Tiere ohne Menschen!

Mal ganz was anderes.

Was passiert mit der Tierwelt, wenn die Menschen ausgestorben sind?

Paaaarty!!!!

Die Erderwärmung wird nicht nur unser Leben radikal verändern, sondern auch das der Tierwelt.

Ja, die ersten Nandus machen Mecklenburg-Vorpommern unsicher: die Pampa Deutschlands. Und zwar der große Nandu, nicht der Darwin-Nandu, der besser an kaltes Klima angepasst ist.

…manchen Arten könnte es gelingen, sich mit den Änderungen zu arrangieren und zu neuen Arten weiterzuentwickeln.

So wird sich der Mensch in technophile Morlocks und technophobe Elois diversifizieren.

Zusammen mit dem Paläontologen Philipe Havlik hat die wochentaz fünf Tiere entwickelt, die durch die veränderten Lebensbedingungen dort, wo heute Deutschland liegt, entstehen könnten.

Die Tiere stehen kurz vor der Marktreife und können dann in Serie gehen. Mehr dazu auf der taz-Merch-Seite…

Der Weltklimarat geht davon aus, dass sich die Erde im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2100 um 5 Grad Celsius oder mehr erwärmen könnte.

Was mehr als 10 Meter Meeresspiegelanstieg bedeuten würde, oder auch 50. Merken wir uns diese Zahlen.

Auf dieser Grundlage gehen wir bei unserem Szenario von einer Welt aus, in der die menschliche Spezies nicht überlebt hat, wohl aber fünf Tierarten, die sich mit den wärmeren Temperaturen und dem steigenden Meeresspiegel arrangiert haben.

Der Meeresspiegel als solcher ist Tieren wohl insgesamt egal. Aber gut…

Zentral ist dabei der Begriff der „natürlichen Auslese“, bei der also vor allem jene Tiere einer Generation überleben, die am besten geeignet sind, in einer veränderten Umwelt zu überleben.

Also doch keine Konstruktion im Reagenzglas? Menno!

Der Zebrahirsch

So etwas ähnliches wie ein Okapi?

Im heutigen Brandenburg erstreckt sich in ferner Zukunft eine weite Savannenlandschaft. In diesem Biotop lebt ein mächtiger Geweihträger: der Zebrahirsch

Nagut, Okapis leben im Dschungel und sind so gut getarnt, dass sie großen Teilen der Menschheit bis vor gut 100 Jahren unbekannt waren, außer, dass sie mal nach Persien gebracht wurden. Obwohl sie kleine Giraffen sind, und kleine Giraffen sind immer noch ziemlich groß.

Anders als sein Vorfahre, der Rothirsch, hat sein Fell ein Streifenmuster. Zwischen den hohen Grashalmen und dem Flimmern der heißen Luft der Savanne eine überlebenswichtige Tarnung.

Das mag sein, aber hat jetzt wenig mit der Savanne als solches zu tun. Es gibt exakt EIN Savannentier, dass Streifen hat. Tiger haben zwar auch Streifen, leben aber mehr in Wäldern, und Okapis sind genau die waldbewohnenden Verwandten der ungestreiften steppenbewohnenden Giraffen. Ok, Tarnung ist etwas albern, wenn man eine Giraffe ist.

Denn große Beutegreifer wie der afrikanische Löwe sind über den asiatischen Landweg zurück nach Europa gekommen.

Löwen lebten bis in historischer Zeit in SW-Europa. Dass die dortigen Hirsche Streifen hatten, ist nicht überliefert.

Neben dem Camouflagemuster hat der Zebrahirsch eine gefährliche Defensivwaffe: Sein Geweih ist deutlich größer als das seiner Vorfahren, da er sich nicht mehr im dicht bewachsenen Wald zwischen Bäumen bewegen muss.

Wie beim ausgestorbenen Riesenhirsch also? Es gibt Höhlenmalereien aus der Eiszeit – die geweihtragenden Tiere haben auch keine Streifen, obwohl es Löwen gab (ohne Mähne allerdings. Vllt. auch Tiger ohne Streifen). Sogar die heutigen Hirsche, die mit Raubkatzen zu tun haben – wie der Axishirsch – haben keine Streifen, sondern Punkte. Der Grund, dass Zebras Streifen haben, ist keine Großkatze, sondern die deutlich gefährlichere Tsetse-Fliege, die die allseits gefürchtete Schlafkrankheit überträgt; ein Verwandter des Schlafkrankheitserregers ist für Rinder (und andere Paarhufer anscheinend) harmlos, aber tödlich für Pferde und Esel, Hunde und Katzen und einige Nagetiere. Zebras hätten wohl dieselbe Anfälligkeit, schützen sich aber durch die Streifen. (Weil es in Afrika keine Geweihträger gibt und im Rest der Welt keine Tsetse-Fliege, kann es natürlich trotzdem passieren, dass Hirsch und Schlafkrankheit in der Zukunft aufeinandertreffen, mit dem beschriebenen Ergebnis, aber dann soll man das bitte auch richtig darstellen.)

Biologischer Hintergrund: Die verschiedenen Arten der Gattung Equus, der Pferde, haben je nach Lebensraum eine andere Fellfarbe. Während asiatische und europäische Pferde keine Streifenmuster entwickelten, haben afrikanische Pferde, die in Graslandschaften mit großen Raubtieren leben, eine solche Tarnung.

Es gibt afrikanische Wildesel, wenn auch nicht mehr viele, die außerhalb des Tsetse-Gebietes leben. Aber im früheren Lebensraum von Löwen. Selbige Überschneidung gilt für Pferde in Asien, die von Tigern und Leoparden gejagt wurden.

Zudem schützen die Streifen vor dem Biss der Tsetsefliege, die mit ihren Facettenaugen die Zebras schlecht erkennen kann. Diese Fliege könnte auch nach Deutschland kommen, wenn es dramatisch wärmer wird.

Ach? Nebenbei, der Leserschaft bleibt die Erklärung schuldig, wieso der Biss der Tsetse-Fliege so gefährlich ist, dass sie gleich nach dem von Großen Raubkatzen erwähnt wird (statt davor, wie es die Opferzahlen naheliegen würden)? Es sind nicht die unnatürlich langen Reißzähne der Fliege, aber das muss man sein Publikum raten lassen.

Das friesische Liliput-Schwein

DAS klingt ja niedlich!

Wegen des gestiegenen Meeresspiegels sind weite Teile von Norddeutschland überflutet. Dort, wo früher Schleswig-Holstein war, befinden sich nun kleine Inseln, auf denen verwilderte Schweine leben.

Die Teile von SH, die bei einem derartigen Anstieg des Meeres nicht überflutet sind, gehören aber nicht mehr zu Friesland. Außerdem, warum sollten Hausschweine verwildern – vor allem die heutigen, haarlosen Fleischlieferanten – wenn es doch genügend wilde in derselben Gegend gibt?

Sie stammen von Hausschweinen und norddeutschen Zuchtschweinen ab, die sich mit Wildtieren gepaart haben.

Oder anders: warum sollten die Wildtiere das tun? Nackte Haut finden nur Menschen sexy, und Menschen sind halt ganz besonders komisch…

Doch in einem wesentlichen Merkmal unterscheiden sie sich: der Größe. Die Liliput-Schweine (Sus pumilio var. frisiensis) sind nur 40 cm lang und 30 cm hoch. In kleinen Gruppen streifen sie über die Inseln.

Ok, das klingt noch plausibel…

Die Monokultur der Bauern, die dort einst wohnten, ist zu einem Mischfeld geworden: Mais, Hafer, Dinkel und Weizen wachsen wild auf den Inselwiesen.

Mais ist komplett auf die Aussaat durch Menschen angewiesen. Es gäbe etliche Wildpflanzen, meinetwegen auch solche aus anderen Weltregionen, die dort deutlich besser überleben würden als domestiziertes Getreide.

Die Schweine vermissen die menschlichen Besitzer ihrer Vorfahren nicht. Mit ihnen sind die gefährlichsten Fressfeinde verschwunden.

Raubvögel? Wölfe? Verwilderte Hunde?

Verwilderte Hausschweine leben seit Generationen in der Karibik, auf Korsika oder Indonesien.

Ja, aber DIE stammen von Hausschweinrassen ab, die noch rudimentäre Borsten hatten.

Das Heuschreckenhörnchen

Was auch sonst?

Der ehemals Bayerische Wald ist Tausende Jahre in der Zukunft eine Graslandschaft, die an die Prärien Nordamerikas erinnert. Zwischen den Gräsern jagt ein Nagetier, dessen Vorfahre einmal auf Bäumen lebte: das Heuschreckenhörnchen (Sciurus orthopteraphagus)

Der Bayrische Wald ist außerdem ein Mittelgebirge, welches Steigungsregen auslösen müsste, insbesondere, wenn es nicht mehr so weit vom Meer entfernt ist wie heute, und wenn die Luft generell wärmer ist und somit mehr Feuchtigkeit transportiert. Nebenbei gibt es auch heute Nager, die in Steppen leben und sich in Steppengebieten schneller verbreiten würden, als das Eichhörnchen sich daran anpassen könnten.

Riesige Heuschreckenschwärme ziehen von Afrika weiter nach Norden – leichte Beute für den geschickten Jäger.

Bis vor über hundert Jahren gab es auch die Rocky-Montain-Heurschrecke, die u.a. die Prärien Nordamerikas heimsuchte und keinerlei Gleithörnchen-Evolution nach sich zog. Warum? Weil Gleittiere immer in Wäldern leben, damit sie von Bäumen heruntergleiten können. Nebenbei gibt es Tiere namens „Vögel“, die u.a. auch Insekten fressen und fliegen können.

Das Deutsche Sumpfkrokodil

Lebt heute nur im Sommerloch.

Der Anstieg des Meeresspiegels hat das Gebiet von Hannover bis zur Mecklenburgischen Seenplatte in eine tropische Sumpflandschaft verwandelt.

Tja. Warum ist es in Brandenburg und Bayern dann schon Steppe? Ein paar Dutzend Kilometer weiter?

Eine Herde Wildschafe, Nachkommen der Zuchtschafe niedersächsischer Bauern, rastet an einem Tümpel, an dessen Rändern Mangroven wurzeln.

Schafe stammen von Mufflons ab, die Gebirge bewohnen. Keine Sumpflandschaften. Dann schon eher die Hirsche. Gern geschehen. Und Mangroven leben in Gezeitenzonen, also auch nicht in „klassischen“ Sümpfen. Und das Wasser wäre mindestens brackig, also nicht trinkbar für die Nachfahren von Gebirgsbewohnern. Aber hey.

Plötzlich schnappt ein gewaltiges Maul nach einem der Schafe und reißt es ins Wasser.

Ok, Krokodile sind teilweise sehr salzwasserresistent.

Das Deutsche Sumpfkrokodil (Crocodilus palustrisvar. germanica) hat zugeschlagen.

Nicht das europäische? Doofe Nationalkrokodilisten.

Als der Mensch ausstarb, schaffte es ein Dutzend der riesigen Süßwasserkrokodile, aus den Gehegen auszubrechen, während die anderen Tiere verendeten.

Keine Ahnung, wie die DAS geschafft haben, aber ich habe fast einen Verdacht, wie die anderen Tiere „verendeten“. Dass Krokodile einfach aus Asien oder Afrika nach Europa einwandern könnten, ist aber nicht vorstellbar? Weil es Krokodile mal von Afrika nach Amerika geschafft haben, und dort vier eigene Arten etablieren konnten, obwohl es schon Alligatoren und Kaimane gab. Allerdings sind Krokodile salzwasserresistenter als Kaimane und Alligatoren, insbesondere die, die gerade den Atlantik durchschwammen, Galadriel-Style!

…mit einer Körperlänge von bis zu 4 Metern eines der größten Raubtiere Europas und hat sich an das Leben im Brackwasser perfekt angepasst.

Sehr Ihr? Brackwasser – wie doof muss so ein Schaf denn sein? Und ist das deutsche Flusskrokodil oder das französische Sumpfkrokodil wohl noch größer? (4 m ist für Krokodilartige nicht direkt das Ende der Fahnenstange…)

Erst wenn die kälteste monatliche Durchschnittstemperatur bei 8 Grad liegt, könnten Krokodile, die ursprünglich aus den Tropen kommen, in Nordeuropa überleben.

Fun-Fact: Alligatoren mögen kein Brackwasser, aber leben auch in den winterkälteren USA, wo sie die kalten Monate einfach überwintern. Das käme für Europa auch ohne Klimawandel in Frage.

Die Dumbokatze

Kann mit ihren Ohren fliegen, um Gleithörnchen zu jagen.

Die Dumbokatze (Felis magnauris)oder europäische Großohrenkatze ist ein direkter Nachkomme unserer Hauskatze, die sich mit Wildkatzen gepaart hat.

Es gibt ganz normale Wildkatzen und Luchse. Es könnten auch andere Tierarten aus Asien einwandern. Warum müssen die ganzen neuen Tiere von Haustieren abstammen?

Die verwilderten Samtpfoten mussten sich jedoch nicht nur an die Abwesenheit ihrer zweibeinigen Diener gewöhnen, sondern auch an den Klimawandel.

Sowas passiert nicht in Lebensräumen, in denen die jeweiligen Wildformen leben, die wissen, wie man Junge großzieht, wie man jagt, wie man sich vor schlechten Wetter versteckt, vor größeren Tieren (die es dann auch gibt) und wie man mit Konkurrenten klarkommt (einfach fauchen und sonst direkt in die Fresse!).

Besonders auffällig sind die großen Ohren, die den Körper der Tiere kühlen.

Wie beim Fennek, dem Wüstenfuchs. Katzen, die in Wüsten leben, haben so etwas nicht…

 Ein Habitat der einzelgängerischen Jäger ist der Oberrheingraben. Wo sich früher der mächtige Fluss seinen Weg nach Norden bahnte, weht ein sandiger Wind über die Wanderdünen.

Der Oberrheingraben ist schon so recht arm an Regen, weil er von allen Seiten im Regenschatten liegt. Allerdings, für dieses Szenario gibt es schon Katzen, und warum…

… ist der Oberrheingraben zu einem Gebiet geworden, das selbst für die meisten an Extreme gewohnten Lebewesen zu heiß ist.

??? Der Oberrhein entwässert Teile der Alpen, des Vogesens und des Schwarzwaldes. D.h., wenn die generelle Luftfeuchtigkeit erhöht ist, wird es in diesen Gebieten eher mehr regnen als heute, und nicht weniger. Ergo wird der Rhein nicht austrocknen. Ergo wird der Oberrheingraben nicht zu einer Wüste werden.

Außerdem, im größeren Maßstab gedacht – wenn die Menschen aussterben, wer erzeugt dann noch fossiles CO2? Würde die wärmere Erdathmosphäre nicht mehr Pflanzen erzeugen, die mehr CO2 binden, wodurch sich die Athmosphäre wieder abkühlt?

Ich mag solche Spekulationen ja ganz gerne, aber das ist sehr „Malen nach Zahlen“.

Ein Gedanke zu “Tiere ohne Menschen!

  1. Außerdem, im größeren Maßstab gedacht – wenn die Menschen aussterben, wer erzeugt dann noch fossiles CO2?

    Über den Klimawandel heißt es, er wäre irreversibel. Zum verdampft mehr Wasser bei größerer Wärme und Wasserdampf ist ein noch übleres Treibhausgas als CO2.

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