Um das jetzt etwas einzuordnen: Unschuldsvermutung bedeutet nicht, dass man über Verdächtige in einem Strafprozess oder Ermittlungsverfahren nicht berichten darf oder nicht sollte; natürlich muss man Sachen schreiben können wie: „X wegen Mordverdacht verhaftet“, ohne eine Klage wegen übler Nachrede zu befürchten. Sofern X wirklich wegen Mordverdacht verhaftet wurde, und nicht wegen Steuerhinterziehung.
Wenn das Verfahren eingestellt wurde, darf man natürlich trotzdem weiter über X berichten, und wenn man das richtig macht, hat das auch keinerlei juristische Konsequenzen, allerdings gibt es für dieses „richtig“ eine gewisse Grauzone, und ein umtriebiger Jurist mag diese Grauzone zugunsten seines Mandanten X ausnutzen. Das ist aber keine Verschwörung im Sinne eine Verschwörungstheorie, sondern etwas, wogegen man als Person, die über Xens Geschichte recherchieren und berichten will, Abwehrmittel hat. Zum Beispiel sauber recherchieren, sauber formulieren und vorallem Tatsachen, Vermutungen und Meinung sauber trennen. Wenn man dann am Ende nicht sagen kann: „X ist ein Mörder!“, dann ist das eben so. Die Grenzen und Methoden der Wahrheitsfindung sind im Journalismus etwas andere als in der Rechtsprechung oder in der Naturwissenschaft, aber nicht komplett verschieden.
Einen kritischen Artikel über Luke Mockridge zu schreiben, ist nicht ganz ungefährlich.
Weil der Computer, an dem man sitzt, infolge eines Kurzschlusses in Flammen aufgehen könnte, oder weil Mockridges „heimliche“ Helfer einen erschießen?
Als sich im April 2021 die Vorwürfe von diversen Ex-Partnerinnen bezüglich sexualisierter Gewalt, Manipulation und Übergriffigkeit durch Mockridge so zuspitzten, dass Aktivist*innen in den sozialen Netzwerken #konsequenzenfürluke forderten,
Ja, ich erinnere mich dunkel… oder nicht so dunkel…
beauftragte er einen Medienanwalt und ließ eine entsprechende Berichterstattung unterbinden. Es dauerte nur wenige Stunden, bis Artikel von Plattformen wie t-online und diversen Lokalnachrichten wieder verschwunden waren.
Was woran genau lag? T-online und Lokalnachrichten sollten eigentlich einigermaßen Ahnung haben, was sie schreiben können. D.h., möglicherweise wa die Berichterstattung nicht so klagefest wie wünschenswert.
Übrig blieben ein paar wenige Berichte, die mit dürren Worten wiedergaben, dass sich SAT.1 als Haussender von Mockridge hinter den Comedian stellt und auf die Unschuldsvermutung pocht.
Ja, und? Soll ein Arbeitgeber etwa selbst gegen Angestellte und Freie Mitarbeiter ermitteln? Oder so ein Arbeitgeber sich von Mitarbeitern trennen, sobald gegen diese von den zuständigen Stellen ermittelt wird, auch, wenn diese Ermittlungen kurz darauf eingestellt werden? Bzw. ja, er hat je nach Vertrag bestimmt Möglichkeiten, sich von Mockridge zu trennen, selbst aus Gründen, die nicht in dessen Verantwortung liegen, aber wir wissen nicht, welche das sind, und ob SAT.1 diese Möglichkeiten ausreizen will. Vor allem aber schuldet SAT.1 keinen Dritten, sich von Entertainern, Journalisten oder auch Putzkräften zu trennen. „Hey, Euer Hausmeister ist ein latenter Nazi. Ich kucke jetzt nur noch Pro 7!“ – „Mach doch. Deren Hausmeister steht auf kleine Kinder.“ (Keine Ahnung. Aber vom Prinzip her.)
Es war von “Pranger” die Rede, von “Lynchjustiz” und anderen Schlagworten, die klarstellen sollten, dass hier ein Mann von einem rasenden Mob vorverurteilt wurde und man das so nicht hinnehmen würde.
Wenn ein Ehebrecher angeprangert wird, ist das immer noch ein Pranger. Wenn ein Mörder gelyncht wird, ist das immer noch Lynchjustiz. Die Tatsache, dass die Kritik aus dem I-Net kommt, beweist also nicht, dass Mockridge unschuldig ist. Aber wenn er seinen Job verliert, ist das eine Strafe. Und Strafen für Kapitalverbrechen dürfen nicht vom Arbeitgeber verhängt werden.
Tatsächlich war das auch als Warnung an all diejenigen gemeint, die über das Thema recherchieren und dazu schreiben wollten, dass sie es doch besser sein lassen sollten, oder sonst…
Natürlich droht der Medienanwalt mit Konsequenzen. Aus Gründen der Rechtstaatlichkeit können das nur juristische Konsequenzen sein. Welche das wären, weiß man nicht, sofern die entsprechenden Schreiben nicht veröffentlicht werden, aber als Journalist, insbesondere auf einer etwas größeren Plattform, müsste man sich nicht einschüchtern lassen. Es sei denn, man hätte Mist geschrieben.
Dieses “oder sonst” schwang so lautstark, so drohend mit, dass sich einige Prominente und Aktivist*innen zu Recht darüber beschwerten, wie wenig die Comedy-Szene sich zu der Sachlage verhalte.
Die Comedy-Szene hat ja auch ein gewähltes Oberhaupt, eine diplomatische Vertretung und eine Rechtsabteilung. Was wollt Ihr? Jede Person, die Teil dieser „Comedy-Szene“ ist, darf sich dazu äußern oder die Konsequenz aus dem Nuhr-Zitat ziehen. Und wenn sie sich äußert, darf sie sich selbst aussuchen, ob pro oder contra oder neutral.
Die Berichterstattung stagnierte – bis vor wenigen Tagen. Nun ist ein Artikel im Spiegel erschienen, der die “Akte Mockridge” noch einmal aufrollt.
Wenn über etwas oder jemanden nicht berichtet wird, „stagniert“ die Berichterstattung. Weil es ja nicht sein kann, dass es keine neuen Nachrichten zu berichten gibt. Nebenbei heißt „bisher unbekannte“ Details zu Vergewaltigungsvorwürfen wohl eher, dass die nur der Öffentlichkeit bisher unbekannt waren, nicht der Polizei und Staatsanwaltschaft. Ansonsten würde man das Verfahren wieder eröffnen.(Bezahlschranke.)
Es sind Frauen, die Frauen glauben und das Prinzip der Unschuldsvermutung endlich auch auf die mutmaßlichen Opfer sexualisierter Gewalt anwenden
Die mutmaßlichen Opfer sind keine Angeklagten. Die Unschuldsvermutung gilt nur für Angeklagte. Ergo kann die Unschuldsvermutung nicht für Opfer gelten. Der Hintergrund ist, dass Angeklagte immer in der schwächeren Position sind als der Staat, dessen Organe gegen sie ermitteln.
indem sie sich und allen anderen die ebenso schlichte wie leider immer noch revolutionäre Frage stellen: Warum sollte ich ihr nicht glauben?
Wieso „ihr“? „Ihm„. Dem Opfer. Genus und Pronomina – so wichtig. Aber die Frage ist eine andere – warum sollte ich überhaupt irgendjemanden glauben? Er kann lügen, sie kann lügen. (Natürlich meinen die, dass man Frauen glauben soll und Männern nicht.)
Der Spiegel hat mit weiteren Frauen gesprochen, die Erfahrungen mit den Übergriffen von Mockridge gemacht haben. Er hat Einsicht in die Gerichtsakten genommen und sich die Chatverläufe zwischen Anioli und Mockridge angeschaut.
Ja, okeee. Wenn ich eine Frau wäre, wäre ich auch besser nicht mit Mockridge zusammen. Was die beiden erzählen, liegt allerdings nicht so weit auseinander, was es besonders schwer macht zu entscheiden, was genau passiert ist, und damit, ob das, was passiert ist, strafrechtlich relevant ist. Also im völligen Unterschied zum Fall Kachelmann, bspw., wo die Aussagen komplett auseinandergingen.
Dabei ergibt sich das Bild eines Mannes, der den Willen seiner jeweiligen Partnerin bewusst übergeht, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Naja, das „bewusst“ ist halt die Frage. Soll SAT.1, oder sonst ein Arbeitgeber, sich zukünftig die Akten und Privat-Mails von Mitarbeitern und Nicht-Mitarbeitern geben lassen, um entscheiden zu können, ob man sich von ersteren trennt?
In diesem Zusammenhang fallen auch die von SAT.1 erwähnten “guten Gründe” in sich zusammen. Es steht wie so oft Aussage gegen Aussage und die Glaubwürdigkeit des Opfers wird angezweifelt, weil es nicht erwähnt hat, dass es beim Kitzeln habe lachen müssen und den Fall erst vier Monate später zur Anzeige gebracht habe.
Nein. Bzw., das sind nicht die guten Gründe. Ich unterstelle mal, dass sich SAT.1 von Mockridge getrennt hätte, wenn der Fall vor Gericht gelandet wäre, und diese Trennung nicht wieder beendet hätte, wenn man ihn verurteilt hätte. Der gute Grund, aus dem SAT.1 sich nicht von einem Mitarbeiter getrennt hat, ist, dass dieser NICHT angeklagt wurde. Was der Spiegel herausgefunden hat, konnte SAT.1 nicht wissen. Nicht SAT.1 zweifelt die Aussage des Opfers an. Der Vorwurf wäre hier, wenn überhaupt, dass Polizei und Staatsanwaltschaft zu hohe Erwartungen an die „Schlüssigkeit“ der Aussage des Opfers hätten.
Wer hätte das gedacht: Menschen haben einen Kitzelreflex und Opfer sexualisierter Gewalt haben Angst davor, dass man ihnen nicht glaubt und dass mächtige Täter ihnen das Leben auf jede nur erdenkliche Weise zur Hölle machen.
*Schulterzuck. Das beweist nicht, dass das eine Vergewaltigung war. Und vor allem ist das kein Argument dafür, dass mächtige Arbeitgeber das Leben ihrer Mitarbeiter zur Hölle machen sollten. Unschuldsvermutung soll nicht nur vor staatlicher Willkür schützen, sondern vor Willkür allgemein.
In diesem Zusammenhang sei hier auf die Hassnachrichten und Mordrohungen gegen Ines Anioli und Aktivistinnen wie Jorinde Wiese hingewiesen.
Ja. Es gab bestimmt auch welche gegen Mockridge. Stammen die jeweils von der Gegenseite?
Mockridge und sein Team bedienen sich den üblichen Verteidigungsstrategien für solche Fälle:
Wer hätte das gedacht? Schuldige wie Unschuldige bedienen sich exakt derselben Strategien, wie:
Ich bin hier das Opfer.
Wer, außer den Schuldigen und den Unschuldigen würde das sagen?
Verfahren eingestellt.
Wer dem Rechtsstaat entkommen ist, muss hintenrum bestraft werden, woll?
Hier sind die Beweisfotos von unserer glücklichen Beziehung.
Ok, das ist so oder so kein Beweis – Photoshop.
Böser, gesichtsloser Internetmob.
Hassrede ist Hassrede.
Das schadet hier alles den echten Opfern.
Ungeachtet der Frage, ob das im vorliegenden Fall ein echtes Opfer ist oder nicht – die harte, unreflektierte Art der Vorverurteilung ist nicht gut.
Ganz schwierige Trennung.
Ja, ist das die Ursache oder die Folge? Ist halt kein Argument.
Die will auf meine Kosten reich und berühmt werden.
Naja, sie will reich und berühmt werden. Warum auch nicht?
Irre Ex-Freundin.
Nun, da ist eigentlich auch die Frage: Ursache oder Folge? Ansonsten: hier.
Schwierige Trennung sind weder Rechtfertigung für Gewalt noch ein auch nur annähernd guter Grund, sich durch Falschaussagen ins gesellschaftliche sowie berufliche Abseits und ins Gefängnis zu bringen.
Soweit ich das nachvollziehen kann, haben die fraglichen Vorfälle VOR der Trennung stattgefunden. Die Trennung mag oder mag nicht „schwierig“ gewesen sein – dergleichen kann man von weitem im Nachhinein ganz schlecht einschätzen – aber wenn „Team Mockridge“ das als ihr „Motiv“ angibt, dann ja wohl eher nicht als „guter Grund“ oder „Rechtfertigung“. Und wenn das sein „Motiv“ sein soll – häh? Seine Sicht der Dinge ist, dass damals Trennung noch kein Thema war. Also wäre die Trennung eher die Folge. Und keiner der beiden riskiert derzeit, sich wegen „Falschaussagen“ ins Gefängnis zu bringen. Ich bin kein Jurist, aber so viel Ahnung habe ich schon.
Der böse, böse Internetmob hat Konsequenzen gefordert, keine (Vor-)Verurteilung.
„Konsequenzen“ ist ein Euphemismus für „Strafen“. Was sonst sollten Konsequenzen sein? Demnach fordert der Mob also Strafen ohne (Vor-)Verurteilung?
Der böse, böse Internetmob hat Konsequenzen gefordert, keine (Vor-)Verurteilung.
Das stimmt schon, aber dann ist das eben für beide Versionen kein Beweis.
Verfahren werden wegen fehlender juristischer Beweisbarkeit eingestellt und nicht wegen fehlender Übergriffe.
Ja, und? Wenn eine Sache nicht beweisbar ist, könnte das auch daran liegen, dass sie nie stattfand. Und wenn der Staat niemanden ohne juristisch zulässige Beweise bestrafen darf, warum sollte das SAT.1 dürfen?
Die zentrale Frage bei dem Fall Mockridge und allen anderen ist, wie wir als Gesellschaft damit umgehen.
Wieso „wir als Gesellschaft“? WIR als Gesellschaft haben den Rechtsstaat gegründet, um uns vor uns selbst zu schützen. Außerdem ist die Gleichsetzung „Mockridge und alle anderen“ falsch. Vllt. finden sich ja doch Beweise, dass Mockridge ein gesuchter Serienvergewaltiger ist. Aber gleichzeitig gibt es anderswo einen Angeklagten, der tatsächlich unschuldig ist. Die Idee, dass ein tatsächlicher Vergewaltiger mangels Beweisen nie verurteilt wird, ist ja nicht abwegig. Abwegig ist die Konsequenz, dass ALLE mutmaßlichen Vergewaltiger tatsächliche Vergewaltiger seien.
Wie finden wir einen Weg, der der Unschuldsvermutung auf beiden Seiten Rechnung trägt und es trotzdem schafft, sich zu positionieren?
Gar nicht. Die Unschuldsvermutung gilt für die Angeklagten. Ein Freispruch bedeutet nie, dass ein Zeuge wegen Falschaussage verurteilt wird. WENN, dann gibt es vorher ein neues Verfahren, in welchem die Unschuldsvermutung für den Zeugen gilt. Und ich bin es immer mehr leid, wie gerne manche Menschen den Rechtsstaat aufweichen wollen.
Und diese Frage geht vor allem an die Männer.
Achwas? Na, siehe oben.
Denn immer wieder sind es die Männer, die wegschauen, es nicht glauben können und nicht wahrhaben wollen, dass ihr Freund, Kollege, Bruder, Vater, Sohn so etwas tut.
Gegen drei von denen müsste ich nicht aussagen. Aber soll dass heißen, dass Frauen keine männlichen Freunde, Kollegen, Brüder, Väter und/oder Söhne haben?
Der Autor und Comedian Thomas Spitzer ist einer der wenigen Männer, die ihren Hals, ihren Ruf und ihre Karrieren riskieren, um zu sagen, was Sache ist.
Seinen Hals, also sein Leben. Seinen Ruf, von dem ich eben erst gehört habe. Und seine Karriere, die in Gefahr ist, weil er was genau gesagt hat? Natürlich will Pickert sich hier selbst als Held gerieren, denn wenn Spitzer so ein risikobereiter Mann ist, weil er sagt, „was Sache“ ist, ist es Pickert natürlich auch, weil er sagt, dass Spitzer sagt, was „Sache“ ist.
Seit Wochen und Monaten bezieht Spitzer Stellung und berichtet von den Erfahrungen weiterer mutmaßlicher Opfer, die an ihn herantreten.
Ja, Stellung beziehen. „Die Streitaxt glänzt, das Breitschwert blinkt… “ Kriegsmetaphern lassen das Blut in meinem Ziviherzen brennen! Aber er berichtet von keinen Erfahrungen, er gibt sie höchstens wieder. Also die Berichte von den Freundinnen von den Frauen, die schlechte Erfahrungen mit Mockridge hatten. Dafür wird man ihm weder die Kehle durchschneiden, noch seine Karriere beenden. Also höchstens Mockridge.
Warum ist Spitzer damit so alleine?
Warum sagt er niemanden, soe solle zur Polizei gehen?
Was ist denn jetzt mit den grimmebepreisten Männerwelten, wo sind Joko und Klaas?
Ja, kann es sein, dass das nur Show war? Also wie in „Showmaster“, „Showbusiness“ und „Show, don’t tell“? Wer hätte das ahnen können.
Wo bleiben all die Männer, die seit Jahren immer wieder davon sprechen, von solchen Dingen “entsetzt” zu sein
Tja, als redlicher, nicht heuchelnder Mensch habe ich nie von „Entsetzen“ gesprochen. Damit bin ich vllt. kein weißer Ritter auf einem weißen Elefanten, aber immerhin auch kein Maulheld.
jetzt aber mal wirklich andere Männer nicht mehr davon kommen zu lassen?
Wieso „wirklich“? Sind etwa noch nie Vergewaltiger verurteilt worden? Oder Opfer von Lynchjustiz geworden, was das betrifft? Irgenwelche Tweets bei Twitter sind keine Beweise, aber mal angenommen, Mockridge ist tatsächlich ein unangenehmer Zeitgenosse, besonders zu Frauen in den kölner Partymeilen. Was wäre jetzt „nicht davonkommenlassen“?
Nun, die sitzen alle Zuhause und sagen lieber nichts. Oder sie versichern Mockridge ihre Solidarität …
Ja, Solidarität ist auch nur ein Kreuz im Bullshit-Bingo. Vermutlich ist das sowas wie „das vollste Vertrauen aussprechen“ bei Frau Merkel. Hey, dann sind die ja gegen ihn!
Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist ein viel zu ubiquitäres, viel zu pandemisches Thema, als dass sich Männer dahinter verstecken dürfen sollten, womöglich mit einem “falschen Wort” eine Freundschaft zu gefährden.
Okeee. Sie „verstecken“ sich ja nicht. „Verstecken“ hieße, dass sie ihm eigentlich nicht glauben, aber uneigentlich die Klappe halten (was bestimmt auch vorkommt). Ungefragt die pro-Mockridge-Meinung sagen ist das Gegenteil von „verstecken“. (Kann man auch kritisieren, klar, aber Pickert hat halt keine Ahnung, was er eigentlich kritisieren will.)
Was ist so eine Freundschaft wert, wenn Mann angesichts derartiger Vorwürfe nicht klarstellen kann: “Wenn da was dran ist, sind wir die längste Zeit Freunde gewesen!”
Was ist eine Freundschaft überhaupt wert? Kann man die essen? Oder ist die dazu da, dass ich immer einen Aufpasser habe? Nebenbei, er schreibt „Mann“ statt „man“. Außerdem, was heißt in dem Zusammenhang „da was dran“ sein (Bspw.: Mockridge ist kein Vergewaltiger, aber hat mal einer Frau ein Bier ins Gesicht geschüttet, weil die nicht mit zu ihm wollte)? Was wären keine „derartigen“ Vorwürfe? Wenn Mann A Frauen blöd anlabert, hat das sein Freund B wahrscheinlich mal mitbekommen oder selbst gemacht. Aber ja, ein Freund, der eher der Ex-Freundin glaubt, ist möglicherweise nicht so nützlich.
Der Comedian Daniel Sloss hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass Männer immer noch glauben, sexualisierte Gewalt durch heroische Rettungsakte beenden zu können.
Ja, das ist natürlich Quatsch.
Eine Frau wird in einem dunklen Park vergewaltigt und Mann springt dazwischen, tritt dem Täter in die Eier und ist der Held des Monats. Aber so funktioniert das nicht.
Eben. Das ist die Idee, wie man Männer zum Wehrdienst überredet. Toll, dass ihm das auch auffällt.
Das ist lediglich eine Schutzfantasie, um nicht wirklich tätig werden zu müssen. Um nicht die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass Mann all die Anzeichen, Bemerkungen und Indizien ignoriert hat, bis es zu spät war.
Ähhh, wie meinen? Es gibt „Anzeichen“, „Bemerkungen“ und „Indizien“, an denen ich erkennen kann, ob jemand anderes eine Vergewaltigung begehen wird? Welche sollen das sein? Wenn die allgemein bekannt sind, und nur ich eher sozial-inkompetenter Trottel kennt die nicht, wieso sollten angehende Vergewaltiger die nicht kennen? Und wenn sie sie kennen, warum verbergen sie die nicht? Und wenn diese Anzeichen und so weiter nicht allgemein bekannt sind, wieso sollte es meine Verantwortung sein, wenn ich sie nicht erkenne? Und warum schreibt Pickert die nicht einfach auf???
Die Good Guys™ werden nur dann aktiv, wenn es nicht mehr anders geht oder etwas für sie dabei herausspringt.
Maulheldentum, was? Aber „Good Guys™“ gibt es in Wirklichkeit auch nicht. Er baut hier einen Popanz auf, um festzustellen, dass das nur ein Popanz ist. Wie schlau.
Dabei sind sie es, die am meisten gefordert sind.
Nein. Es ist die Aufgabe des Staates, Verbrechen zu verhindern. Klappt nicht immer, aber das alleine verpflichtet mich nicht.
Sie müssen Mittel, Wege und Kommunikationstechniken finden, um ein solches Verhalten anzusprechen und zu sanktionieren.
Ja, ist doch schon passiert. Nennt sich Rechtsstaat. Dasselbe Ding, was Sie so nervt, Herr Pickert.
Sie müssen aufhören, sexistisches Verhalten unter “Naja, aber sonst ist er echt ganz ok” einzuordnen.
Ja, Mockridge ist vllt. auch dann nicht ganz ok, wenn es nicht um Frauen geht. Aber solange er sich an Gesetze und Vorschriften hält, darf er nicht sanktioniert werden.
Ansonsten machen auch sie Frauen zu Opfern.
Sippenhaft und Gruppenschuld. Zwei Gründe mehr, den Rechtsstaat abzlehnen, der beides verbietet.
Frauen, die schon durch sexualisierte Gewalt zu Opfern gemacht wurden und die Mann noch einmal über die Klippe springen lässt, weil alles andere einfach viel zu ungemütlich wird.
Über welche Klippe? Wenn es darum ginge, dass die Ermittlungen gegen Mockridge zu schnell beendet wurden, weil die Ermittler irgendeine Aussage zu sehr zu seinen Gunsten interpretierten und die Unschuldsvermutung überstrapazierten, oder man hätte im Nachhinein härtere Beweise gegen ihn gefunden, oder eine Frau, die tatsächlich und zweifelsfrei von ihm vergewaltigt wurde, und sie hat sich nicht eher gemeldet, weil sie ihn erst jetzt in der Berichterstattung wiedererkannt hat (ich habe tatsächlich keinen Ehrgeiz, seine Unschuld zu beweisen), aber die Polizei nimmt die Ermittlungen trotzdem nicht wieder auf, ok. DAS wäre tatsächlich ein Skandal. Jetzt soll der Skandal sein, dass ein Arbeitgeber seinem Freien Mitarbeiter nicht sofort vor die Tür gesetzt hat, und somit einer Frau nicht mehr glaubte als einem Mann.
Solange Männer nicht aufhören, es sich auf Kosten von Frauen zu leicht zu machen, werden Frauen immer den Preis dafür zu bezahlen haben.
Früher hätte ihre Sippe ihn vermutlich direkt gelyncht. Also in der Eisenzeit oder so. In den 50ern hätte man ihn möglicherweise rausgeworfen, weil die Andeutung von Sexleben (außerhalb der Ehe jedenfalls) den Ruf komplett ruiniert. Dass das Gewaltmonopol vom Staat übernommen wird und Sexpositivität heute weiter verbreitet ist, ist aber natürlich ein gesellschaftlicher Rückschritt, da es Männern zu leicht gemacht wird.
Klasse Antworten, gefällt mir. N bisschen wie in so nem react-video 😜
Ich hab vorhin zum selben Thema bei Spiegel-Online ein paar Sätze zu „Ambivalenz“ und „Unschuldsvermutung“ geschrieben, aber da wird ja auch hart sortiert und viel Humor darf man sich auch nicht erlauben.
Aber bitte, wie kommt ein straftatbestand „unerhebliche Belästigung“ zustande, wenn nicht durch Ambivalenz?
cheers
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„Ähhh, wie meinen? Es gibt „Anzeichen“, „Bemerkungen“ und „Indizien“, an denen ich erkennen kann, ob jemand anderes eine Vergewaltigung begehen wird?“
Ja, wer kennt das nicht. Man sitzt abends on der Kneipe und Kumpel Kalle versucht ein Mädel an der Bar klar zu machen. Sie sagt „nein“.
Man ruft: “ Hey, Kalle, bring noch ne Lage Bier mit!“
Und Kalle antwortet: „Ne, geht nicht, ich muss mich jetzt im Park auf die Lauer legen, um diese … mal kräftig zu … “
… anstatt also jetzt Luisa zu holen oder gleich Nils anzurufen, holen wir selber das Bier und lassen zu, dass Kalle tut, was er tut. Jungs sind halt Jungs…
Manchmal frage ich mich, was Herr Pickert früher so an Filmen geschaut hat…
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Nein! Du hast aber auch gar nichts verstanden. Da die Anklage (Glaubt den Opfern!) bereits ausreicht, um die Schuld festzustellen, ist überhaupt keine Verurteilung notwendig, womit man direkt zu den Konsequenzen, also Strafen kommen kann.
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Ich weiß überhaupt nicht, was die ganze Diskussion soll. So weit ich das verstanden habe, wollte Mockridge gerne Sex, seine Freundin nicht. Er wohl noch nen blöden Spruch gemacht und weitere Versuche unterlassen. Monate später zeigt sie ihn wegen versuchter Vergewaltigung an.
Bei allem Unverständnis, welchem Mann ist das noch nicht passiert? Und was genau ist jetzt an strafbaren Handlungen passiert. Ich finde ja Mockridge schon nicht lustig, aber die Alte hat doch voll ein Ding an der Waffel.
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Ich glaube, dass das auch eine gewisse Eigendynamik entwickelt hat. Also irgendwelche Dritten, die sie fragten: „Willst Du ihn nicht anzeigen?“
Schließlich hat sie ihn erst auch „anonymisiert“.
Ausdrücklich: Keine Ahnung, ob das stimmt, ich habe den Eindruck.
Wobei man natürlich manchmal wirklich jemanden sagen muss: „Geh zur Polizei, ich komme auch mit zur moralischen Unterstützung.“
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