Heutiger Femismus weiß nicht, was suptil ist

Weil: guggstu gestern.

Ich habe nämlich ein bisschen das Gefühl, dass „empowerment“ mit „Ermutigung“ nicht mehr adäquat wiederzugeben ist, sondern mit „völlig-überzogene-Erwartungshaltung-Aufbau“ oder so. Dazu komme ich aus mehreren Gründen. (Streng genommen gelten die für nur Hollywood-Feminismus, bei dem es sein kann, dass er eeetwaaas überkompensiert für ein paar andere Sachen – Hallo Herr Weinstein – aber das wäre nur eine halbe Entschuldigung):

  • Probleme und Schwierigkeiten von Frauen werden nicht nur in den Vordergrund gestellt, was bei einer weiblichen Hauptperson ja sinnvoll ist, sondern die Probleme aller anderen Personen kommen gar nicht vor.

Beispiel: in Disney Mulan-Realfilm-Version kommen Mushu und Li Shang nicht vor; beide haben eine Nebenhandlung, bei denen sie sich beweisen müssen – Mushu als Familienwächter und Li Shang als Sohn seines Vaters. Aber heutiger Feminismus ist so fragil: schon die Erwähnung der Probleme von nicht-weiblichen Wesen könnte das „Empowerment“ verwässern.

  • Probleme und Schwierigkeiten von Frauen werden als das Ergebnis von sozialer/männlicher Unterdrückung dargestellt, aber nicht einfach im allgemeinen Sinn, dass eine Frau etwas nicht darf, was sie gut könnte, was aber Männern vorbehalten ist, sondern etwas, was Männer installiert haben, hemmt sie durch einen mehr oder weniger psychologischen Effekt daran, ihr Potential zu entfalten.

Bei RF-Mulan ist das fast noch harmlos: Mulan muss sich verkleiden, um Soldat zu werden, wegen einer Regel, die vermutlich Männer gemacht haben; es ist zwar im besten Interesse von ganz China, also einschließlich dieser Männer, dass sie diese Regel bricht, aber weil sie zwar loyal und mutig, nicht aber so richtig aufrichtig ist, kann sie ihr volles Potential – hier Qi genannt – nicht entfalten. (Angenommen, ihr volles Potential wäre das einer Gestaltwandlerin, wäre Aufrichtigkeit dafür gut oder schlecht?) Um aber nicht immer auf Mulan herumzuhacken, bei Cpt. Marvel ist es so ein Chip an der Schulter am Hals, den Young Dumbledore & Co dort installierten, um Marvels volles Potential zu unterdrücken, und bei Jean Grey sind es unterdrückte Erinnerungen, die von Pr. X, Oberunterdrücker und Direktor einer Schule für übersinnlich Begabte, unterdrückt wurden, und die ihrerseits Jeans inneren Mausbiber unterdrückten (also, die unterdrückten Erinnerungn jetzt, nicht die übrigen übersinnlich Begabten…). Immerhin waren das 2/3 Gucky. Unterdrückung! Also, liebe Mädchen, unterwerft Euch nicht Eurem inneren Dumbledore – aka männlichem Gaslightning (Deluminator!) – sondern setzt Euren inneren Phönix frei. Jeder Dumbledore hat einen Vogel, und das ist dann immer ein Phönix und keine Meise oder so. Damit einhergehend:

  • weibliches Potential hat die Tendenz, als ÜBERMENSCHLICH dargestellt zu werden

Und da geht es durch die Decke. Zeichentrick-Mulan hat zwischendurch ein blaues Auge. Zeichentrickmulan muss kämpfen, um überhaupt Soldat zu bleiben. Zeichentrickmulan ist klug, doppelt so mutig wie ihre männlichen Kollegen – sie riskiert ihre Hinrichtung UND den Tod in der Schlacht – und schöpft ihr Potential sicher voll aus. Sie ist aber kein Supermensch/Semigöttliches Überwesen in Frauengestalt. Deshalb mag ich nebenbei auch die Ghostbusterinnen: das sind relativ normale Frauen mit normalen Macken und Fähigkeiten, die die Welt retten. Daraus kann man die Botschaft ableiten, dass normale Frauen heldenhaft die Welt retten können, wie andere normale Menschen auch (oder halt, dass es Geister gibt). Aus Mulan, Marvel und Grey-Phönix kann man ableiten, dass hyperkompetente Frauen mit übermenschlichen Fähigkeiten und gar keinen Macken (bzw. solchen, die von Männern feigerweise implementiert wurden) die Welt retten können. Daraus kann eher die Botschaft abgeleitet werden, dass normale Frauen und Männer die Welt NICHT retten können (oder halt, dass ALLE Frauen übermenschliche Superkräfte haben, die die Männer irgendwie unterdrücken, ohne selbst (derartig) übermenschlich zu sein…).

Ich frage mich, ob da wirklich jemand denkt, dass völlig überzogene Darstellungen von empowerten Frauen – also Supermegaultrapowerfrauen – tatsächlich emanzipiert sind, oder, ob das einfach dafür gedacht ist, mit Feminismus Werbung zu machen, ohne sich wirklich dafür zu interessieren. Die dritte Möglichkeit wäre die Botschaft: „Normalas, bleibt zu hause!“ Weniger Feminismus ginge gar nicht.

Edit: Jean statt Jane. Diese Megamutanten sind manchmal aber auch echt empfindlich.

5 Gedanken zu “Heutiger Femismus weiß nicht, was suptil ist

    1. Im Vergleich zu ihrer Schreibkraft – dargestellt von Chris Hemsworth, God of Thunder – vllt. schon, aber im Vergleich zu anderen Superfrauen oder auch zu ihren männlichen Gegenstücken nicht.
      Der Film hatte andere Schwächen, und das Marketing, dass jede Kritik als frauenfeindlich abbügelte, war natürlich suboptimal, aber schon aus Gründen der intellektuellen Redlichkeit kann ich die Darstellung der Frauen jetzt tatsächlich nicht als Problem anssehen.

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  1. Nichts ist schlimmer als die Rechtschreib-Taliban. Aber muss das nicht „subtil“ heißen? Bitte nicht als „Klogschieterei“ verstehen – aber die Adressatinnen reiten unheimlich gerne auf sowas rum und freuen sich, nicht inhaltlich-argumentativ eingehen zu müssen. Hadmut Danisch kann ein Lied davon singen.

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