Männer, würden wir den Beruf vielleicht ganz anders wahrnehmen, zum Beispiel als verantwortungsbewusst, durchsetzungsstark oder körperlich anstrengend“
Wie die Müllabfuhr? Also, körperlich anstrengend ist die „Wahrnehmung“ da ja schon, aber „Verantwortungsbewusstsein“ und „Durchsetzungsstärke“ eher nicht so. Umgekehrt, würde man Dachdecker als „sozial, empathisch und kümmernd“ wahrnehmen, wenn überwiegend Frauen Dächer deckten? Nebenbei, Altenpflege ist körperlich anstrengend.
Die Untersuchung wurde mithilfe einer Netzwerkanalyse durchgeführt, in der der Arbeitsmarkt als ein Netzwerk verstanden wird, in dem Arbeitnehmende mit ihren Berufswechseln verschiedene Berufe verbinden.
Arbeitnehmende nehmen uns die Arbeitsplätze weg! Und wer bei einem Berufswechsel denselben Beruf behalten würde, hat das Wort falsch verstanden. Aber, ich wiederhole mich: es seien nicht einfach anteilig mehr Frauen, die die Ausbildung beginnen, wegen Emanzipation oder weil das Berufsbild sich wandelt, sondern explizit suchten sich Männer neue Berufe.
Dies geschieht unter Berücksichtigung der verschiedenen Berufsmerkmale, die Männer und Frauen in verschiedene Berufe kanalisieren.
Wenn das so ist, wo wäre denn ein Beispiel dafür? Oder welche Berufe werden von Männern denn als Ersatz bevorzugt? Steigt in bestimmten Berufen damit der Männeranteil, weil Frauen gezielt andere Berufe als logische Konsequenz? Weiterhin, zumindest solange der Frauenanteil noch unter 50% liegt, ist der sinkende Männeranteil doch „gut“, im Sinne der Gleichstellungslogik, oder?
Die Auswirkung dieses Verhalten wurde auch in einer Simulationsstudie erforscht, in der Frauen und Männer sich nicht vom Geschlecht der anderen Arbeitnehmer:innen in Berufen beeinflussen lassen.
Ich habe keine Ahnung, was damit gemeint ist. Aber ich habe die Befürchtung, dass die Standard das auch nicht weiß.
Würden tatsächlich nur berufsspezifische Attribute (wie Lohn, Flexibilität oder Charakteristiken der Tätigkeit) die Berufswechsel beeinflussen, sagt die Simulationsstudie eine Abnahme der Geschlechtertrennung in Berufen um 19 bis 28 Prozent voraus.
Was bedeuten diese Zahlen? 19-28 % aller Berufe schaffen Geschlechtertrennung ab? Oder 100% wären rein eingeschlechtliche Berufe, 0% genau 50/50-Verteilung, und 19% weniger wären der Sprung von 50% auf 21%, aber auch 100% auf 81% oder von 19% auf 0%? Diese Frage ist nicht ironisch, sondern ich habe keine* Ahnung, was mit diesen Zahlen beschrieben wird. Außerdem weiß ich nicht, wie sich durch die Männer, die „Berufe mit Frauenanteil“ verlassen, die Prozentwerte erhöhen. Oder ob sie sich erhöhen. Wieauchimmer…
Die empirischen Daten der Studie stammen aus Großbritannien; der dortige Arbeitsmarkt hat Gemeinsamkeiten sowohl mit vielen europäischen als auch mit nordamerikanischen Staaten.
Haben die auch so viele „hypothetische Berufe“? Aber ja, rein statistisch gesehen gilt: steigt der Frauenanteil, sinkt der Männeranteil. Mathe macht Spaß.
Nächstens kommt die Beschwerde, wenn Männer in Berufen wechseln, in denen viele Frauen arbeiten, und sie dort verdrängen würden – klassischer catch-22.
*in der Studie heißt es, dass die Geschlechtertrennung zu 19-28% mit diesem Phänomen verbunden sei. „It is shown that 19–28% of observed sex segregation is linked to this emergent phenomenon in a statistical model that disentangles the various predictors of the allocation of women and men to different occupations.“ Was mMn eine ganz andere Aussage wäre, wenn der obige Absatz diesen aus der Studie wiedergeben sollte, aber whatever.
Das könnte endlich erklären, warum immer mehr männliche Fußballprofis ihren Beruf aufgeben weil immer mehr Frauen Profifußballerinnen werden.
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„Eine Theorie in der Genderforschung dazu lautet…“
Korrekte, nuancierte Sprache ist so wichtig, wenn sich Hypothesen als Theorien identifizieren…
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Warum werden Frauen nur Lehrer aber nicht Dachdecker?
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