Stellt Euch vor, in einer Arbeiterpartei seien rd. 3/4 aller Mitglieder Arbeiter. Also Leute, die in der Industrie, in der Landwirtschaft und im Handwerk arbeiten. In den USA nennt man das „blue-collar-jobs“, nach den Blaumännern, die sie häufig tragen. Das andere Viertel ist gemischt, aber es überwiegen Büroangestellte, diese nennt man „white-collar-jobs“, nach dem meist weißen Hemdkragen.
Eines Tages kommt ein white-collar-Parteimitglied an die Spitze und setzt durch, dass die Hälfte aller Parteiämter und Mandate an white-collar-Mitglieder gehen müssten, weil Angestellte rd. die Hälfte der Bevölkerung darstellt. Damit möchte man langfristig mehr Angestellte motivieren, Parteimitglieder zu werden, oder wenigstens die Partei zu wählen. Die 75% Arbeiter müssen sich um die 50% Posten kloppen; das wird deren Zusammenhalt nachhaltig zerstören.
Ihr wisst, dass ich das hier meine?
Nun, werden einige sagen, die CDU ist ja keine Männerpartei in dem Sinne, dass sie Politik pro Männer macht, wie eine Arbeiterpartei pro Arbeiter. Erstens: das stellen viele sehr in Zwiefel; zweitens: Arbeiterparteien in DEM Sinne gibt’s dann ja auch nicht mehr und drittens: darum geht es nicht.
Es geht darum, dass ein Mitglied einer Gruppe, die nur 25% der Partei ausmacht, 50% der Macht (und des Geldes) für diese Gruppe sichern will. Wenn es jetzt so wäre, dass diese 25% nur sagen wir 15% aller Mandate bekämen, wäre das was anderes. Bzw., wenn die verbindliche Quote am tatsächlichen Mitgliederanteil gekoppelt wäre: 25% Frauen = 25% Frauenquote; Oh, der Frauenanteil steigt, weil sich jetzt mehr Frauen der Partei anschließen? Supi, dann erhöhen wir die Sollquote entsprechend. Oder man rundet immer bis zu den nächsthöheren 5% oder 10% auf, bis man 50% erreicht, um die Motivation hochzuhalten. Aber das ist ja nicht geplant.
Oder wenn es tatsächlich darum ginge, neue Wählerschichten anzupeilen. Jetzt ist es aber nicht so, dass es zu wenig Frauen gibt, die CDU wählen; oder es sind schon viel zu viele, wenn man die CDU nicht mag.
Also das ist wohl auch nicht der Grund.