Offenbar ist die taz doch keine zwangsgleichgeschaltete Links-Grüne-Agitprop-Stelle. Glück gehabt.
Aus verschiedenen Gründen bin ich nicht gegen Grüne. Ein paar Sachen von denen finde ich gut, ein paar schlecht, und einige sind mir egal.
Und aus ganz allgemeinen Gründen finde ich, dass man auch als Quereinsteiger Kanzler werden können muss. Und dass man als „nicht-etabliertes“ Individuum eigentlich einen gewissen Sympathie-Bonus gegenüber den Vollzeit-Politikern haben muss, frischer Wind, außerhalb der Routine denken, etc.; ja, das war auch ein Argument pro Trump contra Clinton.
Aber so einen Bonus kriegt man nicht nachgeschmissen. Irgendwelche Aufzählungen in einem Buch zu copypasten, das keine Doktorarbeit sein soll, ist jetzt nicht so schlimm, mMn. Der Sympathiebonus geht aber eher dann weg, wenn man die Aussage, dass man das offenbar gemacht hat, „Rufschädigung“ nennt.
Nein, liebe Grüne, ist es nicht. Es ist inzwischen üblich, Veröffentlichungen von Politikern – und Frauen sind hier mitgemeint, auch wenn Ihr das nicht glauben wollt – auf Plagiate zu untersuchen. Das ist eine gute Sache. Das ist eine Sache, die Ihr auch sonst nicht kritisiert. Bzw., wenn das jemand bei Scholz oder Laschet oder sonstwem täte und dergleichen fände, würdet Ihr das nicht „Rufschädigung“ nennen.
Niemand hat Frau Baerbock gezwungen, überhaupt ein Buch zu schreiben. Persönlich glaube ich nicht, dass jemand wegen einer Aufzählung ein Urheberrechts-Verfahren anstreben würde, aber allein, um sich von irgendwelchen „Bauern“ abzugrenzen, und aus intellektuellen Ehrgeiz, und aus Spaß an der Sache, wäre es besser gewesen, dergleichen umzuformulieren. Weiterhin ist das ein aktuelles Buch – bei einem Buch, was vor zehn Jahren geschrieben wurde, wäre das noch anders, aber jetzt hätte man tatsächlich dreimal drüber nachdenken sollen, welche Formulierung ok wäre und welche nicht. Dieselbe Arbeit, die sonst die Plagiatsjäger machen. Was hat Euch abgehalten?
Es kann nicht sein, dass Fake-Nudes und reale Fehler auf dieselbe Stufe, also „Rufschädigung“, gestellt werden. Bzw., kann schon sein, ist aber falsch.