Weil Frauen Verführerinnen sind? Nein, natürlich nicht. Wenn Männer Schwächen haben, liegt das nur an den Männern selbst. Sagt Männerexperte Pickert.
Eigentlich galten Frauen lange als das „verführbare“ Geschlecht.
Uneigentlich sind solche Vorurteile Vorurteile und sollten ersatzlos gestrichen werden, nicht durch andere Vorurteile ersetzt. Und für jede Geschichte über eine verführte Frau gibt es eine über einen verführten Mann.
Doch die ansozialisierte Anspruchshaltung auf Macht und Körper von Frauen wirft darauf ein anderes Licht.
Man hat mir eine Anspruchshaltung auf die Macht von Frauen ansozialisiert? Ich dachte, Frauen hätten gemäß Feminismus keine Macht. Aber ja, Menschen ohne Ansprüche kann man nicht verführen, weil… Keks.
Sprechen Sie mir nach: Menpower.
Menpower.
Sprechen Sie mir nach: MENPOWER!
Menpower.
Wenn es funktioniert hat, dann fühlen Sie sich jetzt leicht aggressiv bis überlegen
Ja schon, aber nicht, weil es „funktioniert“. Die Idee, sich durch das Aussprechen eines Wortes aggressiv bis überlegen zu fühlen, ist ähnlich sinnvoll wie die Idee, sich durch das Sprechen eines Knacklautes sich feministisch bis überlegen zu fühlen. Wenn, dass läuft die Kausalkette umgekehrt. Jedenfalls wird hier kritisiert, was anderswo funktionieren soll.
bereit, den Tag anzugreifen, viel Geld zu machen, Frauen zu dominieren, halt einfach alpha zu sein.
Wenn ich das nicht kann, werde ich das durch ein Wort nicht lernen. Wenn ich das kann, brauche ich das Wort nicht. Kampfgeschrei und dergleichen funktioniert evt. bei Gruppen, soll da aber einen anderen psychologischen Effekt haben.
Falls es nicht geklappt hat, gehören Sie womöglich nicht dem Geschlecht an, das „die Straßen gebaut und mehr oder weniger die ganze Technologie erfunden hat“, wie ein junger Mann gerade in den sozialen Netzwerken verkündet.
Doch. Straßen werden tatsächlich hauptsächlich von Männern gebaut. Ich habe die im Straßenbau zwar noch nie „menpower!“ rufen hören, aber wer weiß, was Pickert für Kenntnisse im Straßenbau hat.
Oder Sie lassen sich von derlei Motivationswandtattoosprüchen einfach nicht aus der Reserve locken,
Dann lieber was Homöopathisches statt Sprachmagie.
weil Sie solche „Tschakka! Du schaffst es!“-Taschenspielertricks nie sonderlich beeindruckt haben
„Nie sonderlich“ ist noch nett formuliert. Ernsthaft, solche Männer gibt es bestimmt auch, aber Pickert tut mal wieder so, als wäre das der „Standard“.
Das Phänomen betrifft tatsächlich vornehmlich Männer diesseits der 35.
Welches Phänomen? Männer, die Geld verdienen wollen? Männer, die auf Frauen stehen? Und von mir aus gesehen ist „diesseits der 35“ „über 35“.
Wobei man wie immer mit Pauschalisierungen vorsichtig sein sollte:
Achwas.
Der Erfinder des selbstmotivierenden „Tsjakkaa!“-Ausrufs, der niederländische Motivationstrainer Emile Ratelband, hat sich 2018 erfolglos darum bemüht, sein Geburtsalter von 1949 auf 1969 heraufzusetzen
Jahreszahlen sind aber auch nur ein soziales Konstrukt. Ich finde es unerhört, dass man sich die Wirklichkeit nicht per Verwaltungsakt zurechtstutzen kann. Muss er sich jetzt einer altersangleichenden OP unterziehen?
um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auf Datingplattformen zu verbessern.
Nun, wenn er jünger wäre, würde es ihm bei beiden helfen.
Männer, die sich nach eigenem Bekunden „niemals von einer Frau dominieren lassen würden, mehr wollen und die Welt vorantreiben“.
Gibt es. Die meisten scheitern an mehr als einem dieser drei Ziele, manche an allen. Das ist aber nichts neues.
Männer, die bei ihren „Mein Geschlecht dies das“-Aufzählungen irgendwie immer zu vergessen scheinen, dass ihrer Logik zufolge ihr Geschlecht unter anderem auch für die Durchführung von industriellem Massenmord und für die sexualisierte Gewalt an zahllosen Kindern innerhalb der katholischen Kirche verantwortlich ist.
Erstmal, ganz allgemein, es gibt auch missbrauchende Frauen in der katholischen Kirche. Zweitens, sexualisierte Gewalt einfach der katholischen Kirche zuzuschreiben, ist eine sehr bequeme Art, das Thema outzugroupen, oder wie man das nennt. Drittens, der Anteil von Männern im Straßenbau liegt deutlich höher als der Anteil von Männern an sexualiesierter Gewalt und Kindesmissbrauch. Weiterhin, selbst siebzigjährige Männer haben am industriellen Massenmord nicht mitgearbeitet, am Straßenbau möglicherweise schon.
Wenn Mann also ernsthaft von einem geschlechtsspezifischen Erbschein profitieren möchte,
Wieso „Erbschein“? Mein Vater hatte mit Straßenbau nichts am Hut, ich inzwischen schon.
dann gilt es auch die Verantwortung für eine geschlechtsspezifische Erbschuld zu übernehmen.
Achja. Die ganzen Feministinnen, die ja so gerne Wehrpflicht für Frauen eingeführt hätten, aber das böse Patriarchat mal wieder…
Das scheint jedoch niemand zu wollen.
Weil es weder „Erbschein“ noch „Erbschuld“ gibt.
Statt aber einfach das gesamte Konzept einer ererbten Geschlechterdetermination im Guten wie im Schlechten abzulehnen
Ja, von welchem Geschlecht gehen solche Sachen aus wie #killallmen oder #menaretrash? Tipp: das männliche schon mal nicht. (Ok, das grenzt die Sache nur sehr wenig ein – diese Spannung.)
faire und gleichberechtigte Regeln mit allen daraus folgenden Konsequenzen für die Realität der Gegenwart zu erarbeiten
Frauenquoten im Straßenbau? Ich denke nicht, dass er Frauenqupten im Straßenbau will. Aber hey, Frauenquoten im Straßenbau.
schwindeln sich diese Männer in eine nahezu unerschütterliche Anspruchshaltung: das starke Geschlecht, das geniale Geschlecht, das kreative Geschlecht.
Keine Ahnung, wer der Typ bei Twitter ist, aber wenn Pickert eine der beiden Fähigkeiten „Empathie“ oder „logisches Denken“ hätte und außerdem ehrlich wäre, würde da entweder stehen, dass dergleichen die Reaktion auf Pauschalisierungen wie die Misandrie von Edeka sind, oder aber, dieser ganze Artikel wäre nicht geschrieben worden, weil der Anlass weg wäre.
Davon, dass dieses Geschlecht allen Statistiken nach auch das besoffene, kriminelle und brutale Geschlecht ist, darf dabei keine Rede sein.
Ja, und weil einige davon Säufer, Kriminelle und Brutalos sind, muss man alle anderen verächtlich machen. Inwieweit werden Frauen eigentlich davon abgehalten, solche Möchtegernmotivationswandtatoos selbst zu nutzen? Oder was Effektiveres?
Nichts soll den heraufdämmernden Morgen der neuen mächtigen, mit Fitnessstudiomitgliedschaft, Youtube-Kanal und Businessplan vollausgestatteten Männlichkeit trüben.
Ja, jeder Bauarbeiter im Straßenbau hat sowas. Für den Rest ist das nicht repräsentativ.
Darin zeigt sich ein wenig beachtetes Phänomen, dem auch die Autorin Veronika Kracher in ihrem neuen Buch über die Incel-Bewegung nachgeht:
Achja, hierzu.
Das ist Quatsch – Incels werden nicht verführt. Incels werden links liegen gelassen. Incels geht es meist auch weniger um Macht und Gefolgschaft, sie wollen Sex. Das ist angeboren. Und, da muss ich dem Motivationstrainer ein Stück weit Recht geben, wenn man als Mann nicht das Selbstvertauen für den ersten Schritt findet, wird das meistens nichts.
Denn wenn wir schon bei vorsichtigen geschlechtsspezifischen Pauschalisierungen sind, dann muss konstatiert werden, dass Männer das verführbare Geschlecht sind.
Jein. Männer wissen, dass es für sie schwieriger ist, Frauen zum Sex zu überreden. Erstens werden Frauen zur Vorsicht erzogen und Männer zum Risiko, und zweitens kann ein Mann eine Geschlechtskrankheit kriegen, aber eine Frau kann schwanger werden und/oder eine Geschlechtskrankheit kriegen. Sex ist für Frauen also riskanter. Wenn eine Frau den ersten Schritt macht, wird der Mann meistens die seltene Gelegenheit nutzen.
Das ist insofern interessant, als dass lange Zeit vordringlich Frauen als das verführbare, das beeinflussbare Geschlecht galten. Als schlangenverführte Evas, Frauenzeitschriftsuggestionsopfer und Boybandkreischfans.
Ja, also in Pickerts Filterblase war das vllt. wirklich so. Aber es wäre unlogisch, wenn das wirklich so wäre. Pickert hört wohl selten Rammstein. „Sie will es und so ist es fein
So war es und so wird es immer sein
Sie will es und so ist es Brauch
Was sie will, bekommt sie auch„
Aber was ist eigentlich mit der Verführbarkeit von Jungen und Männern?
Ja, sag ich doch. Pickert selbst appelliert doch auch immer an vermeintliche männliche Tugenden, wenn er was von denen will.
Mit der geradezu dankbaren Offenheit für Versprechungen von Macht, Geld, totalitären Geltungsansprüchen und sexuell verfügbaren Frauen?
Ähh, wer genau „verspricht“ das? Motivationstrainer sagen nicht: „Wenn Du das und das machst, gebe ich Dir Macht, Geld, totalitäre Geltungsansprüche (was immer damit gemeint sein soll) und sexuell verfügbare Frauen.“ Motivationstrainer sagen: „Wenn Du den Anspruch hast, was gelten zu wollen, dann musst Du was dafür tun. Ich zeige Dir, wie Du Deinen inneren Schweinehund dafür überwindest, aber die Arbeit hast Du.“ Also, die weniger unseriösen jedenfalls.
Mit den Millionen Teenagerjungs, die dem Instagram-Selbstdarsteller Dan Bilzarian folgen, weil er anscheinend den feuchten Traum all dessen lebt, was stereotyp unter Männlichkeit subsumiert wird?
Keine Ahnung? Auch nicht alle Poldi-Fans sehen sich als Spitzenfußballer. Nebenbei sind das auch Frauen. Jedenfalls bei Poldi, bei Bilzarian weiß ich’s nicht. Aber auch Mädchen können“feuchte“ Träume haben.
Mit den jungen Männern, die sich für das Mentoring-Programm des Rappers Kollegah angemeldet haben, weil sie sich davon versprochen haben, „aus dem Schatten zu treten und rundum erfolgreich zu sein“?
Um diese eine Parodie zu zitieren: „Rappen ist für Deppen.“ Wieauchimmer, wenn Frauen einfach sagen würden: „Hey, diese Alpha-Attitüde, den Machtanspruch und das Geld, das wollen wir gar nicht. Auch keinen Waschbrettbauch und keine breiten Schultern – irgendwelche Jungs, die bei ihren Eltern im Keller wohnen, wären voll ok. Und wir werfen in Zukunft auch immer eine Münze, ob wir den ersten Schritt machen, damit es fair zugeht.“, dann hätten rd. 90% aller Incels sowas wie ein Liebesleben, und die ganzen Motivationstrainer Umsatzeinbußen. Aber dann würden Frauen ihr Verhalten ja ändern…
Mit all den Männern, die sich Aufputschmittel und Steroide einschmeißen, um ihre Träume von unzerstörbaren, muskulösen Körpern zu verwirklichen, die sie genau damit kaputtmachen?
Die Gefahren von Aufputschmitteln werden wie die von Drogen seid Jahrzehnten in Schulen diskutiert. Es ist jetzt keinesfalls so, dass Pickert oder „der“ Feminimus ein bislang völlig unbeachtetes Problem thematisiert. Insofern ist das auch kein Beispiel für „Feminismus ist auch gut für Männer.“.
Männer sind verführbar, weil Menschen verführbar sind.
Achwas.
Je länger wir uns einreden, dass unsere Vorstellung von Männlichkeit beinhaltet,
Wer ist „wir“? Außerdem hat das nichts mit „einreden“ zu tun. Entweder, das ist meine Vorstellung, was Männlichkeit ist oder was sie sein sollte, oder nicht.
dass Männer weniger anfällig für und resistenter gegen Verführbarkeit,
Adam? „… und führe uns nicht in Versuchung.“
Täuschungen und Lügen sind,
Rainer Strohmann hat angerufen: „Das hat nie jemand behauptet!“
desto gefährlicher.
Für Männer? Falls jemand so denkt, dann wäre das – von der Logik her – gefährlicher für Männer.
Tatsächlich ist sie mit dafür verantwortlich, wie sehr sich Männer verrennen, sich und andere täuschen und verletzen.
Ahh, Opfer-Täter-Umkehr. Die Männer, die auf Motivationssprüche hereinfallen, werden ja ganz bestimmt zu Tätern. D’oh.
Um sie dagegen resilient machen zu können, müsste man zunächst anerkennen, wie verwundbar sie sind.
Es ist, wie bereits gesagt, einfach Blödsinn zu behaupten, dass man Männer nicht für verführbar hielte. Die allermeisten erwachsenen Heteros haben schonmal etwas Dummes gemacht, um bei irgendeiner Frau zu punkten. Nicht notwendigerweise etwas Sinnloses oder Gefährliches, aber die meisten werden hinterher, wenn sie ehrlich mit sich sind, sagen, dass das eher nicht so schlau war. Das muss nicht unbedingt etwas sein, wozu die Frau irgendwie aufgefordert hat, weshalb das keine Verführung im eigentlichen Sinne ist, aber – aus der eigenen Erfahrung her und aus der Beobachtung dritter – ist den allermeisten Männern klar, dass Männer im allgemeinen und sie persönlich verführbar sind. Die Frage, wie sie damit umgehen, beantworten sie aber unterschiedlich, weil Männer halt kein Kollektivbewusstsein haben.
Und wenn ein Mann Motivationsschreie oder Anabolika als das Mittel der Wahl betrachtet, ist er vermutlich mehr auf dem „sinnlosen“ Ende der Skala. Und zumindest bei den extemen Auswüchsen ist das auch gefährlich. Aber dann kommt Pickert, und man ist mehr auf Seiten der Motivationsmotivatoren: Man müsse Männer gegen Verführbarkeit resilient machen. Also widerstandfähiger. Ok, wer ist „man“? Die Frauen nicht (warum sollten sie? Sie könnten einfach mit allem aufhören, wogegen Männer resilent sein müssten, um dasselbe Ergebnis zu erzielen.), die vielen, vielen anderen Geschlechter haben anderes zu tun, also sind „man“ die Männer selbst. Also sind wir da, wo wir schon immer sind.
Aber dann müsste man Männern ja irgendwelche positiven Eigenschaften zuschreiben, und dann fliegt man noch aus der Innung.
industriellem Massenmord
Und wie kam es dazu?
Holocaust
Und die Frauen haben Hitler angebetet…
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