Liebe macht dumm

Es ist in Filmen (und anderen Geschichten) ein beliebtes Motiv, dass sich jemand aus Liebe in Gefahr begibt. Das ist ja viel romantischer als aus Hass. Oder finanziellen Gründen. Oder warum man das sonst machen sollte.

Problematisch wird das erst, wenn das mit „Liebe macht blind“-Motiv verbunden wird, weil es selbstzerstörerisches Verhalten als gut, richtig und romantisch darstellt. Was es so nicht ist.

Folgendes Beispiel: Am Anfang der Geschichte bist Du bereits über beide Ohren verliebt. Du stalkst observierst die Person enger, als es sinnvoll wäre, so dass das Deinen Kollegen auffällt, aber Du weist jede Kritik an Deinem Vorgehen zurück. Obwohl Du beinahe direkt draufgehst. Aber immerhin, Du lernst das Objekt Deiner Begierde endlich persönlich kennen, und das Objekt Dich, hurra.

Aber leider Gottes, Du kannst Deiner Liebe nicht einfach Deine Gefühle gestehen, weil die Person gerade noch viel mehr zu verarbeiten hast, und außerdem steckt ihr auf relativ engen Raum zusammen, und Du willst ja nicht so viel Druck aufbauen, dass das irgendwie abschreckend oder übergriffig rüberkommt, und außerdem bist Du in solchen sozial-zwischenmenschlichen Kram wohl auch eher schlecht. Außerdem hängen Euch die ganze Zeit Deine Kollegen, bzw. inzwischen Eure, auf der Pelle.

Die Liebe Deines Lebens lebt sich aber schnell ein, und bald wäre ein guter Zeitpunkt, die Klappe aufzumachen, aber nein – ein gemeinsamer Freund von Euch gerät in Gefangenschaft. Normalerweise wäre das ein Todesurteil, aber es gibt Plan B: Deine große Liebe entscheidet, ihn zu befreien! (Natürlich!) In Form eines echten Himmelfahrtskommandos. (Was auch sonst?) Was noch niemand je zuvor geschafft hat, aber hallo, Mary Sue! (Nicht sooo mary-sue-ig, eigentlich, aber gewisse Jesus-Vibes kommen schon rüber…)

Du entscheidest Dich, Jesus-Sue beizustehen und mitzukommen, denn Du würdest Dir es nie verzeihen, wenn dieses Himmelsfahrtkommando scheitern sollte, weil DU feige warst. (Was heißt jetzt in dem Zusammenhang scheitern? In den Himmel oder nicht in den Himmel?) Immerhin, vor so einer Mission kommst DU jetzt auch nicht mit irgendwelchen Liebesschwüren um die Ecke, denn das macht die Sache unnötig kompliziert, lenkt von der Mission ab und ist generell unprofessionell. Du bist Profi. Cool. Mutig. Und superkompetent bis zur letzten Minute.

Dann, buchstäblich Sekunden, bevor ihr alle in Sicherheit wäret, fängst Du doch an, über Deine Gefühle zu reden, und das Publikum bekommt zwar einen coolen und spannenden Restfilm, aber das war so unnötig.

„Du“ bist Trinity aus Matrix, und Neo wäre fast draufgegangen. Aber sowas könnte mit anderen Kombinationen aus Geschlecht und sexueller Orientierung auch passieren. (Ok, findet Ihr es immer noch toll, über Gefühle zu reden?)

Ist trotzdem ein schöner Film, nicht nur für Red-Piller: Frau kämpft für das Leben ihrer „love interests“. Im Unterschied zum drölftausenddrölfzigsten Aufguss der Prinzessinnen-Story.

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