Ein weiterer Fall von „wir brauchen“

bei jetzt diesmal

Wir brauchen mehr echte Frauenfreundschaften auf dem Bildschirm

Erstens sind das Schauspielerinnen, die nur so tun, zweitens gibt’s auch eher selten „echte“ Männerfreundschaften (also ohne Probleme oder Rivalität), drittens sollte man sich einfach daran gewöhnen, dass der Bildschirm weder die Wirklichkeit noch ein Ideal darstellt.

Viel zu oft werden Freundinnen in Serien und Filmen als Rivalinnen dargestellt.

Und Männer etwa nicht? Die Stelle, wo Harry und Sam sich streiten? Oder Frodo und Ron? Oder Asterix und Obelix? Oder Leonardo und Donatello? Irgendeinen, mehr oder weniger unnötigen, Konflikt gibt’s ständig.

Ohne Frauenfreundschaften, wäre mein Leben leer und ich nicht die Person, die ich bin.

Hmmm, ich würde sagen, reale Freundinnen sind fiktiven Freundinnen vorzuziehen. Vor allem, wenn’s die eigenen sind.

Natürlich habe ich auch enge männliche Freunde, die ich ebenso schätze und nicht missen will, aber

Ich habe nichts gegen Männer. Einige meiner besten Freunde sind Männer. Aber Männer machen nicht die Filme und Serien, die ich gucken will. Also müssen Männer andere Filme und Serien machen.

Nicht immer habe ich Frauenfreundschaften derart geschätzt, ist es doch gängige Praxis, Rivalitäten zwischen Frauen anzuheizen.

Wohingegen Männer auf Harmonie und so gedrillt werden, was? Kein Konkurrenzdruck, keine Erwartungshaltung, man solle Sport machen oder Karriere oder beides, woll? Deshalb hat man früher auch nur Frauen in den Krieg geschickt, Männer hätten sich mit dem Feind einfach verbrüdert, aber Frauen, deren Rivalitäten angeheizt werden, muss man nicht groß erklären, warum sie auf die feindlichen Frauen schießen müssen.

Frauen, die gegeneinander ausgespielt werden, sind durch die Kämpfe untereinander derart „abgelenkt“, dass sie den Fokus auf den eigentlich unterdrückenden Mechanismus, das Patriarchat, verlieren.

Wenn Ihr derartig leicht abzulenken wäret, was ich bestreite, hättet Ihr’s auch nicht anders verdient. Ansonsten erzählten Frauen jahrzehntelang, dass Wehrdienstpflichtige privilegiert seien. Also: Heult doch!

Ähnlich verhält es sich mit anderen marginalisierten Gruppen, denen suggeriert wird, dass es immer nur einen Platz am Tisch gäbe, den man sich erkämpfen muss.

Frauen sind nicht marginalisiert. Schwarze sind es, die Leute bei Tönnies sind es, Schwule, Juden, Linkshänder, aber eine Gruppe, die die Mehrheit aller Wahlberechtigten stellt, weil aller andere irgendwie ständig bei irgendwelchen Unfällen oder Krankheiten sterben, hat kein Recht, sich als marginalisiert zu betrachten.

Weibliche Rivalität beschränkt sich nicht auf einen Lebensbereich, wie beispielsweise den Arbeitsplatz.

Männliche ja auch nicht. D’oh!

Medial wird sie zur Unterhaltung stilisiert, vor allem in Dating-Shows, die es zum Konzept haben, dass viele Frauen um die Aufmerksamkeit eines Mannes buhlen wie bei „Der Bachelor“, „Bachelor in Paradise“ und weiteren Spin-Offs.

Das wäre tatsächlich ein Argument. Ein relativ überzeugendes sogar. Wenn es nicht auch die „Bachelorette“ gäbe. Insofern: Keks.

Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ oder „Real Housewives“ sind vielleicht nicht primär auf Streitereien ausgelegt, aber leben vom Drama des „Cat Fights“.

Ok, bedanke Dich bei Heidi Klum. Aber gut, Punkt für Dich – Heidi Klum ist sexistisch.

Ich will gar nicht abstreiten, dass diese Rivalitäten existieren und mitunter selbst von Frauen vorangetrieben werden.

Du hast nix gegen Frauen. Einige Deiner besten Freunde sind Frauen.

Männer sind in der Darstellung ihrer Freundschaften viel weiter: „Buddy Movies“ bilden ein gesamtes Genre, in dem sich fast ausschließlich Männer, meistens als Duo, auf eine Reise oder ein Abenteuer begeben und zum Ende des Films ihre Freundschaft entwickelt oder vertieft haben.

Ja, wegen Gefahren oder Problemen, die sie nur gemeinsam lösen können, in Konkurrenz zu anderen Männern, üblicherweise jedenfalls, und wenn sie am Anfang der Reise bereits Freunde sind, kommt irgendwann mittendrin fast IMMER eine Stelle, wo die sich streiten und getrennte Wege gehen. Entweder, weil das Drehbuch gemerkt hat, dass die anstehenden Probleme und Gefahren sonst zu leicht wären, oder weil man etwas Drama in der Geschichte haben will. Ist ein ziemlich ausgeleiertes Klischee. (Die andere Variante ist, dass die am Anfang Gegner oder mindestens Rivalen sind, und erst zu Freunden werden.)

Diese Kolumne plädiert allerdings dagegen, existierende Konzepte zu übernehmen und die Männer einfach durch Frauen auszutauschen. Das wäre faul und einfallslos und würde Vielfältigkeit von Frauenfreundschaften in ihren verschiedenen Facetten nicht gerecht werden.

Nun, „Konzept“ ist ein großes Wort. Zwei Frauen laufen durch die Gegend, erleben irgendein Abenteuer und haben dabei einen Charakterbogen kann ja sehr vielfältig ausgestaltet werde, wie das bei Männerfreundschaftsfilmen ja auch ist. Aber gut, den obligatorischen Streit mittendrin könnte man weglassen.

Weibliche Lebensrealitäten haben es verdient, mehrdimensional gezeigt zu werden.

aka: besser als männliche Lebensrealitäten.

Das Vorgehen, ein „Männerding“ zu nehmen und einfach „Frau“ draufzuklatschen, kann deshalb nicht funktionieren.

Hat das schon jemand ausprobiert? Also, außer bei Ghostbusters?

Ich erinnere mich an „Clueless“, „Plötzlich Prinzessin“, „Girls United“ und den Britney Spears-Film „Not A Girl“. Die haben vielleicht ein paar Macken, aber man konnte auch einiges über Freundschaft und Zusammenhalt lernen.

Naja, wenn sie sich in andere Menschen hineinversetzen könnte, könnte eine Frau auch was aus HdR über Männerfreundschaften lernen (wenn man den Begriff „Menschen“ recht frei anwendet (also auch auf Elben, Zwerge, Hobbits und Gandalf)), so wie ich was aus „Not a Girl“ lernen könnte. Da kenne ich eigentlich nur das Ende, und das ist echt blöd.

„Book Smart“ ist ein schöner Coming-of-Age-Film, der die Freundschaft zweier High School-Absolventinnen verhandelt.

Das Wort „verhandelt“ passt nicht. Wer wäre der Verhandlungspartner?

Statt den Film als High-School-Comedy mit zwei Protagonistinnen zu bezeichnen, wurde Book Smart oft als „Superbad mit Mädchen“ tituliert, also einfach einer weiblichen Version eines Films mit gleichem Setting.

Nun, ich mag den Ghostbusterinnen-Film eigentlich ganz gern, bzw., die nicht so guten Stellen haben nichts damit zu tun, dass das Frauen sind. Insofern würde ich „irgendwas mit Mädchen“ jetzt nicht als Beleidigung verwenden. Außer, ich halte das „irgendwas“ für schlecht. Aber ok, gibt bestimmt genug, die „irgendwas mit Mädchen“ für eine schlechte Sache halten, weshalb es vllt. wirklich besser wäre, sich was Originelles mit Mädchen auszudenken. Nicht, um Frauen zu besseren Menschen zu erziehen, sondern für bessere Filme und Serien.

Aber, wo wir dabei sind, warum überlebt in Horrorfilmen fast immer eine Frau oder ein Mädchen? Wenn überhaupt jemand überlebt? Oder, wenn mehr als eine Person überlebt, warum sind dabei eigentlich immer Frauen, so dass sich der Frauenanteil der Gruppe deutlich gesteigert hat?

2 Gedanken zu “Ein weiterer Fall von „wir brauchen“

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