Einstein seine Frau ihre Relativitätstheorie

Jetzt mal wieder

Frauen, wie findet ihr es, wenn historische Frauenfiguren idealisiert werden?

Wieso muss man die noch idealisieren? Historische Frauenfiguren haben keinerlei Fehler, die man überdecken müsste.

ich werfe hier einfach mal ein paar Namen in den Raum: Aristoteles, Jesus, Mohammed, Karl der Große, Galileo Galilei, Beethoven, Darwin, Albert Einstein, Kolja Haaf. Prachtkerle, oder?

Kolja ist kein Mädchenname? Wieder was gelernt. Was die anderen acht betrifft, sind die aus verschiedenen Gründen eher suboptimales Heiratsmaterial – über die Frauen von Aristoteles lässt sich rühmlicherweise vermelden, dass man nicht genau weiß, wer die Mutter seines Sohnes ist (normalerweise ist ja eher die Vaterschaft fraglich), Darwin hat seine Cousine geheiratet, bei Mohammed, Karl und Ludwig musste man sich hinten anstellen, Jesus ist ein speziell gelagerter Sonderfall und Galileo hatte keine Frau, sondern eine Haushälterin. Einsteins Frau wird weiter unten erwähnt.

Denn seit ich klein bin, habe ich gelernt, dass wichtige Menschen immer Männer sind. Und im Umkehrschluss, dass Männer wichtig sein müssen.

Selbst, wenn ersteres stimmte, wäre der Umkehrschluss falsch. Kann sein, dass ihm das so vermittelt wurde, aber das verschiebt den Fehler nur nach vorne.

Und können uns deshalb auch kaum vorstellen, wie es ist, als Mädchen im Geschichtsunterricht zu sitzen und vermittelt zu bekommen: Frauen sind nicht wichtig. Frauen schreiben keine Geschichte und du als Frau musst es gar nicht erst versuchen.

Ich weiß noch, wie in Geschichte der Dreißigjährige Krieg eingeführt wurde. Auf die linke Seite kam Anfangs- und Endjahr (1618-1648), und auf die rechte die Lebensdaten der Feldherren. Spoiler: Die Todesdaten liegen alle vor 1648. Die Botschaft ist, dass es besser ist, keine Geschichte zu machen…

Kinderbücher wie „Good Night Stories for Rebel Girls“, in dem die Geschichten der tollsten Frauen der Geschichte kindgerecht erzählt werden.

Von denen viele leider auch nicht alt wurden.

Das alles ist ja eigentlich sehr zu begrüßen, weil auch Mädchen Vorbilder brauchen. Beziehungsweise weil auch Jungen weibliche Vorbilder guttun würden.

Weil sich Jungen bekanntlich empathisch in Frauen hineinversetzen können, aber Mädchen nie in Männer. Weiß man doch.

Ich habe kürzlich einen Podcast über Katharina die Große gehört …, in dem sich die Autorin Dana Schwartz über dieses „Badass-Frauen-der-Geschichte-Paradigma“ ärgert.

Ja, dann lassen wir es eben.

Dadurch würden Nuancen verloren gehen

Das ist bei den männlichen historischen Persönlichkeiten aber auch so.

Menschen wie Katharina die Große als weibliche Ikonen dargestellt werden, während sie gleichzeitig auch Profiteurin eines feudalen, unterdrückerischen Systems war.

No shit, Sherlock. No SHIT. Wohingegen Karl der Große die erste Kommune gegründet hatte? Das Rad dreht und dreht sich, und die, die es zerbrechen wollen, naja…

Mir fallen nur eine Handvoll Frauen ein, die einen Platz in unseren Geschichtsbüchern bekommen haben: Sophie Scholl, Anne Frank, Marie Curie, Queen Elizabeth, Rosa Luxemburg.

Isabella von Kastilien? Welche Queen Elisabeth, die erste oder die zweite? Was ist mit Victoria? Und noch ein paar andere…

Da war zum Beispiel Fatima al-Fihri. Sie eröffnete im Jahr 895 die erste Universität der Welt in Fès, Marokko.

895 Christlicher Zeitrechnung oder islamischer? Ja, ich habe es gegoogelt: christlicher. Aber muss man dazu sagen. Jedenfalls, die hat nicht direkt die Uni gegründet, sondern die Moschee, an die diese angeschlossen war. Bzw., zum Gründungszeitpunkt war das auch keine Universität, sondern einfach eine Koranschule. Und die Gründerin nutzte das Geld, was sie von ihrem Vater geerbt hatte.

Albert Einsteins erster Frau Mileva Marić wird nachgesagt, dass sie einen großen Anteil zu seinen ersten Arbeiten zur Relativitätstheorie beigetragen hat.

Ja, das habe ich auch gehört. Ist aber „nachgesagt“, der Punkt ist recht umstritten. Ok, liebe Frauen, wäret Ihr auch gerne so begabt?

Aber wie so viele Frauen in der Geschichte der Wissenschaft wurde auch sie um die Anerkennung dafür betrogen.

Von wem genau? Von Einstein?

Da kann auch Katharina die Große zu einem Vorbild, zu einer weiblichen Ikone werden. Zwar hat sie vom feudalen, unterdrückerischen System des 18. Jahrhunderts profitiert. Es ist wichtig, das zu benennen und zu kritisieren.

Eigentlich kam sie auch gar nicht aus Russland, sondern war Sächsin. Die allgemeine Ausbeutung geht nicht immer in dieselbe Richtung.

Frauen standen zu Lebzeiten von Katharina vor allem am Herd oder verstarben bei der Geburt eines ihrer Kinder.

Ich bezweifle, dass Katharina je an einem Herd gestanden hat oder hätte stehen müssen. Insofern ist das schon mal kein Verdienst.

Während die Männer diejenigen waren, die in Kriegen kämpften,

Und dabei starben.

die Welt umsegelten

Und DAbei starben.

und den Ruhm für bahnbrechende Erfindungen erhielten.

Die kamen eher später. Aber einige sind dabei auch gestorben.

Aber Katharina trotzte diesen Erwartungen, plante einen Putsch gegen ihren Mann und ließ sich 1762 zur Zarin ausrufen.

Was hauptsächlich von Männern durchgeführt wurde. Nebenbei gab es hinterher Bauernaufstände gegen Katharina, weil ihr Mann eigentlich recht beliebt war: Luxussteuer für die Reichen statt Salzsteuer für Arme (aber der Adel mochte ihn), Beschneidung von Kirchenrechten (aber die Kirche hasste ihn nicht), Verbot von Folter und Leibeigenschaft (Arbeiter und Bauern lieben diesen Move!), ganz klar ist das der Schurke in Katharinas Geschichte.

Sie steckte ihren Mann, Peter, in Gefangenschaft und wurde noch am selben Tag zur Alleinherrscherin erklärt.

Ok, sie hat ihn nicht an die Wand stellen lassen. Ausbeutung und Unterdrückung gut und schön, aber sie ist keine Kommunistin! (Ob sein späterer Tod durch den Bruder des Geliebten von Katharina oder von ihr selbst, oder aus „natürlicher“ Ursache erfolgte, weiß man nicht.)

Mehr Badass geht doch gar nicht, oder?

Doch. Sie hätte ihn in einer Partie Tabletop – aka Kriegsspiel – schlagen müssen. Man hätte generell mehr Konflikte per Tabletop austragen müssen.

Durch solche Figuren bekommen auch junge Mädchen das Gefühl, alles schaffen zu können – ziemlich empowering also.

Schritt 1: Putin heiraten. Schritt 2: Putin absetzen. Schritt 3: sich zur russischen Präsidentin erklären. Tschakka! Schritt 4: Putin erliegt seiner tödlichen Altersschwäche. Schritt 5: das Verbot von Folter und Leibeigenschaft ist so eine westliche Modeerscheinung.

Also in einem Disclaimer zum Beispiel erklären, wieso vor allem Männer bekannte Maler waren und mit welchen Hindernissen Frauen zu kämpfen hatten.

Oder wieso es viel mehr unbekannte Maler als bekannte gibt. Kunstmalerei ist ziemlich brotlos, vor allem nach Erfindung der Farbfotografie. Weshalb zum Beispiel Hitler und John Wayne Gacy auf andere Weise zu Ruhm kommen mussten. Einer von beiden hat das härteste Urteil bekommen, das ein US-Gericht je  über einen Menschen ausgesprochen hat. Aber man kann einen Menschen nicht beliebig oft hinrichten.

Vielleicht wird aus diesem Grund übrigens auch Frida Kahlo von vielen Frauen so verehrt – sie sticht als Frau heraus aus einer Masse männlicher Künstler.

„Ich habe weder Ahnung von Kunst noch gefallen mir ihre Bilder besonders, aber aus weiblicher Solidarität verehre ich sie trotzdem.“ Kennt Ihr eigentlich sie hier? Frau 500-DM-Schein! DIE ist cool. Sowohl ein Naturtalent für Malerei und Kupferstechen, als auch naturwissenschaftlich begabt.

2 Gedanken zu “Einstein seine Frau ihre Relativitätstheorie

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s