Ratten!

Tagesschau konsequent gegen Hassrede!

Hurra!

Klar, dass besonders die ÖRR-Hater auf den Zug aufspringen, auch wenn der Artikel transparent geändert wurde*; denn der Spruch von den (Paraphrase) rassistischen und verschwörerischen Ratten, die in ihre Löcher zurückgeprügelt werden müssten, damit Twitter „relevant“ bliebe, ist schon ziemlich weit hinter den Grenzen der Hassrede, auch wenn die eigentlichen Grenzen der Hassrede etwas unscharf definiert sind.

Und das ist eine sehr unfreiwillige Ironie – in einer Comedy-Show würde jemand sagen: „Fluchen macht man nicht, davon geht die Bildung in’n Arsch!“, aber hier wird einerseits der Untergang des christl twitterischen Abendl Diskussionsniveaus (mindestens!) befürchtet, andererseits genau so eine menschenverachtende Formulierung verwendet, die man bei Twitter eigentlich nicht lesen will. Und ich gehe mal davon aus, dass das vorher mal jemand aus der Redaktion gelesen hat, also ist diese „Ironie“ mindestens zwei Leuten nicht aufgefallen.

Und natürlich gibt es mal wieder mehrere mögliche Haltungen, die man als Journalist haben könnte, um dies zu rechtfertigen:

  1. ich als Kommentator bei der äußerst renommierten und reichweitenstarken Tagesschau bin ein besserer Mensch als Leute bei Twitter, also wird meine Hassrede weniger Schaden anrichten als etwaige Beschimpfungen, Unwahrheiten und Propaganda von VerschwörungsRassist#69
  2. Hassrede ist ok, solange sie die Richtigen trifft
  3. ich bin kein Verschwörungstheoretiker oder Rassist, also ist der Rattenvergleich in Wahrheit keine Hassrede, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie die Kontrollen bei Twitter den Unterschied erkennen könnten
  4. Hassrede ist ok, solange sie nicht von Rassisten und VTlern kommt
  5. selbst sachliche Formulierungen sind nicht ok, wenn sie von Rassisten und VTlern kommen, deshalb Rassisten und VTler verbieten

Die moralisch gefestigten Einstellungen aber wären gem. des kategorischen Imperatives:

  • ich finde, dass die Demokratie solche Sprüche aushalten muss, deshalb werde ich mich nicht beschweren, wenn andere so reden, selbst, wenn sie über mich so reden, ODER
  • ich finde, dass das den Diskurs verunmöglicht, also lasse ich es bleiben, und wenn Twitter wegen einer solchen Atmosphäre keine Diskussionsplattform mehr ist, ist das nicht mehr mein Problem, ich bin bei der fukking Tagesshow, bitsches!
  • ich finde, dass Twitter solche Sprüche auf jeden Fall ahnden müsste, egal von wem oder gegen wem, und unterlasse dergleichen selbst, schon um meinen Arbeitgeber die Mühe zu ersparen, mich zu korrigieren

Ansonsten war das ein unsinniges Eigentor. Und ich beschwere mich jetzt nicht wegen Demokratieabgabe und dergleichen, ich beschwere mich, weil ich von der Tagesschau einfach mehr erwarte als von der BILD oder so. („Aber Mycroft, von der BILD?“ – „Ja, von der Tagesschau erwarte ich mehr als gar nichts.“)

*die kompletten Sätze stehen nicht im Änderungsvermerk, aber der Teil mit den Ratten und dass das Menschen entmenschlicht

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