Die üble Unrechtsprechung des Mittelalters

Eigentlich wollte ich das in den gestrigen Beitrag packen, aber da ist die Wirklichkeit doch nicht ganz so episch wie der Film.

Es gibt in mindestens eine Jeanne-d’Arc-Verfilmung eine Szene, wo ihr der Prozess gemacht wird, und sie – ein rd. 19-jähriges Mädchen, das gerade seinen Namen Jeanne, Jean, Joan, Johanna, Jehanne schreiben kann, Landei im Mittelalter und so – beschwert sich über ihre Haftbedingungen und die Art, wie der Prozess gestaltet werden soll – politisch motivierte Hexenjagd – und insbesondere darüber, dass sie keinen Rechtsbeistand hat. Der Vorsitzende sagt ihr, dass im Raum lauter studierte Männer säßen, sie könne sich einen aussuchen, der sie verr beraten soll. (Hatte ich erwähnt, dass alle an diesem politisch motivierten Hexen-/Ketzerei-/Frau-trägt-Hosen-Prozess von den Engländern geschmiert wurden? Und zwar mit extra viel Butter!) Jeanne denkt sich wohl, dass sie sich auch einfach selber verarsch verteidigen kann und gibt eine etwas höflichere Antwort. Jedenfalls lehnt sie alle angebotenen Pflichtverteidiger wegen Bestechl Befangenheit ab. Bzw., weil ihre Stimmen ihr das sagten.

Zu ihrer Verteidigung sei gesagt, dass ihre Verteidigung astrein war, und man sie eigentlich hätte freisprechen müssen, aber wie gesagt. Die Engländer hatten ein Vermögen an Bestechungsgeldern investiert, und es wäre doch schade gewesen, wenn da weniger bei rumgekommen wäre als der Tod auf dem Scheiterhaufen?

Ich habe jetzt im Internet gesucht, ob diese Stelle, am besten im Wortlaut, so überliefert wurde, bin aber leider nicht fündig geworden. Es ist vermutlich so nicht passiert.

Jedenfalls wurde knapp ein Vierteljahrhundert später auf Betreiben ihrer Mutter der Prozess neu aufgerollt worden, und in den Protokollen dazu wird ein Mann zitiert, der aussagt, dass sie keinen Beistand hatte, und dass er sich auch nicht erinnern konnte, dass sie überhaupt gefragt hat.

Jedenfalls hat der König das Urteil dann auch kassiert, aus politischen Gründen, aber auch wegen der Verstöße gegen die gültige Rechtsordnung.

Und das war nicht einfach Mittelalter, sondern im Krieg im Mittelalter, und zwar in einem, den man etwas schönfärberisch den Hundertjährigen nennt. Bzw., als sie rehabilitiert wurde, war der Krieg gerade vorbei. Ihr Prozess war als nicht wirklich in der Mitte, sondern im letzten Viertel.

Die ganze Episode zeigt, dass auch in Zeiten mit strittigen Herrschaftsansprüchen und politisch motivierten Hexenjagden auf angebliche Ketzerinnen in Hosen die zuständigen oder gar nicht wirklich zuständigen Stellen oft noch korrupt sein mussten. Im Unterschied zu GoT, wo man Jeanne einfach hätte umbringen lassen.

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