Vaterfreuden

Er hier mal wieder.

Papa, die ewige Aushilfskraft?

Die Männer würden jedes Jahr mehr im Haushalt mithelfen, schrieb kürzlich das SRF – und löste damit eine grosse Diskussion aus.

Gemeint ist wohl: „Mehr als im Jahr davor“, nicht „mehr als die Frauen“. Hach, wenn doch nur jede schiefe Formulierung eine „grosse“ Diskussion auslösen würde.

Zu Recht, findet unser Autor.

Wenn es eine Diskussion gibt, gibt es doch zwei oder mehr Meinungen – wenn die eine Meinung zu Recht diskutiert wird, wird die entgegengesetzte zu Unrecht diskutiert. Also ist die Aussage etwas nichtssagend.

Eine der wichtigsten Regeln über das Internet lautet, dass es nicht vergisst und in den meisten Fällen sehr nachtragend ist.

Tja, Berliner Zeitung, das Titelbild verschwindet nicht.

Diese Erfahrung hat im Mai auch das SRF gemacht, als es Daten des Schweizer Bundesamts für Statistik über die geschlechtsspezifische Verteilung von Hausarbeit mit der Schlagzeile «Männer helfen jedes Jahr mehr im Haushalt mit» versah.

Hachja. Was ist eigentlich mit männlichen Single ohne Putzfrau? „Beteiligen“ sie sich an ihrer eigenen Hausarbeit, oder „helfen“ sie nur? Wenn man schon pingelig ist, sollte man da „Väter“ oder „Partner“ schreiben. Hier ist übrigens der Link direkt zum SRF-Artikel.

Denn obwohl die Überschrift ziemlich rasch geändert wurde, verschwindet die alte Version damit weder aus den sozialen Netzwerken, noch wird so nachträglich die Debatte ausgelöscht, die sich an diesem Titel entzündete.

Aus dem Artikel: „Die zeitliche Gesamtbelastung für bezahlte und unbezahlte Arbeit betrug 2020 demnach rund 46 Stunden – sowohl bei Frauen als auch bei Männern.“ Gleiche Arbeitszeiten kommt mir sehr gleichberechtigt vor. Wenn über das Haushaltseinkommen gemeinsam entschieden wird, gibt es doch kein Problem.

Wir sind nämlich noch längst nicht damit fertig, uns miteinander darüber zu verständigen, dass und warum Männer in ihrem eigenen Leben keine Aushilfskraft sein sollten.

Ich bin in meinem Leben ja auch keine Aushilfskraft. Ansonsten gab’s doch letztens die Aussage, dass man sich nicht von den religiösen Vorstellungen anderer Leute Vorschriften machen soll, bspw. fürs eigene Familienleben. Warum sollten philosophische Vorstellungen anderer Leute mehr Einfluss haben dürfen?

In den vergangenen 10 Jahren hat der Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit bei Schweizer Männern kontinuierlich zugenommen, während die Erwerbsarbeitszeit im gleichen Zeitraum reduziert wurde.

Tja. Der Tag hat nur 24 Stunden. Fünf Euros fürs Phrasenschwein.

Im elterlichen Geschlechtervergleich sieht das wie folgt aus: Im gleichen Zeitraum steht der Zunahme von 5,2 Stunden unbezahlter Care-Arbeit bei Vätern eine Zunahme von 1,2 Stunden bei Müttern gegenüber.

Heißt das, dass früher weniger Care-Arbeit geleistet wurde?

Und genau an dieser Stelle sollte man vorsichtig sein, wie man Zahlen und Fakten bewertet und beschreibt.

Nein, lieber Nils, an jeder Stelle sollte man vorsichtig sein, wie man Zahlen und Fakten beschreibt. Abgesehen davon war das eine Umfrage, und Umfragen sind ja bekanntlich tendenziös und manipulierend.

Denn zum einen wenden Mütter immer noch beinahe doppelt so viel Zeit für unbezahlte Care-Arbeit auf wie Väter.

Wenn ich keine Aushilfskraft im eigenen Leben bin, sollte ich mehr Geld verlangen. Merke ich mir.

Zum anderen haben Mütter im gleichen Zeitraum auch ihre Erwerbsarbeitszeit um 2,7 Stunden erhöht, während Väter sie um 4,2 Stunden reduziert haben.

Mütter haben also Erwerbsarbeits- und Carearbeitsstunden solange erhöht, bis sie so viel arbeiten wie Väter. Ok, das reicht dann ja auch. Man muss es mit der Gleichberechtigung nicht übertreiben, bis es ins Gegenteil umkippt.

Die Belastungen für Mütter nehmen also kontinuierlich an allen Ecken und Enden zu, während Väter ihre Belastungszeiten eher von Erwerbsarbeit auf Care-Arbeit umschichten.

Die Belastungen für Mütter passen sich an die von Väter an. Heul doch.

Und hier, genau an diesem Punkt brauche ich Ihr Mitwirken: Lassen Sie uns gemeinsam verabreden, Mütter und Väter nicht gegeneinander auszuspielen.

Hatte ich auch nicht vor. Wenn Mütter und Väter ungefähr gleich viel arbeiten, ist zumindest zeitlich Gleichheit erreicht. Aber damit kriegt man keine Debatte geführt, woll?

Es ist gut, dass Väter mehr im Haushalt machen und dafür ihre Erwerbsarbeitszeit reduzieren. Sie sollten nicht so viel leisten müssen wie viele heutige Mütter.

Sie leisten so viel wie heutige Mütter. 46 Wochenstunden. Steht da. In dem Artikel, der da besprochen wird. Und zwar wie die heutigen Mütter, weil gestrige Mütter offenbar insgesamt weniger Care+Erwerbsarbeit insgesamt geleistet hatten. Zahlen und Fakten wiedergeben, so wichtig.

Nur sollten Mütter das halt auch nicht. Es ist oft einfach zu viel. Diese Normalisierung der Dauer- und Überbelastung von Müttern ist furchtbar.

Ja, diese ausgebeuteten Schweizerinnen und Schweizer. Muss eine Hölle für Arbeiter sein. Demnächst bricht der Kommunismus in der Schweiz aus, weil die geknechteten Massen nichts mehr zu verlieren haben als die Ketten, die sie an der Auswanderung hindern.

Wer Männer dafür lobt, dass sie als Väter ausnahmsweise mal «ihre Partnerin entlasten», damit sie sich einen Sonntag freinehmen und sich mit einer Freundin treffen kann, hält schlicht und ergreifend die Dauerbelastungssituation für Mütter für normal und richtig.

Dann lassen wir eben das Lob weg. Folgendes von Twitter:

ICH WILL NICHT IMMER VERANTWORTLICH SEIN! ICH WILL NICHT STÄNDIG VERFÜGBAR SEIN! ICH WILL NICHT, DASS ICH IMMER FÜR ALLE MITDENKEN MUSS! ICH WILL NICHT IMMER DIEJENIGE SEIN, DIE SICH UM ALLES KÜMMERN MUSS! ICH WILL EINE PAUSE! ICH KANN NICHT MEHR, VERDAMMTE SCHEISSE!

Das Gefühl kenne ich von der Arbeit. So eine Baustelle ist manchmal sehr zum Abgewöhnen.

«Ich nehm dir die Kinder ab», heisst in diesem Zusammenhang nichts anderes als «Das sind zwar deine Kinder und damit eigentlich dein Job, aber ich bin mal nett und übernehme die für ein Weilchen».

Sagt das einer? Aber hey, ein Argument mehr fürs Wechselmodell!

Es sind aber auch seine Kinder, seine Entscheidungen, sein Leben, sein Essen, sein Dreck und seine Wäsche. Es ist seine Verantwortung.

Und es ist auch ihre Miete, ihre Steuern, ihre KfZ-Haftpflichtversicherung und ihre Verantwortung. Wenn beide gleich viel arbeiten, wo ist das Problem?

Solange die Entlastung von Müttern nur als Zuckerstückchen verteilt wird, statt sich die anfallenden Belastungen fair zu teilen

Beide Elternteile arbeiten gleich viel. Gerne auch mit Stechuhr, wenn man das will. Wie hätte pickert den artikel wohl geschrieben, als die Arbeitszeit von Müttern insgesamt noch kleiner war? „Mütter müssen endlich mehr Arbeiten“?

gemeinsam die gerade zu Coronazeiten bedeutsame Systemfrage zu stellen, warum die Gesellschaft von Eltern eigentlich so viel fordert und sie zugleich so wenig unterstützt

46 Stunden. Das ist das, was die schweizer Gesellschaft angeblich wöchentlich „fordert“. Die schweizer Gesellschaft hat keine Möglichkeit, die Arbeitszeiten zu kontrollieren und Abweichungen zu bestrefen, was diese „Forderung“ eher ausgedacht erscheinen lässt, aber 46 h ist jetzt auch nicht so schlimm. Keine Ahnung, wie gut die Kleinkindbetreuung in der Schweiz ist.

ist echte Gleichberechtigung in weiter Ferne

Oh, hier versucht wohl jemand, Eltern und Kinderlose gegeneinander auszuspielen.

Solange wir Zuständigkeiten und Zuschreibungen qua Geschlecht nicht aufheben, bleiben Frauen gerade als Mütter maximal belastet.

Wer ist „wir“? Mir zumindest ist extrem wumpe, wie schweizer Eltern ihre Care- und Erwerbsarbeit aufteilen, ob sie ein gemeinsames Konto haben, oder er legt Ihr morgens einen Hunni aufs Nachtschränkchen, oder umgekehrt, oder wie auch immer. Nur wieso sind schweizer Mütter maximal belastet, wenn schweizer VÄTER genauso viel arbeiten?

Und Männer insbesondere als Väter blosse Aushilfskräfte im eigenen Leben.

Einmal Gratismitleid für Männer bitte. Gratismitleid ist paradoxerweise sogar billiger als Gratismut.

Ein Gedanke zu “Vaterfreuden

  1. „Care-Arbeit“ – eine der großen Lügen unserer Zeit. Frauen haben einen Kinderwunsch und wenn sie sich den erfüllen, sich also „Care-Arbeit“ aufladen, dann betreiben sie Selbstverwirklichung. Und keine kämpft bei Scheidung darum, die „Care-Arbeit“ an den Vater abzugeben, stattdessen will sie die Kinder für sich.

    Und man kann sich auch mal die Frage stellen, wieviel Frauen zum Haushaltskeinkommen beitragen – aber nicht mit einem „Amüsierberuf“, wie es Esther Vilar nannte:

    https://allesevolution.wordpress.com/2021/03/29/esther-vilar-der-dressierte-mann-gastbeitrag/

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