Gaslighting

Gemäß pinkstinks.

Der Begriff Gaslighting begegnet uns in den Medien immer wieder, aber was bedeutet er überhaupt?

Ja, Definitionen sind wichtig! Immer. Deshalb ist es wichtig, den Punkt zu klären…

Gaslighting ist eine Form der psychischen Gewalt und Manipulation

Manipulation ok, aber Gewalt? Psychische Gewalt soll meist heißen, dass jemand psychisch statt physisch verletzt wird, aber da Gewalt eigentlich immer „physisch“ ist, ist das eben nicht die eigentliche Bedeutung. Jemanden zu vergiften wäre ja sonst auch „chemische Gewalt“. Ich reite hier darauf herum, weil der Gewaltbegriff sehr weit gefasst wird in „feministischen Kreisen“.

bei der eine Person eine andere Person verunsichert, indem sie deren Wahrnehmung leugnet

Ok, das beschreibt den Vorgang. Aber technisch gesehen leugnet man dann ja nicht die „Wahrnehmung“, sondern die wahrgenommenen Dinge und Vorgänge.

unbewusst, halbbewusst oder sogar mit voller Absicht.

Wieso „sogar“? „Leugnen“ ist ein Sonderfall von „Lügen“, d.h., man bestreitet Sachen, von denen man weiß, dass es Tatsachen sind. Man kann daher nicht „unbewusst“ lügen. Was „halbbewusst“ heißen soll, weiß ich auch nicht. Gaslighting kann auch nur bei Dingen funktionieren, bei denen es um „objektive“ Vorgänge geht. „Das Essen schmeckt nicht.“ – „Doch, es schmeckt.“ handelt bspw. von einem subjektiven Erleben. Niemand erwartet, dass dieses Erleben universell ist und von allen anderen geteilt wird.

Die betroffene Person beginnt mit der Zeit, immer stärker an sich selbst, den eigenen Gefühlen, Gedanken und der Realität zu zweifeln. Bis sie schließlich kaum noch zwischen Wahrheit und Einbildung unterscheiden kann und ihr Urteilsvermögen und ihren Verstand infrage stellt.

Das dauert aber. Ein Grund mehr, dass dergleichen eigentlich nur durch konstantes Leugnen zustande kommt. „Es ist kalt!“ – „Nein, es ist nicht kalt.“ – Thermometer: „18°C“

Der Begriff Gaslighting geht auf das britische Theaterstück Gas Light von 1938 zurück

Da wird das tatsächlich bewusst eingesetzt. Gibt’s bestimmt auch in der Realität.

Gaslighting wird heute auch als „invalidierende Kommunikation“ bezeichnet. Also die Dinge, die eine Person sagt oder erlebt, als ungültig zu erklären. So wird die (Selbst-)Wahrnehmung erschüttert und dadurch das Selbstvertrauen zerstört.

Das definiert das vom Ergebnis her. Ist natürlich auch eine Möglichkeit, aber wenn zwei Leute tatsächlich unterschiedliche Wahrnehmungen haben und darüber reden – woher wissen die, wer von beiden in der Selbstwahrnehmung erschüttert wird und wer nicht?

Gaslighting kommt oft, aber längst nicht nur, in toxischen Beziehungen vor.

Kein Mensch ist toxisch! Aber: „Niemand wird Dir glauben.“ kommt mir tatsächlich wie Gaslighting vor.

Eine entscheidende Voraussetzung ist, dass ein Vertrauensverhältnis besteht. Die betroffene Person muss dem Wort des*der Täter*in Wert beimessen und den verdrehten Aussagen glauben.

Also ist „Feminismus dient auch Männern“ kein Gaslighting? Puuh, da haben wir aber echt Glück gehabt.

Besonders, wenn narzisstische Menschen involviert sind. Sie neigen aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur eher dazu, andere zu gaslighten.

Ja, das kommt mir tatsächlich trivial vor.

Anfällig dafür sind vor allem einsame, isolierte oder traumatisierte Menschen mit geschwächtem Selbstvertrauen.

Ja, aber die einsamen und isolierten Menschen leben zum Glück nicht in einer Beziehung. Ok, vermutlich soll gemeint sein: „Menschen, die bis dahin einsam und isoliert waren, und dann in einer Beziehung landen mit jemanden, der sie manipulieren will.“

Alle Geschlechter können betroffen sein, dabei erleben Frauen in unserer Gesellschaft laut einer Studie aber häufiger Gewalt in Beziehungen – sowohl körperliche als auch psychische. Genauer gesagt: jede vierte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben.

Ist das die Studie mit dem gaaaanz weit gefassten Gewaltbegriff? Jedenfalls, da Gaslighting nur unter „psychische Gewalt“ fallen kann, müsste die Studie untersucht haben, welches Geschlecht öfter Opfer von psychischer Gewalt in Beziehungen wird.

Beim Gaslighting spielen nämlich auch gesellschaftliche Machtverhältnisse und Hierarchien eine Rolle, wonach das Männliche dem Weiblichen überlegen zu sein hat.

Wieso? Unsichere Menschen werden öfter als der Durchschnitt anfällig für sowas, narzisstische öfter Täter(m/w/w), beides hat mit den Individuen zu tun und nicht mit der Gruppe.

Deshalb kann es sein, dass eine unsichere männliche Person in der Beziehung das Bedürfnis hat, die weibliche zu kontrollieren.

Das Bedürfnis erzeugt nicht die Fähigkeit. Offenbar versucht pinkstinks zu beweisen, dass Gaslighting eher von Männern ausgeht, obwohl es dafür keine Beweise gibt.

Außerdem wird im Patriarchat alles Weibliche oftmals als irrational, gefühlsduselig und dramatisierend abgetan; das Wort und die Wahrnehmung einer weiblichen Person zählen weniger.

Und? Gaslighting funktioniert – wie weiter oben erklärt wird – am besten, wenn das Opfer sich selbst nicht (mehr) glaubt. Ob unbeteiligte Dritte dem Opfer glauben oder nicht, ist dafür erstmal egal.

Kurz gesagt: Das Machtgefälle der Gesellschaft steckt auch in Paarbeziehungen. Und (psychische) Gewalt ist ein Weg, um es zu erhalten.

Ich wette, dass das auch bei Schwulen und Lesben vorkommt. Jetzt könnte man sich fragen, ob häufiger, gleich oft oder seltener als bei Heteroas, aber das wäre ja „Forschung“.

Ein typischer Satz ist beispielsweise: „Das bildest du dir nur ein. Das war ganz anders.“ Dadurch wird direkt die Wahrnehmung infrage gestellt. Die betroffene Person fragt sich, ob sie sich das Erlebte vielleicht tatsächlich nur eingebildet haben könnte und wird verunsichert.

Jaaa. Ok, angenommen, ich hätte eine andere Wahrnehmung, Erinnerung oder sonstige Einschätzung zu einem Vorgang als eine andere Person – wie formuliere ich das dann, ohne zu Gaslighten? Oder soll ich das gar nicht ansprechen? Oder ist die andere Person vllt. jemand, der mich gaslightet?

Noch ein Beispiel für Gaslighting: „Du drehst mir das Wort im Mund um! Du willst mich wohl missverstehen.“

Kann es sein, dass ich gerade von pinkstinks gegaslightet werde? Ich habe das Gefühl, dass die mich missverstehen wollen. Oder vllt. stimmt ja was mit deren Wahrnehmung nicht.

Weitere beispielhafte Sätze sind „Ach, du übertreibst mal wieder! Sei nicht immer so dramatisch“ oder „Jetzt stell dich mal nicht so an wegen Nichts!“

„Johnny, Du bist so ein Baby! Werd‘ verdammt noch mal erwachsen!“

Die gaslightende Person übt durch die Manipulation Macht über den*die Betroffene*n aus. Dadurch wertet sie sich selbst auf und erlebt ein Gefühl von Stabilität, Kontrolle oder auch Genugtuung.

„Das war der Hund!“

Vielleicht, weil der*diejenige in seinem oder ihrem Leben selbst erniedrigt, verunsichert oder traumatisiert wurde. Das ist keine Entschuldigung, aber eine mögliche Erklärung.

Die ich zu Amber Heard tatsächlich schon so gehört habe. Aber ja, Erklärungen sind keine Entschuldigungen.

Oft isolieren die Gaslightenden die Betroffenen auch gezielt, sodass ihre Manipulation, Verdrehungen und Lügen nicht durch Dritte überprüft werden können.

Deshalb immer alles mitschneiden! Tonaufzeichnungen können nicht gegaslightet werden. Gegenteiligen Bemühungen zum Trotz.

Wie im Theaterstück und Film wissen die Betroffenen irgendwann nicht mehr, was wirklich passiert ist und was sie sich eventuell eingebildet haben.

Und Finger weg von den Drogen! Also auch sonst, natürlich.

Gaslighting kann Menschen in ernste Krisen treiben, zu Wahnzuständen, Angst- und Panik-Attacken, posttraumatischer Belastung oder Depressionen führen.

Und zu Verlust des Jobs und einer Menge Geld. Da will ich nicht groß wiedersprechen.

Kontakt zu vertrauenswürdigen Personen suchen und über die entstandenen Zweifel sprechen. Außenstehende können solche Situationen meistens klarer sehen.

Ja. Objektive und wertfreie Einschätzungen durch Anwältinnen und Psychologinnen, nicht, dass es hinterher heißt, der Prozess sei aus Misogynie gewonnen worden. Ach, heißt es ja trotzdem. Mein Wahrnehmungsfehler, sorry!

Im Gespräch klare Grenzen setzen. Zum Beispiel mit Sätzen wie: „Ich weiß, was ich gesehen, erlebt, gefühlt habe und du kannst mich nicht vom Gegenteil überzeugen“; „Meine Wahrnehmung steht nicht zur Diskussion“; „Wir haben offenbar unterschiedliche Erinnerungen daran“ oder „Ich sehe es definitiv anders“.

Die Wahrnehmung der Öffentlichkeit in Heard vs. Depp stand andauernd in der Diskussion. Ich weiß, was ich gelesen und gesehen habe, und pinkstinks können mich nicht vom Gegenteil überzeugen. Meine Wahrnehmung steht nicht zur Diskussion, wir haben offenbar unterschiedliche Erinnerungen daran und ich sehe es definitiv anders.

Es liegt nicht in der Verantwortung der betroffenen Person, das Verhalten der gaslightenden Person zu dulden, auch wenn sie schon Schritte unternimmt, sich zu ändern. Oft sehen die Täter*innen ihr Verhalten aber auch gar nicht ein und wollen sich nicht ändern.

Achwas? Ja, wer hätte das gedacht?

Wenn es möglich ist, dann sollten Betroffene an diesem Punkt aus der Freund*innenschaft oder Beziehung aussteigen oder auf Abstand gehen.

In der Tat. Mangelnde Männerhäuser waren im Falle Depps wohl ausnahmsweise nicht das Problem.

Denn Menschen, die es aufrichtig gut meinen und die eine andere Person gernhaben, hören zu, nehmen deren Sichtweise ernst und respektieren ihre Grenzen.

Letztens hieß es noch, das wären alles Frauenhasser. So ändern sich die Wahrnehmungen. Aber, ganz wichtig, schaut mal, wie schön die „Täter*innen“ gegendert haben! Yäy!

3 Gedanken zu “Gaslighting

  1. Im Gespräch klare Grenzen setzen. Zum Beispiel mit Sätzen wie: „Ich weiß, was ich gesehen, erlebt, gefühlt habe und du kannst mich nicht vom Gegenteil überzeugen“; „Meine Wahrnehmung steht nicht zur Diskussion“; „Wir haben offenbar unterschiedliche Erinnerungen daran“ oder „Ich sehe es definitiv anders“.

    Für ein Gespräch bin ich immer offen. Aber ich sage von vornherein, daß sich meine Meinung nicht ändern wird. Ich finde, wenn mein Mann seine persönliche und gesellschaftliche Situation überprüft, kann er nur zu dem Schluß kommen, daß ich recht habe.

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  2. Denn Menschen, die es aufrichtig gut meinen und die eine andere Person gernhaben, hören zu, nehmen deren Sichtweise ernst und respektieren ihre Grenzen.

    …und akzeptieren, dass einem nicht zugehört wird, dass die eigenen Sichtweisen nicht ernst genommen werden und die eigenen Grenzen nicht respektiert werden…

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  3. Es ist interessant (aber nicht unbedingt unerwartet) wie sehr man sich auf Gefühle, Emotionen, Empfindungen konzentriert .. dabei sind das gar keine „Wahrnehmungen“ im eigentlichen Sinne. Müsste man mal einen Psychopathen fragen, ob das manchmal zum Einsatz kommt .. ich hab das noch nicht erlebt, dass mir einer versucht hat, „falsche“ Emotionen unterzujubeln. „Ich bin traurig“ – „Nein, du bist froh, optimistisch und voller Tatendrang“ … ob das so gut funktioniert? Ich bin skeptisch.

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