Der große Unterschied

In der zeitgenössischen Literatur wird sexuelle Gewalt und Vergewaltigung als lustig dargestellt, sofern das Opfer ein Mann ist und im Gefängnis sitzt. Spontan fallen mir zwei Gegenbeispiele ein. In Shawshank Redemption wird das nicht als lustig dargestellt, und in Die nackte Kanone 33 1/3 wird das zwar als Teil der Komödie aufgegriffen, aber dann setzen die noch einen drauf – Drebin geht nie ohne eiserne Unterhose duschen.

Nun ist das Thema aber schon älter – in der Bibel gibt es die Geschichte von Josef und dem Weib des Potiphar: Josef wurde von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft, wo er für besagten Potiphar arbeiten musste. Dessen Frau wollte Sex mit Josef, der wollte nicht, sie klagt ihn wegen versuchter Vergewaltigung an und er kommt ins Gefängnis. Zum Glück lernt er da jemanden kennen, der seine Karriere nach vorne bringt. Gottes Wege sind manchmal hinterum ins Auge.

Im Koran steht dieselbe Geschite, aber eeetwas anders. Zunächst einmal ist Josef in der Situation mit Potiphars Weib gar nicht abgeneigt, aber dann hat er plötzlich eine Vision Gottes, was ja bekanntlich wie eine kalte Dusche wirkt.

Dann steht Aussage gegen Aussagen, aber eine forensische Untersuchung des zerrissenen Gewandes von Josef beweist seine Unschuld. Und tatsächlich konnten im antiken Ägypten Fakten den öffentlichen Diskurs bestimmen, denn die Frauen aus der Nachbarschaft sagten zueinander: „Das Weib des Potiphar wollte sein Machtgefälle ausnutzen, um eine abhängige ausländische Arbeitskraft sexuell auszubeuten.“ – „Das Miststück!“

Dieses Slut-Schäming wollte aber Frau Potiphar auch nicht auf sich sitzen lassen. Sie lud ihre Nachbarinnen zum Essen ein, und als die gerade dabei waren, ihr Obst zu schälen, ließ sie Josef durchs Zimmer laufen. Was den Nachbarinnen so sehr den Kopf verdrehte, dass sie sich abgelenkt in die Finger schnitten. „Bitches, please! Bei so einer Sahneschnitte denkt Ihr doch auch nur an das eine, also macht mir keine Vorwürfe!“

Nach diesem Vorfall ging Josef zum Gefängnis, klopfte an und bat darum, eingesperrt zu werden. „Warum das denn?“ – „Sexuelle Belästigung!“ – „Alles klar Junge, komm rein!“

In der modernen Popkultur hätte Potiphars Weib noch sowas gesagt wie: „Ob es so einem hübschen Bengel wie Dir im Gefängnis besser ergeht als mit mir?“, aber das ist eben der Koran und nicht die moderne Popkultur. Was für ein großer Unterschied.

Yäy.

Soweit die Worte der heutigen Lesung.

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