War ja klar

Dass auch er hier landet. Wenn man nicht immer denselben Mann veröffentlichen will, dann eben ab und zu einen anderen Mann. Feminismus!

63 MILLIARDEN EURO FÜR DAS PATRIARCHAT

Natürlich sind es viel, viel mehr. Dem Patriarchat gehört zum Beispiel der Fußball.

Ein Kommentar von Boris von Heesen

Denn Interviews kann ja jeder.

Vor noch nicht einmal sechs Monaten wurde mein drittes Sachbuch mit dem provozierenden Titel „Was Männer kosten – der hohe Preis des Patriarchats“ veröffentlicht.

Ja, wie ich schon mitbekam. Wer bezahlt dieses „Patriarchat“ eigentlich? Der Staat oder der Steuerzahler?

Was kurz nach dem Erscheinungstermin begonnen hat und im Grunde bis heute anhält, konnte niemand erwarten.

Man sollte erwarten, die globale Weltverschwörung des allumfassenden Patriarchates würde ihn zum Schweigen bringen? Aber nein.

Die Medien stürzten sich auf das Buch als gäbe es kein Morgen. Vier TV-Auftritte, über zwanzig Interviews sowie zahlreiche Buchbesprechungen und Podcasts haben mir einen stürmischen Sommer bereitet.

Wörst Verschwörung övar!

Was war der Grund für das große Medieninteresse oder besser, worum geht es überhaupt in meinem Buch?

Ich finde es etwas gemein, dass Heesen seine Fragen noch selbst stellen muss – oder besser, eigentlich sind das sogar zwei Fragen. Wichtige Regel für Interviews: immer nur eine Frage stellen, damit der Interviewte sich nicht einfach die Frage aussucht, die ihm besser passt.

Ich habe Schritt für Schritt zusammengetragen, in welchem Umfang ungesunde männliche Verhaltensweisen dieses Land volkswirtschaftlich belasten.

Immerhin nennt er es nicht „toxische Männlichkeit“; kein Mensch ist toxisch. So einfach sind die kleinen Freuden.

Dabei habe ich nur solche Felder einbezogen, die einen gesellschaftlichen Schaden verursachen bzw. soziale Fehlentwicklungen zur Folge haben.

Siehe hierzu auch hier. Was natürlich auf die alten Muster von Gruppenschuld und Schuldgefühle hinausläuft. Mal abgesehen von der Frage, warum Selbstmorde und Verkehrsunfälle dieselben Ursachen haben sollten?

Beispiele hierfür sind häusliche Gewalt, Süchte aller Art, Gefängnisaufenthalte, ungesunde Ernährung oder Verkehrsdelikte.

Er hat Arbeitsunfälle vergessen. Wenn man das zuende denkt, ist man plötzlich froh, dass Männer kürzer leben als Frauen, weil das sonst auch noch auf die Liste käme.

All diese Themenfelder werden sehr deutlich von Männern dominiert.

Und Selbstmorde. Aber be- oder entlasten Selbstmorde von Männern die Volkswirtschaft?

Die zusammengetragenen Daten speisen sich ausschließlich aus öffentlich zugänglichen amtlichen Statistiken bzw. Kostendaten von öffentlichen Trägern oder Universitäten.

Ganz wichtig! Er hat sich die Daten nicht ausgedacht! Sondern recherchiert, wie wissenschaftliche oder journalistische Arbeit funktioniert! Sonderlob! Einfach nur Sonderlob!

Heraus gekommen ist ein Betrag von 63,5 Mrd. €, den ungesundes männliches Verhalten dieses Land mehr kosten als das entsprechende weibliche.

Gemessen daran, dass Frauen einerseits insgesamt mehr Rente kriegen, und Männer andererseits mehr Steuern zahlen, sind die 63,5 Mrd. irgendwie Peanuts. Ja, gegeneinander aufrechnen ist doof, aber wehr hat angefangen?

Ich belasse es dann allerdings nicht bei einer reinen Kostenrechnung, sondern zeige eine Vielzahl an Lösungswegen auf, wie wir dem unnötigen Ungleichgewicht der Geschlechter in so vielen Lebensbereichen entgegenwirken können.

Ich rauche nicht, trinke nicht, konsumiere keine sonstigen Drogen, begehe keine Verbrechen, fahre nicht besonders riskant und habe keine Selbstmordgedanken. Meine Ernährung könnte zwar gesünder sein, aber andererseits bin ich auch selten krank. Außerdem arbeite ich beim Arbeitsschutz. Ich bin also der Ansicht, dass ich meinen Beitrag bereits geleistet habe.

Wie aber kommt ein Mensch und dann ausgerechnet auch noch ein Mann auf die Idee, ein solches Buch zu schreiben?

Geltungssucht? Ein verbreitetes Klischee über Männer ist, dass diese geltungssüchtig sind. Jetzt ist es natürlich unfair, andere mit Vorurteilen zu behandeln, aber nunja.

Nun, ich bin Wirtschaftswissenschaftler und arbeite seit vielen Jahren für gemeinnützige soziale Organisationen. Dort habe ich immer wieder erlebt, dass deutlich mehr Männer in den Hilfesystemen ankommen.

Es gibt mWn auch Statistiken, dass Afroamerikaner im Schnitt öfter kriminell werden als Euroamerikaner, härter bestraft werden, häufiger Drogen nehmen, eine schlechtere gesundheitliche Versorgung haben und eine kürzere Lebenerwartung. Welche Schlussfolgerung zieht man bei Afroamerikanern, und welche bei Männern.

über 80% der häuslichen Gewalt geht von Männern aus.

DAS ist tatsächlich ein Punkt, bei dem es eine hohe Dunkelziffer gibt, so dass es nicht ganz fair ist, damit zu rechnen. Allerdings, wenn man für die 20% männliche häusliche Gewaltopfer nicht nur 0,5% der Kosten ausgeben würde, die man für die 80% weiblichen Opfer ausgibt, wären die Ausgabendifferenz hier kleiner, da Heesen die „weiblichen“ Ausgaben von den „männlichen“ abzieht. Er macht es also Männern zum Vorwurf, dass für Männer hier viel weniger Geld ausgegeben wird als für Frauen. Wie empathisch.

Kaum ein Mensch in diesem Land wundert sich über solche Statistiken und niemand hinterfragt, warum die Polizeinachrichten zu über 90% von Männern dominiert werden.

Sind die ganzen Feministen, die Frauen als die besseren Menschen darstellen, etwa keine Menschen?

Ich finde das traurig und auch empörend

Angenommen, Männer und Frauen wären genau gleich gewalttätig, was den angerichteten Schaden anrichtet – wäre das nicht genauso traurig und empörend?

 auch Männer, die Opfer von Gewalt, Sucht und Geschwindigkeitsrausch werden

Mitleid muss man sich verdienen, Neid kriegt man nachgeschmissen.

Und genau deshalb müssen wir uns der Sprache und des Schmiermittels des Patriarchats bedienen – dem Geld – damit dieses unnötige und ungerechte Ungleichgewicht adressiert wird.

Die mathematische Lösung wäre, weniger Geld für Männerhäuser auszugeben. Aber da ist eben weniger Sparpotenzial.

Diese Rechnung ist in der Tat aufgegangen.

Ja, aber das hat möglicherweise andere Gründe.

Wie aber fallen die vielfältigen Reaktionen auf mein Buch aus und hat sich die erwünschte Debatte entsponnen?

Ich z.B. habe eine Reihe von Reaktionen darauf geschrieben. Von daher: Keks.

Natürlich gab es zahlreiche Anfeindungen im digitalen Raum von gekränkten und überforderten Männern, die dass Buch in der Regel nicht gelesen haben

Ich bin nicht überfordert und ich beziehe mich nur auf Dinge, die ich öffentlich lesen konnte. Und es heißt „das“ Buch, nicht „dass“. Pinkstinks haben offenbar kein Korrektorat.

auch nicht verstehen wollten, dass ungesundes männliches Verhalten allen Menschen schadet.

Und ungesundes weibliches Verhalten nur Frauen? Der Vorwurf ist, dass Männer im Kollektiv dem ansonsten gesunden Volkskörper schaden. Wie man mittlerweile mitgekriegt hat, nervt es mich, wenn man mir etwas vorwirft, was jemand anderes getan oder unterlassen hat. Aus Empathie nervt es mich also ebenfalls, wenn man jemand anderen etwas vorwirft, was eine dritte Person getan oder unterlassen hat. Und Heesen scheint ja mehr Empathie zu haben als bspw. Pickert und sollte das demzufolge wissen.

Die Medienberichterstattung aber habe ich durchweg als konstruktiv kritisch empfunden.

Joah. Nebenbei, was, außer darüber zu berichten, wäre denn das Ziel der Debatte? Wie will man Männer dazu zwingen, weniger ins Gefängnis zu kommen? Wie will man die davon abschrecken, gewaltätig zu sein? Nicht nur, dass er denkt „Schuldgefühle einflößen“ wäre ein probates Mittel, nein, ihm fällt auch sonst nichts ein.

Ich glaube, dass ich die meisten Journalist*innen im Rahmen von Interviews und Gesprächen von der Notwendigkeit der Monetarisierung ungesunder männlicher Verhaltensweisen überzeugen konnte.

„Monetarisierung“ heißt, dass man mit etwas Geld macht oder indirekt Geld verdient. Also meinetwegen, dass man mit Autounfällen Geld verdient. Das ist nicht gaaanz das, was er meint, vermute ich schwer.

Aus der profeministischen Männerbewegung, aus der Frauenbewegung und auch von zahlreichen Einzelpersonen habe ich viel Unterstützung und auch Dankbarkeit dafür erfahren, dass die Folgen des Patriachats endlich messbar sind.

„Endlich“ vor allem. Gottes Geschenk an die „Menschheit“. Wenn mehr Männer als Frauen unter Gewalteinwirkung sterben, ist das der Frauenbewegung ja auch egal, so dass dieses „Mitgefühl“ eher nach Eigeninteresse aussieht.

Nicht eine meiner zahlreichen Lesungen und Vorträge konnte im geplanten Zeitrahmen beendet werden, weil es einen regelmäßig großen Diskussionsbedarf zu dem Thema gab.

Na, DAS glaube ich auch. Aber man könnte ja irgendwann einfach den Zeitrahmen erweitern, oder? Heißt es nicht, Wahnsinn sei, immer dasselbe zu tun und zu hoffen, dass sich was verändert?

Besonders gefreut habe ich mich über … eine Einladung in ein Landesministeriums, wo ich der Ministerin und den Staatsekretär*innen einen Impuls zu meinem Buch geben darf.

Was ist ein „Impuls“ zu einem Buch? Liest er ein Kapitel vor? Und „in ein“ erfordert den Akkusativ, nicht den Genitiv. Oder es heißt „eines Landesministeriums“. Und JA, ich mache solche Fehler auch, aber ich mache das für lau.

 Kurz, meine Hoffnung mit dem Buch eine Debatte anzustoßen, hat sich erfüllt.

Die Konsequenz wird einfach sein, noch weniger Geld für Männerprobleme auszugeben, weil da das Victim-Bläming ja ok wäre.

3 Gedanken zu “War ja klar

  1. Z.B. die Krankenkassen haben 2020 etwas über 45 Mrd. mehr für Frauen ausgegeben. (83 Mio x 50,7 Prozent Frauenanteil x rund 1000€ mehr pro Frau als pro Mann: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_316_236.html). Die Bezifferung der zahllosen Stipendien und sonstigen Unterstützungen „nicht für Diverse oder Männer“ (ich hoffe, dass das die aktuell einigermaßen korrekte Bezeichnung für ehemalige „Frauenförderung“ ist) im Buch würde mich auch interessieren. Rente hast du schon angesprochen. Bleibt wohl wenig übrig, als das Buch doch noch zu lesen. Vielleicht ist es in der Leihbücherei zu kriegen…

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    1. Spar dir die Mühe und die Gehirnzellen und lies die Rezension, die vor ein paar Monaten auf allesevolution erschienen ist. Dort habe ich alles gesagt, was man über das Buch wissen muss.

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  2. Ist jemandem mal aufgefallen, dass von Heesen immer und überall, wo er gefragt wird oder etwas schreiben darf, nicht müde wird zu erwähnen, dass er Wirtschaftswissenschaftler ist? Das ist so eine Art Mantra von ihm; in dem Buch macht er das auch – gefühlt einmal pro Kapitel betont er, dass er ja Wirtschaftswissenschaftler sei, allerdings ohne jemals darzulegen, was ihn dazu eigentlich qualifiziert.

    Ich bin übrigens einer jener „gekränkten Männer“, die sein Buch sehr wohl gelesen haben, und ich fand es eine Zumutung, sowohl in wissenschaftlicher als auch in argumentativer Hinsicht. Mein Verdacht ist eher, dass die, die das Buch im TV, in Podcasts usw. so hochjubeln, diejenigen sind, die es „in der Regel nicht gelesen haben“.

    Dass er übrigens bei Pinkstinks schreibt, ist nur folgerichtig: Er gehörte schon vor der Veröffentlichung des Buches zu pinkstinks e.V. und trommelt im letzten Kapitel des Buches explizit dafür, pinkstinks mit mehr Spenden- und Steuergeldern zu unterstützen.

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