Impfgründe

Vorab, ich halte Impfen für eine wichtige wissenschaftliche Errungenschaft, und je nach Härte der Krankheit bin ich auch prinzipiell nicht gegen eine Impfpflicht.

Schlechte Argumente für etwas sind aber Argumente dagegen, und Jetzt mischt gute und schlechte Pro-Impf-Argumente durcheinander. Natürlich mit dem pädagogischen Zeigefinger.

Immer wieder hört man Argumente gegen das Impfen, auch abseits von Verschwörungsmythen:

Gegen die eigene Impfung, gegen Impfpflicht oder gegen Impfen allgemein? Hauptsache Gendern, sonst weiß man ja nicht, wer gemeint ist.

Kaum Privilegien

Ja, Bratwürste halt.

geringerer Schutz gegen Varianten

Joah – ist besser als gar kein Schutz, aber hey.

keine Lust, zwei Tage flach zu liegen

Man kann sich prinzipiell einen Tag aussuchen, wonach man nichts wichtiges vorhat.

Was hat man eigentlich davon, sich jetzt noch impfen zu lassen? Sarah Eitze sagt: sehr viel.

Ja, genau. Appell an den Egoismus. Ach, doch nicht.

jetzt: Ich komme gerade von meiner zweiten Impfung. Mein Arm tut ein bisschen weh und … Sollte ich das Leuten gegenüber, die skeptisch sind, lieber für mich behalten?

Ich würde allen erzählen, dass das Alu in der Impfung die Hirnwellenstrahlen umleiten, was es mir ermöglicht, die Reptiloiden endlich sehen zu können. Und dann zeige ich schreiend auf jemanden und renne weg.

Sarah Eitze: Sie sollten das teilen und ehrlich sein.

Spielverderberin.

Wenn Sie aber noch dazu sagen möchten, dass Sie sich dafür jetzt auch sicherer fühlen und alles getan haben, um den eigenen Beitrag gegen die Pandemie zu leisten, wäre es noch besser.

Es ist weder meine Aufgabe, andere zu besseren Menschen zu erziehen, noch, mich meiner sozialen Ader zu brüsten. Wenn ich mich impfen lasse, dann nur, damit mir der Rest der Welt egal sein kann. Was?

Warum impfen lassen, wenn die Impfung vielleicht schon gegen die nächste Variante nicht mehr hilft?

Wir sehen in aktuellen Studien, dass auch mit der Delta-Variante ein guter Impfschutz besteht.

Nutzen-Risiko-Abwägung, aber JA, man sollte die 100-%-Falle vermeiden: eine Maßnahme, die nicht perfekt ist, um ein Problem zu lösen, wird nicht ergriffen, um stattdessen gar nichts zu tun.

Fest steht: Sollte man sich infizieren, gibt es für geimpfte Menschen mildere Verläufe.

Auch das ist ein Argument – Sicherheitsgurte verhindern keine Unfälle, sondern ermöglichen es, hinterhe lebendig geborgen zu werden.

Man kommt mit geringerer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus und steckt andere weniger oft an.

Letzteres ist einerseits ein Grund, warum man sich auch nach der Impfung regelmäßig testen lassen sollte, und die Abschaffung von Gratistests dumm ist, und andererseits ein Appell an die Solidarität, der eeetwas Richtung Moralkeule geht.

Wenn ich mich nicht impfen lasse, kann ich aktuell genauso in den Supermarkt, das Restaurant, die Lieblingsbar wie Geimpfte. Eine Impfung bringt mir selbst kaum Privilegien.

Das kann man ja leicht ändern, Dumpfbacke. Nebenbei, endlich werden hier Privilegien im Sinne von „Sonderrechte“ verwendet statt im Sinne von „unverdiente Vorteile“ – Jetzt lernt dazu.

Einen konkreten Vorteil gibt es schon jetzt. Wenn man Kontakt mit Infizierten hatte, sind die Quarantäneregeln weniger strikt.

Wird das außerhalb von Grenzkontrollen überprüft? Aber ja, ist ein Argument im Zusammenhang mit Urlaub und anderen Auslandsreisen.

Die Großeltern sind geimpft und geschützt, sogar Mama und Papa. Wer sich jetzt nicht impfen lässt, gefährdet ja eigentlich nur noch sich selbst, oder?

Dieses Argument ist die Antwort auf das pro-Impf-Argument, man solle sich „für Oma und Opa“ impfen lassen. Was eigentlich nur Sinn ergibt, wenn Oma und Opa sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Wenn sie nicht wollen, fällt der moralische Hebel am Argument flach, wenn sie schon haben, fällt die sachliche Grundlage weg. Weil aber uneigentlich die Impfung leider nicht hundertprozentig eine Erkrankung verhindert, ist es schon möglich, dies zu kompensieren, indem man auch nicht-Risiko-Gruppen impft. Deren Einverständnis vorausgesetzt.

In dieser Aussage steckt ja schon drin, dass man Erleichterung verspürt, dass die Eltern und Großeltern geschützt sind.

Das vllt. auch, aber es ist trotzdem eine Abwehr dagegen, etwas zu tun um andere zu schützen, obwohl diese sich genausogut selber schützen könnten. Also im Unterschied zur allgemeinen Wehrpflicht, wo junge Männer alte Frauen beschützen sollen, die für Grabenkämpfe noch schlechter geeignet sind, gibt es keinen Grund, junge Menschen statt alten zu impfen. Kollege Bombe 20 hat das mal ausgeführt.

Wäre es da nicht toll, wenn auch die Eltern und Großeltern wüssten, dass der Sohn oder die Enkelin selbst geschützt sind?

Wenn der Sohn oder die Enkelin Jugendliche ohne Vorerkrankungen sind, sind sie beim derzeitigen Stand ziemlich gut geschützt vor schweren Corona-Verläufen. Der Sprung von „fast kein Risiko“ zu „so gut wie gar kein Risiko“ ist nicht so groß, wie er sich für Eltern und Großeltern vllt. anfühlt. Die Ansteckungsgefahr, die von symptomlosen Kindern und Enkeln ausgeht, wird durch die Impfung letzterer besser bekämpft.

Zweitens: Man sollte nicht nur an die Risikogruppe der Älteren denken. Was ist mit Babys, die nicht geimpft werden können? Mit unter Zwölfjährigen? Was ist mit Schwangeren?

Ok, Schwangere. Babys und unter Zwölfjährige sind keine Risikogruppen für Covid-19. Also, so GAR NICHT. (Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen schon, aber eine eher kleine Untergruppe.)

Jeder kennt bestimmt eine Person, die nicht geimpft werden kann und die sich mit der eigenen Impfung ein Stück weit besser schützen lässt.

Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Person einen ernsten Verlauf erfährt, fast Null ist, hat die Stiko recht, keine Impfungen dieser Person zu empfehlen (was nicht heißen soll, dass man es ihr verbieten sollte, sofern genug Impfstoff vorrätig ist), und ich muss auf sie auch keine Rücksicht nehmen. Ein Arzt ist dem jeweiligen Patienten verpflichtet, nicht irgendwelchen Dritten.

Andere sagen: Das Abwarten würde ihnen recht geben, etwa mit Blick auf Astrazeneca, ein Impfstoff, der nun ein Ladenhüter ist.

Alle, die sich bisher nicht haben impfen lassen, konnten die Situation um die Impfungen jetzt ein halbes Jahr lang beobachten. Und in dieser Zeit haben wir viel gelernt. Dazu zählt die Astrazeneca-Empfehlung, die geändert wurde.

Ja, aber Abwarten ist tatsächlich nicht ganz dasselbe wie nicht impfen. Wobei zugegebenermaßen bestimtm viele das nur vorschieben.

Dann könnte man ja noch ein halbes Jahr länger warten und die Wissenschaft wüsste noch genauer Bescheid.

Eine hundertprozentige Garantie auf Wirksamkeit und Sicherheit gibt es leider nie, weder bei Kopfschmerztabletten, noch bei Salben oder Impfungen.

Das ist ein Allgemeinplatz. Je weiter ein Mensch in der Risikogruppe „liegt“, desto mehr liegt eine Impfung allerdings auf der sicheren Seite der Risikoabwägung. Also 40+ und Vorerkrankung vs. 20- ohne.

Ein anderes Argument gegen die Impfung: Wenn man sich als Ungeimpfter infiziert, trägt man als später einmal Genesener ja auch etwas zur Herdenimmunität bei.

Ist bei Corona die Wahrscheinlichkeit von ernsten Nebenwirkungen der Impfung proportional zur Wahrscheinlichkeit von schweren Verläufen? Wenn nicht – wenn die Wahrscheinlichkeit von ernsten Nebenwirkungen höher ist, ist das das Ausschlusskriterium. Dann sollte man tatsächlich die eigene Erkrankung für besser finden.

Ich kenne keine Experten, keine Medizinerinnen und keinen Genesenen, die eine Infektion gegenüber der Impfung ernsthaft als Alternative sehen.

Was ist mit „Genesenen“, die keine oder fast keine Symptome hatten, und daher vllt. gar nicht wissen, dass sie genesen sind?

Auch sehr junge Patienten unter 30 können ins Krankenhaus kommen und müssen beatmet werden. Diese Fälle gibt es.

Man könnte auch allen Menschen prophylaktisch den Blinddarm entfernen. Macht man aber nicht. Wohlgemerkt, der übernächste griechische Buchstabe ist vllt. so schlimm, dass die Risikoabwägung auch bei Zwanzigjährigen zum Impfen neigt. Aber wenn nicht, dann nicht.

Mit Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident von Bayern, hat kürzlich ein Politiker der ersten Reihe erklärt

Ja, dann sollte man sich vllt. doch auf jeden Fall impfen.

Wenn die Argumente gegen eine Impfung also ziemlich schnell entkräftet sind – warum lassen sich besonders junge Menschen dann gerade nur zögerlich impfen?

Weil das keine medizinischen Argumente sind. Bzw. nur teilweise. Angelina Jolie hat sich prophylaktisch einer Brust-OP unterzogen. Ihre Mutter ist mit Mitte 50 oder so an Brustkrebs gestorben, eine zumindest teilweise erbliche Krankheit. Das, was ein Arzt einem erklärt, ist, dass eine Impfung – oder jede medizinische Behandlung, die was taugt – Nebenwirkungen hat oder haben kann, die in einem gescheiten Verhältnis zur abzuwehrenden Krankheit stehen müssen. Wer WILL, darf sich natürlich auch aus reiner Solidarität impfen. Umgekehrt kann man andere auch anders schützen.

Wie gesagt, das ist so bei jungen Menschen und Stand der derzeitigen Forschung. Bei dem eher jung gedachten Publikum von Jetzt ist das weniger Information als viel mehr eine Moralin-Injektion.

Ein Gedanke zu “Impfgründe

  1. Neben einer subjektiven Risikoabwägung, die ja nun hier mit einer eiskalten Lüge abgebügelt werden soll („Seit Beginn der Pandemie sehen wir, wie sehr junge Menschen das Risiko der Krankheit unterschätzen“), ist es so langsam auch noch ein gutes Argument gegen die Impfung, dass man nicht zu einem willenlosen Zombie mutieren möchte.

    Und nein, das hat nichts mit der eventuellen Wirkung der Injektion zu tun.

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