Aus ääh Gründen leicht verspätet, will ich der diesjährigen Eqaulpaydayfeierlichkeiten gedenken, jetzt mit neuer Rezeptur:
In mathematisch korrekter Weise wird jetzt einfach der Tag genommen, ab dem Frauen arbeiten müssten, wenn sie nur so viel arbeiten würden, wie ihr Einkommen im Durchschnitt niedriger ist als das der Männer im Durchschnitt. Urlaubstage werden vereinfacht gleichgesetzt.
„Meine“ Einwände wurden endlich erhört, was die Berechnung des Tages betrifft.
Ändert aber nichts am grundsätzlichen Einwand: Der Gender Pay Gap (GPG) von über 20% kommt zustande, weil unterschiedliche Arbeit in unterschiedlichen Berufen gleichgesetzt wird. Das hat erstmal noch nichts mit dem Grundsatz „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ zu tun, weil es einfach unterschiedliche Arbeit ist.
Ein deutlich kleinerer GPG kommt zustande, wenn wirklich gleiche Arbeit verglichen wird, bei derselben Firma, mit dergleichen Berufserfahrung und gleich langer Betriebszugehörigkeit, die auch nur dann als gleich gelten, wenn dieselben Wochenarbeitsstunden inklusive ähnlich vieler Überstunden geleistet wurden. Überstunden erzeugen Überstundenzuschläge, Überstunden erzeugen Berufserfahrung, und in Unternehmen, wo Überstunden abgefeiert statt ausgezahlt werden müssen, ist die Bereitschaft, Überstunden zu leisten, immerhin ein Argument, mal befördert zu werden oder eine Gehaltserhöhung zu kriegen.
Der kleinere GPG, der, je nach Quelle, im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt, hängt dann tatsächlich mit dem allgemeinen Problem zusammen, dass Frauen mit Kindern eher als Männer dazu neigen, halbtags zu arbeiten. Und dass es frauenfeindliche Arbeitgeber gibt. Und dass es Arbeitgeber gibt, die Väter, die in Elternteilzeit gehen wollen, eher ablehnend gegenüberstehen. Das System ist also insgesamt eher familienfeindlich als frauenfeindlich. Die Probleme, die den verringerten GPG erzeugen, können mit der vorhanden Gesetzgebung prinzipiell bekämpft werden. Weiterhin kann eine Frau, die misstrauisch wird, ob ihr Arbeitgeber* sie nicht über den Tisch zieht, relativ leicht herausbekommen, was der Durchschnittverdienst für ihre Tätigkeit wäre. In den meisten Branchen jedenfalls. Und jetzt gibt es auch noch das Lohntransparenzgesetz. Und generell kann man auch mal „einfach“ den Arbeitgeber wechseln. Mir ist klar, dass das „einfach“ in vielen Fällen nicht zutrifft, aber das sind exakt die Methoden, die auch männliche Arbeitnehmer haben, um (ohne Tarifvertrag) ihre Lohnvorstellungen durchzusetzen.
Punkt ist aber, dass der Großteil des hohen GPG dadurch abgebaut werden könnte, wenn Frauen sich anders verhalten würde. Wenn man sagt, dass Frauen halt so erzogen werden, bestimmte Berufe zu ergreifen (internalisierter Sexismus), nun gut, dann sollten Mütter ihre Töchter eben anders erziehen. Wenn genug Frauen lieber in der Fabrik als im Krankenhaus arbeiten, werden die Löhne in den Fabriken sinken (erhöhtes Angebot), in den Krankenhäusern aber steigen (verringertes Angebot).
Wie viele Krankenschwestern und Kindergärtnerinnen hatten ursprünglich eine Ausbildung in der Stahlindustrie begonnen, bevor sie rausgemobbt wurden, und wie viele sind direkt Krankenschwester oder Kindergärtnerin geworden. Und wie viele Frauen sind in der Stahlindustrie geblieben?
*als zumeist juristische Person geschlechtslos