Achja. Kinderbücher

Nach vielen, vielen, Fällen von Kinderbüchern, die irgendwie böse sind, jetzt die Winnetou-Kinderbücher.

Ich kenne die Kinderbücher über Winnetou nicht, aber vermute gab, wenn es einen konkreten Grund gäbe, wie das unkritisch verwendete Wort „Rothaut“ oder dergleichen, stünde das irgendwo schon. Entweder, dergleichen kommt nicht vor, oder die Kritiker selbst haben das auch nicht gelesen.

Eine etwas zu harmlose Darstellung der realen Western-Zeit traue ich dem zwar zu, aber es ist eben ein Kinderbuch. Die Originalgeschichten waren jetzt in der Hinsicht auch idealisiert; der Punkt war aber, dass Weiße nicht automatisch gut und der Rest der Welt nicht automatisch schlecht ist. Oder umgekehrt. Was für die heutige Zeit schon sehr aufgeklärt erscheint. Und die Europäer sind – außer ihm selbst – dauernd mit irgendwelchen Handycups versehen. Hauptsächlich, um als komische Sidekicks Verwendung zu finden. Kapitän Turnersticks Bemühungen z.B., chinesisch zu sprechen – indem er an detsche Wörter lauter -ings und -ungs anhängt – wäre auch für eine heutige Parodie über deutsche Touristen ohne weiteres verwendbar, ohne irgendwie „alt“ zu wirken. Nur immerhin fiel dem guten Käpt’n reales Französisch wieder ein.

Jedenfalls, die Darstellung des „Edlen Wilden“ ist natürlich selbst ein Klischee. Nur eben kein apatschenfeindliches, sondern eines, dass mit Apatschen Sympathie erzeugen sollte. Hat geklappt, nebenbei. Und im völligen Gegensatz etwa zu Minstrel-Shows, die dafür gedacht waren, Verachtung zu erzeugen.

Wenn Literatur oder sonstiges ganz offenbar nicht dazu gedacht oder auch nur geeignet ist, bestimmte Völker oder die Einwohnerschaft ganzer Kontinente verächtlich zu machen, was rechtfertigt eine derartig harte Kritik, dass das Produkt nicht mehr vertrieben wird?

Oder wenn man diesen Auswuchs cancelnder Unkultur jetzt tatsächlich als ansatzweise gerechtfertigt sieht – warum sollten die Gefühle aller Apatschen in Deutschland mehr zählen als die der hiesigen Juden? Deren Gefühle durch eine Kunstausstellung zu verletzen erzeugt irgendwie keinen Shitstorm. Jetzt mag man einwenden, dass eine bescheuerte Kunstausstellung niemals die Reichweite oder Wichtigkeit eines Kinderbuches hat, aber nunja – ein gewisses Gefühl der Doppelmoral bleibt.

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