Gemäß Tante Wiki wäre „toxische Männlichkeit“ die folgende Liste von Eigenschaften, die „zufällig“ alle aus dem Militärischen kommen:
- Männer dürfen keine Schwäche zeigen, sondern müssen hart sein.
Offenbar sind Schwächen genau das, worauf der Feind nur wartet, um einen zu besiegen.
- Gefühle sollten weitestgehend versteckt oder unterdrückt werden, es sei denn, es handelt sich um Wut oder Aggression. Konflikte werden durch Gewalt gelöst.
Schlechte Gefühle könnten die Moral der Truppe untergraben. Wut und Aggression sind ok, sofern sie sich nicht gegen Kameraden oder gar Vorgesetzte richten. Offenbar ist Militär genau zu dem Zweck entstanden, Konflikte mit Gewalt zu lösen.
- Ein wahrer Mann artikuliert seine Ängste und Sorgen nicht, sondern behält sie für sich.
Dass Leute, die sich in ernsthafte Lebengefahr begeben, eine gewisse Besorgnis haben können, diese Gefahr nicht mehr lebendig verlassen zu können, ist evident und muss daher nicht diskutiert werden.
- Männer sind nicht überfordert oder hilflos; sie packen Probleme an und bewältigen sie, ohne andere um Hilfe bitten zu müssen.
Nagut, das kommt oft falsch rüber – andere Soldaten um Hilfe zu bitten, ist ok. Ansonsten sollte man nicht ausgerechnet von denen Hilfe erwarten, die man zu beschützen hat.
- Verhaltensformen, die als verweichlicht oder weibisch gelten (Weinen, Schüchternheit, Angst, liebevolle oder zärtliche Gesten etc.), gehören sich nicht für einen richtigen Mann.
Okeee, damit ist wohl „Homophobie“ gemeint. Homophobie beim Militär hat wohl unterschiedliche Ursachen, aber ein Grund dürfte der sein, dass der Hauptmann (oder halt auch Hauptmännin) keine Lieblinge haben sollte. Das ist für die Truppenmoral noch viel schlimmer als über schlechte Gefühle zu reden.
- Männer sind im Umgang mit anderen grundsätzlich auf Wettbewerb und Dominanz ausgerichtet, nicht auf Kooperation.
Das eine schließt das andere nicht aus: innerhalb der Armee kooperiert man, gegen die gegnerische Armee kämpft man. Aber natürlich wird man Kompanie A schon mal motivieren, indem man sagt, Kompanie B schaffe dasunddas bestimmt schneller.
- Ein echter Mann will immer Sex und ist auch immer dazu bereit.
Wer weiß, wann oder ob man je wieder Sex haben wird? Das Leben ist kurz, besonders als Soldat.
- Männer und Frauen sind grundsätzlich nicht in der Lage, einander zu verstehen oder miteinander befreundet zu sein.
Eigentlich ist gemeint: Soldaten und Zivilisten sind grundsätzlich nicht in der Lage, einander zu verstehen. Aber man kann sich denken, wieso man diese Gleichsetzung vornimmt.
- Männer, deren Körper nicht dem maskulinen Idealbild entsprechen (breitschultrig, muskulös, hochgewachsen, schmerzresistent), werden nicht ernst genommen oder verlacht.
Fun-Fact: die Durchschnittsgröße von Rekruten im ersten Weltkrieg war 1,6 m.
Um die Diskussion – Toxische Männlichkeit ist ein blöder Ausdruck, Unterschiede Machotum und toxische Männlichkeit, Toxische Gilette-Edeka-Erziehungseffekte und Co.KG, Alle Narzissen sind toxisch! und große Teile meines sonstigen Blogges – etwas abzukürzen: als Zivi will ich dergleichen „Ideale“ nicht verteidigen oder rechtfertigen, ich will aber erklären, welche Gründe sie haben und wo sie herkommen. Was mich aber sehr hart stört – ist neben der menschenfeindlichen Formulierung „toxische Männlichkeit“ – der Umstand, dass die ganzen Feministen, die genau diese Verhaltensweisen kritisieren, irgendwie NIE die Verbindung zum Militär ziehen, sondern quasi ausschließlich zur Unterdrückung der Frau. Und wenn jemand jetzt sagt: „So viel Unterschied ist das nicht, früher war eine Militärlaufbahn die einzige Möglichkeit oder zumindest die beste, um sozial aufzusteigen, was Frauen vom sozialen Aufstieg abhielt.“, heute ist das anders.
Es würde der Diskussion ja gar nicht schaden, wenn man dergleichen auf mehr oder weniger latenten Militarismus schieben würde. Feministinnen, die sagen: „Wir brauchen keine Männer, die uns beschützen, deshalb gehen wir zum Bund.“, männliche Feministen, die einfach parallel auch Pazifisten sind, oder die ganzen Feministen, die ja „auch Männern“ helfen wollen, indem sie Verhalten kritisieren, welches selbst im Militär Probleme verursachen kann, und außerhalb davon erst recht, hätten ja eigentlich ein weiteres Argument.
Aber Militär und Feminismus sind sich ziemlich einig darin, dass Männer dafür da sind, Frauen zu beschützen, und daher kann die eine Krähe jetzt schlecht der anderen das Auge aushacken.
„Toxische Männlichkeit“ ist ganz genauso wie der libertäre Begriff „Eigenverantwortung“ ein Kampfbegriff, mit dem strukturelle Gewalt einmal gegen Männer, und einmal gegen Arme geleugnet werden soll:
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Warum haben wir eigentlich offiziell noch kein „feministisches Militär“? Das wäre eine logische Ergänzung zur Außenpolitik.
Weil der Feminismus eben diese angeblich „toxische Männlichkeit“ für seine Verteidigung oder die Durchsetzung seiner Interessen braucht. Trotz und wegen der „Toxizität“.
Wenn das Feminat den Kampf möchte, ist „toxische Männlichkeit“ gut und gefragt.
Wenn das Feminat kinderfrei haben möchte, ist sogar väterliche „Care-Arbeit“ gefragt.
Aber wenn der Antrieb dafür von den Männern kommt, ist das Verhalten „toxisch“ oder gegen das Kindeswohl.
Unglaublich, aber Feminismus hat System.
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