Die meisten Schauspieler wollen Hauptrollen spielen

Oh, werden meine Leser und meine Leserin sagen, der feine Oberst Offensichtlich hat mal wieder eine neue Binse entdeckt. Leute wollen in ihrem Beruf die besser bezahlten Jobs mit dem meisten Renomee bekommen?

Stimmt schon, aber steht bei Jetzt. Was könnte folgende Überschrift wohl bedeuten?

„Die meisten männlichen Schauspieler wollen keine Nebenrolle spielen“

Da die meisten Rollen in Filmen und Theater Nebenrollen sind, sind offenbar die meisten männlichen Schauspieler mit ihrem Beruf unglücklich. Schauspielerinnen aber nicht, weil die demzufolge Nebenrollen spielen wollen. Weil…?

Aber nein, das ist einfach ein verkürztes Zitat, um Klicks zu baiten.

Regisseurin Olivia Wilde lobt in einem Instagram-Post Harry Styles, der in ihrem neuen Film mitspielt.

Das ist doch nett. Aber wie arschig wäre es, Mitarbeiter öffentlich runterzumachen? Also, was sollte sie anderes sagen?

Warum es weibliche Produktionen in der Branche immer noch schwer haben.

Ich ahne den Grund.

Wilde arbeitet nach dem Prinzip, dass alle am Set auf dem gleichen Level stehen, also Hierarchien – vor allem zwischen Regisseur*innen und der restlichen Crew – aufgebrochen werden sollen.

Wie viele Regieführende gibt es an ihrem Set? Mehr als eins?

Außerdem toleriere sie kein „Diva-Verhalten“, niemand dürfe sich daneben benehmen oder aufspielen, kurz: Wilde will keine Assholes, also Arschlöcher, am Set.

Genau, auch Männer können Diven sein. Dass das Wort ein generisches Femininum ist, hat natürlich nichts zu sagen. Männliche Diven sind wie immer mitgemeint. (Hey, das ist ja mal was Positives!)

Wer deshalb durch das Raster fiel: Schauspieler Shia LaBeouf.

Tja. Der Mann ist anders als seine Rollen. Wer hätte es geahnt?

Mitte Dezember vergangenen Jahres aber verklagte Ex-Freundin und Musikerin FKA Twigs LaBeouf, denn er soll sie psychisch und physisch missbraucht haben. Olivia Wilde feuerte ihn daraufhin.

Ein weiterer Grund, warum viele Schauspieler mit ihrem Leben unzufrieden sind, ist der erbärmlich schlechte Kündigungsschutz…

Stattdessen bekam Sänger Harry Styles die Rolle.

…und Sänger sind eine Konkurrenz. Fairerweise muss man dazu sagen: manche Sänger können auch schauspielern. SO unterschiedlich sind die beiden Berufe nicht.

Mit dieser Entscheidung scheint die Regisseurin nun mehr als zufrieden zu sein.

Gut, dass es die Vorwürfe gegen LaBeouf gab. Nicht auszudenken, wenn sie bei ihrer ersten Entscheidung geblieben wäre.

Was viele nicht wissen: Die meisten männlichen Schauspieler wollen keine Nebenrolle in Frauen-fokussierten Filmen spielen.“

DAS ist etwas völlig anderes als das, was die Überschrift aussagt.

Damit meint sie Filme mit weiblichen Hauptrollen, die zudem von Frauen geschrieben, inszeniert und produziert sind.

Das muss man auch dazu sagen. Sonst wären mir Alien, Terminator und diverse andere Filme des Horrorgenres eingefallen. In denen männliche Nebenrollen selten überleben, weshalb man als männlicher Schauspieler davon irgendwann Depressionen kriegt.

Die Filmindustrie vermittle den Eindruck, dass es die Macht der Männer (z.B. den finanziellen Wert) beeinträchtigte, wenn sie solche Rollen annehmen.

Indem sie sie nach solchen Rollen schlechter bezahlt? Es gibt so viele schlecht bezahlte Schauspieler, irgendwer wird sich für alles finden.

Auch deshalb sei es so schwer, die Finanzierung für einen Film zu bekommen, der sich auf weibliche Geschichten fokussiert.

Non sequitur. Wenn man eine Produzentin hat, sollte man doch annehmen, dass die gegen solche Mechanismen ist, und wenn man einen männlichen Produzenten hat, ist das kein Film mehr, der von Frauen produziert wird.

„Kein Witz, es ist so schwer, einen Schauspieler zu finden, der versteht, warum es wertvoll ist, wenn die Frau im Rampenlicht steht“, schrieb Wilde.

Jaaa, Terminator halt. Als man den Fokus von Sarah wegzog, wurden die Fortsetzungen doof.

Es folgte eine Lobeshymne auf Harry Styles. Denn er sei einer der wenigen Männer, die dem Hollywood-Patriarchat zum Trotz genau so eine Rolle spielen.

Jaaaaa… (Würde man Styles eine Hauptrolle anbieten?)

Kinobesucher*innen schauen mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Filme mit einem männlichen Protagonisten.

Weil sich auch die Besucherinnen mehr mit Männer identifizieren, oder weil es mehr mit männlichen Hauptrollen gibt?

ihr neuer Thriller „Don’t Worry Darling“ [erzählt] die Geschichte einer unglücklichen Hausfrau der späten 50er Jahre, gespielt von Florence Pugh – Harry Styles spielt den liebenden Ehemann mit dunklem Geheimnis.

Männa sind Schwainä, begegne ihnen nur mit List…

„Wenn Mädchen beim Aufwachsen lernen sollen, dass sie eine Hauptrolle spielen können, müssen auch Jungs lernen, dass sie die Nebenrolle spielen können!“

Die meisten Jungs lernen das dadurch, dass sie nur Nebenrollen bekommen. In der Schule, im Beruf, privat…

Angeblich sollen Olivia Wilde und Harry Styles sich am Set von „Don’t Worry Darling“ auch verliebt haben – etwas, das die beiden bislang allerdings nicht offiziell bestätigt haben.

Weil es gewisse Vermutungen auslöst, flache Strukturen oder nicht, wenn Regie und Nebenrolle unter einer Decke stecken?

Aber ob private Beziehung hin oder her – für die Regisseurin Olivia Wilde scheint jedenfalls klar zu sein: Harry Styles ist in der Zusammenarbeit alles andere als ein „Asshole“.

O-Der, er macht das alles nur ihretwegen, und bei jedem anderen Regisseur(m/w/d) wäre er die totale Diva(m). „Wieso zickst Du hier wegen jedem Mist rum? Olivia meinte, dass Du super kooperativ und toll wärest.“ – „Ja, mit der hatte ich ja auch Sex.“ – „Raus.“

2 Gedanken zu “Die meisten Schauspieler wollen Hauptrollen spielen

  1. »die Geschichte einer unglücklichen Hausfrau der späten 50er Jahre, gespielt von [..]«

    Und Harry Styles wollte tatsächlich NICHT die Hauptrolle spielen – na, wenn das keine Überraschung ist!

    Gefällt 1 Person

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