Die üblichen Verdächtigen.
SIND SEXISTISCHE SPRÜCHE UNTER MÄNNERN IN ORDNUNG?
Nein, natürlich nicht. Nur unter Frauen sind sexistische Sprüche in Ordnung. Weil: Frauen.
Mit „Männer reden halt so unter sich“ werden sexistische Sprüche verharmlost.
Wohin Frauen eben immer nur respekt- bis liebevoll über Männer reden, weil: Frauen halt.
Sie sind auch dann ein Problem, wenn keine weibliche Person sie hört.
Wenn ein Baum im Wald umkippt, und niemand ist da, der ihn hört, macht er dann ein Geräusch? Frauen!
Was ist schon dabei? Eine ganze Menge.
Wegen FRAUEN!
Wir erinnern uns vage an 2016, als Donald Trump mit Audio-Aufnahmen von „Grab them by the pussy“ in die Schlagzeilen geriet. Er bezeichnete seine sexistischen Aussagen als „locker room talk“ – Umkleidengespräche.
Allgemein gesagt: wenn irgendwelche anderen Männer – oder meinetwegen auch: Frauen! – Trump so verteidigen, ist das vllt. Verharmlosung oder auch nicht. Wenn Trump sich selbst verteidigt, ist das „Verteidigung“. Um zu entscheiden, wie akzeptiert oder nicht ein Verhalten ist, ist es völlig irrelevant, was die betreffende Person dazu sagt.
Tja, so einfach ist das nicht. Denn Worte prägen unsere Realität.
„Expecto Patronum!“ Nein, Worte prägen unsere Realität nicht.
Durch sexistische Sprüche verfestigen sich sexistische Denkmuster.
Worte zählen mehr als Taten! Ähh, umgekehrt. Ähh, weil Trump ist, wie er ist, werden andere Männer wie Trump, wenn sie ihn wählen; sie wählen ihn keineswegs, weil er ist, wie sie sind, bzw. gerne wären.
Die wiederum beeinflussen alltägliche Handlungen – und formen die Gesellschaft, in der wir leben.
Womit gemeint ist, dass, wenn Trump sagt: „Grab them by the pussy!“, es Männer gibt, die das dann machen, es aber nicht machen würden, wenn Trump das nicht gesagt hätte. Weil: Führerprinzip?
Die Ursachen dafür, dass maskuline Personen sich untereinander sexistische Sprüche um die Ohren hauen und das nicht als Problem sehen, sitzen tief und fest im Gewebe unserer patriarchalen Gesellschaft.
Pro-Tipp: Du kannst so viele Trump-Sprüche raushauen, wie Du willst, Deine Unterhose ausstopfen, im Stehen pinkeln, Dich über Deinen Erfolg bei Frauen ergehen (und dabei eine Stelle dranhängen), und den Macker raushängen lassen, ohne Ende, oder Du kannst all das lassen, es ist egal – aber nenne Dich nie „maskuline Person“, wenn Du in der Männerumkleide bleiben willst. Männer und alle, die welche werden wollen, nennen sich „Mann“.
Zum einen sind diese Sprüche ein Versuch, Männlichkeit zu demonstrieren und Kameradschaft herzustellen – wir (Männer) gegen die (Frauen).
Es wäre interessant zu wissen, ob das eine Beispiel der einzige „Locker Room Talk“ ist, den die bei Pinkstinks kennen. Ich meine, wenn das so häufig vorkommt, muss es mehr davon geben, oder?
Diese Abgrenzung fängt schon im Kindergartenalter an und zieht sich durchs Leben, “Mädchen sind doof“, „meine Frau ist zu blöd zum Einparken“ und so weiter.
Und Frauen haben keinerlei Motivation, sich von Männern abzugrenten, weil das ja hieße, dass Frauen auch nicht besser seien.
Sexistische Dinge über feminine Personen zu sagen – und sich dadurch überlegen zu fühlen – gehört zu Ritualen patriarchaler Männlichkeit.
Ich bin nicht ganz sicher, aber die meisten Frauen und alle, die welche werden wollen, nennen sich auch nicht „feminine Person“.
Allerdings ist das eine veraltete und ungesunde Form von Männlichkeit, die maskuline Menschen auch selbst stark einschränkt – unter anderem in dem, was sie fühlen und sagen „dürfen“, ohne diese Männlichkeit zu riskieren.
Andererseits ist Sport gesund, und ohne Sport müsste man nicht in die Umkleide. Außerdem ist es nicht so, dass gerade die unsportlichsten Männer, also die, die mit der Umkleide am wenigsten zu tun haben, am meisten Erfolg bei Frauen hätten. Nicht alle Incels sind Arschlöcher – warum sind nicht alle Arschlöcher Incels?
Dabei spielt auch der menschliche Wunsch, dazuzugehören und nicht ausgeschlossen zu werden, eine Rolle. Und dieses Bedürfnis ist sehr stark. Selbst dann, wenn bei Einzelnen Bedenken wegen sexistischer Sprüche innerhalb einer Männergruppe aufkommen, werden sie deshalb lieber verdrängt und runtergeschluckt.
Einerseits ja. Andererseits, wenn man gar nicht das Bedürfnis hätte „dazuzugehören“, würde man sich erst recht alle Bedenken runterschlucken, denn dann wäre es einem egal.
Dazu gehört auch, dass viele männliche Personen nicht die geringste Ahnung haben, wie unangenehm sexistische Sprüche den anderen Männern in ihrem Umfeld tatsächlich sein können.
„Männer sind Schweine!“ – „Kill all men!“ – „Men are trash!“ Ja, manche „männlichen Personen“ sind wohl wirklich etwas begriffsstutzig.
Wenn männliche Personen unter sich sind und Frauen durch sexistische Sprüche, Gesten oder Bilder abwerten, dann ist das kein „Spaß“ oder „nur ein Witz“. Auch nicht, wenn sie für Frauen unhörbar in Männer-Umkleiden oder WhatsApp-Gruppen geäußert werden. Das verringert nämlich weder ihre Bedeutung noch die möglichen Folgen.
Ich finde es etwas unfair, dass Männern hier das Verhalten von „männlichen Personen“ zum Vorwurf gemacht wird. „Männliche Person“ ist hier nur ein dogwhistle-Wort für „maskuline Person“ und „maskuline Person“, nun ja. Nenn Dich „Mann“, verdammt! Die akzeptieren eher eine Frau, die sich wie ein Mann verhält, als eine „männliche Person“, die zwar die äußeren Organe hat, sich aber „maskuline Person“ nennt.
Diese Sprüche werten feminine Menschen grundsätzlich ab
Ja, gut. DAS schon: „Ich würde es an Deiner Stelle ja lieber mit einer Frau versuchen als mit einem ‚femininen Menschen‘, aber jeder, so gut er kann.“ Es gibt bestimmt auch total nette und sympathische feminine Menschen, die toll aussehen und super im Bett sind…
Außerdem versichern sich männliche Personen durch sexistische Sprüche gegenseitig permanent, dass Objektifizierung und Abwertung okay und normal sind und dass „die Weiber” sich mal nicht so anstellen sollen.
Wäre es nicht besser, wenn man die „weibliche Personen“ nennt?
Und es sind Männer, die festlegen, welches Verhalten akzeptabel ist und wie weit sie gehen können.
Außerhalb von Männerumkleiden haben Frauen schon Kontrolle über ihr Leben. Insbesondere darüber, welche Typen in die engere Wahl kommen und welche nicht.
Falls weibliche Personen das dann mal ansprechen oder kritisieren, wird ihre Reaktion als übertrieben bezeichnet und ins Lächerliche gezogen.
Ach, kommt, ein paar „weibliche Personen“ sind auch selber so. Entweder werden die davon auch sexistisch, oder die ganze „Sprache formt Denken“-Idee geht den Bach runter.
Worte formen unbewusst das Denken, das Gehirn stellt permanent Verbindungen her und verstärkt sie, wenn sie öfter vorkommen.
Wenn die Verbindungen öfter vorkommen oder die Worte? Nagut, daran sieht man, dass Denken nicht immer die Sprache steuert.
Doch es bleibt auch nicht immer nur bei Worten. Kein Mann wacht eines morgens wie Gregor Samsa in Kafkas „Die Verwandlung“ in seinem Bett auf und beschließt urplötzlich, eine Frau zu belästigen oder zu begrapschen.
Auch nicht, wenn er neben ihr…? Dessenungeachtet, Verhalten hat Gründe. Teilweise auch Gründe, die in der Sozialisation liegen. Aber es wäre natürlich ein dumpfer Reiz-Reaktions-Prozess, wenn Männer derartig einfach gestrickt wären. Frauen natürlich nicht, weil: Evolution.
Aus Jungs, die ständig zu hören bekommen „Jungs sind halt so“, werden Männer, die keine Grenzen respektieren.
Aus Jungs, die ständig zu hören bekommen: „Du bist halt ein schlechterer Mensch!“, werden ein schlechtere Menschen? Nun, das ist dann aber genau nicht „locker room talk“ – wo, wie weiter oben ja erklärt wurde – Männer Frauen schlecht machen, sondern der Fall, dass Männer schlecht gemacht werden. Pädagogischerweise.
(Sexualisierte) Gewalt gegen feminine Personen wächst aus Strukturen, die sie ermöglichen. Dazu zählen Gedanken, Einstellungen, Glaubenssätze, Sprüche, Verhaltensweisen, die im Alltag immer wieder männliche Dominanz und Überlegenheit festigen.
Ja, aber Frauen haben es auch nicht immer leicht. Dessenungeachtet: die sportlichen und die mächtigen Männer haben eigentlich die wenigsten Probleme, Frauen für Liebe, Sex und Zärtlichkeit zu finden. Also ohne sexualisierte Gewalt. Was jetzt nicht heißt, dass Trump jetzt in Wahrheit ein perfekter Gentlemen ist, aber prinzipiell.
Was als „Scherz“ gemeint ist, kann irgendwann weitreichende und verheerende Folgen haben. … Deshalb ist es so wichtig, dass auch Männer untereinander sexistische Sprüche oder entsprechendes Verhalten nicht tolerieren
Ja, Frauen brauchen Männer, um sich vor Männern zu schützen. Weil: Frauen nunmal so sind. Feminismus!
Besser noch: aktiv einschalten und Dinge wie „Das finde ich jetzt aber ziemlich daneben, Klaus-Peter“ sagen. Ja, auch auf die Gefahr hin, als spießiger Spaßverderber zu gelten.
„Ja, Petra-Klaudia! #killallmen ist nicht ganz so witzig, wie sich das vllt. anhört!“
Für eine Gesellschaft, in der weiblich gelesene Menschen irgendwann nicht mehr diskriminiert, belästigt, begrapscht und unterdrückt werden, kommt es auf jede Stimme an – ja, auch auf deine, Uwe.
Nagut, weiblich gelesene Menschen natürlich nicht, aber Frauen! FRAUEN!!!
Uns ist bewusst, dass der Text in Teilen nur eine binäre Perspektive darstellt. Hier geht es um die Erläuterung einer patriarchalen Geschlechterdynamik mit einem binären “Mann”-“Frau”-Gefälle, obwohl das längst nicht alle Menschen umfasst.
Wenn nicht-binäre Menschen mal endlich ihre eigenen Umkleiden hätten, die singen rund um die Uhr „Männer und Frau’n sind das nackte Grau’n…“
Mir gefiel besonders der Teil, den ich mal so umformuliere:
Dass Sprache nicht das Denken bestimmt sieht man schon daran, dass bei Leuten, die sowas behaupten, das Denken nicht die Sprache bestimmt.
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Das erbärmliche zu Trump ist ja das, was sie unterschlagen haben: Er sagte nämlich, dass die Frauen einen lassen, wenn man Milliardär ist. Das sagt etwas über das Geschlechterverhältnis aus und nicht, dass sich Männer angeblich die ganze Zeit Sexismus um die Ohren hauen. Ich glaube als Mann, dass sich Frauen über Männer viel abfälliger äußern als umgekehrt, wenn sie unter sich sind; und das bildet sich auch im öffentlichen Diskurs ab.
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Müsste es nicht konsequenterweise heißen: eine Gruppe maskuliner Personen?
Welche Menschen sollen das konkret sein, nur Menschen mit Gebärmutter oder wer noch?
Was für albernes Geschwafel. Warum verwenden die keine normalen Worte wie es normale Menschen normalerweise tun? Ist das manieristisch oder einfach bloß albern?
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Welche Menschen sollen das konkret sein, nur Menschen mit Gebärmutter oder wer noch?
Ha! Keine Ahnung von Gender! Das Geschlecht ist nur ein soziales Konstrukt. Wenn sich ein Mann entscheidet
ein Apache-Kampfhelikoptereine Frau zu sein, dann ist er halt eine feminine Person, mit viel Make-Up vielleicht sogar ein weiblich gelesener Mensch, also auch Menschen ohne Gebärmutter. Dieses Neusprech soll die inkludieren.LikeGefällt 1 Person