Will Smith hat Hausverbot.
Zehn Jahre kommt mir relativ lang vor, weil es bestimmt schlimmere Dinge gibt, die man machen könnte, und die Hollywood vllt. auf die Idee kommen könnte zu sanktionieren, aber jetzt ist das halt so.
Anderswo wird die bange Frage gestellt, ob fehlende Haare das neue Fett sind.
Kurze Antwort: nein.
Mittlere Antwort: einen an sich harmlosen Witz über krankheitsbedingten Haarausfall kann man natürlich gerne trotzdem stecken lassen, Kommentare über Frisuren, die deren Trägerinnen aus freien Stücken gewählt haben, sind tatsächlich Meinungsäußerung.
Frauen wollen sich ja auch nicht ihr Recht nehmen lassen, einen Männerdutt zu kritisieren. Oder was es ist.
rechtfertigt natürlich keinen Schlag ins Gesicht, wirft aber die Frage auf, warum es überhaupt noch stumpfe Witze über Frauen mit raspelkurzem Haar geben muss.
Über welche Frisuren von Frauen darf man denn Witze machen?
Man dachte ja, damit wären wir dank „G.I. Jane“ (1997) langsam mal durch.
Dann hat sie den Witz nicht verstanden – eine Frisur, die man nicht aus ästhetischen Gründen trägt, sondern wegen der Dienstvorschrift bei den Navy-Seals, bei einer Frau zu sehen, ist ein seltener Anblick.
Der Film und vor allem Demi Moores dafür kahlrasierter Kopf mussten seit dem Erscheinen im Jahr 1997 schon ungefähr 36.580-mal für Schmähs herhalten.
Eigentlich hörte ich davon jetzt zum ersten Mal. Aber gut, „Haha, passiert das Frauen auch mal!“ ist etwas schadenfroh, aber die ersten 33.333 Mal noch ok.
Raspelkurze Haare funktionieren also auch heute noch bestens als Synonym für fehlende „Weiblichkeit“.
Männlichkeit: muss bei der Armee dienen. Weiblichkeit: nicht. Was das soziale Geschlecht betrifft. Sowas aber auch. Nebenbei, ich kann auch andere Geschlechter als das weibliche nennen, bei denen Haarausfall häufiger ist. Hat auch mit Testosteron zu tun. Und Testosteron korrespondiert mit Männlichkeit, was das biologische Geschlecht betrifft. Hmmmmm….
Eine Frau mit kahlem Kopf oder mit sehr kurzen Haaren: Das geht auch im Jahr 2022 nur dann, wenn ein Statement damit verbunden ist. Entweder dafür, völlig offen mit einer Krankheit umzugehen, oder aber, dass man sich nix pfeift.
Wer sich nichts pfeift, lässt seinen Mann nicht gewalttätig werden, wenn’s nicht um Leib und Leben geht. Aber das Statement: „Ich bin beim Bund oder ähnlicher Veranstaltung, weil ich so emanzipiert bin.“ oder: „Ich drehe einen Film über eine Frau, die für Geschlechtergleichheit an ihre Grenzen geht, und deshalb hab ich mir die Haare abrasiert.“ ist der Standard wesensfremd.
Diese irre mutigen Frauen stehen vielleicht drüber, doch für den großen Rest gilt, was Phoebe Waller Bridge in ihrer Serie „Fleabag“ endlich laut ausspricht: „Hair ist everything.“ Bei Frauen natürlich.
Jaaaa. Wenn Frauen Männern mit militärischen Kurzhaarschnitt und/oder altersbedingten Haarausfall
einfach den Laufpass geben würden, wäre ich möglicherweise nicht Single. Nebenbei, kurze Haare bei Frauen finde ich nicht schlecht.
Als sich die österreichische Schauspielerin Verena Altenberger für eine Rolle im Jahr 2021 ihre Haare abrasierte, war das in so gut wie jedem Interview mit ihr und in Berichten über sie ausführlich Thema.
Demi Moore lief seinerzeit auch nicht mit Perücke rum. Klappern gehört zum Handwerk, gerade beim Film. Hat man Witze darüber gerissen, oder hat man sich für Altenbergers Arbeit interessiert?
Erinnern Sie sich noch an Veronica Ferres als Buhlschaft zwischen 2002 und 2004?
Ich weiß, dass es Veronica Ferres gibt. Und die Buhlschaft ist aus dem Jedermann, iirc.
Lange blonde Locken, die ins üppige Dekolletee fallen.
Besser als umgekehrt.
eine Buhlschaft mit raspelkurzen Haaren? Geht nicht, ließ ein scharfer Kritiker von kurzen Haaren an Frauen und insbesondere an Buhlschaften die Schauspielerin postalisch wissen.
Raspelkurz ist nicht dasselbe wie Haarausfall. Lange Haare signalisieren Luxus und Status.
Eine Einzelmeinung? In dieser sexistischen Radikalität ausgedrückt, vielleicht.
Haarlänge unterliegt komplett der eigenen Kontrolle. Ist also nicht so arschig, wie jemanden die Hautfarbe zum Vorwurf zu machen.
Wenn wir uns allerdings umsehen, dann sehen wir, dass kurze Haare vor allem für Mädchen tatsächlich kaum mehr eine Option sind.
„You´re not in the army now, yohooho, not in the army, never.“
Fast alle Mädchen in Kindergärten, Volksschulen und auch noch in den Jahren danach haben lange Haare.
Verbietet das endlich!!!
Die Body-Positivity-Bewegung hat sich in den vergangen Jahren zu Recht auf das strenge Regime von maximal geringem Körperfett bei Frauen konzentriert.
Ähhh, ja. Kurze Haare sind wenigstens nicht ungesund.
während zahlreiche Frauen endlich die neuen Bilder von dicken Körpern genießen können.
Genießen? Okehey!
Doch langsam wäre es an der Zeit, dem irren Trara um die Haare von Frauen etwa entgegenzusetzen.
Verbrennt sie! Also, die Haare jetzt, nicht die Frauen!
Und sei es in einem ersten Schritt vielleicht nur, bei Frisör:innen mal nachzufragen, warum ein „Frauenhaarschnitt“ meisten deutlich mehr kostet als einer für Männer.
Weil Männer sonst nicht hingehen? Nur so als Theorie. Weiterführende Lektüre.
Weil Haare für sie alles sind?
Keine Ahnung. Wer zwingt Euch?