Ruhm und Ehre der alldurchschauenden Stokowski
Woher kommt der Kinderhass?
Ja, ne. Die Frage impliziert die Existenz von Kinderhass. Im Zuge der Diskussionen über Corona-Lockdown kam häufiger das Argument, dass die armen Leute im Altersheim mehr unter der Vereinsamung leiden würden und daran auch häufiger sterben als an Covid-19. Was einerseits belegt werden müsste und andererseits etwas seltsam ist, soweit dieselben Personen Vereinsamung nie als Problem bewertet hatten, solange die selbst sich drum kümmern konnten.
Die meisten Leute behaupten von sich, Kinder zu mögen. Doch in der Pandemie werden ihre Interessen ignoriert. Neu ist das nicht. Die Abwertung von Kindern und Jugendlichen ist tief in unserem Denken verankert.
Ok, „unser Denken“ ist also nicht frei. Wieso gibt es dann Demokratie?
Deutschland hasst Kinder. Das kann man spätestens seit der Pandemie so sagen, denke ich.
Deutschland hasst ALLES und ALLE. Deshalb ist sind die Leute hier so arschig, das Essen scheiße, die Musik Mist und das Wetter ist auch schlecht. Der einzige Grund, nicht auszuwandern, ist für mich, dass es woanders auch nicht besser ist und ich hier wenigstens gut bezahlt werde. Frau Stokowski hingegen ist im Zuge der Ost-Ausbreitung als Zwangsarbeiterin nach Deutschland gekommen und muss jetzt Kolumnen für so ein Nazi-Blatt wie den Spiegel schreiben. Sie kann das nicht offen sagen, aber das merkt man Ihr ja an.
Es ist natürlich nicht so, dass alle Deutschen Kinder hassen,
Blödsinn. Natürlich hassen ALLE Deutschen ALLE Kinder, auch die eigenen.
wahrscheinlich würde in Umfragen sogar herauskommen, dass die meisten Deutschen von sich behaupten, Kinder zu mögen
Und Ihre Partner(m/w/d) regelmäßig nicht vergewaltigen. Aber regelmäßig vergewaltigt zu werden. Als ob in so einer antidemokratischen Umgebung Umfragen etwas anderes als Propaganda wären.
Wahrscheinlich würden das auch die meisten regierenden Politiker*innen sagen.
Welche nicht, bitteschön?
Leute nennen sich ja auch »tierlieb« und essen Tiere, was will man machen?
Eben, wer sagt, Kinder zu lieben, meint damit: „Zum Mittagessen“
Deutschland als Staat hasst Kinder, und es gibt nicht genügend politischen Druck auf Politiker*innen, um daran etwas zu ändern, denn dazu ist die Abwertung von Kindern zu tief in unserem Denken verankert.
Wer ist „wir“? Wenn sie sich selbst meinen würde, wäre es eigentlich Doppeldenk, weil sie ja gerade einen kinderfreundlichen Text schreibt. Uneigentlich instrumentalisiert sie gerade Kinder für ihre eigenen Interessen, insofern stimmt „wir“ dann doch.
Nicht alle machen das so deutlich wie Julian Nida-Rümelin.
Ja. Wenn EIN Deutscher EINE Meinung in EINEM Interview vertritt, gilt die für alle. Alle Deutschen sind gleich.
»Wenn diese Inzidenzen bei unter 20-Jährigen durch die Decke gehen, ist uns das ziemlich egal, weil da passiert fast nichts.«
Vor allem der geile Satzbau. Aber auch „uns“, ne.
Dieses »fast nichts« bedeutet allerdings, dass durchaus auch Kinder und Jugendliche an Covid-19 sterben können und viele mit Langzeitfolgen einer Infektion zu kämpfen haben (abgesehen davon, dass die allerwenigsten unter 20-Jährigen allein wohnen und folglich andere anstecken können).
Das ist tatsächlich ein Argument insofern, als dass man sich auch um die Gesundheit von Kindern Gedanken machen sollte, UND weil Inzidenzen nicht unabhängig voneinander sind. Andererseits ist das kein Beleg für Kinderhass, wenn man die Gruppe, die am wenigsten gefährdet ist, am wenigsten beeinträchtigen will. Kinderhass hieße: „Wir sperren Kinder ein, damit Erwachsene ungestört arbeiten gehen können.“ Tatsächlich will dieser Philosoph aber weniger Einschränkungen für Kinder und Jugendliche, nicht mehr, ist ist so gesehen auf Stokowskis Linie. (Wobei ich einsehe, dass man eine Argumentation auch dann ablehnen kann, wenn man ihr Ergebnis mag.)
Nida-Rümelin ist leider … jemand, von dem die Regierung sich beraten lässt.
Was man daran merkt, dass seine Vorschläge so „gut“ umgesetzt wurden?
Dass die deutsche Coronapolitik insgesamt Kinder und ihre Bedürfnisse nicht hinreichend bedacht hat, braucht man vermutlich nicht zu erklären.
Ja, aber aus anderen Gründen. Bzw., aus Blödheit. Entweder, man setzt eine Homeoffice-Pflicht durch, dann müssen viele Eltern zu hause bleiben. Das geht nur effektiv, wenn sich jemand um die Kinder kümmert. Also braucht man einen funktionierenden Präsenzunterricht (Lüftung, Testen, etc.). ODER, man baut ein funktionierendes Home-Office-System für die Schulkinder und gleichzeitig Konzepte für KiTas. Oder, man lässt Eltern arbeiten, dann ist es egal, ob Präsenz-oder-Distanz-Unterricht. Und dieses Egal scheint sich durchgesetzt zu haben.
ELTERN werden nicht häufiger krank, nur weil sie Eltern sind. Eltern müssen nicht mit Infizierten und/oder Hochrisiko-Gruppen arbeiten. Und Impfpriorisierung für Männer hat auch keine interessiert.
verwirrende Impf-Informationen für Stillende und Schwangere
Jaaa. Twitter verlinken ist nicht gerade die beste Art, Verwirrung zu vermeiden.
Ausflüge nach Mecklenburg-Vorpommern bitte ohne die potenziell keimigen Kleinen.
Oder potentiell keimige Erwachsene. Ja, aus Gründen der Fairniss sollte man einfach ALLEN die Einreise nach MV verbieten. Nur Geimpfte ohne Kinder einreisen zu lassen ist halt der saure Kompromiss. Nach zig Diskussionen darüber, dass Kinder keinesfalls weniger infektiös sind statt lediglich häufiger ohne schwere Verläufe finde ich es richtig geil, wenn diese Diskussion über die Hintertür wieder aufgebracht wird.
Dass sehr viele Kinder und Jugendliche seit über einem Jahr schon unnötig viel leiden, ist theoretisch bekannt, politisch aber wenig wirksam.
„Unnötig“ viel ist ein Wieselwort. Gar kein Leiden wäre effektiv nicht möglich. Wieviel Leiden wäre denn noch nötig viel?
Aber warum? Woher kommt diese Missachtung von Kindern?
Im konkreten Fall? Weil in der konkreten Krise mit den konkreten Hoch- und Niedrig-Risikogruppen Kinder halt am wenigsten gefährdet sind. Bei der nächsten Pandemie sind vllt. Kinder besonders gefährdet und Leute über 60 am wenigsten, mal schauen, wie schnell es DANN Home-Schooling gibt. Ok, dann vermutlich auch nicht. Oder angenommen, es gäbe irgendein Problem, bei dem Frauen am meisten betroffen wären, dann würde Stokowski doch auch wollen, dass Männer zurückstecken. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass sie es ausgerechnet dann nicht tut.
Es gibt den Begriff der Altersdiskriminierung, aber meistens wird er verwendet, wenn ältere Menschen ausgeschlossen oder beleidigt werden.
Man könnte es bei Kindern und Jugendlichen als „Jugenddiskriminierung“ bezeichnen. Problem ist aber, dass die Corona-Krise kein Beleg dafür ist. Kinder und Jugendliche werden nicht mehr ausgeschlossen als Erwachsene, und das jemand Kinder oder Jugendliche in Corona-Zusammenhängen beleidigt hätte – wenn man das „keimig“ oben nicht mitzählt – wäre mir neu. (Rein statistisch bestimmt, es ist aber sehr selten.)
Aber Altersdiskriminierung gibt es auch gegen Kinder und Jugendliche und sie hängt mit anderen Formen der Diskriminierung zusammen, vor allem mit Misogynie, also Frauenfeindlichkeit.
Es gibt sachliche, medizinische Gründe dafür, Jugendliche und Kinder nicht zu impfen. Das ist dann keine Diskriminierung.
Kinderfeindlichkeit ist, ideologiekritisch betrachtet, eine notwendige Folge von Kapitalismus und Patriarchat.
Non sequitur. Wenn Frauen im Patriarchat nur dazu da sind, Kinder zu kriegen, wären Kinder doch wichtiger als Frauen. Wenn Männer dazu da sind, in Fabriken zu arbeiten, in Schützengräben zu kämpfen oder Seefahrt zu betreiben, kommt ja auch keiner auf die Idee, dass Industrie, Kriege und Handel weniger wichtig oder wertvoll als Männer wären.
Beim Kapitalismus liegt das vielleicht noch mehr auf der Hand als beim Patriarchat, aber beides hängt natürlich zusammen.
Noch mehr als „gar nicht“ ist immer noch wenig.
Mit Kindern gut umzugehen, bringt kurzfristig weniger für die Wirtschaft, als eine Fluggesellschaft zu retten.
Prinzipiell ja, weil Kinder so wenig Steuern zahlen.
Wer hauptsächlich das Kapital und weniger die Menschen schützen will, für den sind kleine Menschen, die noch keine Profite schaffen, hauptsächlich ein Betreuungsproblem und unfertige spätere Arbeitskräfte.
Ein Mann ohne Kinder ist kein Patriarch und kann in der unglaublich flachen Hierarchie der patriarchaischen Global-Organisation nur den unteren Rang besetzen. Aber ja, im richtigen Raubtier-Kapitalismus hätte man mehr Möglichkeiten geschaffen, Eltern von der Kinderbetreuung freizustellen, indem man sie zum Beispiel alle in Kinderheimen untergebracht hätte. Ich weiß nicht so ganz, was ihr vorschwebt, außer, dass sie mal wieder einen Vorwand findet, Frauenprobleme anzusprechen.
Wenn bezüglich Corona im vergangenen Jahr die Rede von Minderjährigen war, dann oft als »Schülerinnen und Schüler«, die dies oder das dürfen oder müssen.
Wenn von Erwachsenen die Rede war, auch oft von ihren Berufsbezeichnungen her.
…sie haben neben dieser Rolle auch noch ein Privatleben, das allerdings hauptsächlich dann ein Thema war, wenn es darum ging, wie gefährlich nun im Park sitzende Gruppen von Jugendlichen sind oder wie man Smartphonesucht bei Kindern kurieren kann.
Ja. Häusliche Gewalt war auch nur Thema, wenn Frauen die Opfer sind.
Was Kinder und Jugendliche jetzt bekommen, während die ersten geimpften Erwachsenen ohne Kinder ihre Sommerurlaube buchen, ist das »Aktionsprogramm Aufholen nach Corona«
Ja, diese Namen sind auch echt schlecht. Und Schulstoff als solcher ist überschätzt. Aber was sollen die sonst machen?
Die Verknüpfung von der Kinderfeindlichkeit zum Patriarchat mag für manche etwas konstruiert wirken, liegt aber eigentlich auf der Hand.
Die Existenz des Patriarchats ist konstruiert. Dass man das Verknüpfen muss, um den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen, ist dann aber nur folgerichtig.
Solange Kinder hauptsächlich von Frauen geboren und erzogen werden, sind Frauen- und Kinderhass nur zwei Seiten einer Medaille.
Hmmm. Am einen kann man nicht viel ändern, und am anderen hängen insbesondere Feministinnen zu sehr, als dass ich denen einen ernsthaften Änderungswunsch abkaufe.
So forderte zum Beispiel Shulamith Firestone in »Frauenbefreiung und sexuelle Revolution« im Jahr 1970 (1975 für die deutsche Übersetzung) unter anderem »die Verlagerung der Kindererziehung auf die gesamte Gesellschaft«
Nicht „auf beide Eltern“. Spätestens in der Coronakrise wären Kinder dann alle in Kinderheimen untergebracht worden. Yäy.
»politische Autonomie von Frauen und Kindern durch ökonomische Unabhängigkeit«
Kinder können weder politisch autonom noch ökonomisch unabhängig sein, da sie nur eingeschränkt geschäftsfähig sind. Frauen können beides, insofern hätte man das „und Kinder“ weglassen sollen.
»vollständige Integration von Frauen und Kindern in die Gesellschaft« (ergänzt durch den Zusatz: »Nieder mit der Schule!«)
Ja. Und in der Coronakrise hätte man Kinder trotzdem zu hause bleiben müssen.
»Die Frauen waren wie die Kinder Objekt und Eigentum der Männer. Das ist anders geworden. (…) Und es spricht alles dafür, dass diese Revolution der Frauen weitergehen wird, genauso wie die Revolution der Jugendlichen und Kinder. Sie werden ihre eigenen Rechte erkennen, artikulieren und vertreten.«
Wenn Kinder ihre eigenen Rechte erkennen, artikulieren und vertreten, kann man sie aber nicht mehr gegen Männer instrumentalisieren. Ich glaube nicht, dass Stokowski sich das gut überlegt hat.
Solange aber immer noch hauptsächlich von Müttern erwartet wird, dass sie sich um das Wohl ihrer Kinder kümmern, so lange sind Kinder darauf angewiesen, dass Frauen genug Rechte haben, und Frauen darauf angewiesen, dass Kinder genug Rechte haben.
Erstens: wie viele Rechte wären denn „genug“? Zweitens, die Mutter steht laut Grundgesetz unter dem besonderen Schutz der Gemeinschaft, nicht das Kind oder der Vater – es scheint so, dass genau diese Erwartungshaltung Sonderrechte für Mütter überhaupt erzeugt. Drittens, um den logischen Klops darzustellen, machen wir die Gendertauschprobe, wegen ihrer Erfinderin auch „Gendertauschprobe nach Stokowski“ genannt: Angenommen, es würde von Vätern erwartet, sich um das Wohl ihrer Kinder zu kümmern, wären dann Kinder nicht darauf angewiesen, dass Männer genug Rechte haben, und Männer, dass Kinder genug Rechte haben?
Armut bei Frauen und Kindern hängen eng zusammen, denn Kinderarmut ist hauptsächlich eine Folge von Frauenarmut.
Ja, wer keine Kinder hat, hat weniger Ausgaben. Wer hätte das gedacht?
Frauen werden in Deutschland finanziell bestraft, wenn sie Mütter werden.
Das ist eine Metapher. Geldstrafen für Kinder gibt’s in China.
Bei Männern ist es umgekehrt, Vaterschaft wirkt sich positiv auf ihr Einkommen aus.
Weil die höher motiviert sind, Geld zu verdienen? Durch höhere Ausgaben? Empathie und so.
Das wäre politisch änderbar
Und zwar? Ich könnte mir verschiedene Möglichkeiten vorstellen, mich interessiert aber Stokowskis Antwort.
Frauenhäuser heißen zum Beispiel »Frauenhäuser«, aber oft kommen dort nicht nur Frauen unter, die Gewalt erlebt haben, sondern Frauen mit ihren Kindern.
Tja, in Männerhäusern kann man die ja nicht unterbringen, weil es davon noch nicht einmal genug für Männer gibt.
Aktuell fehlen über 14.600 Frauenhausplätze, berichtete der NDR vor Kurzem.
Ja, dazu: „Hierzulande fehlen immer noch über 14.600 Frauenhausplätze, … der Europarat empfiehlt, dass es pro 7.500 EinwohnerInnen einen Frauenhausplatz gibt.“ Ok, 80.000.000/7.500 wären 10.667 für ganz Deutschland. Selbst, wenn es keinen gäbe, fehlten nur 10.667. Wahrscheinlich meinen die 1/750 E, aber hey. Mathe, ey.
Sogenannte »häusliche Gewalt« hat während der Pandemie massiv zugenommen, die Zahlen für Frauen und Kinder werden oft in einem Atemzug genannt.
Und die für Männer gar nicht, woll?
Die Polizei registrierte eine Zunahme von um 6,8 Prozent bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder, und man weiß, dass diese Gewalt oft im sozialen Nahbereich, also auch durch die Eltern, stattfindet.
Also: meistens. Wobei die Zunahme lt. Seehofer auf die Zunahme der Anzeigen beruht. Und was soll sexualisierte Gewalt gegen Kinder mit dem Lockdown zu tun haben? Außer das „weniger auf sexualisierte Gewalt testen“-Argument?
Wenn Frauen sich nicht von gewalttätigen Partnern trennen können, ist das oft auch eine Frage der finanziellen Abhängigkeit, und oft leiden darunter nicht nur die Frauen, sondern auch ihre Kinder.
Erstens: eine bessere Digitalisierung – wie sie ja im Corona-Jahr ziemlich gut gewesen wäre – hilft dagegen leider wenig bis gar nichts. Zweitens: Kindern ist es relativ egal, ob ihr Vater oder ihre Mutter gewalttätig ist. Wenn eine Frau Mitleid mit Kindern braucht, um Mitleid mit Frauen zu erzeugen, ist das kein Argument, sondern Manipulation.
Und das alles in einem Land, das Schwangeren Abtreibung immer noch schwer macht und den »Schutz des ungeborenen Lebens« betont, aber wenn dieses Leben dann geboren ist, zählt sein Schutz nicht mehr ganz so viel.
Aaaaalso, ein liberaleres Abtreibungsrecht führt zu besserer Kinderbetreuung? Wäre nicht zu erwarten, dass man umso eher den Spruch gedrückt kriegt: „Wieso hast Du es überhaupt bekommen?“, je leichter es war, es nicht zu bekommen? Ja, ich weiß. Der Kinderhass in D. ist als Universalargument nicht ausgereizt, wenn man nicht über §218 herziehen kann. Nur Menschen, die Kinder wirklich hassen, sind gegen Abtreibungen, weil sie so mehr Möglichkeiten haben, sie zu hassen.
Dass Kinder und Jugendliche und ihre Bedürfnisse von der Politik zu wenig mitbedacht werden, war vorher auch schon so. Muss man das Kinderhass nennen?
Logo. Schon wegen des Clickbaitings auf alle Fälle.
Jede menschenfeindliche Ideologie benutzt Kinder und Jugendliche als Kanonenfutter, und da sind Kapitalismus und Patriarchat keine Ausnahmen.
Aber DIE nutzen die wenigstens nur als reales Kanonenfutter, nicht, um Mitleid mit der eigenen Gruppe zu erzeugen. Nebenbei, Person, die qua Geschlecht in den allermeisten, auch menschenfeindlichen, Diktaturen nicht als Kanonenfutter Verwendung gefunden hätte, bringt den Kanonenfutter-Spruch. Ist schon ein bisschen kulturelle Aneignung. Was ist das nächste? Onkel-Tom-Vergleiche?
Ob es für die spezifisch deutsche Kinderfeindlichkeit ausschlaggebend ist, dass Deutschland sich auf seine Ordentlichkeit und Pünktlichkeit viel einbildet und Kinder das personalisierte Chaos sind, weiß ich nicht.
Ja, wenn man sich die ganze These komplett ausgedacht hat, ist das jetzt kein Wunder. Es gab in der Corona-Krise in anderen Ländern deutlich härtere Lockdowns. Kinder, die den ganzen Tag zu hause bleiben mussten. Hassen die ihre Kinder demnach mehr?
Auf jeden Fall aber wird die Situation nicht gerade dadurch erleichtert, dass bis vor wenigen Jahrzehnten die Erziehungsratgeber der NS-Ideologin und Ärztin Johanna Haarer in vielen Haushalten zu finden waren (etwa »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind«).
Bis vor wenigen Jahrzehnten heißt, dass alle, die jetzt unter 40 sind, damit kaum bis gar nicht erzogen wurden. D.h., die heutigen Kinder erst recht nicht. Was nebenbei nichts mit der Coronakrise zu tun hat. Die Nazis waren zwar einerseits gegen metaphorische „Durchseuchung“, andererseits hätte der sozialdarwinistische Ansatz vermutlich dafür gesorgt, dass man die Kinder trotz Corona in die Schulen geschickt hätte. Gelobt sei, was hart macht, oder so.
Wenn es nun immer mal Diskussionen um die Absenkung des Wahlalters gibt, kann man nur sagen: nur zu. Wenn jüngere Menschen mehr politische Macht hätten, sähe dieses Land ganz anders aus
Die FDP hatte seinerseits für die Absenkung des Wahlalters auf 18 gesorgt, obwohl die Jugendlichen in dem Alter eher weniger FDP wählen wollten. Also tatsächlich nicht aus wahltaktischen Überlegungen, sondern aus Überzeugung in die moralische Richtigkeit der Sache. Die FDP hatte also (damals jedenfalls) eine idealistische Ernsthaftigkeit, die Stokowski irgendwie fehlt.
Solange aber immer noch hauptsächlich von Müttern erwartet wird, dass sie sich um das Wohl ihrer Kinder kümmern, so lange sind Kinder darauf angewiesen, dass Frauen genug Rechte haben, und Frauen darauf angewiesen, dass Kinder genug Rechte haben.
Alter, ist die bösartig. Das weibliche Privileg, sich auf Kosten eines Mannes um die Kinder kümmern zu können soll in noch mehr Rechte und Verfügungsgewalt über ihr Eigentum umgemünzt werden. Und was sie beim Jammern über Gewalt vergisst, ist, dass Gewalt gegen Kinder – einschließlich Mord und Totschlag – überwiegend von Frauen ausgeht. Das Ignorieren dieser Tatsache, um die Privilegien der Damen nicht zu gefährden, kann man als kinderfeindlich betrachten.
Kinderfeindlichkeit ist, ideologiekritisch betrachtet, eine notwendige Folge von Kapitalismus und Patriarchat.
Patriarchat bedeutet, dass sich ein Vater sein Leben lang für die Kinder den Arsch aufreißt.
LikeLike