Ich denke mal, Kreuzverhör klingt blöd, also lieber Quer als Kreuz.
Die Frage geht so:
Männer, habt ihr Angst, traurige Midlife-Crisis-Dudes zu werden?
Technisch gesehen sind das zwei Fragen; ich könnte der Ansicht sein, dass der Wendler ein top Vorbild sei, aber trotzdem Angst haben, ein trauriger Midlife-Crisis-Dude zu werden. Aber bei mir lautet die Antwort „nein“. Weder habe ich ernsthafte Sorge, ein trauriger Midlife-Crisis-Dude zu werden, noch halte ich den Wendler für ein top Vorbild. („Aber, Mycroft, Angst, irgendein Midlife-irgendwas zu werden, ist doch bei Dir…“ – „Schnauze!“)
Allein schon der Aufmacher ist geil:
Ich habe eine große Schwäche für die Bunte.
Ja, sei froh, dass Du nicht DA arbeiten musst, die wird demnächst aufge- achso, bUntE, nicht bEntO. Das ist … bitter. Aaaalso, Iiich habe ja eine Schwäche für Übermedien.
Da deren Zielgruppe primär Menschen in Wartezimmern sind und ihr coronabedingt vielleicht länger nicht mehr bei der Ärztin oder beim Friseur wart:
Stimmt. Ich war schon ewig bei keiner Ärztin und keinem Friseur mehr, nur beim Arzt und bei der Friseurin. Ich habe allerdings immer selber was zu lesen dabei, danke der Nachfrage.
„Der Wendler“ (48) und seine „junge Ehefrau“ Laura Müller, die tatsächlich erst 19 ist.
Tja, davon habe ich tatsächlich was mitbekommen, und zwar bei Twitter. Irgendwas mit Beef mit Oliver Pocher. Und Fun-Fact, meine Exfreundin hatte denselben Deutschlehrer wie Lothar Matthäus, aber eine ansonsten völlig andere Karriere. Ernsthaft, um „Den“ Wendler gut zu finden, müsste man erstmal überhaupt Schlager gut finden. Warum fängst Du nicht mit Macron an?
Wenn ich solche Storys lese, streiten sich immer zwei Gefühle in mir: Zum einen kann ich verstehen, dass man es als mittelalter Mann, sagen wir, „interessant“ findet, eine junge Freundin zu haben.
Jaaa, ne. Diese weibliche Empathie hier immer. Als Mann kommt man sich so unbeholfen vor, wenn man sieht, wie geschmeidig Frauen sich in andere Personen(m/w/d) hineinversetzen können.
Jemanden, der alles, was man bereits erreicht hat, vermutlich total bewundernswert und krass findet.
„Ich – Find – Schlager – Toll! Wirf noch ’nen Groschen in die Jukebox, Baby!“ Heißt im Umkehrschluss, wenn eine Neunzehnjährige eine Beziehung mit einem Gleichaltrigen eingeht, der vllt. gerade denselben Schulabschluss macht wie sie selbst, hält sie ihn nicht für bewundernswert? Okeeee….
Und meist spielt das ziemlich gute Aussehen der neuen Freundinnen sicher auch eine Rolle.
Wohingegen, wenn ein Neunzehnjähriger was mit einer Gleichaltrigen anfängt, es ihm nur um ihren Charakter geht? Jetzt ist mir klar, was mein Fehler war…
Zum anderen finde ich diese Geschichten von Männern mit ihren jungen Freundinnen aber auch tragisch, weil da dramatisch formuliert doch immer die Angst vor dem eigenen Tod mitschwingt.
Weil Männer ja länger leben als Frauen und deshalb lieber was jüngeres suchen, um nicht eines Tages an ihrem Grab stehen zu müssen? Und mit 48 hat man’s ja fast schon hinter sich. Ist klar. Voll das Mitleid mit „Dem“ Wendler.
In den meisten Fällen wurde die gleichaltrige Partnerin zuvor verlassen und für ein jüngeres Modell eingetauscht, mit dem man sich dann nochmal 20 Jahre länger reproduzieren kann, um dann im schlimmsten Fall wie Bernie Ecclestone mit 89 nochmal Vater zu werden.
Jaaa, das ist eine Option. Ok, Mitleid mit Wendlers Ex-Freundin/Frau(?). Hatten die eigentlich Kinder?
Dazu kaufen sich diese Männer dann noch mit Mitte 40 ein Motorrad und eine Haartransplantation. In Würde altern sieht für mich irgendwie anders aus.
Ok, die Kritik ist angekommen. Der Wendler verdient mit Schlager zu viel Geld.
Was machen diese Geschichten von Midlife-Crisis-Dudes mit euch, wenn ihr eben noch keine mittelalten Männer seid?
Gar nix? Ernsthaft, wer glaubt an Schicksal? Welche Frau macht sich mit Mitte 20 Gedanken, ob sie mit Mitte 40 eine Schönheits-OP will, was ja das Äquivalent zur Haartransplantation wäre? Wenn ein Mann schon Mitte 20 gerne eine Harley wollte, aber die private und berufliche Situation beides nicht hergab, bis er Mitte 40 ist, ist das jetzt auch kein Symptom der Mitlife-Crisis. Drittens: Tod allen Hühnern!
Denkt ihr oft an die vielen Männer in eurer oder anderen Familien, die mit Anfang 40 auf einmal alles hinschmeißen mussten, um mit einer jüngeren Frau zusammen zu sein? Wie fühlt ihr euch da?
Man ist sauer auf seinen Vater, weil der einen im Stich gelassen hat? Oder auf seine Mutter, weil die an allem Schuld ist? Oder man liebt beide, ist aber einfach traurig und unglücklich? Empathie ey! Die Frage, allein schon die Frage! So rein gar nicht suggestiv und böswillig.
Denkt ihr „Peinlich, sowas wird mir nie passieren“?
Warum sollte man das denken? Ist bei Scheidungen immer der Mann alleine Schuld? Ja? Nein???
Oder ist da vielleicht doch eine leise Stimme, die flüstert: „Das haben die in deinem Alter bestimmt alle gedacht“?
Weil Männer alle gleich ticken? Bestimmt, weil Männer alle gleich ticken. Jeder Mensch, also auch jeder Mann, hat unterschiedliche Pläne und Hoffnungen für die Zukunft. Scheidung mit Anfang 40 gehört meistens nicht dazu, aber man ist sich der Möglichkeit hoffentlich bewusst, WENN man darüber nachdenkt. Scheidung aus Mitlife-Crisis kommt sicher vor, ist aber nicht SO häufig, wie das Klischee, das Du hier zeichnest, nahelegt. Aber gut, angenommen, jemand denkt, „Das wird mir NIE passieren.“, wird er sich vermutlich auch Gedanken machen, warum nicht, bzw., wie er das verhindert. Wenn man hört, wie andere mit Anfang 40 an einem Herzanfall sterben, ist die Reaktion ja meistens auch nicht *schulterzuck*.
Vielleicht schätzen wir das aber auch alles völlig falsch ein und ihr findet, der Wendler sei ein ganz fantastisches Vorbild, was Altersvorsorge angeht?
Altersvorsorge ist noch was anderes. Aber ja, Ihr schätzt das falsch ein.
P.s.: Klar wissen wir, dass es auch Frauen gibt, die für einen jüngeren Mann alles hinschmeißen. Aber come on – wie oft steht darüber schon was in der Bunten?
Keine Ahnung? Ich lese den Scheiß nicht. Allein schon, dass man sich für Sachen rechtfertigen muss, die die Bunte schreibt oder nicht schreibt, ist beleidigend.
Die Antwort ist mal wieder mau:
Ja, kaum hat ein Mann eine Midlife-Crisis, schon ist auch eine viiieeel jüngere Frau da, die ihn darüber hinweg tröstet. Oder, um meine Exfreundin zu zitieren, ihr Ex hat sie mit einer Frau ersetzt, die halb so alt und halb so intelligent ist wie sie selbst. Dumm guckt fit.
Bei älteren Männern mit jüngeren Frauen schwingt oft etwas mit, was ich extrem belastend finde.
Dass der Mann demnächst auch gegen jemanden eingetauscht wird, der halb so alt und halb so intelligent ist? Ja, das könnte einen schon belasten.
Nämlich, dass der alte Mann zufälligerweise viel mehr Geld hat als die junge Frau.
Oh no, Geld-shäming! Das schlimmste aller Schämings! Ich gebe ja gerne zu, dass das Geld bei solchen Situationen eine Rolle spielen kann, aber Menschen, die gerade erst einen Beruf erlernt haben, haben selten so viel davon wie die, die einen Beruf seit 20 Jahren ausüben.
Trotzdem: Dieses Macht-Geld-Gefälle klingt für eine Beziehung ziemlich toxisch.
Kein Mensch ist toxisch! Geld stinkt nicht! Und ja, möglicherweise meint es eine oder beide der beteiligten Personen nicht so super ernst, aber das ist jetzt trotzdem kein Grund zu denken: „Oh, nein, wenn ich mal ein so berühmter Schlagerstar werde wie ‚Der‘ Wendler, muss ich dann auch eine ungleiche Beziehung mit einer 19-Jährigen eingehen, die ich nur wegen des Sexes will, während sie nur meine Kohle geil findet?“
Aber ich habe schon diese Stimme im Kopf, von der ihr sprecht: „Das haben die in diesem Alter sicher auch gedacht.“
Ok, Du schicksalsgläubiger Trottel. Dann werde erstmal so REICH, dass Deine Kohle für Dein Liebesleben eine entscheidende Rolle spielt.
Vielleicht fand der Wendler ja Paare mit großem Altersunterschied früher auch panne.
Vllt. fand Wendler früher Schlager panne? Wen interessiert, was „das“ Wendler panne findet?
Und es gibt es ja auch noch andere Midlife-Crisis-Moves
Niemand zwingt Dich.
Zum Beispiel die Angst, mit einer Glatze nicht zurecht zukommen.
Dann such Dir eine Frau, die Dich auch ohne Haare liebt. Aber ansonsten, wenn Du Dir die Haare machst, darf sich Deine Frau auch die Brüste machen lassen, gleiches Recht für alle.
Aber irgendwie finde ich es aus heutiger Perspektive absurd, sich einen natürlichen Prozess wie den Haarverlust künstlich wegpflanzen zu lassen.
Ok, künstliche Änderungen und so. Hast Du ein Tatoo? Oder Piercings? Deine Freundin? Ohrringe? Ja? Wenn ja, wieso sollte die eine Änderung, um schöner oder interessanter auszusehen, schlechter sein als die andere? Und selbst, wenn man das für eitel hält – wieso sollte DAS ähnlich schlimm sein, wie Frau und Kind sitzenzulassen, um mit Harley und meinetwegen noch Haartransplantation eine 19-Jährige abzugreifen?
Eine andere Gefahr, die ich bei mir sehe, ist die des Midlife-Crisis-bedingten Motorradkaufes. Bis jetzt sind Motorräder bei mir kein Thema. Aber mit Mitte 40?
Ja, und dann zerlegt es Dich, und Du hinterlässt eine Witwe und zwei Halbwaisen. Tolle Wurst. Auch hier wiederum: niemand zwingt Dich, wenn Du es doof findest, lass‘ es, wenn nicht, auch gut. Mal unterstellt, Du stürzt Deine Familie nicht finanziell in den Ruin und so…
Aus heutiger Perspektive macht es mir Angst, dass ich vielleicht irgendwann solche Dinge tun könnte, um mich wieder jünger zu fühlen. Weil es mir heute eben peinlich vorkommt, wenn ältere Männer sich nicht ihres Alters entsprechend verhalten.
DAS ist ageistisch. Wenn Du Haartransplantationen ablehnst, ok. Wenn Du findest, nur Männer Deines Alters dürften das, ist das diskriminierend gedacht.
Anscheinend ist es ja so: Je älter man wird, desto egaler wird es einem, ob andere einen gerade peinlich finden oder nicht.
Jein. Je mehr Geld man hat und je erfolgreicher man ist, desto egaler kann es einer/m sein, weil die, die eine/n wegen Peinlichkeit absägen wollten, es umso schwerer damit haben.
Deshalb, keep rolling und rock on, ihr Verrückten. Stellt euch jetzt bitte vor, wie ich einen Rock ‘n’ Roll Gruß in eure Richtung mache. Yeah!
Das ist doch tatsächlich mal ein souveränes Ende.
Fun-Fact: eine Cousine von mir (fast so alt wie ich) hatte sich tatsächlich von ihrem langjährigen Freund getrennt, was schon viele Symptome von Midlife-Crisis hatte. Bei mir setzte meine Midlife-„Crisis“ dahingehend ein, dass ich mir zwei Jahre später eine Freundin anlachte, was jetzt leider auch nicht mehr aktuell ist. Kommentar meiner Cousine: „Vllt. bist du ja jetzt auf den Geschmack gekommen.“ Tja. Ich bin halt nicht reich genug für eine 19-jährige, Motorrad reizt mich null, und ich müsste tatsächlich mal wieder zum Friseur, weil Glatzköpfigkeit nicht zu meinen Problemen gehört.