Übrigens, Spiegel

Im Nachgang zu dem hier.

Der interviewte Herr Panse war der mittlere von drei Männern, die drei Generationen von Vätern darstellen sollten und zugleich interviewt wurden. Die für und wieder für ein „mehr Einbringen“ werden da unterschiedlich betrachtet. Ein Argument ist, dass die Arbeitszeiten früher einfach länger waren. „Ein Mann konnte mit seiner Arbeit seine ganze Familie ernähren“ ist die eine Seite der Medallie, die andere war eine 48-h-Woche.

Der jüngste der drei Väter merkt an, dass er sich um seinen Sohn kümmern kann, aber keine Zeit mehr für ein Ehrenamt mehr hat. Der mittlere wollte seine politische Karriere (in der „peinlicherweise“ um Familienpolitik ging) nicht dadurch opfern, dass er nicht fünfmal wöchentlich zu irgendwelchen Parteitreffen o.ä. ging. Ist schon überzogen, andererseits ging’s nicht darum, dass seine Frau wieder Vollzeit arbeitete oder gar selbst politisch aktiv wird, nein. Sie wollte wieder regelmäßig Sport machen.

Ein anderes Argument ist, dass „Väterlichkeit“ sinnstiftender sei als die „moderne Arbeitswelt“. Weil eine Maschine zu bedienen früher so interessant gewesen ist? Wie auch immer, DA möchte ich einhaken, und das geht gleichermaßen gegen Spiegel UND Pickert.

Als Vater ein Vorbild sein, sich einbringen, Sachen machen, die die Mutter nicht macht – einer erwähnt, dass sein Stiefvater und sein Sohn (ist das dann der Stiefenkel?) klettern gehen. Und in Höhlen übernachten – ist eine Sache. Und dass das Spaß macht und sicher auch „sinnstiftend“ ist, ok.

Aber Sinn und Zweck ist ja in erster Linie das Kind. Als Vater schuldet man dem Kind oder den Kindern Liebe, Hilfe und Unterstützung. Man schuldet dem Kind tatsächlich mehr als anderen Menschen, einschließlich der Mutter des Kindes. Deshalb sind die ganzen Argumente wie „mach es für Deine Selbstverwirklichung, Dein Glück und Deinen Sinn im Leben.“ genauso am Thema vorbei wie „mach es für Deine Frau, die Gesellschaft oder den Feminismus“ und „mach es, damit man Dich für einen feministischen Alliierten hält.“

Nein. Mach es für Dein Kind. Mach es meinetwegen, um Deinem Kind die Kindheit zu ermöglichen, die du gerne gehabt hättest. Wenn Dein Vater toll war, sei so. Wenn Dein Vater eher eine Enttäuschung war, sei besser. Wenn Du das schlecht beurteilen kannst, weil Du Deinen Vater so selten gesehen hast – aus welchen Gründen auch immer – sei die Art von Vater, die Du gerne gehabt hättest. Das ist Deine Rechtfertigung, wenn Dich einer fragt. Nicht, dass Du der Feministin in der Zeitung eine Rechtfertigung schuldest, aber sonst.

Der Rest wird sich ganz alleine ergeben, vermute ich. Also nicht im Sinne von „Fingerschnippsen, und alles wird gut!“-von-alleine, sondern mehr im Sinne von „Alle Antworten auf Detailfragen sind daraus herleitbar“-von-alleine.

Ein Gedanke zu “Übrigens, Spiegel

  1. „Wenn Dein Vater toll war, sei so. Wenn Dein Vater eher eine Enttäuschung war, sei besser. “

    Ein guter Spruch. Den merke ich mir.
    Tatsächlich lebe ich so.

    In den drei Vätern konnte ich mich auch nicht wiederfinden. Mein persönlicher Leitspruch findet sich bei einem edlen Haus von GoT wieder:
    Family, Duty, Honor.

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