Woran erkennt man gute Fragen?

Man muss über die Antwort nachdenken.

Zum Vergleich

WAS MACHT EINEN KÖRPER WEIBLICH?

Weibliche Geschlechtsorgane.

Zierlich, aber an den richtigen Stellen rund. Dabei bloß nicht zu rund. Glatt auf jeden Fall – also unbedingt haar- und dellenlos.

Klingt an ehsten nach Hartkäse.

Ja keine breiten Schultern oder großen Füße.

Weil Füße und Schultern Geschlechtsorgane sind.

Und niemals über 1,80 Meter.

Hallo Galadriel!

Was ein weiblicher Körper alles abhaken muss, um als weiblich zu gelten – uff!

Eine Runde Mitleid – das sind Merkmale, die ein weiblicher Körper abhaken muss, um als schön zu gelten. Oder als jedenfalls attraktiv für das andere Geschlecht. Es sind „zufällig“ die gegenteiligen Eigenschaften, die Männer fürs andere Geschlecht attraktiv machen, insofern ein klarer Fall von „Heul doch!“

Und wehe, ein Körper weicht zu sehr davon ab. Dann hagelt’s Hass und Häme.

Eben.

Denn weibliche Körper unterliegen strikten Schönheitsidealen.

Wie viele Heteras kennt Ihr, liebe Leserschaft, die mit einem Mann zusammen sind, der eine der Eigenschaften

  • mindestens so groß wie sie
  • mindestens so sportlich wie sie
  • definitiv breitere Schultern als ihre

nicht besitzt? Der zwei dieser Eigenschaften nicht besitzt? Der keine dieser Eigenschaften besitzt?

Zwar ändert sich im Laufe der Zeit, was als weiblich gilt.

Die körperlichen Merkmale, die als weiblich gelten, sind konstant geblieben.

Es unterscheidet sich auch von Kultur zu Kultur.

Irgendwo gelten nur Frauen über 1,80 als „weiblich“, und Männer unter 1,70 als „männlich“?

Aber immer bestimmt die Gesellschaft, was Weiblichkeit ausmacht. Selbst die meisten Frauen haben diese von außen vorgegebenen Normen komplett verinnerlicht.

Insbesondere die, die ihre eigenen Präferenzen bestimmen. Sonst würden die ja nicht nie im Leben auf breitschultrige Athleten und so stehen.

Und haben deshalb Selbstzweifel.

Joah.

Doch welche Normen sind das, warum ist das so und wie könnte es auch anders gehen?

DIN 08/15-47,11

Ein Körper ist im Grunde erst mal nur ein Körper – also die äußere Hülle eines menschlichen Wesens.

Die Haut vllt., aber die Gebärmutter bestimmt nicht.

Weil aber das Umfeld Leute gern in Schubladen sortiert, werden Merkmale an so einem Körper auf eine bestimmte Weise interpretiert.

Was jetzt ein seltsamer Vorwurf ist von Leuten, die andere Leute auch regelmäßig in Schubladen stecken.

Beispiel: Ein Körper hat breite Schultern, viele Haare an den Beinen und ist groß – das muss ein männlicher Körper sein. Schublade auf – Körper rein – Schublade zu!

Fun fact: bei Spinnen ist das eher irreführend, wobei die eher verkümmerte Schultern haben.

Aber wieso ist es so wichtig, Körper ausgerechnet nach Geschlecht in männlich und weiblich einzuteilen?

Wenn man auf ein bestimmtes Geschlecht steht, UND außerdem innerhalb der gegebenen Auswahl des Geschlechtes wählerisch ist, ist das nunmal wichtig. Ansonsten nicht.

Die patriarchale Gesellschaft kennt nur zwei Geschlechter: Mann und Frau.

Wie schon irgendwo gesagt, dass wäre im Matriarchat genauso, hat also nichts mit Patriarchat zu tun. Denn natürlich könnte das Patriarchat auch mehr als ein Geschlecht unterdrücken.

Männer sind das „starke Geschlecht“, Frauen das „schwache Geschlecht“.

Das ist nebenbei nicht die Definition von „Männer“ und „Frauen“, aber zu den Geschlechtsorganen von Männern gehört eine Drüse mit einem Dopingmittel namens Testosteron.

Dabei geht es nicht ums Gewichtheben, sondern vor allem um Macht.

Ähh, doch, es geht vor allem ums Gewichtheben.

Männlichkeit wird mit Stärke, Vernunft, Härte und Durchsetzungsfähigkeit verknüpft; Weiblichkeit mit Schwäche, Gefühlen, Weichheit und Unterlegenheit.

Freie Assoziationen sind nicht dasselbe wie eine Definition. Aber davon mal abgesehen.

Diese geschlechtlichen Normvorstellungen werden von außen am Körper festgepappt. Sie bestimmen, was eine Person tun darf, wie sie sich verhalten und fühlen soll. Nur anhand ihres Aussehens.

Das Rollenbild und die Vorurteile werden von der Gesellschaft, die überwiegend aus Frauen besteht, allen Menschen, nicht nur Frauen, ans Bein gebunden. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

PENIS UND BRÜSTE SIND NICHT GENUG!

Wir brauchen mindestens noch Tentakel!

Darum empfindet auch das Patriarchat nicht binäre Menschen als störend – sie untergraben die Machtverhältnisse, weil sie sich nicht in männlich und weiblich einsortieren lassen.

Auch das Patriarchat findet also binäre Menschen nicht als störend. Warum das Patriarchat keine mehrstufige Hierarchie entwickelt, wie die ganzen rassistischen Systeme, können die bei Pinkstinks natürlich auch nicht erklären. Also oben: Männer, unten: Frauen, Mitte Nichtbinäre.

Und Menschen nicht eindeutig nach Geschlecht einordnen zu können, ist für manche Leute verwirrend.

Kommt deutlich seltener vor als die das denken. Aber ja, der tatsächlich nicht-binäre Promille-Bruchteil immer…

Sie wissen dann nicht, ob sie ihnen die Tür aufhalten oder doch beim Vordrängeln den Ellenbogen in die Seite rammen sollen.

Im Zweifel nichts von beidem, aber da Männer einander ja eher nicht die Ellenbogen in die Seite rammen, ist das sowieso bloß eine Dichotomie, die Pinkstinks sich gerade erst ausgedacht hat.

Die Einteilung rein nach primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen – „Es hat einen Penis, es ist EIN KERL!“ – reicht übrigens nicht aus, sondern ist sehr vereinfacht.

Woher wissen die eigentlich, von wem sie unterdrückt werden? Hat das mal jemand erforscht? Ich frage unter anderem hierfür.

Denn menschliche Geschlechtlichkeit besteht aus mehreren verschiedenen Ebenen; Fortpflanzungs-Organe sind nur eine einzige davon.

„Geschlechtlichkeit“ besteht aus Fortpflanzungsorganen. Sekundäre Geschlechtsmerkmale, sexuelle Orientierung und die ganzen „sozialen“ Geschlechterrollen sind tatsächlich abgeleitete Größen und daher wirklich sekundär. Aber gut, dann bin ich kein Mann, sondern eine sexuelle Minderheit. Hurra!

In einer westlichen, patriarchalen Gesellschaft sind weibliche Körpermerkmale klar definiert.

Im Unterschied zu welcher anderen Gesellschaft?

Weiblich ist alles, was direkt oder indirekt mit Fruchtbarkeit zu tun hat.

Hoden und Penis haben demnach entweder nichts mit Fruchtbarkeit zu tun, oder aber gelten in der westlichen patriarchalen Gesellschaft als weiblich.

Denn im Patriarchat sind weibliche Körper vor allem für Sex und Kinderkriegen vorgesehen.

Wohingegen männliche Körper im Patriachat keinen Sex haben sollen, und auch keine Väter werden. Wegen: Logik!

Aber nicht nur Geschlecht, auch Schönheit ist ein kulturelles Konstrukt.

Ja, wenn man als Europäer auf Afrikaner steht, muss man sich ja rechtfertigen. Weil man die dann exotisiert, oder wie das heißt. Und wenn man nur auf Europäer steht, wegen Rassismus.

All das lernen schon Kinder, insbesondere Mädchen und weiblich gelesene Kinder.

Woher weiß ein Kind, dass es weiblich gelesen wird, aber kein Mädchen ist?

… dass schöne Frauen beliebter sind und Schönheit eng mit sozialem Status verbunden ist.

Wohingegen schöne Männer unbeliebter sind und bei denen Hässlichkeit eng mit sozialem Status verbunden ist?

Weiblichkeit = Schönheit; Schönheit = Fruchtbarkeit; Fruchtbarkeit = bloß keine dunklen Haare an den Beinen!

Schönheit = Fittigkeit, Fittigkeit = mehr Fortpflanzungserfolg, dunkle Haare = sichtbare Haare, (sichtbare) Haare = mehr Testosteron, mehr Testosteron = weniger Fortpflanzungserfolg (bei Frauen)…

Und sie tendieren auch eher zu Eingriffen – von simplen Enthaarungsbehandlungen bis zu Po-Implantaten. Nur, um dem Weiblichkeits-Ideal zu entsprechen und sich feminin zu fühlen.

Naja, und um mehr Erfolg bei Männern zu haben. Also nicht ganz uneigennützig.

Das sind häufig auch diejenigen, die überflüssige „Iiih, Haare!“-Kommentare schreiben, wenn auf einem Foto in sozialen Netzwerken ein Körper zu sehen ist, der eben nicht den weiblichen Vorstellungen des Patriarchats entspricht.

Tja, dass Frauen kooperativer sind als andere Menschen und untereinander solidarischer, ist auch nur so ein sexistisches Vorurteil, oder?

Wenn wir uns endlich mal davon lösen, bestimmte Körpermerkmale als nur männlich oder weiblich zu definieren, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten fürs Menschsein.

Aus Gründen, die völlig konsistent aus der Evolution erklärbar sind, sind Frauen im Schnitt deutlich wählerischer als Männer, was Sexualpartner betrifft. Umfragen bei Datingportalen und die generelle „Ausbeute“ an Antworten belegt das.

Kein Mensch sollte durch Vorschriften das eigene Aussehen und den eigenen Körper in Frage stellen müssen.

Da steht: „kein Mensch“, ok? Ok.

Also. Ein weiblicher Körper ist in erster Linie ein Körper, in dem eine Frau steckt.

Da steht: „in dem eine Frau steckt“. Body-Acceptance von Männern ist also etwas, was Pinkstinks zufolge kein Problem ist, oder – wahrscheinlicher – was die bloß nicht interessiert.

3 Gedanken zu “Woran erkennt man gute Fragen?

  1. Ich habe mal mit meiner Freundin gekuschelt und da meinte sie, so geht das nicht. Ich darf mich nicht an sie kuscheln, sondern sie sich an mich. Weil ich bin der Mann.
    Mir war das eigentlich vollkommen egal, wer sich an wen anlehnt.
    Und das Frauen auch besondere Anforderungen an Männerkörper stellen, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Von feministischer Seite wird aber so getan, als ob Männer bzw. die männliche Gesellschaft Frauen zwingen sich zu schminken. Und das ist noch mit das Harmloseste.

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  2. „Denn weibliche Körper unterliegen strikten Schönheitsidealen. Und wehe, ein Körper weicht zu sehr davon ab. Dann hagelt’s Hass und Häme.“
    Wessen Ausschlusskriterium wohl „breite Füße“ und „breite Schultern“ sind? Ich hab jedenfalls noch keinen Mann sagen hören: „Schatz, zieh Dich bitte wieder an. Bei deinen breiten Füßen wird selbst die härteste Latte im Zaun weich.“ oder „Hast Du die gesehen? Ich sollte unbedingt mal wieder einen Bud Spencer Film anschauen.“

    „Es unterscheidet sich auch von Kultur zu Kultur.“
    Wenn man Pornocover vergleicht, ist das zwar nicht ganz von der Hand zu weisen… Allerdings gibt es einen Grund, warum die Streitfrage unter Männern lautet „Brüste oder Po?“ statt „Schultern oder Füße?“ (Und warum man zwar „Titten oder Arsch“ fragen kann, aber eine ebenso derbe Analogie für „Schultern oder Füße“ fehlt). Apropos Füße… Ist euch aufgefallen, dass der Fuß der Apfel unter den Fetischen ist? Willst Du einen Mann als Bösewicht brandmarken und ihm jede Empathie verwehren, zeig ihn beim Begehren der weiblichen Laufleisten.

    „Männlichkeit wird mit Stärke, Vernunft, Härte und Durchsetzungsfähigkeit verknüpft; Weiblichkeit mit Schwäche, Gefühlen, Weichheit und Unterlegenheit.“
    Weiblichkeit wird mit Fürsorge, Empathie, Sanftmut und Listigkeit verknüpft; Männlichkeit mit Gewalt, Tierhaftigkeit, Tyrannei und Despotismus.

    „Sie wissen dann nicht, ob sie ihnen die Tür aufhalten oder doch beim Vordrängeln den Ellenbogen in die Seite rammen sollen.“
    Erzähl mir was über weibliche Privilegien, ohne von weiblichen Privilegien zu sprechen. Das muss dieses gesellschaftliche Internalisieren sein, von dem die immer reden…

    „Und sie tendieren auch eher zu Eingriffen – von simplen Enthaarungsbehandlungen bis zu Po-Implantaten. Nur, um dem Weiblichkeits-Ideal zu entsprechen und sich feminin zu fühlen.“
    Oriental blepharoplasties? Analbleaching? Schamlippenverkleinerung? Ich halte das immer noch für vorwiegend intrasexuelle Konkurrenz; quasi um als Frau mehr „Erfolg“ bei Frauen zu haben, aka Anerkennung, Konkurrenzdruck, Neid auszulösen.

    „Also. Ein weiblicher Körper ist in erster Linie ein Körper, in dem eine Frau steckt.“
    Strap-Ons? Die reden bestimmt von Strap-Ons. Denn wenn wir die Geschlechtertauschprobe bemühen, erklärt sich dann auch, warum soviele Feministen Probleme mit „Penis-in-Vagina-Sex“ haben, wie sie es gern infantil titulieren. Denn wenn jeder Körper, in dem ein Mann steckt, männlich ist, ist Penetration natürlich die Konversionswaffe des Klassenfeindes…

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