TV-Programm ohne trans Menschen:Vermeintliche Zwangsvertransung
Wenn man eine transsexuelle Person im Fernsehen sieht, bzw. eine Person, die transsexuell ist, und von einer cissexuellen Person gespielt wird, wird man natürlich nicht selbst transsexuell. Ansonsten müssten Schwule ständig zur Zwangsentschwulung Filme über Heteroas ansehen. Aber das „ohne“ stimmt nicht.
Unser Autor hat circa 200 Fernsehfilme und -serien aus dem Jahr 2022 gesehen. Sein Fazit: Die meisten Geschichten kommen ohne Queers aus.
Queer ≠ Trans.
Ich durfte dabei helfen, das Fernsehprogramm des vergangenen Jahrs für den Grimme-Preis in der Kategorie „Fiktion“ zu sichten. Eine ambivalente Freude
Hach, das hat er aber schön gesagt.
Es ist schier unglaublich, wie viele Plots einzig auf der Idee aufbauen, dass die bürgerliche, weiße, hetero Kleinfamilie aus der Margarinewerbung insgeheim total kaputt ist
Der erfahrene Verschwörungstheoretiker wird daraus ein anti-bürgeliche, anti-weiße und pro-homosexuelle Verschwörung der gleichgeschalteten Mainstream-Medien theoretisieren. Aber ja, zu wenig LGBTQ…
furchtbares Geheimnis, eine große Schuld, schleichenden Wahnsinn, Eifersucht, Gewalt, Trauma, gestörte Kindheiten, natürlich alles in schönen Häusern am Stadtrand.
…und pro-Arbeiter sind die natürlich auch noch.
Klar, dass diese Geschichten meistens ohne Queers auskommen.
Bei derartig negativen Geschichten weiß ich nicht, ob ich als Queer nicht froh darüber wäre.
Ich zähle in meiner Auswahl zirka zehn Filme oder Serien mit L,G,B und T als Hauptfiguren.
Also rd. 5 %.
Dann noch mal so viele, wo queere Figuren immerhin wichtige Rollen im Ensemble spielen
Also 10 %. Da LGBTs mehr als 1% der Bevölkerung ausmachen, belegt das ja die These, dass man einfach die bürgerliche Kleinfamilie schlecht machen will.
Dann hie und da eine Lesbe, die ein- zweimal durchs Bild läuft.
Woran sieht man das eigentlich von außen? Bzw., wenn im Richtigen Leben eine Lesbe vorkommt, sieht man ihr das auch nicht an, und sie würde es auch nicht direkt sagen. Rein von der Logik her können alle Film- oder Serien-Figuren, deren Sexualität nicht erwähnt wird, mit derselben Wahrscheinlichkeit L, G, B oder T sein wie in der Wirklichkeit.
Und ich muss loben, dass bei den meisten queeren Hauptfiguren das Queersein wichtig, aber nicht alles bestimmend war.
Und sie leben nicht in einer dysfunktionalen Beziehung wie die ganzen Heteroas, woll? Wenn die sexuelle Orientierung einer Figur für die Geschichte keine Rolle spielt, wird man sie nicht erwähnen. Bei der kaputten Kleinfamilie des Heteroa-Pärchens ist deren Heterosexualität bspw. ursächlich. Ein Kommissar in einem Krimi kann auch asexuell sein.
Zehn Prozent sind nicht viel, wenn man bedenkt, dass neunundneunzig Prozent des Publikums queere Geschichten dringend brauchen
Wofür?
weil sie selber LGBT sind, oder Verwandte, Freund*innen, Vorgesetzte
Wofür genau? Was hilft mir die Serie mit dem fiktionalen Homosexuellen im Umgang mit einem homosexuellen Vorgesetzten, bspw.? Die Serie mit dem fiktionalen Hetero hilft mir ha auch nicht unbedingt mit dem heterosexuellen Vorgesetzten. Und die kaputten Kleinfamilien auch nicht mit meinen Eheproblemen, so vorhanden.
Schmunzeln muss ich außerdem, wenn Konservative schreiben, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen „Exekutivorgan“ der „Translobby“ sei (Cicero).
Derselbe ÖRR, der anscheinend das Familienbild der Konservativen kaputtschreibt? Tja, keine Ahnung, wie die solche Schlüsse ziehen.
Eine einzige trans/nonbinäre Hauptfigur hat es dieses Jahr ins Fernsehen geschafft:
1/200 sind 0,5 %. Der Anteil der transsexuellen bzw. nonbinären Menschen an der Gesamtbevölkerung liegt tiefer, ergo ist das bereits „Überrepräsentation“. Wobei Cicero sich auch anstellt.
Witzig oder? Dass wir so gern Familien dabei zugucken, wie sie sich gegenseitig umbringen, traumatisieren und in den Wahnsinn treiben.
Wer ist wieder „wir“? „Wir“ taz-Journalisten? Ich jedenfalls fühle mich dabei nicht angesprochen.
Aber echter Horror ist, wenn sie trans und zufrieden sind.
Mal der Gegentest: LGBT-Personen kämen im Fernsehen häufig vor, haben aber regelmäßig Probleme mit ihren Familien, dunkle Geheimnisse, Probleme aus Kindheit und Jugend, etc., und als Kontrast gäbe es Heile-Welt-Komödien wie die Cosby-Show. Also, nicht direkt die Cosby-Show, aber vom Prinzip her. Oder die Waltons. Oder „Ich heirate eine Familie“. Wie würde Herr Weißenburger das wohl finden?
„Aber echter Horror ist, wenn sie trans und zufrieden sind.“
Für wen ist das Horror? Irgendwie habe ich den Eindruck, dass das für die woken Transaktivisten Horror wäre.
Dann gäbe es keinen Absatzmarkt mehr für Artikel usw.
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»Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte liest,
es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.«
(Johann Wolfgang von Goethe)
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Krass was für eine seltsame Wahrnehmung die bei der TAZ so haben. Wenn mir was auffällt ist das eher das der Anteil von POCsen, Transen, Schwulen und Lesben in den Medien um Größenordnungen über dem in meinem Leben liegt. In meinem Freundeskreis ist niemand schwul oder lesbisch und keiner dunkelhäutiger als ein Italiener. Ich kenne aus dem ehemaligen Berufsumfeld eine Transe und einen der vermutlich nonbinär ist. Schwule gab’s da auch und im sehr erweiterten Freundeskreis ist ein lesbisches Pärchen. Das wars. Wenn ich Fernsehen anmache ist das deutlich anders. Gut, Berlin bzw Köln….
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Tatort heute Abend. Eine Schwarze, eine Asiatin, ein lesbisches Paar. Alle Häckchen bei Diversität gemacht. Und gegendert wurde auch schon
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