Ok, auch wenn der Wahlkampf endlich vorbei ist.
Männer an der Macht
Das liegt daran, dass sich anteilig weniger Frauen als Männer in der Politik engagieren und man kann das als Frau einfach dadurch ändern, indem man sich in der Politik engagiert.
„Frauen sollen sich zurückhalten, weil sie sehr kritisch beobachtet werden. Sie tun gut, nicht zu viel zu reden und das wenige nur im richtigen Augenblick.“ Das sagte die Bundestagsabgeordnete Marie-Elisabeth Klee 1965
Vor über 50 Jahren. Ist jetzt nicht mehr so aktuell, oder?
So durften weibliche Abgeordnete lange keine Hosen tragen.
Dafür mussten sie vorher auch nicht zum Bund. So hatte jede/r ioses Päckchen zu tragen.
„Frauen“, das sagt heute Cécile Weidhofer, „müssen sichtbar sein, sie brauchen Vorbilder.“
Ich habe auch keine Vorbilder. Ich mache, was ich für richtig halte. Ich habe so wenig Mitgefühl wegen so etwas.
Frauen machen 31 Prozent der Abgeordneten aus. Diese Quote war schon mal höher: Zwischen 2013 und 2017 lag sie bei 36,5 Prozent. Dass sie nach der Bundestagswahl am kommenden Sonntag wieder steigen wird, ist unwahrscheinlich.
„Ich würde ja so gerne als Frau in den Bundestag, aber ich habe einfach nicht genug weibliche Vorbilder, und mit Männern kann ich mich einfach nicht identifizieren, weil ich keine Empathie habe.“
Zwar wurden vor dieser Bundestagswahl mehr Frauen als Kandidatinnen aufgestellt als noch 2017: … Doch viele dieser Frauen kandidieren auf Positionen, die aussichtslos sind…
Das stimmt einerseits, aber andererseits ist das nichts, was man per Gesetz lösen muss. Die Mehrheit aller Wahlberechtigten sind Frauen, ergo könnten sich Frauen einfach verabreden, nur Parteien mit hohen Frauenanteilen wählen. Wenn Arbeiter der Ansicht sind, es gäbe zu wenig Arbeiter im Bundestag, machen die das doch genauso.
Das Monitoring macht sichtbar, was sonst niemand schwarz auf weiß sehen könnte: dass noch immer weit weniger Frauen als Männer überhaupt gewählt werden können.
Was hält Frauen davon ab, in die Politik zu gehen? Kein Gesetz, keine Mehrheit an Männern und keine Partei. Bzw., wenn doch – einfach diese Partei nicht wählen. So einfach ist das. Wieso soll es die Aufgabe von Staat oder männlichen Wählern sein, die politischen Wünsche einer Gruppe zu erringen, die keine Minderheit ist?
„Die Parteien sind Gatekeeper. Sie entscheiden: Möchte ich eine Frau aufstellen, und auf welchem Platz tue ich das?“
Die Parteien machen das durch demokratische Verfahren. Wenn Ihr, liebe Frauen im Allgemeinen und Feministinnen im Besonderen es nicht schafft, genug von Euch zu aktivieren, um Parteimitglieder zu werden – ganz besondere Grüße gehen hier im übrigen an die Saarlandgrünen – dann ist das offenbar zu vielen von Euch egal.
Die Grünen, die Linke und die SPD haben mehr Frauen nominiert. Je mehr Menschen dagegen die AfD oder die FDP wählen, desto weniger Frauen werden im Bundestag vertreten sein.
Joah. Im Falle der FDP ist es aber tatsächlich so, dass die Frauenquote der Parteilmitglieder so hoch ist wie die Frauenquote bei Mandaten und Ämtern. Also rd. ein Viertel. Wenn eine Frau in die FDP eintritt, ist ihre Chance auf eine Parteikarriere ebenso hoch wie bei einem Mann.
Auch Filiz Polat, die für die Grünen im Bundestag sitzt, sieht die Parteien in der Pflicht: „Es muss der Anspruch an unsere plurale Demokratie sein, dass Bevölkerungsgruppen, die an den Schaltstellen unserer Gesellschaft unterrepräsentiert sind, in die Politik gehen.“
Nein, wieso? Eine Arbeiter- und Bauernpartei kann sich natürlich dagegen entscheiden, Ärzte oder Juristen aufzustellen. Die Ärzte und Juristen können sich dafür ja einfach eine eigene Partei gründen.
Und das seien eben junge Frauen, vor allem Frauen zwischen Mitte 20 und 40, also diejenigen, die sich mit Familienplanung beschäftigen und ins Berufsleben einsteigen, insbesondere auch Frauen mit Migrationsgeschichte.
Obdachlose? Rollstuhlfahrer? Hauptschüler? Arbeiter und Bauern? Oder, man lässt Abgeordnete auslosen, dann stellt der Bundestag einfach eine repräsentative Stichprobe der Gesellschaft dar.
„Diese Frauen werden bei uns mit offenen Armen empfangen. In vielen anderen Parteien scheitern sie oft an den verkrusteten Strukturen“, sagt Polat.
Wenn Arbeiter-und-Bauernkinder in einer Partei beliebter sind als in einer anderen, dann ist das eben so. Sollen sich die anderen doch gerne 2x überlegen, warum sie eine andere Partei wählen sollen.
Die Frauenquote liegt bei allen Parteien zusammengerechnet bundesweit bei 30 Prozent. In keinem der 299 Wahlkreisen in Deutschland schicken alle sechs großen Parteien jeweils eine Frau als Direktkandidatin ins Rennen.
Ok, rein statistisch betrachtet: angenommen, jede Partei hätte genau 30% Frauenanteil, und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Direktkandidatin aufgestellt wird, wäre überall exakt genauso groß und unabhängig davon, was die anderen Parteien machen. Dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass alle 6 Kandidaten weiblich wären, 0,3×0,3×0,3×0,3×0,3×0,3 = 0,000729, also 0,7 Promille. Bei 299 Wahlkreisen wäre also zu erwarten, dass 0,22 Wahlkreise einen rein weiblichen Direktkandidatenpool hätten. Also gerundet Null. Passt also.
Dagegen gibt es ganze 24 Wahlkreise, in denen keine Frau gewählt werden kann, weil alle sechs Parteien einen Mann aufgestellt haben.
0,7×0,7×0,7×0,7×0,7×0,7×299 = 35,2 oder knapp 35 statt 24. Also sind DA sind rein männliche Kandidatenpools tatsächlich unterrepräsentiert. Wie gesagt, bei Annahme, dass alle Männerquoten exakt gleich sind und das niemand eine Frau ins Rennen schickt, um ein Alleinstellungsmerkmal zu haben.
Die meisten Direktkandidatinnen gibt es mit einer Quote von 48,2 Prozent bei den Grünen
Wo Frauen tatsächlich bevorzugt werden. Selbst mit verkrüppelnden Nebeneffekten. Die Frauenquote bei den Parteimitgliedern liegt nämlich bei 40%. Aber bei Parteien, die praktisch nie Direktmandate erringen, ist das auch was anderes als bei Parteien, bei denen das häufig klappt.
Filiz Polat bezeichnet die paritätisch besetzte CSU-Liste deswegen als „Selbsttäuschung“ und appelliert an die konservativen Frauen, sich zu wehren. „Das schadet der Partei und der eigenen Modernisierung“, so Polat. Auch Weidhofer sagt dazu nur: „Symbolpolitik“.
Und? Wie gesagt, wenn eine Partei nicht macht, was DU willst, dann wähle die halt nicht.
Sie wünsche sich kreativere und innovativere Lösungen. Zum Beispiel, dass Parteien sich frühzeitig nach geeigneten und willigen Kandidatinnen umschauen, Frauen ermutigen und unterstützen, ein Netzwerk aufbauen
Also soll bitte nicht nur die Partei, die ICH wähle, Politik machen, die ich gut finde, sondern auch die Parteien, die das nicht tun. Das ist eigentlich nicht demokratisch, sondern eher das Gegenteil davon…
und nicht verlangen, dass täglich 24 Stunden in den Wahlkampf investiert werden.
… nämlich Faulheit. Ich will nicht nur, dass andere Parteien meine Politik machen, sondern außerdem, dass ich für meine Partei und meine Politik weniger arbeiten muss. Da die anderen Parteien davon profitieren, wenn ich einfach weniger Einsatz zeige, bzw. meine parteiinterne Konkurrenz, brauche ich Schutzgesetze, die meine Faulheit ermöglichen.
Auch Polat fordert größere Unterstützung und mehr Verständnis für Frauen: „Wenn man eh schon an so vielen Fronten kämpfen muss im Alltag, wieso sollte man nach Feierabend auch noch ehrenamtlich Politik machen?“
Wer, wenn nicht IHR? Wann, wenn nicht jetzt? Die Idee, dass Frauen grundsätzlich mehr Wochenstunden hätten als Männer, ist ein Narrativ. Wenn Männer es schaffen, trotz 40h/Woche Erwerbsarbeit politisch aktiv zu sein, dann schafft Ihr das auch trotz 40h/Woche Erwerbs+Care-Arbeit.
Dieses Problem müsse überwunden werden. Plakate kleben, Flyer verteilen, Infoveranstaltungen: Wahlkampf ist anstrengend und zeitraubend.
Entweder, IHR kümmert Euch darum, das EURE Probleme gelöst werden, oder niemand tut das.
Für viele Frauen, die traditionell noch immer mehr mehr Zeit als Männer in Kindererziehung, Pflege der Eltern und Care-Arbeit stecken, sei es unmöglich, an sieben Tagen die Woche für die eigene Partei da zu sein.
Für viele Männer auch. Nebenbei, wenn Wochenarbeitszeit so ein Problem wäre, würden ja hauptsächlich Rentner und Arbeitslose in die Politik gehen. Danach sieht das allerdings auch nicht aus.
Ihr Ziel: Dass der Bundestag bald mit der gleichen Selbstverständlichkeit zur Hälfte aus Frauen besteht mit der Angela Merkel am liebsten ein Sakko trägt – und eine Hose.
Jaja, aber Merkel hat keine Zeitungsartikel geschrieben, wie doof und zeitraubend und anstrengend Parteiarbeit ist, und dass das bitte wer anders machen soll. Man bemerkt hier vielleicht einen gewissen Unterschied. So ein Pech, dass der Wahlkampf jetzt vorbei ist, aber nach der Wahl ist vor der Wahl.
Da fehlt mir doch glatt einmal Gendern: „RentnerINNEN“ und Arbeitslose – dann hätte sich das mit der 40-Stunden-Arbeitswoche, der Care-Arbeit und dann hätte man auch noch gleich die wohl entscheidende Wählergruppe beim „passiven“ Wahlrecht dabei. Aus meiner Sicht könnte man dann auch bald über „alte weiße Frauen“ schimpfen. Wäre doch auch einmal eine Abwechslung…
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