Wenn man jemanden von der ethischen Sinnhaftigkeit eine Maßnahme überzeugen will, appelliert man häufig an die Empathie, die Solidarität und/oder die Schuldgefühle des jeweiligen Gegenübers, indem man Dinge sagt wie: „Du würdest es doch auch nicht wollen, dass…“
Goldene Regel, was Du nicht willst, dass man Die tu, Kant kategorischer Imperativ, Ihr kennt die Übung.
Ausnahme ist der Feminismus.
Eine Feministin sagt: „Frauen haben Angst, nachts alleine nach hause zu gehen.“ Sie sagen typischerweise nicht: „Du willst Doch auch keine Angst haben, nachts alleine nach hause zu gehen.“ Warum? Weil sie entweder nicht glauben, dass Männer nachts alleine im Dunkeln Angst haben können, oder aber, weil sie das einmal gesagt haben, und die Antwort war: „Will ich nicht, habe ich aber. Und zwar nicht ohne Grund.“
Außerdem ist es vllt. auch nur mäßig überzeugend, Männern ständig Empathie und Solidarität abzusprechen und dann an genau DIESE Empathie und Solidarität zu appellieren. Schuldgefühle und Beschützerinstinkte anzusprechen geht aber in Ordnung. Reproduziert zwar Genderrollen, aber fürs höhere Ziel muss man kleinere Opfer bringen.
Das führt dann dazu, dass Kritik, die inhaltlich völlig im Rahmen dessen ist, was man im Wahlkampf gegen männliche Kandidaten verwenden würde, als „frauenfeindlich“ deklariert wird, wenn sie sich gegen Baerbock richtet.
Man möge Baerbock also nicht in Schutz nehmen und verteidigen, weil die Kritik falsch ist, sondern um als „Weißer Ritter“ zu punkten.
Bzw., natürlich kann man Baerbock verteidigen, wenn man will, weil man ihre Politik, ihre Ziele oder wasauchimmer teilt, oder wenn man tatsächlich der Ansicht ist, ihre Gegner labern Müll.
Aber der Kollege hier brachte mich darauf, dass die Uni in London, wo sie studiert hat, eine Elite-Uni ist, was das elterliche Einkommen betrifft.
Jetzt kann man natürlich zu den oberen Zehntausend gehören und trotzdem eine Politik machen, die auch den kleinen Leuten hilft. Aber dann sagt man nicht sowas wie: „Ich komme vom Völkerrecht (auf einer sauteueren Uni), während mein Konkurrent Schweine gehütet hat (und sich das eh‘ nie leisten könnte).“ Oder man sagt sowas selbst dann nicht, wenn man keine Politik für die kleinen Leute machen will, da man nicht von Leuten mit Fackeln und Mistgabeln gelyncht werden möchte. (Ja, inzwischen gibt es Shitstorms, Petitionen und Wahlrecht statt Fackeln und Mistgabeln.)
Man stelle sich Lindner vor, der so etwas sagen würde. Der wäre politisch erledigt.
Aber hey, Frauen-Bonus Baerbock wird verteidigt. Von Leuten, die ganz vorne mit dabei wären, wenn es gegen Lindner ginge.
Das, was Feministen als frauenfeindlichen Sexismus labeln, ist nichts anderes als der ganz normale Konkurrenzkampf, der Männern genauso ins Gesicht weht, bzw., Frauen haben es leichter, nicht nur in der Politik (gemessen an den Parteimitgliedschaften) und in der Wirtschaft.
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„während mein Konkurrent Schweine gehütet hat (und sich das eh‘ nie leisten könnte)“
Das ist eine gute Beobachtung, aber darf ich zu Robert Habeck ergänzen: 2000 promovierte er zum Doktor der Philosophie. Mit seiner Frau zusammen veröffentlichte er Kinderbücher, Übersetzungen englischer Lyrik und seit 1999 sechs Romane, ein Theaterstück wurde aufgeführt und ein Film, basierend auf einem ihrer Romane gedreht.
Was Baerbock von sich gibt, ist geprägt von einem durchschaubaren Minderwertigkeitskomplex, den sie in ein – nur in der grünen Partei mögliches – durch keine ihrer persönlichen Leistungen gedecktes Überheblichkeitsgefühl transferiert.
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