Weil das öfter mal Thema ist, erstmal ein paar allgemeine Sachen zum Thema Rassismus gegen Weiße.
Iren im Empire, Polen im Kaiserreich und Kurden in der Türkei sind jetzt nicht gerade Schwarz, aber trotzdem benachteiligt gewesen: Politisch, rechtlich, finanziell etc.; offenbar ist es möglich, trotz heller Hautfarbe unterdrückt und diskriminiert zu werden. Und ja, hellhäutige Menschen, die andere hellhäutige Menschen unterdrücken, scheinen die Logik des klassischen Rassismus nicht ganz verstanden zu haben, aber „Logik des Rassismus“ ist eh‘ die Pointe eines schlechten Witzes, und ganz offensichtlich sind Iren, Polen und Kurden Opfer von Kolonialreichen geworden. Offenbar ist Rassismus nur eine Ausrede, andere zu unterdrücken.
„Rassismus gegen Weiße als Ganzes“ ist in einem Land wie bspw. D., wo die allermeisten Menschen weiß sind, praktisch unmöglich. Ja, es gibt historische Beispiele, wo eine zahlenmäßig sehr kleine Oberschicht ein sehr große Unterschicht unterdrückt, aber die hiesigen Schwarzen sind nicht nur zahlenmäßig, sondern auch einkommens- und einflussmäßig so eine kleine Minderheit, dass es quasi ausgeschlossen ist, dass die Weißen hierzulande auch nur ansatzweise diskriminiert oder gar unterdrückt werden könnten. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Schwarze sich nicht für etwas besseres halten können als Weiße. Es ist vermutlich auch schon rein statistisch so, dass es in D. Schwarze gibt, die das tun und somit rassistisch denken, aber im Endeffekt machen die paar nicht viel aus, so dass das unter „vernachlässigbar gering“ verbucht werden kann. Das ist in beide Richtungen keine Ausrede – weder für die weiße Person als Rassismus-Apologie, noch für die schwarze als Moral-Apostel-Overkill.
So. Und jetzt das ganze für Sexismus. Es ist nicht nur in der Theorie oder in homöopathischen Dosen möglich, dass es sexistische Frauen oder sexistische Strukturen gibt. Wenn man einem Schwarzen sagt, er hätte alle Rechte wie ein Weißer auch, schnaubt er nur geringschätzig und zählt eine Reihe von Problemen und Schikanen auf, die es ihn erschweren, diese Rechte wahrzunehmen. „Jaha,“ wird er sagen, „die Legislative macht für mich zwar keinen Unterschied, aber Exekutive und Jurisdiktion und Administration und andere Strukturen und Institutionen schon.“
Aber bei Frauen?
- werden Frauen überdurchschnittlich oft von der Polizei kontrolliert? Nein
- werden Frauen, wenn sie angeklagt werden, überdurchschnittliche oft verurteilt oder überdurchschnittlich hart bestraft? Nein
- sind Frauen in gefährlichen und/oder anstrengenden Berufen überdurchschnittlich oft vertreten? Nein
- werden Frauen in Schule und Uni benachteiligt? Nein
- haben Frauen schlechteren Zugang zu Krankenversicherungen bzw. -versorgung? Nein
- haben Frauen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, an Corona zu sterben? Nein
- haben Frauen Nachteile bei der Wohnungssuche? Nein
- im öffentlichen Dienst? Nein
- stellen Frauen einen nur ein- bis knapp zweistelligen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung? Nein
Also viele Probleme von schwarzen Menschen in Europa und Nordamerika haben Frauen nicht.
Umgekehrt, wenn es einen Club in D. gäbe, wo Schwarze gratis reindürften und Weiße nicht, wäre das jetzt nichts, weshalb ein halbwegs normaler Weiße sich aufregen würde.
Wenn schwarze Männer nicht zum Bund/Zivildienst müssten, weiße aber schon, schon eher.
Soll jetzt auch nicht heißen, dass es keinen Sexismus gegen Frauen gibt, aber wenn schon Rassismus keine reine Einbahnstraße ist, Sexismus ist ganz bestimmt keine.
apokolokynthose 